Der Anbieter von Solar-Anlagen für kleinere und mittlere Hausdächer steht vor einem Rekordjahr. Wie uns Vorstandschef Jörg Truelsen im Hintergrundgespräch mitteilt, laufen die Geschäfte wie geschmiert. „Wir hatten einen äußerst starken September und einen absoluten Rekordumsatz erzielt. Q3 war mit Abstand unser bestes Quartal“. Bisher wurde in einem Monat ein Höchstumsatz von 9,5 Millionen Euro erzielt. Im besagten Monat wurde diese Größe wohl um den zweifachen Faktor gesteigert. „Den erwarteten Jahresumsatz von 41 Millionen Euro haben wir Ende des dritten Quartals signifikant überschritten“. Wir gehen davon aus, dass
die Solarfirma bereits knapp 50 Millionen Euro an Umsatz verbucht hat. Laut dem CEO haben sich die Preise für Module wieder stabilisiert und steigen leicht an. „Der Markt ist in Bewegung und wir verzeichnen eine hohe Nachfrage“. Den Rekordumsatz aus September wird das Unternehmen allerdings im Schlussquartal nicht wiederholen. Laut Truelsen sind Module bereits wieder knapp und Payom Solar (DE000A0B9AH9) bekommt nicht ausreichend Material. Der Firmenlenker kauft Module lediglich von der amerikanischen First Solar und der chinesischen Yingli Green Energy, sowie der deutschen Schott Solar. Eine Ausweitung der Lieferanten macht für Truelsen hinsichtlich des Einkaufsvolumens wenig Sinn. Zudem sind viele Module schlicht Schrott. „Es gibt 2.000 Modulhersteller auf der Welt. Mindestens die Hälfte geht pleite. Nur ein überschaubarer Teil liefert brauchbare Module und die zehn Größten decken den Markt ab“. Für das Gesamtjahr hält Truelsen somit einen Umsatz von 60 bis 70 Millionen Euro für realistisch. Das EBIT soll sich auf circa drei Millionen Euro belaufen. Das entspricht einer Marge von etwa fünf Prozent. Unterm Strich sollten mindestens zwei Millionen Euro in der Kasse klingeln.
Für das Jahr 2010 versorgt sich Truelsen bereits mit Modulen. „Die Bücher für das erste Halbjahr 2010 sind voll“. Ein weiterer Umsatzanstieg aus eigener Kraft ist darstellbar. Die Einnahmen könnten sich auf 80 bis 90 Millionen Euro steigern bei einer EBIT-Marge zwischen vier und fünf Prozent. Selbst die neue Regierung kann dem Unternehmen nicht schaden. „Unser Geschäft sind Anlagen für Hausdächer. Für diesen Bereich soll die Förderung nicht gekürzt werden“. Truelsen steuert mit Payom Solar erfolgreich durch die Krise. „Unser Erfolg basiert auf sehr guten Kontakten zu Hauseigentümern. Wir kommen aus dem Dachdeckergeschäft und haben dadurch einen sehr guten Zugang zu den Eigentümern. Sie vertrauen eher Ihrem Dachdecker als einem wildfremden Vertriebsmann, der an Ihrer Tür klingelt und Ihnen ein Solardach anbieten will“, erklärt der Vorstand.
Weniger erfolgreich läuft indes die Kooperation mit dem Großaktionär Lite-On Tech. Der Großaktionär wollte Dünnschichtmodule bis Ende 2011 im Volumen von mindestens 45,5 Megawatt liefern. „Wir kaufen diese Module nicht. Der Vertrag kommt nicht zustande und hat für uns keinerlei negative Auswirkungen“. Lite-On Tech ist somit lediglich mit 20 Prozent an Payom Solar beteiligt und liefert keine Module an die Firma.
Richtig Gas geben will Truelsen mit der Übernahme der Solare AG. Der Kaufpreis erfolgt in Aktien. Für 3,25 Millionen Aktien wird die Firma übernommen. Das Aktienkapital erhöht sich sodann auf 4,55 Millionen Aktien. Solare wurde mit 53,3 Millionen Euro bewertet und durch die Aktien mit rechnerischen 30 Millionen Euro bezahlt. Solare verfügt über Projektzusagen von Solaranlagen mit einer Leistung von 50 Megawatt oder einem Umsatzvolumen von 200 Millionen Euro. Vornehmlich in Osteuropa. Das erste Projekt in Bulgarien mit einer Eigenleistung von zehn Megawatt soll in diesem Quartal starten. Für die Anteilseigner der Solare besteht eine Sperrfrist der neuen Aktien von bis zu zwei Jahre. Truelsen verfügt zudem über eine Put-Option.
Der Vorstand hat sich Gewinn-Garantien sichern lassen. Die Solare AG hält 70 Prozent der Solare Bulgaria, die kräftig Cash abwerfen soll. Solare soll in 2010 netto rund fünf, in 2010 knapp zehn und in 2012 fast 17 Millionen Euro verdienen. „Werden die Gewinn-Garantien nicht erfüllt, können wir die Transaktion rück abwickeln“, sagt Truelsen. Geht alles glatt, werden in 2010 bereits mehr als zwei Euro je Aktie verdienen. Das wären fast zehn Millionen Euro Überschuss bei einem Börsenwert von 45 Millionen Euro.
Die Aussichten lesen sich prima. Aber Papier ist geduldig und das Geld muss erst einmal verdient werden. Risiko ist zum Beispiel, dass Projekte in Osteuropa nur schwierig finanziert werden können, was sich negativ für Solare AG entwickeln könnte. In der Summe ist Payom Solar jedoch sehr günstig bewertet. Uns stört jedoch, dass trotz positiver Nachrichten stets Druck auf der Aktie ist. Vermutlich steht an der Börse ein Drucker, der ständig neue Papiere ausspuckt. Oder Lite-On Tech verabschiedet sich aus der Aktie, da die Zusammenarbeit ohnehin nicht fruchtet. Das könnte eine Erklärung für den Aktienüberhang sein, sofern in der Ecke nicht tatsächlich ein Drucker steht. Mit einem Stoppkurs von 15 Prozent unter Einstieg ist die Aktie dennoch eine Sünde wert.
Viele Grüße
Quelle (28.10.2009):
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