Montag 17. Dezember 2001, 18:58 Uhr
RWE übernimmt tschechisches Gasmonopol für 4,1 Milliarden Euro
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Prag/Essen (dpa) - Der Energiekonzern RWE übernimmt für 4,1 Milliarden Euro (8,02 Mrd DM) die Gasversorgung in Tschechien. Wie die Muttergesellschaft RWE AG in Essen mitteilte, hat RWE (Frankfurt: 703712.F, Nachrichten) Gas den Zuschlag der tschechischen Regierung für 97 Prozent des Staatsunternehmens Transgas erhalten.
Außerdem gehen jeweils bis zu 58 Prozent der acht regionalen Gasversorgungsunternehmen an RWE. Damit steigt RWE gemessen an der Anzahl der Endkunden europaweit zum viertgrößten Gasunternehmen auf.
Transgas liefert in Tschechien nahezu das gesamte von den Regionalversorgern benötigte Gas. Der Kauf soll im Frühjahr abgeschlossen werden. Ob sich neben der tschechischen auch die deutsche und die europäische Kartellbehörde einschalten werden, ist nach Angaben eines Sprechers noch unklar.
Nach Informationen der «Berliner Zeitung» überbot die RWE ANZEIGE
den Düsseldorfer Mitbewerber E.ON um fast eine Milliarde DM. Der E.ON- Konzern hatte gemeinsam mit dem US-Unternehmen Duke Energy für Transgas einen Kaufpreis von 3,62 Milliarden Euro geboten.
Auch die Essener Ruhrgas, die E.ON (Frankfurt: 761440.F, Nachrichten) -Chef Ulrich Hartmann mehrheitlich übernehmen will, hatte sich in einem Konsortium (Frankfurt: 632340.F, Nachrichten) mit Gaz de France intensiv um den Transgas-Zuschlag beworben. Allerdings soll die Ruhrgas-Offerte mit rund 3 Milliarden Euro selbst das E.ON-Gebot noch um mehr als eine Milliarde DM unterschritten haben. Der Kurs der RWE-Aktie stieg am Montagnachmittag um rund 1,2 Prozent auf 41,15 Euro.
Transgas betreibt eine der europäischen Haupttransitleitungen für russisches Erdgas. Insgesamt 20 Prozent des in Westeuropa verbrauchten Gases fließen durch diese Leitung. Mit dem Erwerb von Transgas rückt RWE nach eigenen Angaben hinter Gaz de France zum zweitgrößten Pipelinebetreiber in Europa auf. «Der Kauf sichert RWE eine strategische Schüsselposition im hochprofitablen Erdgastransitgeschäft», sagte der Vorstandsvorsitzende der RWE AG, Dietmar Kuhnt.
Mit rund 2,6 Millionen Endkunden und einem Wachstum von vier Prozent jährlich sei Tschechien einer der dynamischsten Erdgasmärkte Europas, hieß es weiter. Vom Kauf erwartet RWE von 2007 an Kosteneinsparungen von 100 Millionen Euro im Jahr. Der Gesamtwert der geschätzten Synergien betrage rund 20 Prozent des Angebotspreises.
Insgesamt veräußerte die tschechische Regierung am Montag bei der größten Privatisierung in der Geschichte des Landes Energie-Unternehmen samt Vertriebswege für rund 4,4 Milliarden Euro. Außer Transgas verkaufte das Kabinett 63 Prozent am Unternehmen Unipetrol an die tschechische Agrofert Holding-Conoco für rund 360 Millionen Euro. Um das Paket hatte sich auch die österreichische OMV (Frankfurt: 874341.F, Nachrichten) beworben.
Die mit großer Spannung verfolgte Veräußerung des Konzerns CEZ, der unter anderem das umstrittene Atomkraftwerk Temelin in Südböhmen betreibt, wurde dagegen verschoben. Die größten Rivalen um 67 Prozent des Unternehmens inklusive sechs Vertriebsgesellschaften, die französische EdF und die italienische Enel, müssten bis 7. Januar neue Angebote vorlegen, sagte ein Sprecher des Finanzministeriums. Enel bietet für CEZ etwa 7,7 Milliarden Euro. Die Regierung hofft jedoch auf einen Erlös von mindestens 11,4 Milliarden Euro.
Good Trades !