Personalausweis mit Chipkarte oder Strichcode?

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Personalausweis mit Chipkarte oder Strichcode?

 
26.10.01 21:09

Identifizierung von Personen mit Hilfe biometrischer Merkmale. Neuer Chip von Infineon vorgestellt

 Als Folge der Anschläge vom 11. September werden die Bundesbürger vermutlich neue Personalausweise erhalten. Die unverwechselbaren Strukturen von Auge und Finger sollen das klassische Ausweisbild ergänzen. Noch gibt es allerdings weltweit keine Erfahrung mit dieser Art der High-Tech-Kontrolle.

Im zweiten Sicherheitspaket des Bundesinnenministers wird ein maschinenlesbarer Ausweis enthalten sein, der auch biometrische Informationen über seinen Eigentümer enthält - so viel ist sicher. Über Details schweigt sich der Minister noch aus. Fälschungssicher soll er werden und vor allem Doppel-Identitäten verhindern. Mittlerweile steht fest, dass sich die Sicherheitsbehörden in Deutschland bisweilen gehörig an der Nase herumführen ließen.

"Einer der World-Trade-Center-Attentäter war beim Ausländerzentralregister mit drei verschiedenen Identitäten gemeldet, sagt Gabi Holtrup, Sprecherin von Innenminister Otto Schily. Unter dem Druck der Ereignisse erinnerte man sich in Schilys Ministerium an die Biometrie. Diese wertet unverwechselbare Merkmale eines Menschen aus, um ihn eindeutig zu identifizieren.
Zu den klassischen biometrischen Merkmalen gehört der Fingerabdruck. Aber auch die Augen-Iris, die Stimme und das gesamte Gesicht sind für jeden Menschen so charakteristisch, dass man ihn sicher identifizieren kann. Bevor es ans Wiedererkennen geht, müssen die einzelnen Merkmale aber zunächst in eine kompakte Form gebracht werden. Schließlich ist ein Personalausweis keine Festplatte.

"Vier Kilobyte reichen aus, um Gesicht, und Stimme zu beschreiben", erläutert Christian Kübelbeck vom Fraunhofer Institut für Integrierte Schaltungen in Erlangen. Gespeichert wird nicht das Originalbild, sondern eine Zahlenfolge. Mit ihr werden die charakteristischen Punkte und ihre Lage zueinander beschrieben.

Beim Fingerabdruck dienen die Linien und Bögen der Hautrillen als Koordinaten für das mathematische Abbild, beim Gesicht sind es die Lage von Augen, Nase und Mund. Ähnlich geht man bei der Iris und dem Frequenzspektrum der Stimme vor. Bei einer Kontrolle werden die Messwerte mit den Referenzwerten auf dem Ausweis verglichen. "Für die Mathematiker reduziert sich das Erkennen einer Person auf ein Problem der Mustererkennung", erläutert Kübelbeck.
Alle biometrischen Verfahren haben aber einen Nachteil: drei bis vier Prozent aller Personen können nicht identifiziert werden. So versagt etwa der Fingerabdruck bei Patienten mit einer Hautallergie. Daher muss man mindestens zwei oder sogar drei Verfahren kombinieren. Entsprechend aufwendig sind die Erfassungsgeräte.

Schon 1995 stellte das Erlanger Fraunhofer Institut für Integrierte Schaltungen eine intelligente Tür mit Videokamera und Mikrofon vor, die automatisch berechtigte Personen erkennen konnte. Als Ausweis diente das Gesicht und die Stimme. Obwohl sich die Fehlerquote auf unter ein Prozent drücken ließ, wurde die inzwischen zur Serienreife entwickelte Tür bislang kein Verkaufserfolg.
Offen ist noch, in welcher Form die Zahlenreihen auf dem Ausweis gespeichert werden sollen. Zur Wahl steht ein computerlesbarer Strichcode oder eine Chipkarte. "Der Strichcode ist Steinzeit", meint Willi Berchtold, Geschäftsführer des Münchner Geldscheindruckers Giesecke & Devrient, und weiß dabei den Bundesverband für Informationswirtschaft, Bitkom, hinter sich. Auf den intelligenten Smartcards ist mit bis zu 64 Kilobyte nicht nur genug Speicherkapazität für alle biometrischen Verfahren, sondern auch noch für Daten der Krankenkassen oder Sozialämter, die den Ausweis künftig auch für ihre Zwecke nutzen könnten.
Die Daten sollen gut vor unbefugtem Zugriff geschützt sein. "Die Informationen bleiben stets auf dem Chip", so ein Sprecher von Giesecke & Devrient, "die Karte besitzt genug Rechenpower, um selbst entscheiden zu können, ob der bei einer Kontrolle eingescannte Finger oder das Gesicht mit den Musterdaten übereinstimmt oder nicht."
Hinter der goldfarbenen Kontaktfläche der Chipkarten steckt immer mehr Intelligenz. Auf der "Cartes 2001" in Paris stellte die Firma Infineon soeben eine Karte mit 32-Bit-Mikroprozessor und 80 Kilobyte Speicher vor. Ganz preiswert sind die High-Tech-Karten indes nicht. Je nach Ausstattung kosten sie zwischen 15 und 30 Mark. Es entstehen weitere Kosten, denn auf Flughäfen, in Sozialämtern und letztlich wohl in jedem Polizeiauto müssen biometrische Messgeräte installiert werden - sonst macht der Biometrikausweis keinen Sinn.
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