HV-Bericht Powerbags AG
Rechtsstreitigkeiten mit dem ehemaligen Vorstand sind das beherrschende Thema
Als erste Gesellschaft im neuen Jahr hatte die Powerbags AG für den 6.1.2010 zur Hauptversammlung nach Berlin eingeladen. Auf der Tagesordnung stand die Vorlage der Jahresabschlüsse 2007 und 2008. Der Termin lag also weit außerhalb der gesetzlichen Frist, was der Aufsichtsratsvorsitzende Rechtsanwalt Ole-Hagen Zachriat in seinen einführenden Worten mit den umfangreichen rechtlichen Auseinandersetzungen mit dem inzwischen ausgeschiedenen Vorstand Peter Bauer begründete und später in der Diskussion noch näher thematisiert wurde.
Beginn der Hauptversammlung war bereits um 8:30 Uhr im Adlon Hotel direkt neben dem Brandenburger Tor. Ebenso wie der Termin am Dreikönigstag, der in einigen Bundesländern ein Feiertag ist, sorgte auch der frühe Beginn für wenig Begeisterung bei den etwa 30 erschienenen Aktionären. Für GSC Research hatte sich Matthias Wahler als Gast zu der Veranstaltung eingefunden.
Zunächst erläuterte Herr Zachriat die Formalien und erstattete dann einen recht umfangreichen Bericht über die Geschehnisse der beiden Berichtsjahre aus Sicht des Aufsichtsrats, worauf Vorstand Ralf Flügen in seinem Bericht ebenfalls einging. Herr Flügen ist seit dem Ausscheiden von Herrn Bauer am 17.12.2008 Alleinvorstand der Powerbags AG. Dessen Vorgänger Andre Medger, der auf der bereits zweieinhalb Jahre zurückliegenden letzten Hauptversammlung noch Bericht erstattet hatte, hat sein Mandat bereits am 31.3.2008 einvernehmlich beendet.
Bericht des Vorstands
Wie Herr Flügen eingangs erinnerte, hat die Powerbags AG ihr operatives Geschäft im Jahr 2006 aufgenommen. Die Idee war, auf Basis einer innovativen Technologie spezielle Solarmodule zu entwickeln, die deutlich leichter sind als herkömmliche Einheiten. Dies ermöglicht einerseits eine deutliche Kostenreduzierung und außerdem die großflächige Montage der Module ohne Einschränkungen infolge des hohen Gewichts.
Dank dieser innovativen Idee legte der Aktienkurs nach dem Listing im September 2006 sehr deutlich bis auf über 16 Euro zu. Bei diesem Kurs beschloss die letzte Hauptversammlung im April 2007 mit großer Mehrheit, das Grundkapital über eine Kapitalerhöhung von 1,36 auf 2,72 Mio. Euro zu verdoppeln und die Mittel für die Finanzierung der Produktion am Sitz der Gesellschaft in Schönebeck und für die Errichtung eines Musterparks einzuwerben.
Bei einem Ausgabekurs von nur 4 Euro, also weit weniger als der Hälfte des damaligen Kursniveaus, hatte die Verwaltung keinerlei Bedenken, diese umfangreiche Kapitalerhöhung auch platzieren zu können. Leider gingen nach Aussage von Herrn Flügen aber einige Anfechtungsklagen gegen diesen Beschluss ein, die eine Umsetzung über mehr als eineinhalb Jahre blockierten und damit die gesamte Geschäftsentwicklung maßgeblich hemmten.
Als die Kapitalerhöhung endlich durchgeführt werden konnte, war der Aktienkurs bis auf die Höhe des Ausgabekurses gesunken. In der Folge konnten nur rund 108.631 Anteile platziert und die Produktion nicht wie geplant aufgenommen werden. Bis heute ist die Halle in Schönebeck noch nicht fertiggestellt. Derzeit prüft die Verwaltung nach Aussage von Herrn Flügen, inwieweit sich Schadensersatzansprüche gegen die Anfechtungskläger durchsetzen lassen könnten.
Im Jahr 2008 stieg die Powerbags AG dann in den Handel mit Solarmodulen ein. Der Bezug erfolgt dabei kostengünstig aus Asien. Die erforderlichen Mittel stellten die Aktionäre Merlinniveau GmbH und SAVE Holding AG über Gesellschafterdarlehen zur Verfügung. Ein großer Erfolg war nach Angabe des Vorstands außerdem die Aufnahme einer Kooperation mit der pvXchange GmbH aus Köln.
Im Folgenden kam es aber zu großen Problemen mit dem damaligen Vorstand Peter Bauer, der nach dem Ausscheiden seines Vorgängers Andre Medger im April 2008 aus dem Aufsichtsrat in den Vorstand gewechselt war. Wie vorab bereits Herr Zachriat mitgeteilt hatte, hat Herr Bauer offenbar Geldbeträge ohne Rechtsgrundlage aus dem Unternehmen genommen, weshalb die jetzige Verwaltung eine Strafanzeige wegen Untreue und Betrug angestrengt und Schadensersatz in Höhe von rund 170 TEUR geltend gemacht hat.
Herr Bauer bestreitet allerdings nach Aussage von Herrn Flügen alle Vorwürfe. Im Übrigen hat er nach Niederlegung seines Mandats am 17.12.2009 die Gesellschaft auf Zahlungen aus seinem schon länger bestehenden Angestelltenverhältnis verklagt. Der anschließende Vorstandsvertrag war, wie sich später noch herausstellte, nicht schriftlich fixiert worden. Sowohl Herr Zachriat als auch Herr Flügen gehen davon aus, dass die Rechtsstreitigkeiten sich über mehrere Jahre hinziehen werden.
Trotz der Schwierigkeiten mit Herrn Bauer konnte im Geschäftsjahr 2008 ein Entschuldungsprogramm auf den Weg gebracht und in 2009 auch umgesetzt werden. Im Kern umfasste dieses die Umwandlung eines Darlehens der Merlinniveau GmbH über 500 TEUR in Eigenkapital im Wege eines Debt-to-Equity-Swaps und den Forderungsverzicht über 868 TEUR. Danach beläuft sich das Grundkapital nun auf 1,97 Mio. Euro.
In 2009 standen, wie es Herr Zachriat eingangs formuliert hatte, nach dem Ausscheiden von Herrn Bauer Aufräumarbeiten im Vordergrund. In diesem Zeitraum konnten deshalb keine Umsätze erzielt werden. Als großen Erfolg sieht es Herr Flügen jedoch an, dass die pvXchange GmbH, die wegen der Probleme mit Herrn Bauer zunächst verlorengegangen war, wieder als Partner zurückgewonnen werden konnte.
Im Juni 2009 gelang es sogar, die Zusammenarbeit auf eine breitere Basis zu stellen. Zum einen verkauft die Powerbags AG über das Vertriebsnetzwerk des Partners nun Photovoltaikanlagen, außerdem bauen die beiden Unternehmen zusammen ein Solardachmaklernetzwerk auf, aus dem der Powerbags AG künftig Provisionen zufließen werden. Sechs freie Makler haben sich laut Herrn Flügen diesem Netzwerk bereits angeschlossen.
Außerdem installieren die beiden Partnerfirmen ein gemeinsames Projektgeschäft und errichten betriebsfertige Anlagen, die sie dann an Investoren verkaufen, womit sich eine hohe und gut skalierbare Marge erwirtschaften lässt. Sehr von Vorteil ist nach Aussage von Herrn Flügen in diesem Zusammenhang der Bezug von kostengünstigen Solarmodulen aus Asien. Der Vorstand zeigte sich überzeugt, im Jahr 2010 die Früchte dieser Bemühungen einfahren zu können.
Anfang Dezember 2009 prüften Vorstand und Aufsichtsrat außerdem, inwieweit im ersten Quartal dieses Jahres eine Integration der Rich Solar Technology Corp. Ltd. im Wege der Sacheinlage umsetzbar wäre. Mit diesem chinesischen Unternehmen besteht seit Juni 2009 bereits eine Kooperation betreffend die Fertigung monokristalliner Solarmodule. Powerbags erhält gemäß den vertraglichen Vereinbarungen von Rich Solar eine Lizenzgebühr in Höhe von 1 Prozent der Umsätze.
Herr Flügen zeigte sich überzeugt, dass die Einbringung der Rich Solar-Gruppe für die Powerbags AG einen erheblichen Mehrwert bedeuten würde. Über die Umsetzung dieses Beschlusses würde gegebenenfalls eine außerordentliche Hauptversammlung beschließen, bei der dann eventuell auch eine Umfirmierung in „Rich Solar AG“ auf der Agenda stehen würde.
Allgemeine Aussprache
Die Diskussion bestritten Michael Kunert von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK), Marion Kostinek als Vertreterin der Investors Communication Group (ICG), Caterina Steeg mit eigenen und fremden Aktien sowie Reyke Schult von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW).
Das Hauptthema der Debatte war dabei die nach Ansicht aller Redner überaus dilettantisch formulierte Einladung. Die Entschuldigung von Herrn Zachriat, dass versehentlich ein erster Entwurf zur Veröffentlichung freigegeben worden war, wollten sie nicht gelten lassen. Herr Kunert, Frau Kostinek und Frau Steeg hatten gleich mehrere Punkte entdeckt, die jede Beschlussfassung anfechtbar machen würden, und appellierten an den Aufsichtsratsvorsitzenden, auf Abstimmungen lieber gleich komplett zu verzichten, um Anfechtungsklagen zu vermeiden.
Zuvorderst war den kritischen Aktionären die Formulierung von TOP 7 ein Dorn im Auge. Dieser Punkt umfasste die Schaffung eines neuen genehmigten Kapitals, die Beschlussvorlage bestand aber nur aus sechs Zeilen, was nicht nur Herr Kunert in dieser Kürze noch nie gesehen hatte. Er und Frau Steeg monierten außerdem, dass der Vorstandsbericht zum Bezugsrechtsausschluss nicht veröffentlicht worden war, womit der Beschluss nach ihrer Überzeugung überhaupt nicht eintragungsfähig wäre. Frau Kostinek sah das gleiche Problem, weil nicht über die zugehörige Satzungsänderung Beschluss gefasst werden sollte, und Frau Steeg hielt bezüglich der Rechtmäßigkeit dieser Beschlussvorlage jede Diskussion für überflüssig.
Im Übrigen schien den Kritikern das genehmigte Kapital nicht so wichtig zu sein, nachdem für die Einbringung der Rich Solar-Gruppe ohnehin eine außerordentliche Hauptversammlung einberufen werden sollte. Ebenso könnte die Entlastung von Vorstand und Aufsichtsrat ihrer Einschätzung nach problemlos vertagt werden, zumal die Beschlüsse nach Meinung von Frau Steeg ohnehin keinen Bestand hätten. Damit verbliebe nur noch TOP 8 mit der Wahl des Abschlussprüfers, die für die Powerbags AG aber nicht vorgeschrieben ist.
Als weiteren formalen Mangel betreffend die Einladung zur Hauptversammlung hatte Frau Steeg ausgemacht, dass der festgestellte Jahresabschluss nicht, wie angeblich geschehen, im elektronischen Bundesanzeiger veröffentlicht wurde. Wie sie recherchiert hatte, fehlen dabei die Gewinn- und Verlustrechnung und auch der Aufsichtsratsbericht. Sie regte dringend an, auf alle Abstimmungen zu verzichten, da sich der Vorstand sonst schadensersatzpflichtig machen würde.
Zu diesem Thema äußerte sich dann Rechtsanwalt Zachriat als Aufsichtsratsvorsitzender. Dieser empfand die Beanstandungen als nicht so gravierend wie die Aktionäre. Gleichwohl erklärte er sich zur Vermeidung von Klagen bereit, die TOP 7 und 8 von der Tagesordnung abzusetzen. Mit fortschreitender Diskussion erweiterte er dies auch auf die Entlastung der Organmitglieder für das Geschäftsjahr 2008, nachdem die Entlastung von Herrn Bauer ohnehin vertagt werden sollte und die nächste Hauptversammlung diesen Punkt damit wieder aufgreifen muss.
Weiterhin wollte Herr Kunert nochmals genau wissen, warum die Hauptversammlung für das Jahr 2007 erst mehr als zwei Jahre nach dessen Abschluss stattfindet. Die von Vorstand und Aufsichtsrat genannten Problemfelder schienen ihm kein ausreichender Grund für eine so eklatante Verzögerung zu sein. Frau Kostinek monierte insbesondere die Terminierung auf den Dreikönigstag und wollte außerdem wissen, warum gerade Berlin als Versammlungsort gewählt wurde.
Wie Herr Zachriat daraufhin informierte, begannen im Juni 2008 die Probleme in der Kommunikation mit Herrn Bauer. In verschiedenen Punkten war bis zum Vorstandswechsel im Dezember 2008 keine Einigung zu erzielen, weshalb nicht zur Hauptversammlung einberufen werden konnte. Zusammen mit dem neuen Vorstand taten sich dann betreffend Herrn Bauer immer neue Sachverhalte auf, die zunächst geklärt werden sollten. Bis heute ist dies nicht vollständig gelungen, zumindest die Kernthemen sind aber abgehandelt, womit die Zeit reif war.
Den Termin 6. Januar sah Herr Flügen als unproblematisch an, nachdem dies kein einheitlicher Feiertag ist. Berlin als Versammlungsort wurde nach seiner Aussage gewählt, nachdem sich hier ein Büro von Powerbags befindet und Schönebeck bei den Aktionären sicherlich nicht besser angekommen wäre. Auch die Kritik an der Hotelauswahl ließ der Vorstand nicht gelten. Mit einer Raummiete von 800 Euro inklusive Technik hat das Adlon demnach das günstigste Angebot unterbreitet.
Den Schaden, den Herr Bauer insgesamt verursacht hat und der ersatzfähig ist, beläuft sich nach Schätzung von Herrn Zachriat auf bis zu 500 TEUR. Das entgangene Geschäft ist dabei nicht eingerechnet. Eingeklagt wurde allerdings mit 170 TEUR erst einmal das, was am einfachsten nachweisbar ist.
Details zum Stand des Verfahrens wollte Herr Zachriat noch nicht nennen, da die Anklage noch nicht zugelassen ist und Herr Bauer eine einstweilige Verfügung angedroht hat. Dieser besteht weiterhin darauf, alles richtig gemacht zu haben, und fordert angebliche Ansprüche aus seinem Anstellungsverhältnis als früherer Mitarbeiter von Powerbags ein, weil die Kündigung seines Vorstandsvertrags durch Herrn Flügen angeblich nicht rechtens war.
Der Vorstandsvertrag mit Herrn Bauer war, wie Herr Zachriat einräumte, nicht schriftlich fixiert, sondern nur mündlich vereinbart. Der ehemalige Vorstand hat sich jedoch nicht an die Vereinbarungen gehalten, sondern sich ein weit höheres Gehalt genehmigt und, soweit sich dies rekonstruieren lässt, auch noch auf andere Weise Geld aus dem Unternehmen gezogen. Herr Zachriat erwähnte hier unter anderem eine Rechnung für Beratung an eine Limited-Gesellschaft, die mehrfach bezahlt wurde.
Später war außerdem von der Zahlung einer „Handschlag-Provision“ an einen ehemaligen Mitarbeiter der pvXchange GmbH die Rede, für die ebenfalls Herr Bauer in Anspruch genommen werden soll. Darüber hinaus sind Module im Wert von 56 TEUR verschwunden, die der ehemalige Vorstand als Muster in seiner Garage gelagert hatte. Angeblich hat er diese alle zu Vertriebszwecken genutzt, der Sachverhalt befindet sich aber derzeit in der Klärung.
Frau Steeg konnte überhaupt nicht verstehen, warum bei diesen Sachverhalten die Entlastung des Ex-Vorstands vertagt werden soll. Ihr erschien es mehr als angebracht, ihm diese sofort zu verweigern. Hierzu stellte Herr Zachriat klar, dass Herr Bauer natürlich keine Entlastung erhalten soll. Nachdem die Verfahren noch in der Schwebe sind, will er aber zunächst abwarten.
Auf die Frage von Herrn Kunert nach der aktuellen Situation bestätigte Herr Zachriat die Aussage des Vorstands, dass die Gesellschaft in 2009 keine Umsätze erzielt hat. Die Gefahr, dass damit ein Verlust entstehen könnte, der zum Verlust von mehr als der Hälfte des Grundkapitals führt, sah er jedoch nicht. Die liquiden Mittel bezifferte er auf Nachfrage des Aktionärsschützers mit aktuell 150 TEUR.
Ferner interessierten sich Herr Kunert und Frau Kostinek für die Pläne, die der Vorstand mit der Immobilie in Schönebeck verfolgt, nachdem offenbar keine eigene Produktion mehr aufgebaut werden soll. Frau Kostinek hatte Bedenken, dass in diesem Fall die erhaltenen Fördermittel zurückgezahlt werden müssen. Im Übrigen hatte sie vernommen, dass eines der am Bau beteiligten Unternehmen eine Zwangsversteigerung angestrengt hat, und verlangte diesbezüglich nähere Informationen.
Wie Herr Flügen im Folgenden darlegte, soll die Immobilie in diesem Jahr fertiggestellt werden, wenn sich ein Pächter oder ein Käufer für das Objekt findet. Derzeit laufen entsprechende Verhandlungen, und es gibt auch Interessenten. Die Fertigstellung würde noch einmal 550 TEUR kosten, wofür der Powerbags AG aber im Moment die finanziellen Mittel fehlen. Eventuell soll die Immobilie deshalb auch unfertig veräußert werden. Ein Gutachten taxiert den Wert im jetzigen Zustand auf 865 TEUR, und die beste Preisvorstellung eines Investors liegt derzeit bei 670 TEUR.
Weiter informierte der Vorstand, dass die Zuschüsse aufgrund der Verzögerungen nicht rechtzeitig beantragt werden konnten. Weil die Mittel aus der Kapitalerhöhung fehlten, konnten auch keine Investitionszulagen vereinnahmt werden, was einen erheblichen Schaden für die Gesellschaft bedeutet.
Die Zwangsvollstreckung hat nach Angabe von Herrn Flügen einer der Baudienstleister beantragt, nachdem Powerbags in einem Streit über angebliche Baumängel unterlegen war und die Zahlung über 216 TEUR angeblich nicht geleistet hat. Nachdem ein Großteil der Schuld beglichen und für den Restbetrag ein Zahlungsplan vereinbart worden war, wurde dieses Ansinnen jedoch vom Gericht untersagt.
Des Weiteren verlangte Frau Kostinek nach mehr Informationen zu den Gesellschafterdarlehen, die in Eigenkapital gewandelt wurden. Speziell wollte sie dabei wissen, ob auch Alternativen zu dem Debt-to-Equity-Swap erwogen wurden. Ein kompletter Verzicht der Gläubiger hätte ihr besser gefallen.
Wie Herr Flügen in seiner Antwort ausführte, gab es ursprünglich mehrere Darlehensgeber. Einer der größten war mit einem Betrag von 500 TEUR die SAVE Holding AG, die keinen Verzicht aussprechen wollte. Daraufhin hat die Merlinniveau GmbH diese Forderung übernommen und mit Powerbags die Vereinbarung getroffen, einen Betrag von 500 TEUR zu 1 Euro in Eigenkapital zu wandeln und auf 868 TEUR, also den größeren Teil, zu verzichten. Auf Nachfrage bestätigte der Vorstand, dass vor der Sachkapitalerhöhung ein Gutachten erstellt und die Werthaltigkeit des Darlehens bestätigt wurde.
Die Frage von Frau Kostinek nach der aktuellen Aktionärsstruktur konnte Herr Zachriat nicht so einfach beantworten. Ihm war lediglich bekannt, dass der Streubesitz hoch ist und dass keine Meldung über eine Beteiligung von mehr als 25 Prozent vorliegt. Die Höhe der Beteiligung der Rich Solar Technology Corp. Ltd. war dem Aufsichtsratsvorsitzenden ebenfalls nicht bekannt; diese Gesellschaft hatte keine Stücke zur Hauptversammlung angemeldet. Die veröffentlichte Information über die Beteiligung von 12,5 Prozent basiert nach Aussage von Herrn Zachriat auf der Mitteilung der Merlinniveau GmbH, von der die Chinesen offenbar die Anteile und eine Option auf weitere Stücke erworben haben.
Da die Rich Solar-Gruppe ihre Stimmrechte ohnehin nicht vertrat, konnte Herr Zachriat nicht einmal ausschließen, dass der Aktionär bereits die Schwelle von 25 Prozent überschritten hat. Die letzte Information lautete, dass die Chinesen es nicht für erforderlich halten, mit mehr als 50 Prozent an der Powerbags AG beteiligt zu sein. Ausschließen wollte der Aktionär eine Aufstockung über diese Schwelle aber nicht.
Herr Schult hatte dann noch einige Fragen zum operativen Geschäft. So konnte sich dieser nicht recht vorstellen, dass der Transport der Anlagen aus Fernost sich tatsächlich rechnet, nachdem auch die hierzulande produzierten Module immer effizienter werden. Überdies äußerte er Bedenken, ob sich für die Projekte tatsächlich Investoren finden lassen. Hier betonte Herr Flügen, dass sich das Geschäft durchaus rechnet und dass es sogar Investoren für mehr Dachflächen gibt, als Powerbags bisher angepachtet hat.
Anknüpfend an die Aussage des Vorstands, dass in 2010 die Früchte der Anstrengungen geerntet werden sollen, bat ein Kleinaktionär nach einer Aussage zu den Erwartungen für das laufende Jahr. Hier nannte Herr Flügen als Ziel einen Umsatz zwischen 3 bis 5 Mio. Euro und ein Ergebnis von 0,2 Mio. Euro.
Abstimmungen
Vor dem Eintritt in die Abstimmungen stellte Herr Zachriat die Präsenz mit 582.802 Aktien entsprechend einem Anteil von 27,09 Prozent am Grundkapital fest. Rund 420.000 Stimmen vertrat Herr Gietmann aus Düsseldorf im Fremdbesitz, 70.000 Aktien Herr Kammerer aus Wien im Eigenbesitz, und weitere 40.000 Anteile entfielen auf den Vertreter des ehemaligen Vorstandsmitglieds Andre Medger.
Zur Abstimmung kamen, nachdem der Aufsichtsratsvorsitzende auf Drängen der Aktionäre die Punkte 5 bis 8 von der Tagesordnung genommen hatte, lediglich die Entlastung von Vorstand (TOP 3) und Aufsichtsrat (TOP 4) für das Geschäftsjahr 2007. In beiden Fällen ergaben sich knapp 120.000 Gegenstimmen, mithin eine Zustimmung von knapp 80 Prozent.
Mehrere Aktionäre gaben noch Widerspruch zu Protokoll des Notars, ehe der Aufsichtsratsvorsitzende die Versammlung nach knapp sieben Stunden gegen 15:15 Uhr schloss.
Fazit
Mit erheblicher Verspätung legte die Powerbags AG der Hauptversammlung die Jahresabschlüsse für 2007 und 2008 vor. Schuld an der Verzögerung waren offenbar in erster Linie die umfangreichen rechtlichen Auseinandersetzungen mit dem ehemaligen Vorstand Peter Bauer, gegen den inzwischen Strafanzeige wegen Untreue und Betrug eingereicht wurde. Die Rechtsstreitigkeiten sind derzeit für das Unternehmen das beherrschende Thema. Das zuvor schon recht überschaubare operative Geschäft ist im Zuge dieser Vorgänge weiter in den Hintergrund getreten.
Zuvor hatte bereits die Verzögerung einer geplanten Kapitalerhöhung infolge von Anfechtungsklagen dazu geführt, dass keine ausreichenden finanziellen Mittel für den Aufbau der Produktion zur Verfügung standen. Das Unternehmen ist deshalb seit 2008 ausschließlich im Handel mit Solarmodulen aktiv. In 2009 war nun offenbar überhaupt kein Umsatz mehr zu verzeichnen, womit erneut ein hoher Verlust angefallen sein dürfte. Ab 2010 soll es aber vorangehen. Als Ziel für das laufende Jahr nannte der Vorstand zum Ende der Versammlung einen Umsatz zwischen 3 und 5 Mio. Euro und ein Ergebnis von 0,2 Mio. Euro.
Großen Anteil daran soll die Kooperation mit der Rich Solar Technology Corp. Ltd. haben. Dieses chinesische Unternehmen ist offenbar auch einer der größeren Aktionäre, und derzeit finden Gespräche mit dem Management über eine Einbringung dieser Gesellschaft im Wege der Sacheinlage statt, die dann auf einer außerordentlichen Hauptversammlung beschlossen werden würde. Ob es damit wirklich aufwärts geht mit der Powerbags AG, bleibt indes abzuwarten. Der Beweis, dass das Geschäftsmodell funktioniert, steht noch immer aus. Nach wie vor ist die Aktie, wie auch der hochvolatile Kursverlauf zeigt, ein reiner Zockerwert.
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