Unternehmensanleihen
14. Februar 2007
Eines ist klar. Die Musik auf dem Anleihenmarkt spielt im Bereich der Junkbonds und dort besonders am Ende der Rating-Skala. Seit Oktober sind die Durchschnittsrenditen von über zehn auf unter 8,75 Prozent gefallen und der Spread hat unter der Marke von 440 Basispunkten ein Rekordtief erreicht.
Auch BB- und B-Anleihen verzeichnen Renditerückgänge, allerdings längst nicht so spektakuläre. Lag der Spread zwischen C- und B-Anleihen im Oktober noch bei rund 300 Basispunkten, so hat er sich mittlerweile auf unter 200 reduziert, während der zwischen B- und BB-Anleihen praktisch unverändert geblieben ist.
Schuld daran ist wohl die nicht unberechtigte Wahrnehmung, dass die Ausfallraten für Hochzinsanleihen mit spekulativem Rating in den vergangenen Jahren auf niedrigstem Niveau gelegen haben, und die Hoffnung, dass sich angesichts eines positiven Upgrade-Downgrade-Verhältnisses daran so schnell nichts ändert. Für das laufende Jahr wird auch keine spektakuläre Veränderung erwartet, indes sind sich die Agenturen für die Jahre danach längst nicht so sicher (siehe auch: Ausfallraten dürften ab 2008 deutlich steigen).
Nichtsdestoweniger verzeichnen einige C-Anleihen doch starke Kursanstiege. Am spektakulärsten dürfte er wohl beim britischen Glashersteller Ardagh Glass gewesen sein. Dessen 2005 begebene, bis 2015 laufende und mit 10,75 Prozent verzinste Anleihe (Isin
XS0213777591) hatte ihr Listing unter 75 Prozent begonnen und war dann bis auf 52 Prozent gesunken. Anfang des Jahres kam es zu einer jähen Trendwende und seitdem ist der Kurs bis auf ein Allzetihoch von 82,75 Prozent gestiegen.
2006 hatte Moody's das Rating zweimal gesenkt und behielt zuletzt im September auch den negativen Ausblick bei. Die Agentur erwartet, dass der Cashflow des Unternehmen im vergangenen Jahr negativ war und dies auch im kommenden Jahr sein wird. Vom Unternehmen selbst gibt es kaum Informationen. Berichte stehen nur Anleiheinhabern zur Verfügung.
Selbst an der Gerüchtebörse wird nichts gehandelt. So lautet eine Kaufempfehlung schlicht: „Mir fällt nichts besseres ein“. Angesichts einer Rendite von knapp 15 Prozent und kein akut negativen Nachrichten dürfte das wohl für manchen ausreichend sein. Auch wenn es sich um eine sogenannte PIK-Note handelt, bei der die Zinsen statt in bar in Anleihen bezahlt werden.
Über großen Zuspruch können sich auch Neuemissionen freuen. So brachte der polnische Schrotthändler Zlomrex zu Monatsanfang eine mit 8,5 Prozent verzinste und bis 2014 laufende Schuldverschreibung (Isin
XS0283393998) heraus, die mit 99 Prozent startete und mittlerweile bei 100,88 Prozent notiert.
Zlomrex finanziert damit die Mehrheits-Übernahme der Voestalpine Stahlhandel GmbH. Das Geschäftsmodell sei aufgrund der ambitiösen Wachstumsstrategie des Managements verwundbar, meinen S&P-Analysten, die dem Unternehmen ein vorläufiges B-Rating geben. Zlomrex sei jung und noch klein, wenig diversifiziert und seine Margen seien angesichts seiner Abhängigkeit vom zyklischen, schwankenden und kompetitiven Stahlsektor als volatil einzuschätzen. Dafür sei die Verschuldung vergleichsweise moderat.
In dem im September 2006 zu Ende gegangenen Geschäftsjahr hatte Zlomrex 242 Millionen Euro umgesetzt und möchte mit der Übernahme diesen im laufenden Jahr auf 770 Millionen Euro erhöhen. Die Anleihe kann ab 2011 vom Emittenten gekündigt werden und rentiert aktuell mit 8,33 Prozent. Angesichts der Tatsache, dass das S&P-Rating nicht im C-Bereich liegt, erscheint die Anleihe trotz aller Anfälligkeiten für risikofreudige Investoren nicht uninteressant.
Die in dem Beitrag geäußerte Einschätzung gibt die Meinung des Autors und nicht die der F.A.Z.-Redaktion wieder.
Text: @mho mit Material aus F.A.Z., 01.02.2007, Nr. 27 / Seite 22
Bildmaterial: FAZ.NET