Denke das q-cells die selben Probleme hat...(deshalb auch Kurzarbeit)
Lagerbestände drücken Unternehmensgewinne
von Tobias Bayer (Frankfurt)
Laut einer Studie der Ratingagentur Moody's müssen mehr und mehr Unternehmen ihre Lagerbestände abschreiben, Wertberichtigungen in Milliardenhöhe sind die Folge. Europäische Firmen sind gegenüber ihren US-Konkurrenten im Nachteil.
Die anschwellenden Lagerbestände und der Preisverfall zwingen die Unternehmen zu großen Abschreibungen. "Wir gehen davon aus, dass auch 2009 die Bestände größer werden und die Gefahr der Abschreibungen relevant bleibt", schrieb Moody's-Analyst Trevor Pijper in einer am Donnerstag vorgestellten Studie.
Die Analysten der Ratingagentur untersuchten die Zahlenwerke von ArcelorMittal, BASF, Bayer, BMW, BP, Carrefour, Daimler, EADS, Electricité de France, Fiat, Metro, Nestlé, Peugeot, Citroën, Renault, Saint-Gobain, Shell, Siemens, ThyssenKrupp, Total und Volkswagen. Ihr Befund: Die Lagerbestände steigen schneller als der Umsatz. In den Jahren 2007 und 2008 wuchsen sie um 9,1 und 6,6 Prozent, während der tatsächliche Produktabsatz nur um 6,6 und 3,2 Prozent zulegte. Die Konsequenz lautet: Fragen der Vorratsbewertung werden wichtiger, die Wahrscheinlichkeit von Abschreibungen steigt. Laut Moody's beliefen sie sich 2008 auf 10,6 Mrd. Euro, das ist sechs Mal so viel wie im Jahr 2007.
Fifo oder Lifo, der Unterschied ist gewaltig
Im Zuge der Rezession bricht weltweit die Nachfrage weg, deshalb schränken sich die Unternehmen mit der Fertigung ein und versuchen, einen starken Lageraufbau zu verhindern. Beispiel Vereinigte Staaten: Im ersten Quartal fiel die Industrieproduktion auf das Jahr hochgerechnet um 20 Prozent, aus den Beständen wurden Produkte im Wert von 103,7 Mrd. $ verkauft. Das drückte in den ersten drei Monaten 2009 die Wirtschaftsleistung um 2,8 Prozentpunkte auf ein Minus von 6,1 Prozent.
In Europa seien besonders der Öl- und Gassektor, aber auch die Stahl-, Auto- und Chemiebranche betroffen, schrieb Moody's. Der Ölkonzern BP erhöhte seine Vorsorge für Bestandsabschreibungen auf 1,29 Mrd. $. Shell und Total verzeichnen Wertberichtigungen von 1,7 Mrd. $ und 740 Mio. Euro. Bei ArcelorMittal belief sich das Minus auf 3,2 Mrd. $. Der Münchner Autohersteller BMW bildete für 2008 eine zusätzliche Vorsorge von 1,6 Mrd. Euro und argumentierte mit den schwachen Gebrauchtwagenmärkten. Der weltweit drittgrößte Chemiekonzern Ineos musste seine Gläubiger zu einer Umschuldung bewegen - und nannte einen vorratsbedingten Verlust von 540 Mio. $ im vierten Quartal als eine Ursache.
BP erhöhte seine Vorsorge für Bestandsabschreibungen auf 1,29 Mrd. $.
Wegen steigender Vorräte werden auch Bewertungsfragen relevant. Dabei werden zwei Ansätze unterschieden: Fifo (First in, first out) und Lifo (Last in, last out). Bei Fifo wird angenommen, dass die alten Produkte im Bestand zuerst verkauft werden. Das bedeutet, dass die Vorräte zu aktuellen Preisen bewertet werden. Bei Lifo wiederum wird davon ausgegangen, dass die neuesten Produkte auf den Markt kommen.
Der Unterschied: Fällt der Produktpreis, wie es aktuell der Fall ist, kann der Gewinn unter Fifo wesentlich geringer ausfallen als bei Lifo. Dabei sind europäische Unternehmen im Nachteil: Während die amerikanischen Bilanzierungsrichtlinien US-GAAP eine Lifo-Bewertung erlauben, ist das nach den IFRS-Regeln nicht erlaubt.
"Ein Analyst ist ein Experte, der morgen wissen wird, wieso die Dinge, die er gestern prognostiziert hat, heute nicht eintreffen."