ftd.de, Fr, 22.3.2002, 10:45
Marconi bricht Gespräche mit Gläubigerbanken ab
Der angeschlagene britische Telekomausrüster Marconi hat einen Finanzierungsvorschlag der Gläubigerbanken abgelehnt. Die Aktie begab sich auf eine rasante Talfahrt.
Wegen anhaltend ungünstiger Marktbedingungen sei ein wichtiger Refinanzierungsplan gescheitert, teilte Marconi am Freitag in London mit. Angesichts dieser Einschätzung biete das Konzept der Banken dem Unternehmen nicht die entsprechende Kapitalstruktur, hieß es. Das Unternehmen, das seit Monaten mit seinen Gläubigerbanken über Kredite im Gesamtvolumen von 7,5 Mrd. Euro verhandelt hatte, will nun innerhalb der kommenden Wochen einen neuen Geschäftsplan vorlegen.
Gleichzeitig würden die Gespräche mit den Banken fortgesetzt, um weitere Refinanzierungsmöglichkeiten zu ermitteln. Marconi müsse nun seine Bankverbindlichkeiten erneut verhandeln, sagte ein Händler. Marconi-Aktien brachen am Freitagvormittag an der Londoner Börse um knapp 66 Prozent auf 6,13 Pence ein und waren damit schwächster Titel im FTSE 250.
Weitere Verschlechterung erwartet
Das Unternehmen verzeichnet nach eigenen Angaben eine weitere Verschlechterung der Marktbedingungen und erwartet vorerst keine Erholung. Die Unsicherheit auf den Märkten werde über März 2003 hinaus und damit länger als erwartet anhalten. Im Zuge eines umfangreichen Sparprogramms hatte Marconi im vergangenen Jahr mehrere Tausend Arbeitsplätze gestrichen und Mitte Januar einen weiteren Stellenabbau angekündigt.
Der Telekomausrüster sieht sich für das vierte Geschäftsquartal, das im März endet, in Einklang mit den Marktprognosen und annähernd auf dem Niveau des dritten Quartals. Allerdings werde der saisonale Aufschwung in der zweiten Jahreshälfte deutlich geringer ausfallen, hieß es.
Stellenabbau
Die angestrebte Reduzierung der operativen Ausgaben im Kerngeschäft bis zum Quartalsende von einer Mrd. Britischer Pfund werde voraussichtlich erreicht, teilte das Unternehmen mit. Der Konzern geht weiter davon aus, dass die Nettoverschuldung am 31. März innerhalb der anvisierten Spanne zwischen 2,7 und 3,2 Mrd. Pfund liegen wird.
Marconi hatte im dritten Quartal wegen der anhaltenden Investitionsflaute bei Telekomunternehmen einen Betriebsverlust von 130 Mio. Pfund eingefahren. Im Januar kündigte Marconi zudem an, rund 4000 Stellen im Kerngeschäft zu streichen, nachdem seit September 2001 bereits 8000 Menschen ihren Arbeitsplatz verloren hatten. Vom Stellenabbau sind auch rund 850 Stellen in Deutschland betroffen.
© 2002 Financial Times Deutschland