Schoko-Aktien im Aufwind

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Schoko-Aktien im Aufwind

 
09.04.04 22:50
Lindt & Sprüngli und Barry Callebaut profitieren vom Trend zu Premium-Süßwaren
von Lina Panitz
   
Berlin -  Pünktlich zum Fest haben die deutschen Discounter den Krieg der Osterhasen ausgerufen. Wer hat den billigsten Schoko-Bunny - lautet der Schlachtruf von Lidl, Aldi & Co. Man müsste meinen, dass die Aktienkurse der Schokohersteller dahinschmelzen. "Das Geschäft mit Schokolade ist zurzeit nicht gerade einfach", sagt Edouard Dubuis, Fondsmanager bei Clariden. Doch nicht alle Unternehmen der Süßwarenindustrie seien gleichermaßen negativ betroffen. "Premiumanbieter haben im Wettbewerb bessere Karten."


Tatsächlich scheint das Schokohasengemetzel der Discounter einigen Chocolatiers überhaupt nichts anhaben zu können. Die Aktienkurse von Lindt & Sprüngli sowie von Barry Callebaut hoppeln von einem Hoch zum nächsten. Seit dem letzten Ostern gewannen Lindt-Papiere 70 Prozent, die des Konkurrenten Barry, zu dem mittlerweile auch die deutsche Stollwerck gehört, sogar 90 Prozent.


Die Qualität der Schokolade und das Sortiment machen den Unterschied bei den Aktienkursen. Seit die Europäische Union vor vier Jahren den Herstellern erlaubt hat, billige Pflanzenfette statt feiner Kakaobutter zur Erzeugung der süßen Versuchung zu verwenden, achten die Verbraucher deutlich mehr auf die Zutaten. Dabei profitieren jene Produzenten am meisten, die im Premiumsegment verankert sind. Verstärkt wird dieser Trend durch das wachsende Gesundheitsbewusstsein der Verbraucher. Da der Kampf gegen Fettleibigkeit zu einer Art Volksbewegung geworden ist, bevorzugen die Käufer bei Süßigkeiten Klasse statt Masse. Gefragt sind hochwertige Schokoladen mit hohem Kakaoanteil und wenig Fett. Das Etikett Premium bekommt eine Schokolade dann, wenn sie einen Kakaoanteil von mindestens 70 Prozent hat. Diese Süßigkeiten gelten unter Ernährungsaposteln, in angemessenen Mengen genossen, sogar als leistungssteigernd und gesundheitsfördernd. Auch Diätschokoladen erleben einen deutlichen Nachfrageschub.


Damit avanciert auch Schokolade zum Lifestyle-Produkt - ähnlich wie Kaffee oder Olivenöl Ende der neunziger Jahre. Immer mehr Konsumenten sind bereit, zwei Euro oder mehr für eine Tafel Schokolade hinzublättern, wenn sie nur das Gefühl bekommen, dass da etwas Gutes und Edles auf ihrer Zunge zergeht. Durch diese neue Schokoladenkultur werden die Karten im Markt völlig neu gemischt. Premiumanbieter wie Lindt & Sprüngli sowie Barry können weiter wachsen. Die Großen wie Nestlé oder Cadburry geraten dagegen unter Druck. Der weltgrößte Chocolatier Nestlé, der für die Marken Kitkat oder Smarties bekannt ist, erzielte mit seiner Schokosparte im vergangenen Jahr vier Prozent weniger Umsatz nach minus 2,9 Prozent im Jahr 2002.


Ganz anders die Schweizer Konkurrenten. Lindt verkaufte im vergangenen Jahr 7,1 Prozent mehr Süßes, Barry Callebaut setzte - wenn man die Akquisitionen herausrechnet - immerhin noch zwei Prozent mehr zu. Barry gelang das Kunststück, die Preise zu erhöhen, obwohl gleichzeitig die Preise für die Zutaten gefallen sind.


Mit der Neuentdeckung der braunen Masse als Luxusgenussmittel kehrt die Schokoladenkultur zu ihren Ursprüngen zurück. Im 16. Jahrhundert führte der spanische Eroberer Hernán Cortés die Kakaobohne aus Südamerika ein. Die Indios hatten damals die Bohne zur Zubereitung eines Schokodrinks verwendet, der sich in Europa zum In-Getränk der Oberschicht entwickelte. Erst 1828 schuf der Holländer Conrad van Houten eine Methode, die flüssige Masse zu jenen Tafeln zu verfestigen, die wir heute kennen. Die industrielle Massenproduktion führte dazu, dass die 100-Gramm-Tafel lange Zeit für weniger als eine D-Mark zu haben war. Nun setzt eine Gegenbewegung ein, die die Schokolade zum Genussmittel aufwertet.


"Das Ostergeschäft der Schweizer sieht viel versprechend aus", kommentiert Pascal Moura von der Deutschen Bank die Situation bei Lindt & Sprüngli. "Es ist ermutigend zu beobachten, dass die Marke Lindt einmal mehr stärker als der Gesamtmarkt gewachsen ist. Und das, ohne die Gewinnmargen senken zu müssen."


Tatsächlich scheinen Preiskriege wie zwischen Lidl und Aldi die Lindt-Osterhasen mit der roten Schleife und dem kleinen goldenen Glöckchen nicht aus den Nestern stoßen zu können - und das, obwohl die Billig-Bunnys lediglich 45 Cent und ein Lindt-Markenhase über zwei Euro kosten.


Nur vor einem haben alle Schokohersteller - hochpreisige wie tiefpreisige - Angst: vor tropischen Temperaturen wie im vergangenen Jahr, die die Lust auf die braune Masse dahinschmelzen lassen. Doch zu Ostern müssen sich die Manager keine Sorgen machen. Die nächsten Tage wird es bestimmt nicht zu heiß zum Naschen.


Artikel erschienen am 10. April 2004
Welt.de
Happy End:

Dann kann man es sich ja schmecken lassen

 
10.04.04 01:16
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