Einem Erstsemestler in einem wirtschaftswissenschaftlichen Studiengang würde die folgende Aussage aus der Handelsblattausgabe vom Freitag m.E. die Note „ungenügend“ einbringen:
„Die Verschuldung der Welt wird Ende 2019 rund 43% höher liegen als bei Ausbruch der Finanzkrise. Zwar ist im selben Zeitraum auch die weltweite Wirtschaftsleistung (BIP) um rund 30% gestiegen. Doch ist das nur ein schwaches Beruhigungsmittel.“
Der maßgebliche Vergleichswert ist aber nicht das reale BIP-Wachstum, das hier offensichtlich gewählt wurde, sondern das nominale BIP, also das in Geldgrößen. Und auch wenn die Inflation in den letzten 10 Jahren nicht übermäßig groß war, führt die Addition der Inflationsraten zu den Wachstumsraten zu einem Wachstumswert für das BIP, der wesentlich größer ist als die oben angeführten 30%, wie das die nachstehende Grafik zeigt.
de.statista.com/statistik/daten/studie/...dsprodukt-weltweit/
Für 2009 könnt Ihr in dieser Grafik einen Wert von 60,44 und für 2019 einen Wert von 86,6 ablesen. Dividiert Ihr nun 86,6 durch 60,44 und wählt anschließend einen Exponenten von 0,1 erhaltet Ihr den Wert 1,4328 – das bedeutet, dass das nominale BIP in den letzten 10 Jahren um 43,28% gewachsen ist – also im gleichen Maß wie die Verschuldung.
Damit ist die Verschuldung von Ihrem Niveau her unverändert geblieben – und das, obwohl eine wirtschaftliche Krise überwunden werden musste.