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Dieses Exklusiv-Interview mit Singulus-Vorstandschef Roland Lacher führte Interstoxx ausschließlich für die Sparkasse Norden.
Bitte beachten Sie auch unsere Exklusiv-Analysen.
Portrait:
Singulus gehört zu den Gewinnern am Neuen Markt. Seit der Emission im November 1997 hat sich der Kurs mehr als verdreifacht. Das Unternehmen produziert Anlagen - sogenannte Linien - zur Herstellung von CDs und deren Nachfolgern, den DVDs (Digital Versatile Discs).
Nach dem dritten Quartal lag der Umsatz bei 211 Millionen Mark (plus 58 Prozent), der Gewinn vor Steuern und Zinsen (EBIT) bei 50 Millionen Mark (plus 47 Prozent). Der Auftragsbestand wurde auf 355 Millionen Mark beziffert. Für das Gesamtjahr prognostizierte Vorstandschef Roland Lacher gegenüber Interstoxx einen Umsatz von gut 300 Millionen Mark und einen Jahresüberschuß von über 30 Millionen Mark.
Mit welchem Auftragsvolumen rechnen Sie für Ende des Jahres?
Wir werden mit Sicherheit einen Auftragsbestand über 300 Millionen Mark haben. Der Auftragseingang ist bei uns ungebrochen. Aufträge für Lieferung bis Jahresende können wir gar nicht mehr annehmen. Wir sind ausverkauft.
Ihre Produktionskapazitäten reichen also nicht aus?
Die eigenen Produktionskapazitäten sind ein Grund. Der zweite ist eine Verknappung der Spritzgieß-Maschinen, die wir für unsere Produktion brauchen. Wenn wir bei unserem Zulieferer bis Weihnachten noch zehn Spritzgieß-Maschinen ordern würden - wir bekämen sie nicht mehr.
Wie wollen Sie dieses Problem beheben?
Zunächst ist das nicht nur unser, sondern ein generelles Problem. Es kann sein, dass wir stärker auf japanische Maschinen zurückgreifen müssen. Die sind aufgrund des hohen Yen-Kurses allerdings teurer als die europäischen. Oder wir werden versuchen, neue Hersteller von Spritzgieß-Maschinen zu qualifizieren. Es gibt entsprechende Gespräche.
Wie lange dauert diese Qualifizierung?
In der Regel dauert sie drei bis sechs Monate.
Heißt das, dass Sie im nächsten Jahr sechs Monate damit zu tun haben werden, Ihre Lieferanten soweit zu bringen, dass Sie adäquat zuliefern können?
Nein, nicht ganz. Wir haben ja qualifizierte Hersteller. Und kurzfristig können wir, wie gesagt, auch auf japanische Hersteller zurückgreifen. Die Frage ist nur, ob meine Kunden den Mehrpreis akzeptieren. Aber das geht allen so.
Wie erweitern Sie Ihre eigenen Kapazitäten?
Wir haben neue Räumlichkeiten gemietet und erheblich Leute eingestellt. Mit Leihkräften haben wir heute eine Belegschaft von 250 Mitarbeitern. Und wir haben ein neues Werk im Bau mit insgesamt 14.000 Quadratmetern Fertigungs- und Bürofläche. Das wird zum 1. Juli nächsten Jahres bezogen.
Wie weit sind Sie im Bereich der wiederbeschreibbaren CDs und DVDs?
Wir werden Anfang nächsten Jahres unseren Re-writable-Coater präsentieren, eine Maschine, die sowohl wiederbeschreibbare CDs als auch DVDs produzieren kann. Wir arbeiten an dem Thema Re-writable schon zwei volle Jahre. Wenn wir die technologische Eintrittsbarriere geschafft haben, dann sind wir in einem Markt, wo sich nur vier Wettbewerber tummeln werden.
Stichwort Expansion - planen Sie Akquisitionen?
Ich bin ein großer Freund von internem Wachstum. Man bleibt fokussiert, hat eine weniger komplexe Organisation und eine einheitliche Kultur.
Sie planen also keine Übernahmen?
Wir prüfen aktiv. Aber eine Akquisition macht nur dann Sinn, wenn man etwas hinzugewinnt, was man nicht hat. Das kann Technologie sein oder ein Markt, in dem man unterrepräsentiert ist.
Wie weit sind die Gespräche?
Das werde ich heute nicht sagen.
Wann werden Sie es sagen?
Spätestens vor der Hauptversammlung im Jahr 2000. Wir haben erheblich Cash aufgehäuft, und ich muß bei der nächsten Hauptversammlung entweder Geld ausgegeben haben, oder ich muß Dividende zahlen. Und ich zahle ungern Dividende. Aber ich zahle sie lieber, als dass ich ein Investment mache, das sich nicht rechnet.
Sie hatten bei anderer Gelegenheit einmal andere Geschäftsfelder erwähnt, die Sie sich erschließen wollen. Wie weit sind Sie in dieser Hinsicht?
Das ist Gegenstand intensiver Überlegungen. Die Dinge sind noch nicht abgeschlossen, deshalb kann man darüber auch noch nicht reden. Aber unser geistiger Horizont geht sehr weit.
Heißt das, Sie streben auf komplett andere Geschäftsfelder?
Ich kann das nicht ausschließen. Wir machen uns durchaus Gedanken über Themen außerhalb der Optical Disc. Aber das ist ein mittelfristiger Horizont und kein kurzfristiger. Solange wir den Markt Optical Disc nicht intensivst bearbeitet haben, werden wir nicht in neue Geschäftsfelder gehen.
Herr Lacher, vielen Dank für das Gespräch.
© 1999 Interstoxx AG