Börse in Skandinavien
Neuer Index für den Norden
Ab nächste Woche wird sich für skandinavische Anleger vieles verändern. Denn dann startet der schwedischen Börsenbetreiber OMX den ersten gemeinsamen Aktienindex mit 578 Unternehmen, die an den Börsen in Helsinki, Kopenhagen und Stockholm notiert sind.
STOCKHOLM. Mit Superlativen halten sich die Schweden nicht zurück. „Wir sind die weltweit größte Börse für Aktien der Papierindustrie und Europas größte IT-Börse“. Und im Modesektor sei man immerhin die Nummer zwei auf der Welt. Jenny Rosberg, Nordeuropa-Chefin des schwedischen Börsenbetreibers OMX, arbeitet seit mehr als einem Jahr mit ihren Kollegen auf den 2. Oktober hin: Dann startet die OMX den ersten gemeinsamen Aktienindex mit 578 Unternehmen, die an den Börsen in Helsinki, Kopenhagen und Stockholm notiert sind. Anleger sollen dann leichter als bisher Aktien der finnischen Nokia, der schwedischen Ericsson und der dänischen AP Møller-Mærsk handeln können.
Rosberg ist verantwortlich für das Projekt, mit dem sie die Liquidität und die Präsenz nordeuropäischer Unternehmen auf dem internationalen Parkett steigern will. „Durch eine gemeinsame nordische Liste mit unterteilten Branchen wird es viel leichter, sich zu Recht zu finden“, sagt Rosberg. Möglich wurde der gemeinsame Index, weil der schwedische Börsenbetreiber OMX in den vergangenen Jahren die Börsen in Helsinki und Kopenhagen sowie in den drei baltischen Staaten Estland, Lettland und Litauen übernommen hat. Vor zwei Wochen unterzeichnete OMX außerdem eine Absichtserklärung, dass man die isländische Börse in Reykjavik vor Jahresende kaufen wolle. „Island, so hoffen wir, können wir im Laufe des kommenden Jahres in den gemeinsamen Index integrieren“, sagt Rosberg.
Für die Anleger wird sich ab Montag vieles verändern: Die nationalen Listen wie die Stockholmer A- und O-Liste verschwinden. Ersetzt werden sie durch eine nordeuropäische Liste, auf der insgesamt 578 Unternehmen aus Dänemark, Finnland und Schweden notiert sind. Damit die Übersichtlichkeit nicht verloren geht, gibt es eine Brancheneinteilung, die dem internationalen GICS-Standard (Global Industry Classification Standard) folgt. Außerdem wird der Aktienindex OMX Nordic 40 eingeführt, in dem die 40 größten Konzerne aus Dänemark, Finnland und Schweden gelistet sind. Mittelgroße und kleinere Unternehmen finden sich in Extra-Indizes.
„Die Unternehmen werden für Anleger einfach sichtbarer“, sagt Rosberg und erhofft sich dadurch auch ein höheres Handelsvolumen. Im ersten Halbjahr dieses Jahres wurden an der Börse in Stockholm pro Tag im Schnitt rund 41 Mrd. Kronen (4,4 Mrd. Euro) umgesetzt. Die Stockholmer Börse ist mit einem Börsenwert von 3,5 Mrd. Kronen und 272 notierten Unternehmen die größte der drei Handelshäuser (Helsinki 1,9 Mrd. Kronen, Kopenhagen, 1,4 Mrd. Kronen).
Bei den nordeuropäischen Fondsmaklern und Banken ist die Euphorie bislang allerdings eher gedämpft. Bei SEB und Handelsbanken rechnet man mit keiner Revolution. „Praktisch macht die neue Liste für uns kaum einen Unterschied aus“, sagte SEB-Fondschefin Cecilia Langer. Anders sehen das die Internet-Makler. Jessica Gertun vom schwedischen Internet-Händler Nordnet findet den neuen Index „Spitze“, da die Kunden von nächster Woche an sehr einfach „grenzüberschreitend“ handeln können. Auch die OMX-Verantwortliche Rosberg räumt ein, dass der gemeinsame Index „hauptsächlich etwas für Anleger ist, die über das Internet handeln“. Allerdings sieht sie noch weitere Vorteile: Vor allem außerhalb Nordeuropas habe man die Region immer schon wie einen Markt behandelt. Die gemeinsame nordische Liste werde dem besser gerecht. „Am Finanzplatz London sieht man das sehr positiv, vor allem wegen der vielen kleineren und mittelgroßen Unternehmen, die jetzt sichtbarer werden“, meint Rosberg.
Der Handel wird in den nationalen Währungen, also Schwedenkronen, Dänenkronen und Euro, abgewickelt. Das damit verbundene Währungsrisiko wird von Analysten jedoch als sehr gering bewertet. Größter Wunsch nicht nur von Jenny Rosberg, sondern auch von Aktienmaklern ist die Integration der Osloer Börse. Doch die wegen ihrer starken Ausrichtung auf den Ölsektor interessante Börse gehört nicht zur OMX-Gruppe und will auf eigenen Beinen stehen. Rosberg hat die Hoffnung nicht aufgegeben. „Wir haben weiterhin den roten Teppich für Oslo ausgerollt“.
Quelle: HANDELSBLATT, Samstag, 30. September 2006, 08:02 Uhr
Euer
Einsamer Samariter
Neuer Index für den Norden
Ab nächste Woche wird sich für skandinavische Anleger vieles verändern. Denn dann startet der schwedischen Börsenbetreiber OMX den ersten gemeinsamen Aktienindex mit 578 Unternehmen, die an den Börsen in Helsinki, Kopenhagen und Stockholm notiert sind.
STOCKHOLM. Mit Superlativen halten sich die Schweden nicht zurück. „Wir sind die weltweit größte Börse für Aktien der Papierindustrie und Europas größte IT-Börse“. Und im Modesektor sei man immerhin die Nummer zwei auf der Welt. Jenny Rosberg, Nordeuropa-Chefin des schwedischen Börsenbetreibers OMX, arbeitet seit mehr als einem Jahr mit ihren Kollegen auf den 2. Oktober hin: Dann startet die OMX den ersten gemeinsamen Aktienindex mit 578 Unternehmen, die an den Börsen in Helsinki, Kopenhagen und Stockholm notiert sind. Anleger sollen dann leichter als bisher Aktien der finnischen Nokia, der schwedischen Ericsson und der dänischen AP Møller-Mærsk handeln können.
Rosberg ist verantwortlich für das Projekt, mit dem sie die Liquidität und die Präsenz nordeuropäischer Unternehmen auf dem internationalen Parkett steigern will. „Durch eine gemeinsame nordische Liste mit unterteilten Branchen wird es viel leichter, sich zu Recht zu finden“, sagt Rosberg. Möglich wurde der gemeinsame Index, weil der schwedische Börsenbetreiber OMX in den vergangenen Jahren die Börsen in Helsinki und Kopenhagen sowie in den drei baltischen Staaten Estland, Lettland und Litauen übernommen hat. Vor zwei Wochen unterzeichnete OMX außerdem eine Absichtserklärung, dass man die isländische Börse in Reykjavik vor Jahresende kaufen wolle. „Island, so hoffen wir, können wir im Laufe des kommenden Jahres in den gemeinsamen Index integrieren“, sagt Rosberg.
Für die Anleger wird sich ab Montag vieles verändern: Die nationalen Listen wie die Stockholmer A- und O-Liste verschwinden. Ersetzt werden sie durch eine nordeuropäische Liste, auf der insgesamt 578 Unternehmen aus Dänemark, Finnland und Schweden notiert sind. Damit die Übersichtlichkeit nicht verloren geht, gibt es eine Brancheneinteilung, die dem internationalen GICS-Standard (Global Industry Classification Standard) folgt. Außerdem wird der Aktienindex OMX Nordic 40 eingeführt, in dem die 40 größten Konzerne aus Dänemark, Finnland und Schweden gelistet sind. Mittelgroße und kleinere Unternehmen finden sich in Extra-Indizes.
„Die Unternehmen werden für Anleger einfach sichtbarer“, sagt Rosberg und erhofft sich dadurch auch ein höheres Handelsvolumen. Im ersten Halbjahr dieses Jahres wurden an der Börse in Stockholm pro Tag im Schnitt rund 41 Mrd. Kronen (4,4 Mrd. Euro) umgesetzt. Die Stockholmer Börse ist mit einem Börsenwert von 3,5 Mrd. Kronen und 272 notierten Unternehmen die größte der drei Handelshäuser (Helsinki 1,9 Mrd. Kronen, Kopenhagen, 1,4 Mrd. Kronen).
Bei den nordeuropäischen Fondsmaklern und Banken ist die Euphorie bislang allerdings eher gedämpft. Bei SEB und Handelsbanken rechnet man mit keiner Revolution. „Praktisch macht die neue Liste für uns kaum einen Unterschied aus“, sagte SEB-Fondschefin Cecilia Langer. Anders sehen das die Internet-Makler. Jessica Gertun vom schwedischen Internet-Händler Nordnet findet den neuen Index „Spitze“, da die Kunden von nächster Woche an sehr einfach „grenzüberschreitend“ handeln können. Auch die OMX-Verantwortliche Rosberg räumt ein, dass der gemeinsame Index „hauptsächlich etwas für Anleger ist, die über das Internet handeln“. Allerdings sieht sie noch weitere Vorteile: Vor allem außerhalb Nordeuropas habe man die Region immer schon wie einen Markt behandelt. Die gemeinsame nordische Liste werde dem besser gerecht. „Am Finanzplatz London sieht man das sehr positiv, vor allem wegen der vielen kleineren und mittelgroßen Unternehmen, die jetzt sichtbarer werden“, meint Rosberg.
Der Handel wird in den nationalen Währungen, also Schwedenkronen, Dänenkronen und Euro, abgewickelt. Das damit verbundene Währungsrisiko wird von Analysten jedoch als sehr gering bewertet. Größter Wunsch nicht nur von Jenny Rosberg, sondern auch von Aktienmaklern ist die Integration der Osloer Börse. Doch die wegen ihrer starken Ausrichtung auf den Ölsektor interessante Börse gehört nicht zur OMX-Gruppe und will auf eigenen Beinen stehen. Rosberg hat die Hoffnung nicht aufgegeben. „Wir haben weiterhin den roten Teppich für Oslo ausgerollt“.
Quelle: HANDELSBLATT, Samstag, 30. September 2006, 08:02 Uhr
Euer
Einsamer Samariter