Russland verschiebt Entscheidung über Kürzung der ErdölexporteMoskau (dpa) - Russland hat sich dem Drängen der internationalen Erdölexporteure nach einer Kürzung der eigenen Ölausfuhren zur Preisstabilisierung erneut widersetzt. Ministerpräsident Michail Kasjanow wies in Moskau Forderungen der Leitung der Organisation Erdöl exportierender Länder (OPEC) zurück, die russischen Erdölexporte auch im zweiten Quartal um 150 000 Barrel (je 159 Liter) pro Tag zu drosseln.
Kasjanow teilte dem OPEC-Generalsekretär Ali Rodriguez und dem OPEC-Präsidenten Rilwanu Lukman lediglich mit, das Hauptziel der Politik Russlands auf dem Ölmarkt bleibe die «Gewährleistung stabiler und angemessener Ölpreise». Ein Treffen Kasjanows mit den Leitern der größten Ölunternehmen Russlands, auf dem die Kürzung der Ölexporte auch im zweiten Quartal beschlossen werden sollte, war am 20. Februar ebenfalls ohne Ergebnis zu Ende gegangen.
Rodriguez und Lukman schätzten die Rolle Russlands bei der Stabilisierung der internationalen Ölpreise im ersten Quartal hoch ein und ersuchten die russische Regierung ein weiteres Mal, die Exporte auch im zweiten Quartal zu kürzen. Russland wolle zunächst die weiteren Entwicklungen auf dem internationalen Ölmarkt abwarten, kündigte Kasjanow nach Angaben der Agentur Interfax an.
Russland, der größte Ölproduzent außerhalb des Kartells, hatte Ende vergangenen Jahres erst nach langem Widerstand einer befristeten Kürzung der Erdölexporte um 150 000 Barrel pro Tag bis zum 31. März zugestimmt. In den ersten beiden Monaten dieses Jahres hatte Russland die Ölgewinnung im Vergleich zu dem Vorjahreszeitraum um 8,7 Prozent auf 58,4 Millionen Tonnen gesteigert. Angesichts der Überproduktion und niedriger Ölpreise auf dem Binnenmarkt drängten mehrere russische Ölunternehmen darauf, die Exportkürzung nicht zu verlängern.
Am letzten Freitag hatte OPEC-Öl die psychologisch wichtige Preishürde von 20 Dollar je Barrel genommen. Ein Barrel kostete im Schnitt 20,39 Dollar gegenüber 20,03 Dollar am Tag davor, teilte das OPEC-Sekretariat in Wien mit.
Russlands Energieminister Igor Jussufow sagte, dass die von der OPEC angestrebte Preisspanne von 22 bis 28 Dollar je Barrel auch für Brent-Öl gelten solle. «Russland würde ein Barrel-Preis für Ural-Öl von 20 bis 25 Dollar durchaus passen», sagte er nach einem Treffen mit Rodriguez und Lukman. Die obere Grenze von 25 Dollar werde auch für Westeuropa akzeptabel sein. Im vergangenen Jahr hatte OPEC-Öl durchschnittlich 23,12 Dollar je Barrel gekostet.
[dpa]