Während die meisten Rohstoffe seit März dieses Jahres von einem Hoch zum nächsten eilen, gerieten die Magerschwein-Notierungen bis Mitte August unter massiven Abgabedruck. Zeitweilig befanden sich die Preise fast schon im „freien Fall“. In den zurückliegenden Drei Monaten jedoch drehte der Markt und die Kurse zogen vom Tief aus gesehen um beachtliche fast 30 Prozent an. Viele Anleger fragen sich nun, ob es nicht langsam an der Zeit ist, Short-Positionen aufzubauen oder ob die „Rallye“ noch weiter geht.
Rückläufige Produktion erwartet
Im Sommer des laufenden Jahres ging man seitens des amerikanischen Landwirtschaftsministeriums noch davon aus, dass die Schweinefleisch-Produktion 2009 erkennbar zunimmt. Diese Einschätzung wurde mittlerweile korrigiert: Nunmehr rechnen die Behörden mit einem Rückgang des Outputs um ein Prozent für dieses und sogar mit minus drei Prozent für das nächste Jahr. Hintergrund der geänderten Prognose ist primär die geringere Zahl von Tieren in den US-Mastbetrieben. Zum 1. September waren es landesweit 66,626 Millionen Stücke. Das entspricht einem Rückgang von 2,3 Prozent und lag signifikant unter den Erwartungen. Von daher verwundert es nicht, dass die Schweinefleisch-Produktion zwischen Juni und August um 1,6 Prozent gesunken ist. Bis dato beträgt das Minus für 2009 knapp zwei Prozent, so dass die Schätzung eines Rückgangs von nur einem Prozent auf Jahressicht sogar noch recht optimistisch anmutet. Wir können uns gut vorstellen, dass das Minus beim Output schlussendlich eher im Bereich um 1,5 Prozent für dieses Jahr liegen wird. Insofern vermag die Angebotsseite durchaus die Vermutung weiter steigender Notierungen zu rechtfertigen.
Nachfrage leidet unter Schweingrippe-Angst
Etwas anders sieht es da schon in Sachen Nachfrage aus: Der Ausbruch der Schweinegrippe in Mexiko und die mittlerweile annährend globale Verbreitung (auch in den USA gab es schon etliche Fälle) hat vielen Konsumenten die Lust auf Schweinefleisch vermiest. Zwar geht von gekochten und gebratenen Fleisch nicht die geringste Gefahr aus. Da Ängste jedoch nicht selten irrational sind, scheint das einige Verbraucher nicht im Geringsten zu interessieren.
Hinzu kommt, dass der Preisabstand zwischen Rind- und Schweinefleisch in den zurückliegenden Wochen und Monaten erheblich geschrumpft ist. In Anbetracht des Umstandes, dass Rind das hochwertigere Fleisch ist, dürften unzählige Menschen daher derzeit Rindfleisch bevorzugen, zumal dieses speziell in den USA über die Wintermonate traditionell beliebter ist.
US-Exporte im „freien Fall“
Ein weiterer „Gefahrenherd“ auf der Nachfrageseite stellen die Ausfuhren dar: In den ersten neun Monaten 2009 fielen diese um sage und schreibe 15 Prozent. Verantwortlich hierfür ist unter anderem die bereits erwähnte Schweingrippe. Darüber hinaus spielt der „China-Faktor“ eine wichtige Rolle: Im letzten Jahr grassierte im „Reich der Mitte“ eine mysteriöse Krankheit unter den Mastschweinen. Das führte dazu, dass die Einfuhren vor allem aus den USA erheblich erhöht wurden und die amerikanischen Exporte auf einem absoluten Allzeithoch lagen. In Zahlen ausgedrückt betrug das Plus gegenüber 2007 sagenhafte 49 Prozent. Dass dieses Niveau nicht auf Dauer gehalten werden konnte, liegt auf der Hand. Dennoch kommt man nicht umhin festzustellen, dass die Ausfuhrzahlen insbesondere auch unter Berücksichtigung der teilweise sehr niedrigen Preise enttäuschend ausfielen. Eine Gesamtwürdigung der Fundamentals ergibt somit, dass mit Versorgungsengpässen bei Magerschwein trotz der rückläufigen Produktion nicht gerechnet werden kann, weil die Nachfrage zu schleppend ist. Insofern erscheint Magerschwein derzeit recht gut bezahlt zu sein. Weiteres nennenswertes Aufwärtspotenzial bei den Preisen können wir demzufolge nicht ausmachen.
Charttechnik deutet Trendwende nach unten an
Auch unter technischen Gesichtspunkten scheinen Investoren gut damit beraten zu sein, die Finger von Long-Engagements zu lassen. Immerhin ist der maßgebliche Dezember-Future im Bereich seines wichtigen Widerstandes bei 58 US-Cents recht kraftvoll nach unten abgeprallt. Im Schlepptau der jüngsten Kurs-Rücksetzer generiert der MACD ein erkennbares Verkaufssignal. Demgegenüber bewegt sich der RSI noch im bullishen Terrain. Allerdings befindet sich auch dieser Indikator auf dem Weg gen Süden, was zur Vorsicht mahnt. Für einen aggressiven Short-Einstieg ist es aktuell sicherlich noch etwas zu früh, weil der Aufwärtstrend seit August intakt ist und der Markt sich (noch) über der 18-Tage-Linie halten sowie den Support bei 55 US-Cents scheinbar verteidigen kann. Ob dem jedoch noch lange so ist, kann zumindest bezweifelt werden. Unterhalb der erwähnten 55 US-Cents auf Wochenschlusskurs-Basis können spekulative Anleger einen Short-Versuch wagen. Vorerst sollte man den Markt aber am besten lediglich beobachten.
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