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Roland Leuschel
Neue Höchstpunkte vor der fälligen Korrektur oder Crash oder noch mehr?
Seit ein paar Wochen und verstärkt seit Ende Oktober sage ich eine deftige Korrektur an den Aktienmärkten voraus. Das Gegenteil ist bisher eingetreten: Der Dax erzielte am 7.11. ein neues Jahreshoch (3.814) und liegt damit 73% über seinem Jahrestief vom März d.J. (2.002). Jubel, Trubel, Heiterkeit bei den Aktionären und in den Medien (Beispiel: Die Welt vom 4.11.03: « Glückssträhne der Investoren hält an » oder FAZ vom 7.11. « Nichts ist wahrscheinlicher als die Fortsetzung des Trends » (Staud) – Der Nasdaq Composite Index, der schon sein Tief im Oktober letzten Jahres mit 1.108 gesehen hat und jetzt bei 1.983 liegt, sollte in den nächsten Monaten noch auf 2.730 Punkte, d.h. um weitere 40%, steigen. Ich könnte Ihnen noch viele, viele solcher Meinungen zitieren, begnüge mich aber mit zwei Feststellungen : Erstens die von « The Investors Intelligence » errechneten Sentiments-Faktoren zeigen, dass mehr als 50% der Anleger in den USA seit 26 Wochen ununterbrochen « bullish » sind, ein neuer Rekord, seitdem diese Erhebung vor 40 Jahren begann. Zweitens wurden für einen Sitz an der NYSE zwei Millionen Dollar bezahlt, ebenfalls ein neuer Rekord seit dem Crash vom Frühjahr 2000, obwohl wirklich dunkle Wolken über die amerikanische Börse ziehen (Skandale erfassen jetzt auch die Investmentfondsbranche).
« Die Fed ist dabei, ihre Schlacht zu verlieren », stellt der Börsenbrief Elliott Wave Financial Forecast fest und weist daraufhin, dass die M3 Geldmengenzahlen regelrecht zusammengebrochen sind. Obwohl bei der Fed die Notenpressen heisslaufen und sie die Märkte mit Liquidität überschüttet, sind die Commercial und Industrial Loans seit 2000 im freien Fall. Es wird eine Deflation befürchtet mit den entsprechenden schrecklichen Folgen für die Wirtschaft und die Märkte. Seit einigen Monaten werden nur noch zwei Arten von Krediten vom Bankensektor abgerufen: Staatskredite, und die letzten Schätzungen gehen von einem Defizit für das laufende Haushaltsjahr von über 600 Mrd. Dollar aus, sowie Verbraucherkredite, die entweder direkt in den Konsum gehen oder in den Aktienmarkt (margin debt) und in Immobilienmarkt. Letztere befinden sich nach allen fundamentalen Bewertungskriterien im Zustand einer gefährlichen Blasé.
Der Präsident der Federal Reserve Bank von Dallas, Robert McTeer, der auch FOMC-Mitglied ist, hat am Dienstag den 11.11. die Öffentlichkeit beruhigt und gesagt, « er sehe keine Deflationsgefahren und es gäbe keine Anhaltspunkte für die Befürchtung, dass die aktuelle Politik irgendwann zum Aufbau von Inflationsdruck führen könnte ». Er fügte in Bezug auf die Perspektiven der US-Konjunktur noch hinzu: « Mein Ausblick ist sehr positiv ». Auch in Europa sind die Konjunkturerwartungen positiv, und der ZEW-Index legte im November auf 67,2 zu, gegenüber 60,3 im Oktober. Boerse Online erwartet « endlich wieder eine heisse Einkaufs-Weihnacht ». Dies kann man natürlich nicht ausschliessen, zumal die US-Verbraucherkredite im September um 12,1% gegenüber August gestiegen sind und jetzt fast 2.000 Milliarden Dollar erreichen. Man überlege, die amerikanische Gesamtverschuldung hat die 300% Grenze des Bruttosozialproduktes überschritten, und der amerikanische private Haushalt zeichnet sich nicht nur durch eine gegen 0% tendierende Sparquote aus, sondern auch durch die höchste Verschuldung. Und dennoch scheint er einen Heisshunger auf Konsum zu kennen, der alle Grenzen sprengt. Die ganze Welt erwartet, dass gerade der amerikanische Konsum weiterhin kräftig expandiert und damit nicht nur die amerikanische Wirtschaft in Schwung hält, sondern auch die Weltkonjunktur auf Trab bringt.
Fazit: Ich bleibe bei meiner Meinung, das wird böse, sehr böse enden. Das amerikanische Leistungsbilanzdefizit erreicht nun 5% des BSP, und sowohl Japan als auch China liefern reale Produkte und Dienstleistungen nach Amerika und erhalten dafür gedrucktes Papier. Insgesamt haben sich jetzt über 1.000 Milliarden Dollar amerikanische Staatsanleihen in den asiatischen Zentralbanktresoren angehäuft. Es rollt eine riesige Inflationswelle auf uns zu, wir können aber noch ein kurzfristiges Deflationsintermezzo erleben. Ich halte an meinem Szenario fest und schliesse nach wie vor eine Weltwirtschaftskrise II nicht aus. Ich empfehle nach wie vor einen Grossteil Ihres Portefeuilles auf Goldbasis zu legen, denn sowohl bei einer Schuldendeflation als auch bei einer riesigen Inflationswelle wird der Goldpreis weit über die 1.000 Dollargrenze steigen. Der Tag, an dem das allgemeine Vertrauen in den US-Dollar schwindet, ist näher, als sie glauben. Und vergessen Sie nicht die Worte des auch am 29. November in München sprechenden Amerikaners Harry Schultz: « If you panic, panic first ! » Und die Panik wird kommen !
Roland Leuschel
Am 29. November dieses Jahres findet im Münchener City Hilton eine Wiederauflage des Seminars vom März dieses Jahres statt, das vom Midas Investment-Report organisiert wurde. Sie erinnern sich, es war damals restlos ausverkauft, und die Veranstalter mussten die trübe Erfahrung machen, wie unangenehm Leute sein können, wenn sie abgewiesen werden müssen. Dieses Mal ist das Hauptthema « Neuer Börsenaufschwung oder Spekulationsblase II ? » Unter anderem kommen zu Wort : Dr. Marc Faber, dessen Buch « Zukunftsmarkt Asien » (« Tomorrow’s Gold ») gerade lanciert wird – der legendäre Harry Schultz, der in den 70er Jahren als der teuerste Investmentberater der Welt galt und ich selbst. Ich habe übrigens Anfang 2000 Harry Schultz in meiner Kolumne zitiert mit seinem berühmten Wort : « If you panic, panic first ! » Ich werde unter anderem auf die ausführliche Studie einer der grössten Investmentbanken zurückkommen, in der bei einem möglichen Comeback von Gold in das Währungssystem die theoretischen Gleichgewichtsgoldpreise berechnet wurden : Je nachdem welche Dollarmengen (Inland oder Ausland) zugrunde gelegt werden, kommen die Verfasser der Studie auf einen Preis von 1.335 Euro oder 2.716 Dollar bzw. 15.087 Dollar die Feinunze. Diese Zahlen bedürfen einer Erklärung. Sie können sich anmelden uner der Telefonnummer : 01212-5-437-25-425 oder per e-mail : goldbrief-seminar@web.de. ACHTUNG: am 29. November unbedingt die Gegend um den Garsteig meiden. Mann könnte von einem Bär verspeist werden!
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