Ich nehme das Angebot auf jeden Fall an - in der Hoffnung, dass die Übernahme auch funktioniert.
Machen wir uns nichts vor: Die PnL-Zahlen der letzten Jahre sind katastrophal. Und mir fehlt die Fantasie, dass sie in absehbarer Zeit besser werden.
Was kann passieren, wenn man das Angebot nicht annimmt?
1. Die Übernahme ist erfolgreich. Dann ist mehr als fraglich, ob man als Minderheitsaktionär bei einem Squeeze-Out einen guten Schnitt macht. Es gibt Möglichkeiten, die Aktie unattraktiv zu machen, um die verbliebenen Aktionäre "günstig" rauszuwerfen - dann, wenn es einem passt.
2. Die Übernahme schlägt fehl, z.B. weil die Quote nicht erreicht wird. Dann bin ich im gleichen Boot wie du und es gibt wieder zwei Möglichkeiten.
a) Kretinsky erhöht das Angebot. Das ist meiner Meinung nach unwahrscheinlich. Denn bei dem jetzigen Angebot sagt Royal Mail selbst, dass man damit einverstanden ist.
b) Kretinsky verliert das Interesse. Dann verliert die Aktie erst mal kräftig, denn - siehe oben - die Zahlen sind schlecht.
Grundsätzlich habe ich mich bei Übernahmeangeboten fast immer zurückgezogen (Ausnahme HP inc, da kam es eh nicht zur Übernahme und der Kurs hat sich in den 5 Jahren seither verdoppelt). Genau genommen habe ich die Aktien immer vorher über den Markt verkauft, weil der Unterschied zwischen Marktpreis und Übernahmepreis meist sehr gering war und ich das Risiko eines Scheiterns der Übernahme nicht eingehen wollte. Es wurde jeweils ein dicker Aufschlag im Vergleich zum Preis vor Auftreten der Übernahmegerüchte gezahlt und so wurde aus einer Aktie, die im Minus war auf wundersame Weise noch ein Verkauf im Plus. So wäre es auch hier.
Dieses Mal werde ich nicht über die Börse verkaufen, sondern es drauf ankommen lassen, weil hier der Börsenpreis mehr als 10% unter dem Übernahmepreis liegt. Mit anderen Worten: Die Marktteilnehmer sehen ein relevantes Risiko, dass die Übernahme scheitert. Scheitern kann die Übernahme vor allem aus 3 Gründen:
1. Kretinsky zieht das Angebot zurück. Kann man denke ich ausschließen.
2. Zu wenige Aktionäre nehmen das Übernahmeangebot an. Eher möglich, aber auch hier halte ich das Risiko für vergleichsweise gering.
3. Die Politik macht einen Strich durch die Rechnung und verhindet die Übernahme. Das ist vor dem Hintergrund des anstehenden Machtwechsel meiner Meinung nach die größte Gefahr.