in diesen Thread stelle ich interessante Artikel zu allen möglichen Rohstoffen ein.
Die Achtjahreszyklik bei Gold
Die Entstehung der Achtjahreszyklik bei Gold
Beim Edelmetall Gold lässt sich seit der Entkoppelung des Goldpreises vom Dollar (Beginn mit der Auflösung des Goldpools zum Zwecke der Goldpreisintervention der Notenbanken im Jahre 1968; endgültige Auflösung des Bretton Woods Abkommens im Jahre 1973) eine Achtjahreszyklik feststellen. Fraglich ist, ob sich der bestehende Achtjahreszyklus bei Gold, welcher sich seit 1976 in einen dreijährigen Aufwärtstrend und einen fünfjährigen Abwärtstrend untergliedern lässt, in diesem Muster fortsetzen wird.
Der erste Achtjahreszyklus begann mit dem Tief im Dezember 1969, dem darauffolgenden Hoch im Dezember 1974 und einem Tief im August 1976 (5 Jahre aufwärts und 1¾ Jahre abwärts, Gesamtdauer 6¾ Jahre). Der zweite Zyklus erstreckte sich vom Tief im August 1976 über das bisherige Allzeithoch im Januar 1980 bis zum Tief im Februar 1985 (3½ Jahre aufwärts und 5 Jahre abwärts, Gesamtdauer 8½ Jahre). Der dritte Zyklus setzte sich mit dem Tief im Februar 1985 fort. Das dazugehörige Hoch wurde im Dezember 1987 und das nächste Tief im Januar 1993 erreicht (2¾ Jahre aufwärts und 5 Jahre abwärts, Gesamtdauer 7¾ Jahre). Das Tief im Januar 1993 mit dem Hoch im Februar 1996 und dem nächsten Tief im April 2001 markieren den vierten und letzten abgeschlossenen Zyklus (3 Jahre aufwärts und 5¼ Jahre abwärts, Gesamtdauer 8¼ Jahre).
Der nachfolgende Chart 1 zeigt die Achtjahreszyklik bei Gold seit 1969.
Chart 1: Die Achtjahreszyklik bei Gold von 1969 bis 2004 (Quelle: www.adenforecast.com)
Auffallend ist, dass sowohl die signifikanten Hochs als auch Tiefs des Achtjahreszyklus zumeist zum Jahreswechsel in den Monaten Dezember bis Februar auftreten.
Der Primärtrendwechsel
Gold befand sich von 1969 bis 1980 im primären Aufwärtstrend (Bullenmarkt) und markierte im Januar 1980 ein V-Top als Umkehrformation. Dieser Primärtrendwechsel war ursächlich für den primären Abwärtstrend (Bärenmarkt) von 1980 bis 2001 (siehe Chart 2). In den Jahren 1999 bis 2001 bildete sich eine W-Umkehrformation aus. Das Tief im April 2001 bei 255,95 $/oz (London PM Fixing) unterbot nicht das Tief vom Juli 1999 bei 252,80 $/oz. Das Achtjahreszyklustief im April 2001 markiert somit auch den zweiten Wendepunkt der W-Umkehrformation.
Chart 2: Gold von 1969 bis 2004 (Quelle: Der Goldbrief & Goldminen-Spiegel)
Am 02.12.2004 wurde ein neues Zwischenhoch bei 454,20 $/oz (London PM Fixing) markiert (siehe Chart 3). Ob es sich hierbei um ein signifikantes neues Hoch der Achtjahreszyklik handelt, ist jedoch strittig.
Chart 3: Gold in $/oz von März 2004 bis März 2005 (Quelle: www.taprofessional.de)
Das zukünftige Verlaufsmuster
Ein Großteil der Analysten, die sich mit der Achtjahreszyklik derzeit beschäftigen, sehen eine Fortsetzung des Zyklus im Muster 3 Jahre aufwärts und 5 Jahre abwärts als weiterhin für gegeben an.
Ginge man von dieser Konstellation aus, dann hätte der Goldpreis somit im Dezember 2004 bei 454,20 $/oz ein neues Hoch markiert und müsste dann bis zum Jahr 2009 fallen, um dort wieder ein Tief zu machen und den Zyklus zu vollenden (gestrichelter Zyklenverlauf in Chart 4 von 2001 bis 2009 mit Hoch 2004, strittig).
Chart 4: Der Achtjahreszyklus bei Gold, Verlauf von 1975 bis 2001 mit angedeutetem Verlauf bis 2009 Goldpreis nominal (blau) und real in 2003er US-Dollars (rot) Quelle: Stephen J. Williams, CyclePro
Diese Annahme ist jedoch meiner Ansicht nach vollkommen abwegig.
Die eben erwähnte Theorie berücksichtigt nicht, dass es bereits vor 1976 ein anderes Verlaufsmuster gegeben hat (5 Jahre Aufwärtsmarkt, 1¾ Jahre Abwärtsmarkt).
Die Translationsverschiebung bei der Achtjahreszyklik
Es ist somit fraglich, ob sich die Achtjahreszyklik bei Gold mit dem zuletzt gewohnten Muster drei Jahre aufwärts und fünf Jahre abwärts (3/5) fortsetzen wird. Wie aus den bisherigen Zyklen ersichtlich ist, wechselt die Länge des Aufwärtstrends zum Abwärtstrend innerhalb eines kompletten Achtjahreszyklus bei einem Wechsel von einem Bullen- zum Bärenmarkt (Translationsverschiebung, siehe Chart 5). Dies muss natürlich auch umgekehrt gelten.
Quelle: John J. Murphy, Technische Analyse der Finanzmärkte,
FinanzBuch Verlag München 2000, S. 357
In einem primären Aufwärtstrend (Bullenmarkt) verlaufen die Chartbewegungen in langen Anstiegen mit kurzen Korrekturen (rechtsseitige Translation), wobei in einem primären Abwärtstrend (Bärenmarkt) die langen Kursverfälle von kurzen Aufwärtsbewegungen gefolgt werden (linksseitige Translation).
Da man Zyklen von Tief zu Tief bestimmt, kam es während des 2. Zyklus zwischen 1976 und 1985 mit dem Hoch 1980 zu einer Translationsverschiebung von 5/3 (1. Zyklus) zu 3/5 (2. bis. 4. Zyklus). Von einer derartigen Translationsverschiebung ist auch bei dem erneuten Primärtrendwechsel durch die W-Umkehrformation von 1999 bis 2001 auszugehen.
Sofern der Achtjahreszyklus weiterhin Bestand hat, muß man folglich wieder ab dem Tief 2001 von einem Zyklus mit Muster 5 Jahre aufwärts und 3 Jahre abwärts rechnen. Dies bedeutet, dass mit Vollendung der W-Umkehrformation im Jahr 2001 der neue Achtjahreszyklus mit einem Zyklushoch 2006 und dem voraussichtlichen Zyklusende 2009 begonnen hat. De facto ergibt sich nach diesem Szenario ein signifikantes, neues nominales Goldhoch für das Jahr 2006. Dies sollte schätzungsweise über dem alten nominalen Hoch von 850 $/oz liegen.
Diese Theorie passt zur gesamtwirtschaftlichen und geopolitischen Betrachtungsweise eines kollabierenden Dollars, einer unlösbaren weltweiten Verschuldungsproblematik, der exorbitanten Geldmengenausweitung der USA, der brandgefährlichen Lage in Nahost (Iran, Syrien) und des explodierenden Rohölpreises, welcher in starker positiver Korrelation zum Goldpreis steht.
Wie aus Chart 6 ersichtlich, ergibt sich alleine aus der positiven Korrelation von Rohöl zu Gold schon jetzt ein aufgestautes Potential beim Goldpreis bis auf ca. 900 $/oz bei einem derzeitigen Rohölpreis von über 50 $/Barrel.
Quelle: www.ZealLLC.com
Aus der nachfolgenden Abbildung 1 kann man die genauen Hoch- und Tiefpunkte, den Goldpreis zum jeweiligen Wendepunkt, die Gesamtdauer der Achtjahreszyklen bei Gold (Aufwärtsmarkt/Abwärtsmarkt) sowie eine Prognose für die Zukunft entnehmen.
Daten: www.markt-daten.de, Goldpreise London PM Fixing (Quelle: ArgentumInvest)
Wie bei Zyklen üblich, kann sich die Gesamtlänge um mehrere Monate verkürzen oder verlängern. Somit ist eine genaue Zukunftsprognose monatsgenau nur schwer möglich. Als grobes Raster für die zukünftige Entwicklung der nächsten Goldpreishochs und Tiefs kann die Zyklik aber gute Dienste leisten. Ich gebe bewusst keine Preisprognose für 2013/14 ab, da dies rein eine Frage der Inflation bzw. des Dollarwertverfalls bis zu diesem Zeitpunkt ist. Da man aber bis 2013/14 von einem neuen Preishoch ausgehen kann, ist natürlich durchaus die Frage berechtigt, ob es in dem zukünftigen 6. Zyklus wieder zu einem Primärtrendwechsel und damit zu einer Translationsverschiebung kommen wird. Nach dem Muster des 2. Zyklus ergäbe dies dann ein Zyklushoch bereits 2012, was nach der Theorie der langen Wellen der Wirtschaft genau dem nächsten Depressionstief im 4. Kondratieff entsprechen würde.
(vgl. Richard Mayr, „Die Kondratieff-Krise“ in: Chart! Newsletter für Technische Analyse, 02/2004,)
Fazit: "Goldene Aussichten"
Wenn man den Achtjahreszyklus bei Gold und die starke positive Korrelation zu Rohöl in Betracht zieht, sollte der Goldpreis spätestens im 1. Quartal 2006 ein neues, signifikantes nominales Hoch über dem alten nominalen Hoch von Januar 1980 bei 850 $/oz markieren.
Wie in den 1970er Jahren erwarte ich daher eine kurze, exponentielle Entwicklung (vgl. Chart 6, Entwicklung des Goldpreises von 1969 bis 1974), bevor die nächste Korrektur von zwei bis drei Jahren Länge eingeleitet wird. Ein Überschießen bis auf 1.000 oder 1.200 $/oz ist durchaus möglich und wird nicht zuletzt von der weiteren Entwicklung des Rohölpreises abhängig sein.
Man muß sich immer vor Augen halten, daß der reale Preis des Goldes von 1980 noch in weiter und vor allem vierstelliger Ferne liegt. Real liegt das alte Goldhoch nämlich bei aktuell über 1.600 $/oz! Ein nominales neues Goldhoch von mehr als 1.000 $/oz ist somit die logische Konsequenz zu neuen Rohölpreishochs über 50 $/Barrel, die schon Realität sind.
Der Fortbestand des Achtjahreszyklus hängt auch vom Fortbestand des ungedeckten US-Dollars ab. Sollte gegebenenfalls in der Zukunft der US-Dollar kollabieren und die alte Weltwährungsordnung komplett verschwinden und eine neue Weltleitwährung entstehen, die an Gold gekoppelt ist, so wird dieser Zyklus in jedem Fall sein Ende finden.
Das Problem heute ist, dass es zu viele Analysten gibt, die sich der Tragweite von Primärtrendwechseln nicht bewusst sind. Ein Bärenmarkt am Aktienmarkt dauert nicht nur fünf Jahre nach einem vorangegangen Bullenmarkt von 18 Jahren. Ebenso ist ein Gold- und Rohstoffbullenmarkt nach einer 21-jährigen Baisse nicht nach vier Jahren zu Ende. Gerade bei Gold befinden wir uns erst am Beginn der Public Phase, erste Anleger haben neben den "Gold Bugs" und den Antizyklikern das Edelmetall für sich als Inflationsschutz entdeckt.
There is more to come – auch wenn Investmentlegenden darüber nicht vor einem Mikrophon sprechen wollen oder dürfen...
© Richard Mayr 2005 (www.Argentuminvest.de)