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Von Torsten Engelbrecht
Chip-Aktien legten seit den September-Tiefs kräftig zu, gerieten aber jüngst wieder ins Straucheln. Die Branche befürchtet einen erneuten Preiseinbruch, heißt es. Carsten Jansing, Chip-Experte von Hornblower Fischer, widerspricht.
FTD: Der Philadelphia Semiconductor Index stieg seit Ende September um 40 Prozent, die Nasdaq aber nur um 16. Ist das gerechtfertigt?
Jansing: Schon. Denn der Halbleiterindex fiel 2001 sehr viel stärker als die Nasdaq. Was nicht verwundert, denn die PC-Verkäufe gingen 2001 weltweit um fünf Prozent zurück, der Chip-Absatz hingegen um 40 Prozent. In der sich abzeichnenden Konjunkturerholung verheißt dies aber auch relativ hohes Aufwärtspotenzial. Der Rückgang der Chip-Verkäufe wurde inzwischen nicht nur gestoppt, sondern der Umsatz steigt wieder leicht. So kletterte die Book-to-Bill-Ratio, also das Verhältnis von Auftragseingängen zu Umsätzen, für Nordamerika zwischen Januar und April von 0,81 $ auf 1,09 $. Was nicht verwundert, da Chips am Anfang der Produktionskette stehen und eine Konjunkturerholung zuerst der Halbleiter-Branche zugute kommt.
FTD: Wo wird der Philadelphia Semiconductor Index in zwölf Monaten stehen?
Jansing: Da wir uns erst am Beginn eines neuen Zyklus befinden, sehe ich gute Chancen für einen Kurszuwachs zwischen 20 und 30 Prozent.
FTD: Computer- und Handy-Sektor, auf die 70 Prozent des weltweiten Chip-Absatzes entfallen, wachsen aber allenfalls verhalten. Besteht nicht die Gefahr der Wachstumsverflachung ab 2003?
Jansing: Die Chip-Branche ist keine sichere Wette mit Traumgewinnen. Doch dürfte die Halbleiter-Branche bis 2007 im Vergleich zur Gesamtwirtschaft überproportional zulegen. Denn Chips sind nicht nur elementarer Bestandteil zahlreicher neuer technologischer Anwendungen wie mobile große Plastikbildschirme für Handys oder Laptops, sondern kommen auch in mehr und mehr Produkten des Alltags wie Autos oder Waschmaschinen zum Einsatz.
FTD: In der zweiten Mai-Woche kam es aber zu einem deutlichen Preisverfall bei Speicherchips, und zwar um 25 Prozent. Experten befürchten gar einen weiteren Preisrutsch.
Jansing: Bei den DRAM-Preisen, die in wenigen Monaten von 1 $ auf 4 $ stiegen und dann wieder auf 2 $ fielen, sind Prognosen schwer zu treffen. Denn nicht nur Angebot und Nachfrage bestimmen die Preise, sondern auch die Anbieter, die den Markt künstlich bearbeiten. Der Preisrutsch Anfang Mai ist auf die geplatzte Fusion zwischen Micron und Hynix zurückzuführen, weil so aus der erhofften weltweiten Angebotsverknappung nichts wurde. Ich erwarte aber, dass wir uns 2002 beim 128-Megabyte-DRAM-Chip zwischen 2 $ und 3,50 $ bewegen werden, was Hynix zum Überleben nicht reicht, den anderen großen - Micron, Samsung und Infineon - aber allemal.
FTD: Trotz unsicherer Markt-Aussichten empfehlen Sie Infineon, das stark von DRAM-Verkäufen abhängt, als "Outperformer". Das heißt: zehn Prozent bessere Performance als die Nasdaq.
Jansing: Der Fall Hynix dürfte sich in den nächsten sechs Monaten erledigt haben, was Infineon zugute kommen wird. Zudem verfügen die Münchener über eine der besten, wenn nicht die beste Produktions-Technologie. Auch dürfte die Tatsache, dass vor allem Prozessor-Hersteller wie Intel die Wertschöpfung im PC-Markt auf sich ziehen, zugunsten der DRAM-Spezialisten sprechen.
FTD: Intel will die zunächst geplante Preiskürzung für den Pentium-4-Prozessor aufschieben. Analysten erwarten nun eine Veränderung des "unerwünschten" Kundenverhaltens, Aufträge so lange hinauszuzögern, bis bessere Preise da sind. Sehen Sie das auch so?
Jansing: Durchaus. Denn die PC- und Chip-Hersteller werden in Zukunft das Spiel "deutliche Preissenkungen für bessere Leistungen" nicht mehr mitmachen. Einige Hersteller werden vom Markt verschwinden, was oligopolistische Strukturen begünstigt und die Preismacht vom Kunden zu den Herstellern verschiebt. Wir empfehlen Intel als "Outperformer".
FTD: Werden aber nicht neue Technologien und effizientere Produktionsverfahren finanzschwächeren Firmen helfen, sich am Markt zu halten?
Jansing: Im Gegenteil. Neue Technologien kosten richtig viel Geld. Für eine 300-Millimeter-DRAM-Produktionslinie zum Beispiel muss rund ein Drittel mehr hingeblättert werden als für eine ältere Version. Das erhöht die Markteintrittsbarrieren.
Von Torsten Engelbrecht
Chip-Aktien legten seit den September-Tiefs kräftig zu, gerieten aber jüngst wieder ins Straucheln. Die Branche befürchtet einen erneuten Preiseinbruch, heißt es. Carsten Jansing, Chip-Experte von Hornblower Fischer, widerspricht.
FTD: Der Philadelphia Semiconductor Index stieg seit Ende September um 40 Prozent, die Nasdaq aber nur um 16. Ist das gerechtfertigt?
Jansing: Schon. Denn der Halbleiterindex fiel 2001 sehr viel stärker als die Nasdaq. Was nicht verwundert, denn die PC-Verkäufe gingen 2001 weltweit um fünf Prozent zurück, der Chip-Absatz hingegen um 40 Prozent. In der sich abzeichnenden Konjunkturerholung verheißt dies aber auch relativ hohes Aufwärtspotenzial. Der Rückgang der Chip-Verkäufe wurde inzwischen nicht nur gestoppt, sondern der Umsatz steigt wieder leicht. So kletterte die Book-to-Bill-Ratio, also das Verhältnis von Auftragseingängen zu Umsätzen, für Nordamerika zwischen Januar und April von 0,81 $ auf 1,09 $. Was nicht verwundert, da Chips am Anfang der Produktionskette stehen und eine Konjunkturerholung zuerst der Halbleiter-Branche zugute kommt.
FTD: Wo wird der Philadelphia Semiconductor Index in zwölf Monaten stehen?
Jansing: Da wir uns erst am Beginn eines neuen Zyklus befinden, sehe ich gute Chancen für einen Kurszuwachs zwischen 20 und 30 Prozent.
FTD: Computer- und Handy-Sektor, auf die 70 Prozent des weltweiten Chip-Absatzes entfallen, wachsen aber allenfalls verhalten. Besteht nicht die Gefahr der Wachstumsverflachung ab 2003?
Jansing: Die Chip-Branche ist keine sichere Wette mit Traumgewinnen. Doch dürfte die Halbleiter-Branche bis 2007 im Vergleich zur Gesamtwirtschaft überproportional zulegen. Denn Chips sind nicht nur elementarer Bestandteil zahlreicher neuer technologischer Anwendungen wie mobile große Plastikbildschirme für Handys oder Laptops, sondern kommen auch in mehr und mehr Produkten des Alltags wie Autos oder Waschmaschinen zum Einsatz.
FTD: In der zweiten Mai-Woche kam es aber zu einem deutlichen Preisverfall bei Speicherchips, und zwar um 25 Prozent. Experten befürchten gar einen weiteren Preisrutsch.
Jansing: Bei den DRAM-Preisen, die in wenigen Monaten von 1 $ auf 4 $ stiegen und dann wieder auf 2 $ fielen, sind Prognosen schwer zu treffen. Denn nicht nur Angebot und Nachfrage bestimmen die Preise, sondern auch die Anbieter, die den Markt künstlich bearbeiten. Der Preisrutsch Anfang Mai ist auf die geplatzte Fusion zwischen Micron und Hynix zurückzuführen, weil so aus der erhofften weltweiten Angebotsverknappung nichts wurde. Ich erwarte aber, dass wir uns 2002 beim 128-Megabyte-DRAM-Chip zwischen 2 $ und 3,50 $ bewegen werden, was Hynix zum Überleben nicht reicht, den anderen großen - Micron, Samsung und Infineon - aber allemal.
FTD: Trotz unsicherer Markt-Aussichten empfehlen Sie Infineon, das stark von DRAM-Verkäufen abhängt, als "Outperformer". Das heißt: zehn Prozent bessere Performance als die Nasdaq.
Jansing: Der Fall Hynix dürfte sich in den nächsten sechs Monaten erledigt haben, was Infineon zugute kommen wird. Zudem verfügen die Münchener über eine der besten, wenn nicht die beste Produktions-Technologie. Auch dürfte die Tatsache, dass vor allem Prozessor-Hersteller wie Intel die Wertschöpfung im PC-Markt auf sich ziehen, zugunsten der DRAM-Spezialisten sprechen.
FTD: Intel will die zunächst geplante Preiskürzung für den Pentium-4-Prozessor aufschieben. Analysten erwarten nun eine Veränderung des "unerwünschten" Kundenverhaltens, Aufträge so lange hinauszuzögern, bis bessere Preise da sind. Sehen Sie das auch so?
Jansing: Durchaus. Denn die PC- und Chip-Hersteller werden in Zukunft das Spiel "deutliche Preissenkungen für bessere Leistungen" nicht mehr mitmachen. Einige Hersteller werden vom Markt verschwinden, was oligopolistische Strukturen begünstigt und die Preismacht vom Kunden zu den Herstellern verschiebt. Wir empfehlen Intel als "Outperformer".
FTD: Werden aber nicht neue Technologien und effizientere Produktionsverfahren finanzschwächeren Firmen helfen, sich am Markt zu halten?
Jansing: Im Gegenteil. Neue Technologien kosten richtig viel Geld. Für eine 300-Millimeter-DRAM-Produktionslinie zum Beispiel muss rund ein Drittel mehr hingeblättert werden als für eine ältere Version. Das erhöht die Markteintrittsbarrieren.