Osteuropa: Warten auf die nächste Hausse

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tom68:

Osteuropa: Warten auf die nächste Hausse

 
07.08.01 18:10
Osteuropa: Warten auf die nächste Hausse
 
Fondsmanager Julian Healy von JP Morgan Fleming sieht den Zeitpunkt für Investments gekommen – verweist aber auf die Risiken
 
Behalten Experten recht, so entstehen in Osteuropa Investmentchancen, die den Anlegern in den nächsten Jahre einiges an Gewinnen versprechen. Vielen Ländern zwischen Oder und Pazifik, zwischen Nordmeer und Balaton sollen vor einer wirtschaftlich deutlich bessern Zukunft stehen. Trotzdem bleiben nicht gerade kleine Risiken.

"Die wirtschaftliche Flaute in Osteuropa ist nur ein temporäres Phänomen", lautet das Urteil von Julian Healy, Manager des FF Eastern European von JP Morgan Fleming. Für Healy die Konsequenz: "Der optimale Zeitpunkt für Anleger, sich in Russland oder in den anderen Märkten Osteuropas zu beteiligen, ist jetzt".

Es soll vor allem die Annäherung an die westeuropäischen Staaten sein, welche die Volkswirtschaften Russlands, Polens oder Ungarns beflügeln werden. Der so genannte Konvergenzprozess dürfte Polen, Tschechien und Ungarn in die Europäische Union befördern, glaubt Healy an eine Aufnahme der genannten Länder. Neben den genannten Ländern befinden sich noch die baltischen Staaten Estland, Lettland und Litauen sowie die Slowakei, Slowenien, Zypern, Malta und Bulgarien in Beitrittsverhandlungen.

Dass sich in den Ländern Osteuropas einiges bewegt hat, zeigt ein Blick auf die jüngsten politischen Ereignisse. Die Beitrittskandidaten sind auch zu unpopulären Maßnahmen bereit, um die Eintrittskarte in die EU zu lösen. In Polen wird von der neuen Regierung, die am 23. September gewählt wird, ein Maßnahmenpaket zur Konsolidierung des Haushaltsdefizits erwartet, was das hohe Zinsniveau senken dürfte. Slowenien macht die Duty-Free-Shops an der Grenze zu Österreich dicht, bisher einer der florierendsten Wirtschaftszweige des Landes – und das auf Druck von Österreich. Politiker rechnen trotz dieser Maßnahmen nicht damit, dass EU-Beitrittsgegner in den Ländern die Oberhand gewinnen.

Auch Russland bewegt sich. Die Putin-Regierung beginnt, dem schwerfälligen Bären Beine zu machen. Senkungen bei Einkommens- und Unternehmenssteuern, längst überfällige Reformen im Bereich Stromversorgung, Banken, Boden und Eisenbahn sowie ein langsam zurückgehender Bürokratismus haben zu deutlich höheren Direktinvestitionen geführt. Ein weiterer Faktor: Steigende Transparenz. "Corporate Governance ist zu einem wichtigen Faktor im russischen Markt geworden", ist Healys Beobachtung. So lehnen sich die Bilanzierungs-Standards mittlerweile an die IAS-Regeln an; Quartalsberichte sind ebenfalls verbindlich eingeführt. Die Folge: Das Vertrauen in den Markt steigt, wenn auch langsam.

Die Faktoren überzeugen Healy, dass vor allem die Unternehmen in den potenziellen EU-Beitrittsländern die Unterbewertung im Vergleich zu den westeuropäischen Konkurrenten verlieren könnten. Gerade deshalb hat er die Aktien polnischer Unternehmen mit mehr als 40 Prozent des von ihm gemanagten Fondsvermögens deutlich übergewichtet. Russland folgt erst an zweiter Stelle. Damit investiert Healy anders als seine Osteuropa-Managerkollegen, die in der Regel Russland deutlich übergewichten. Die Branche, die Healy favorisiert, sind dagegen altbekannt: Telekommunikation, Banken und Energierohstoffe wie Öl, zum Beispiel Lukoil.

Nur rät er den Anlegern, Geduld mitzubringen. Investments in Russland und Co. stellen nach wie vor Anlagen in Emerging Markets mit dem entsprechend hohen Risiko dar. Zumindest sind sie deutlich schwankungsstärker als ihre westlichen Gegenparts, weshalb der Depotanteil in solchen Anlagen entsprechend klein sein sollte. Riskofreudig und geduldig soll der Anleger also sein, der sich in den Osten begibt. "Langfristig aber werden sie dafür belohnt werden", ist Healy überzeugt.

Bleibt also abzuwarten, ob die Staaten Osteuropas den Rückstand zum Westen aufholen. Sonst dürften die Engagements im Osten sehr langfristig werden. Und „langfristig gesehen sind wir alle tot“, wusste schon Nobelpreisträger John Maynard Keynes.


Autor: Michael Barck, 17:29 07.08.01
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