Märkte: Zwischen Bangen und Hoffen
Mittwoch 14. April 2004, 08:52 Uhr
Am Irak wandeln die USA auf einem schmalen Grat. Von einer Befriedung des gesamten Nahen Ostens ist man weiter entfernt denn je. Noch zeigen sich die Märkte resistent. Aber wehe, die Unternehmen enttäuschen mit ihren Zahlen. Intels Prognose etwa ist alles andere als erfreulich.
Hamburg/Frankfurt am Main/New York - US-Präsident Bush ist entschlossen, die Aufstände im Irak niederzuschlagen. Mögen auch zwei von drei Amerikanern befürchten, dass den Besatzungsmächten das gleiche Schicksal Anzeige
droht wie einst in Vietnam, Bush weist derlei Spekulationen weit von sich: Kein Wort des Zweifels, keine Silbe der Entschuldigung an die Amerikaner und Hinterbliebenen zur besten Sendezeit.
Während politische Beobachter angesichts der ansonsten bis auf das Blut verfeindeten schiitischen und sunnitischen Aufständischen von bürgerkriegsähnlichen Zuständen sprechen, sieht Bush lediglich "extremistische und rücksichtslose Elemente" im Irak am Werk. Der Zeitplan steht: Ende Juni will der US-Präsident eine Übergangsregierung im Irak einsetzen. Beobachter halten dieses Ziel angesichts des sich ausbreitenden Guerillakrieges für mehr als ambitioniert.
Dass diese wie auch immer geartete Regierung unter den gegenwärtigen Verhältnissen keine Unterstützung in der Bevölkerung finden wird, blendet Bush aus. Schuldig bleibt er auch die Antwort auf die Frage, wie er bis dahin die Verhältnisse halbwegs zu stabilisieren gedenkt. Mit Unterstützung etwa der Vereinten Nationen kann Bush derzeit nicht rechnen.
Zweifelsohne: Die Pläne einer "Instant-Demokratisierung auf Knopfdruck" (Handelsblatt) für den Irak sind geplatzt. Schon scharrt Israels Ministerpräsident Scharon mit den Füßen und macht sich auf ins Weiße Haus. Sein umstrittener Vorschlag lautet im Kern: Ein bisschen Gaza-Streifen gegen das Westjordanland. Für die Palästinenser ist dieser Vorschlag nicht annehmbar. Beobachter fürchten, Scharon spiele auf Zeit und wolle damit den Friedensfahrplan für Nahost umgehen. Für politische Beobachter steht fest: Die Vision einer Befriedung des gesamten Nahen Ostens nach dem Sturz Saddam Husseins ist unschärfer denn je.
Diese Unsicherheit ist es auch, die die Wall Street schnell wieder einholen könnte, sollte sich das Engagement der USA im Irak langwieriger und kostspieliger als erwartet erweisen, befürchten Beobachter. Nach zuletzt guten US-Konjunktur- und Unternehmensdaten legten die Indizes am Dienstag im späten Geschäft jedenfalls den Rückwärtsgang ein und dürften damit den Handelsauftakt in Frankfurt belasten.
Der Dow Jones schloss 1,3 Prozent schwächer auf 10.381 Zähler. Der Nasdaq Composite gab 1,7 Prozent auf 2030 Punkte ab. Belasten dürfte vor allem auch die enttäuschende Prognose des weltgrößten Chipherstellers Intel . Intel konnte zwar im ersten Quartal seinen Gewinn nahezu verdoppeln. Die Umsatzprognose allerdings enttäuschte Analysten. Händler in Frankfurt sahen am Morgen insbesondere Technologiewerte wie Infineon unter Abgabedruck.
Schwacher Euro könnte die Talfahrt bremsen
Andererseits könnte der wieder erstarkte Dollar für Unterstützung vor allem stark Export orientierter Unternehmen sorgen. Der Euro fiel am Mittwoch früh unter die Marke von 1,19 Dollar und damit auf den tiefsten Stand seit über vier Monaten.
Im weiteren Handelsverlauf erwarten die Märkte heute noch unter anderem die Geschäftszahlen der Bank of America sowie das Quartalsergebnis von Delta Air Lines. Nach Börsenschluss in New York legen die Technologie-Unternehmen AMD , Texas Instruments , Apple und Rambus ihre Zahlen vor
mfg
ath
Mittwoch 14. April 2004, 08:52 Uhr
Am Irak wandeln die USA auf einem schmalen Grat. Von einer Befriedung des gesamten Nahen Ostens ist man weiter entfernt denn je. Noch zeigen sich die Märkte resistent. Aber wehe, die Unternehmen enttäuschen mit ihren Zahlen. Intels Prognose etwa ist alles andere als erfreulich.
Hamburg/Frankfurt am Main/New York - US-Präsident Bush ist entschlossen, die Aufstände im Irak niederzuschlagen. Mögen auch zwei von drei Amerikanern befürchten, dass den Besatzungsmächten das gleiche Schicksal Anzeige
droht wie einst in Vietnam, Bush weist derlei Spekulationen weit von sich: Kein Wort des Zweifels, keine Silbe der Entschuldigung an die Amerikaner und Hinterbliebenen zur besten Sendezeit.
Während politische Beobachter angesichts der ansonsten bis auf das Blut verfeindeten schiitischen und sunnitischen Aufständischen von bürgerkriegsähnlichen Zuständen sprechen, sieht Bush lediglich "extremistische und rücksichtslose Elemente" im Irak am Werk. Der Zeitplan steht: Ende Juni will der US-Präsident eine Übergangsregierung im Irak einsetzen. Beobachter halten dieses Ziel angesichts des sich ausbreitenden Guerillakrieges für mehr als ambitioniert.
Dass diese wie auch immer geartete Regierung unter den gegenwärtigen Verhältnissen keine Unterstützung in der Bevölkerung finden wird, blendet Bush aus. Schuldig bleibt er auch die Antwort auf die Frage, wie er bis dahin die Verhältnisse halbwegs zu stabilisieren gedenkt. Mit Unterstützung etwa der Vereinten Nationen kann Bush derzeit nicht rechnen.
Zweifelsohne: Die Pläne einer "Instant-Demokratisierung auf Knopfdruck" (Handelsblatt) für den Irak sind geplatzt. Schon scharrt Israels Ministerpräsident Scharon mit den Füßen und macht sich auf ins Weiße Haus. Sein umstrittener Vorschlag lautet im Kern: Ein bisschen Gaza-Streifen gegen das Westjordanland. Für die Palästinenser ist dieser Vorschlag nicht annehmbar. Beobachter fürchten, Scharon spiele auf Zeit und wolle damit den Friedensfahrplan für Nahost umgehen. Für politische Beobachter steht fest: Die Vision einer Befriedung des gesamten Nahen Ostens nach dem Sturz Saddam Husseins ist unschärfer denn je.
Diese Unsicherheit ist es auch, die die Wall Street schnell wieder einholen könnte, sollte sich das Engagement der USA im Irak langwieriger und kostspieliger als erwartet erweisen, befürchten Beobachter. Nach zuletzt guten US-Konjunktur- und Unternehmensdaten legten die Indizes am Dienstag im späten Geschäft jedenfalls den Rückwärtsgang ein und dürften damit den Handelsauftakt in Frankfurt belasten.
Der Dow Jones schloss 1,3 Prozent schwächer auf 10.381 Zähler. Der Nasdaq Composite gab 1,7 Prozent auf 2030 Punkte ab. Belasten dürfte vor allem auch die enttäuschende Prognose des weltgrößten Chipherstellers Intel . Intel konnte zwar im ersten Quartal seinen Gewinn nahezu verdoppeln. Die Umsatzprognose allerdings enttäuschte Analysten. Händler in Frankfurt sahen am Morgen insbesondere Technologiewerte wie Infineon unter Abgabedruck.
Schwacher Euro könnte die Talfahrt bremsen
Andererseits könnte der wieder erstarkte Dollar für Unterstützung vor allem stark Export orientierter Unternehmen sorgen. Der Euro fiel am Mittwoch früh unter die Marke von 1,19 Dollar und damit auf den tiefsten Stand seit über vier Monaten.
Im weiteren Handelsverlauf erwarten die Märkte heute noch unter anderem die Geschäftszahlen der Bank of America sowie das Quartalsergebnis von Delta Air Lines. Nach Börsenschluss in New York legen die Technologie-Unternehmen AMD , Texas Instruments , Apple und Rambus ihre Zahlen vor
mfg
ath