Steckt die USA weiter in der Krise?

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calexa:

Steckt die USA weiter in der Krise?

 
28.10.02 19:45
Im historischen Rückblick ist die Saison von November bis Januar eine der profitabelsten überhaupt für die Aktienmärkte der USA. Diese Hoffnung,gepaart mit einem technisch überverkauften Markt, hat die Kursgewinne ander Wall Street in den vergangenen Wochen unterstützt. Die über den (stark gesenkten) Erwartungen liegenden Quartalserträge vieler Firmenließen Gelder in den Markt zurückfließen und zwangen viele Leerverkäufer ihre Positionen einzudecken. Diese vereinzelten Nachrichten (Micro-Ökonomie) rückten in den Mittelpunkt und wurden als Indikation für die Gesamtvolkswirtschaft gesehen. Wie kommt es dann, dass die macroökonomischen Daten der letzten zwei Wochenso enttäuschend ausfielen ?

Am Samstag gingen wir zu Best Buy (BBY) um ein neues Telephon (inkl.Anrufbeantworter, Call-Waiting, Caller-ID) zu kaufen. Der Laden ist in Manhattan an der 23.Strasse und 6.Avenue. Nur 3 der 8 Kassen waren offen und es herrschte gähnende Leere. Wenn dies ein Vorbote auf das Weihnachtsgeschäft ist, dann wird sich der Einzelhandel in den USA auf eine mittlere Katastrophe einstellen müssen.

Der Verbraucher ist durch die Dauerberieselung der Autowerbung (mit 0%Finanzierungen) im Fernsehen so sensibilisiert, dass er nur noch auf Sonderangebote reagiert. Das "Erlebnis-Shopping" nimmt bereits stark ab. So meldete Reuters, dass der "Malltraffic" in den Vorstadteinkaufszentren rückläufig sei, da die Konsumenten nur Zeit hätten, eben die Dinge zukaufen welche sie auf ihrer Einkaufsliste hatten. So werden Spezialgeschäftedirekt angesteuert und die Impulskäufe nehmen stark ab. Selbst beim Branchenwunderkind, Wal-Mart (WMT) waren die Umsätze zuletzt rückläufig.Die Konsumentenzuversicht (gemessen durch die Universität von Michigan)fiel in der vergangenen Woche auf ein 9 Jahrestief. Restaurants in New York,scheinen mir immer leerer zu werden, zwei zu denen ich gerne zum Brunch gehe, haben in den letzten 3 Monaten geschlossen.

Der Manufacturing-Sector (herstellendes Gewerbe) leidet an Überkapazitäten. Die Aufträge für langlebige Wirtschaftsgüter fielen in der vergangenen Woche weit niedriger aus als erwartet. Die Hypothekenzinsen stiegen die dritte Woche in Folge an.

Nun mehren sich die Stimmen an der Wall Street, welche schon bald eine weitere Zinssenkung der Federal Reserve erwarten. Diese soll helfen, die drohenden deflationären Tendenzen zu bannen, obwohl sie gleichzeitig ein Eingeständnis der Ohnmacht des zur Verfügung stehenden geldpolitischen Instrumentariums wäre.

Aber viele konservative Strategen an der Wall Street erhalten auch Rückenwind aus Washington. Obwohl sich die amerikanischen Wähler immer wieder darüber beklagen, dass die Regierung sich zu sehr dem vermeintlichen Irak-Problem und nicht der Wirtschaft annimmt, haben die Republikaner die besten Chancen seit Jahrzehnten, neben dem Weißen Haus auch den Senat und das Repräsentantenhaus zu beherrschen. Das Bushteam könnte dann seine wirtschaftspolitische "Kompetenz" voll zum tragen bringen (was in meinen Augen die Chancen einer Wiederwahl von Bush als Präsidenten gen 0% fallenlässt).Historisch hat der Aktienmarkt in der Vergangenheit noch nie nachhaltig davon profitiert, wenn Senat + Reprisentatenhaus und Weißes Haus von einund der selben Partei beherrscht wurden.

Amerika hat sich bis heute wirklich nicht mit seinen strukturellen Problemen auseinandergesetzt. Wo diese in Deutschland hinreichend bekanntsind, und in Folge ohne Handlung zerredet werden, werden sie in den USA einfach rundweg geleugnet (weil nicht sein kann, was nicht sein darf).Nicht nur, dass gegenwärtig kaum noch etwas mit richtigem Profit verkauft werden kann (siehe Autos), wir können kaum glauben, dass dies in den letzten Jahren wirklich der Fall war. Die Art und Weise, wie die "Erträge" errechnet wurden, muss zweifeln lassen, wann zuletzt wirklich etwas verdient wurde. Nur hatten wir uns in den letzten Jahren bereits darangewöhnt, dass die Ertragszahlen immer wieder ohne "bestimmte Einzelaufwendungen" bekannt gegeben wurden. Nun hat sich Standard & Poorsdaran gemacht, die Erträge der letzten Jahre rückwirkend bereinigt zuerrechnen, und das Ergebnis ist sehr ernüchternd (Optionskosten,Pensionsaufwendungen, usw.). Bereinigt wäre der Markt nun höher bewertet(Kurs-Gewinnverhältnis), als noch im ersten Quartal 2000, bevor derBärenmarkt begann !

So sind wir noch nicht in einem Marktumfeld angelangt, welches es erlaubt eine "Buy & Hold" Investmentstrategie zu fahren. Stop/Loss Niveaus müssenweiter stark nachgezogen werden. Gleichzeitig sollte die Gewichtung (alsprozentualer Anteil) des Portfolios der Anleger in Aktien überdacht und vielleicht besser gesenkt werden (Positionen in steigende Kurse abbauen).Ich gehe leider weiter davon aus, dass die gegenwärtige Bewegung im Markt eine Korrektur im Umfeld eines anhaltenden Bärenmarktes ist.
(Quelle: informer2.comdirect.de)

So long,
Calexa
www.investorweb.de
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