Mindestens zwölf Tote bei Unruhen
Militär stürzt Staatspräsident Chávez in Venezuela
Nach blutigen Massenprotesten mit mindestens zwölf Toten ist Venezuelas linksnationalistischer Staatschef Hugo Chávez unter dem Druck des Militär zurückgetreten. Der Oberbefehlshaber der Streitkräfte, General Luis Rincon, gab den Rücktritt in der Nacht zum Freitag in Caracas bekannt. "Nach den bedauerlichen Vorkommnissen vom Vortag haben wir Chávez zum Rücktritt aufgefordert, und er hat akzeptiert", sagte Rincon auf einer Pressekonferenz.
Venezuela - Land der Pracht und Armut
"Nachbarschaftszirkel"
Das Militär hatte Chávez die Gefolgschaft aufgekündigt, nachdem ein Massenprotest von 500.000 Menschen gegen die autoritäre Regierungspolitik blutig unterdrückt worden war. Noch steht nicht fest, wer für den Tod von zwölf Menschen, unter ihnen ein Zeitungsfotograf und eine schwangere Frau, verantwortlich ist. Außerdem gab es etwa 100 Verletzte. Die Polizei hat nach eigenen Angaben nur Tränengas eingesetzt. Sie versichert, für das Massaker seien der Bürgermeister Freddy Bernal und die zivilen Anhängertrupps von Chávez, die so genannten "Nachbarschaftszirkel" verantwortlich.
"Universal" eine interimistische Regierungsjunta
Die Zeitung "Universal" meldete in ihrer Internet-Ausgabe, der Präsident des Unternehmerverbandes, Pedro Carmona, werde wahrscheinlich eine Zwischen-Regierung anführen. Die Oberbefehlshaber der Streitkräfte stellten der Junta ihre Ämter zur Verfügung und riefen die Bevölkerung zur Ruhe auf. Der Rücktritt von Chávez war zuvor vom Fernsehsender Globovision verkündet worden. Daraufhin gingen zahlreiche Menschen auf die Straßen, um das "Ende der Diktatur" zu feiern.
Medienberichte: Chávez soll ins Exil
Nach Medienberichten landeten unterdessen auf dem Militärflughafen La Carlota in Caracas zwei Flugzeuge aus Kuba, die Chávez ins Exil auf die sozialistische Karibik-Insel fliegen sollen. Chávez' Ehefrau Marisabel war bereits mit den Kindern in ihre Heimatstadt Barquisimeto im Nordwesten Venezuelas geflogen. Ex-Staatspräsident Carlos Andrés Pérez jubelte in einem Gespräch mit einem kolumbianischen Rundfunksender: "Wir haben uns der Diktatur entledigt."