Maul- und Klauenseuche bremst brasilianische Fleis

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Maul- und Klauenseuche bremst brasilianische Fleis permanent

Maul- und Klauenseuche bremst brasilianische Fleis

 
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HANDELSBLATT, Mittwoch, 19. Oktober 2005, 14:04 Uhr


Expansion nach Nordamerika gestoppt


Maul- und Klauenseuche bremst brasilianische Fleischexporteure


Von Alexander Busch


Unpassender hätte es die brasilianischen Steakexporteure nicht treffen können: Gerade als sie auf der Kölner Lebensmittelmesse Anuga mit den Importeuren die neuen Jahresverträge unterzeichnen wollten, brach auf einer Farm im brasilianischen Landesinneren die Maul- und Klauenseuche aus.


SÃO PAULO. Sofort stoppten die EU, aber auch Russland, Südafrika, Israel und andere lateinamerikanische Staaten die Einfuhr brasilianischen Rindfleisches auf unbestimmte Zeit.

Für die Branche ein schwerer Schlag: „Es hätte uns nicht schlimmer treffen können“, klagt der brasilianische Agrarminister Roberto Rodriguez und prophezeit der Branche ein „düsteres 2006“. Die Investoren an den Aktienmärkten reagierten prompt. Die Kurse von Sadia und Perdigão, den beiden wichtigsten Lebensmittelkonzernen Brasiliens, deren Aktien auch an der Wallstreet gehandelt wurden, verloren sechs Prozent. Dabei produzieren die beiden Konzerne bisher fast nur Geflügel- und Schweinefleisch und zählten in den letzten Jahren als Exporteure zu den Nutznießern der Kuhseuchen in Europa.

Erst vor wenigen Tagen hatten jedoch beide Konzerne angekündigt, künftig auch Rindfleisch produzieren und verarbeiten zu wollen. In São Paulo halten sich Gerüchte, dass die Rating-Agentur Fitch auch die beiden wichtigsten brasilianischen Rindfleischproduzenten Friboi und Bertin abstufen könnte, deren Aktien bisher nur an der Börse in São Paulo gehandelt werden.

Der Ausbruch der Maul- und Klauenseuche trifft die brasilianische Fleischindustrie auf dem Höhepunkt ihrer Entwicklung: Erst 2004 hat das südamerikanische Land Australien und die USA als Exporteur auf dem Weltmarkt überholt. Von Januar bis September dieses Jahres sind die Exporte an gekühltem und industrialisiertem Rindfleisch erneut um 30 Prozent gestiegen.

Die brasilianischen Konzerne verkauften für rund 2,5 Mrd. Dollar Rindfleisch. Wichtigste Abnehmer sind Russland, Ägypten, die Niederlande und Großbritannien. Die EU insgesamt nimmt etwa ein Drittel des brasilianischen Rindfleisches ab. Vor einem Monat hatte zudem Friboi, der größte brasilianische Produzent mit einem Umsatz von geschätzt einer Mrd. Euro den argentinischen Marktführer Swift Armour für 180 Mill. Euro übernommen. Der argentinische Konkurrent ist spezialisiert auf Exporte von verarbeitetem Fleisch in die USA.



Die Strategie der brasilianischen Exporteure war bis zum Ausbruch der Seuche, höhere Preise für ihre Produkte zu erzielen: „Bisher haben wir Marktanteile im Ausland vor allem mit niedrigen Preisen gekauft“, sagt Marcus Vinícius Pratini de Moraes, Präsident des Exportverbandes für Rindfleisch Abiec, „jetzt wollen wir höhere Preise durchsetzen.“

Vor allem die bisher verschlossenen Märkte Japans, USA und Kanadas hatten die brasilianischen Konzerne als Ziel. Wegen sanitärer Vorschriften können die brasilianischen Konzerne bisher nur verarbeitetes Fleisch in diese Länder exportieren. Weitaus höhere Renditen gibt es jedoch für gekühltes Fleisch. Doch mit der jetzt ausgebrochenen Seuche können die brasilianischen Produzenten ihre Hoffnungen auf Jahre begraben.

Nach Ansicht des ehemaligen Agrarministers Francisco Turra war es nur eine Frage der Zeit, dass in Brasilien wieder Fälle von Maul- und Klauenseuche auftreten: Wiederholt hatten Vertreter der Branche von der Regierung vorbeugende Maßnahmen gefordert. Wegen der hohen Sparmaßnahmen im Staatshaushalt habe sie jedoch kaum Mittel zur Verfügung gestellt.

Die Regierung ihrerseits bezichtigt jetzt die Gouverneure und Farmer, zu lax mit den Impfungen umgegangen zu sein. Erst kürzlich hatte eine EU-Delegation bei einer Inspektionsreise durch brasilianische Schlachthöfe beanstandet, dass der Herkunftsnachweis für brasilianisches Rindfleisch lückenhaft sei.







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