Das BioM-Interview (aus dem dortigen Newsletter von heute,
www.bio-m.org)Simon Moroney, MorphoSys, freut sich über ein tolles Jahr
Allen steckt das Gerede von der Krise oder diese selbst schon etwas in den Knochen, doch mindestens ein Martinsrieder Unternehmen trotzt nicht nur dem Börsengerutsche, sondern liefert kontinuierlich "good news": MorphoSys. Wir haben Simon Moroney um seinen persönlichen Rückblick auf dieses ablaufende Jahr gebeten - und schon wieder überraschte er uns mit Neuigkeiten, ganz am Ende des Interviews.
BioM: Herr Moroney, vor genau einem Jahr haben wir Ihnen an dieser Stelle zu dem überraschenden und überwältigenden Deal mit Novartis gratulieren können. Seither ist es zu dieser Zusammenarbeit etwas ruhiger geworden. Können Sie uns kurz über den Stand der Dinge aufklären?
Moroney: Ich würde sagen, der Schein trügt. Aktuell sieht man nur die Spitze des Eisbergs. Die Kooperation verläuft tatsächlich sehr erfolgreich, das erste gemeinsame Projekt ist auf dem Weg in die Phase 2 der klinischen Entwicklung. Wir haben parallel ein anderes Projekt für eine gemeinsame Entwicklung ausgesucht, und zum Beginn des Jahres 2009 wird das von Novartis finanzierte Team gemäß der Planung abermals vergrößert. Wir arbeiten an einer Vielzahl von interessanten Zielmolekülen, und erwarten in den nächsten Jahren einige greifbare Resultate in Form von interessanten Medikamentenkandidaten.
BioM: Eine „Befürchtung“ war ja etwas, dass MorphoSys nun so eng mit Novartis verbunden ist, dass kaum andere Kooperationen mehr möglich sein würden. Die Nachrichten aus dem ablaufenden Jahr lasen sich dann aber doch anders. Fühlen Sie sich vollständig frei, Ihre „MorphoSys-Strategie“ durchzuziehen, oder sehen Sie auch Beschränkungen durch den Groß-Deal?
Moroney: Für uns war es immer sehr wichtig, dass wir unabhängig von Novartis das Unternehmen weiter voranbringen können und genauso haben wir den Vertrag auch aufgesetzt. Die Neuigkeiten der letzten Wochen zeigen sehr deutlich, wo die Reise hingeht. Wir werden unsere eigenen Aktivitäten im Bereich der Produktentwicklung weiter ausbauen. Verträge wie mit der belgischen Galapagos und die Benennung des neuen Entwicklungsvorstands belegen dies deutlich. Unser großer Vorteil ist, dass wir über die nächsten Jahre auf eine gesicherte Finanzierung vertrauen können. Wir müssen nicht zurück zum Kapitalmarkt, was in der gegenwärtigen Situation äußert schwierig wäre.
BioM: Lassen Sie mich beim Thema „Strategie“ noch nachhaken. Neben der Technologieplattform MorphoSys-HuCAL hat sich ein eigenes Medikamentenentwicklungsprogramm etabliert. Neben den eigenen Programmen wird in Kooperation mit Pharma ebenfalls geforscht und entwickelt. Dazu kommen aus der neuesten Kooperation mit Galapagos (viele) weitere interessante Targets. Wo sehen Sie MorphoSys heute und in Zukunft?
Moroney: Wir sind überzeugt, dass wir durch die eigene Medikamentenentwicklung den Wert der Firma nachhaltig steigern können. Wir waren mit unserem Partnergeschäft außerordentlich erfolgreich. Nach der Unterzeichnung der Kooperation mit Novartis haben wir ein neues Kapitel der Unternehmensentwicklung aufgeschlagen. Ich sehe MorphoSys als einen breit aufgestellten Medikamentenentwickler, mit einer breiten Pipeline von Partner- und eigenen Projekten.
BioM: Wenn man sich jetzt noch das Bankkonto von MorphoSys anschaut, könnte man schon vermuten, dass eine ganz dicke Überraschung noch bevorsteht? Oder sind das zu wilde Phantasien?
Moroney: Wir haben nie geleugnet, dass wir an Akquisitionen interessiert sind. Im aktuellen Marktumfeld könnten sich auch Möglichkeiten ergeben, um interessante Entwicklungsprojekte, Targets oder Technologien zu kaufen. Wir haben die finanziellen Mittel, und halten die Augen offen. Aber lassen Sie mich betonen, dass wir nicht um jeden Preis akquirieren werden. Es muss passen, sowohl inhaltlich wie auch beim Preis.
BioM: Beim Stichwort „Phantasie“ kommt sie natürlich unvermeidlich, die Frage nach dem Aktienkurs. Ärgert es Sie, dass der MOR-Aktienkurs heute wieder genau da steht wie Mitte 2007?
Moroney: Verglichen mit dem Marktumfeld hat sich unsere Aktie hervorragend gehalten. Trotzdem sind wir mit der Kursentwicklung alles andere als zufrieden. Ich bin allerdings überzeugt, dass sich die positive Unternehmensentwicklung mittelfristig auch wieder in der Kursentwicklung niederschlagen wird.
BioM: Wenn schon der stete positive Nachrichtenfluss aus der Lena-Christ-Straße nicht wirklich massiv den Kursverlauf befördert, welche Perspektiven sehen Sie dann an der deutschen Börse überhaupt? Ist es dort zu wenig international? Ist die Aktie schon scheinbar zu „teuer“ für den Handel?
Moroney: Leider ist gerade in Deutschland die Aktienkultur noch immer nicht verbreitet genug. Die Nachfrage rein aus dem Inland ist einfach zu gering. Das ist einer der Gründe für unsere intensive Investorensuche im Europäischen Ausland und in den USA und hier waren wir recht erfolgreich. Die MorphoSys-Aktie wirkt sicherlich im Vergleich zu den anderen deutschen Biotechnologe-Unternehmen teuer, deswegen auch der Aktiensplit, der noch vor Weihnachten umgesetzt wird.
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