Russland fordert von Yukos 4,3 Milliarden Euro
Moskau - Der Druck auf den russischen Erdölkonzern Yukos wird größer. 4,3 Mrd. Euro (150 Mrd. Rubel) verlangt der russische Staat jetzt an Steuernachzahlungen und Strafen von dem Unternehmen. Das sagte ein Vertreter der russischen Steuerbehörde, nachdem die Tätigkeit mehrerer Yukos-Tochterunternehmen in den Jahren 1998 bis 2003 überprüft wurde. Die Generalstaatsanwaltschaft sei bereits informiert.
Damit haben sich zwar ursprüngliche Vermutungen nicht bestätigt, dass das Finanzamt zehn Mrd. Dollar fordern werde, doch auch die jetzt genannte Summe macht aus dem einst prosperierenden Yukos-Konzern einen wirtschaftlichen Problemfall.
Zeitgleich meldete sich auch der Abgeordnete Wladimir Judin, der mit seinen Anfragen den Fall Yukos ins Rollen gebrachte hatte, erneut zu Wort. Nun beschuldigte er den neuen Chef, Semjon Kukes, er habe während seiner Tätigkeit für den russischen Konzern TNK das Gesetz gebrochen. Judin, der darüber die Presse informierte, zeigte sich zugleich enttäuscht von seiner Partei Geeintes Russland, die ihn nicht wieder auf die Parteiliste zu den Parlamentswahlen am 7. Dezember gesetzt hat.
Inzwischen scheint das Drohszenario, das - wie von einer von Yukos gesponserten Internet-Zeitung vermutet - in einer konzertierten Aktion zwischen Sibneft-Hauptaktionär Roman Abramowitsch und dem Kreml aufgebaut wurde, deutliche Wirkung zu zeigen. Das "Wall Street Journal" schrieb, die Yukos-Aktionäre seien nun bereit, Sibneft entgegenzukommen, um die Fusion zu retten.
Wie das Blatt unter Berufung auf informierte Kreise schrieb, hätten sich die Hauptaktionäre von Yukos bei einem Treffen in London darauf geeinigt, "unter bestimmten Bedingungen" den Forderungen von Sibneft teilweise nachzugeben und einen Sibneft-Vertreter zum Vorstandsvorsitzenden zu ernennen. "Die Bedingungen für das Geschäft ändern sich", zitierte die Zeitung einen Informanten. "Alles dreht sich um die Kontrolle (des Konzerns)."
Sollte sich das bewahrheiten, würde der entlassene Chef der Präsidentenadministration, Alexander Woloschin, den Aufsichtsratsvorsitz von Yukos-Sibneft übernehmen, während sich Jewgenij Schwidler als CEO um die operativen Geschäfte des Mammutkonzerns Yukos-Sibneft kümmern würde. Dieser Posten war ursprünglich für den Yukos-Chef Michail Chodorkowskij vorgesehen, der seit dem 25. Oktober im Moskauer Untersuchungsgefängnis sitzt. Er sieht einem Prozess wegen Steuerhinterziehung und schwerem Betrug entgegen.
Die Menatep-Gruppe dementierte den "Wall-Street-Journal"-Bericht, er entspreche nicht den Tatsachen. Die Menatep-Gruppe die über 60 Prozent an Yukos hält, verwies auf das bereits im Oktober abgeschlossene Geschäft, zu dessen Bestandteile auch gehöre, dass der Vorstandsvorsitzende von Yukos gestellt werde.
Die Agentur für Erdölnachrichten aus London berichtete, dass die Yukos-Aktionäre sich am Montag für eine Fortsetzung der Fusion ausgesprochen hätten. Dabei sei man sich einig gewesen, dass zwischen den beiden Aktionärsgruppen "Partnerschaft" herrschen solle.
Das scheint angesichts der gegenwärtigen Kräfteverhältnisse, in denen der Kreml eine gewichtige Rolle spielt, eher ausgeschlossen. Im Moment sieht es so aus, als würde der Minderheitsaktionär von Yukos-Sibneft, Roman Abramowitsch, der für die Fusion bereits drei Mrd. Dollar und 26 Prozent der Aktien des neuen Konzerns erhalten hat, die alleinige Kontrolle anstreben. "Abramowitsch versucht, Yukos auf Anweisung von Präsident Putin zu erobern", kommentierte die von Yukos finanzierte Internet-Zeitung "Gaseta.ru".
------------
Grüße
NL