Schöner als die Wirklichkeit von Axel Retz Heute nur ein einziger Beitrag. Aber er hat es ich sich: Während viele Analysten ja schon gar nicht mehr aus ihrem Siegestaumel und der Skizzierung immer höher liegender Topps an den Aktienmärkten heraus finden, stelle ich mir eine einfache Frage: Wie wird der Dow Jones berechnet? Er ist der „Leitindex" der internationalen Aktienbörsen. Geht er nach oben, folgen ihm die Kurse rund um den Globus. Und geht er nach unten, folgen sie ihm ebenfalls. In aller Regel zumindest. Wie eng gerade unser Dax am Dow klebt, hatte ich hier im „Dax Daily" ja schon wiederholt vorgestellt. Aber: Macht das Sinn? Macht es wirklich Sinn? Sehen wir mal nach: Wenn Sie sich am letzten markanten Hoch des Dow Jones im Januar 2000 jeweils eine Aktie der im Index enthaltenen Werte gekauft hätten, hätten Sie dafür 1.591 US-Dollar hinblättern müssen. Würden Sie diese Aktien heute verkaufen, bekämen Sie dafür (abzgl. Gebühren) 1.639 US-Dollar. Ein Plus von gerade einmal 3 Prozent. Einmal ganz abgesehen davon, dass Sie aufgrund der Währungsentwicklung im gleichen Zeitraum über 25 Prozent Ihres eingesetzten Kapitals verloren hätten (Hallooo, Wall Street-Freunde), stellt sich jedoch noch eine ganz andere, m. E. wichtigere Frage. Nämlich: 3 Prozent statt über 13 Prozent – wie kann das sein? Wenn Ihr Portfolio aus jeweils einer Dow-Aktie seit dem Januar-Hoch 2000 bis jetzt nominal also nur 3 Prozent Rendite erwirtschaftet hat, warum steht dann der Dow Jones heute gegenüber damals mit über 13 Prozent im Plus? Ich sage es Ihnen: Nicht nur die US-Konjunkturdaten erfreuen sich beharrlicher Manipulationen. Auch der Dow Jones ist nichts anderes als ein „getürktes" (warum eigentlich wieder die Türken?) Konstrukt. Denn in seiner Berechnung werden Aktien mit hohen Kursen höher gewichtet als Aktien mit niedrigeren Kursen. Klingt nicht schlimm, ist es aber. Ein Rechenbeispiel dazu: Nehmen Sie einmal an, Sie kaufen alle 30 Dow-Aktien mit jeweils gleichem Kapitaleinsatz. Die 15 teuersten dieser Aktien steigen um 10 Prozent, die 15 billigsten fallen um 1o Prozent. Ihre logische Performance: null. Aufgrund der Berechnungsmethodik des Index wäre der Dow Jones im gleichen Zeitraum um sagenhafte 28,7 Prozent gestiegen. Und Sie würden sich verwundert die Augen darüber reiben, warum sich in Ihrem Depot nichts getan hat. Drehen wir den Spieß herum: Die 15 teuersten Dow-Aktien verlieren 10 Prozent, die 10 billigsten legen um zehn Prozent zu. Ihr Ergebnis bei gleichen Kapitaleinsatz in jede Aktie: Wieder null. Der Dow Jones aber ist um 28,7 Prozent eingebrochen. Und Sie werden sich für ein Genie halten, weil Ihr Depot dennoch stabil blieb. Anlegern, die diese Art der Manipulation einmal verstanden haben, wird sich auch der Blick dafür schärfen, warum kaum ein Aktienfonds die Performance des Dow Jones übertreffen kann: Mit dem gleichgewichteten Kauf aller Dow-Aktien kommen halt nur 3 statt über 13 Prozent heraus. Um den Volksmund zu bemühen (Sie gestatten es mir): Die Welt will für dumm verkauft werden. Und sie wird es! Gruß nuessa xs413.xs.to/xs413/07105/friend_1.png" style="max-width:560px" />