Aus der FTD vom 11.9.2001
Durchsuchungsaktion bei Kabel New Media
Von Arndt Ohler, Hamburg
Die Polizei hat Büros und Privaträume des insolventen Hamburger Internetdienstleister Kabel New Media durchsucht. Insidergeschäfte ist nur eines der Vergehen, wegen derer gegen Kabel ermittelt wird.
Ein Polizei-Sprecher bestätigte am Montag, dass bei der "sehr umfangreichen Aktion" am Mittwoch und Donnerstag vergangener Woche Unterlagen sowie Computer beschlagnahmt wurden. Sie werden nun von der Staatsanwaltschaft auswertet.
Auslöser für die Durchsuchungen waren Verdächtigungen gegen die beiden ehemaligen Vorstände Peter Kabel und Fritz Mathys. Gegen die beiden wird nach Aussagen des Polizei-Sprechers wegen drei verschiedener Vergehen ermittelt: Insidergeschäfte, Bankrott durch Verringerung des Vermögens und falsche Ad-Hoc-Meldungen zur Kursmanipulation. Schon Mitte Juli hatte das Bundesaufsichtsamt für den Wertpapierhandel eine Voruntersuchung wegen auffälliger Kursbewegungen eingeleitet.
Neuer Tiefpunkt
Die Durchsuchungen markieren einen neuerlichen Tiefpunkt des 1993 gegründeten Unternehmens. Bereits im Juli hatte Kabel New Media wegen akuter Geldnot einen Insolvenzantrag gestellt. Anfang September war das Insolvenzverfahren über das Vermögen der Aktiengesellschaft sowie Töchter in Hamburg, Berlin, München und Friedrichshafen eröffnet worden.
Gründer und Chef Peter Kabel trat daraufhin zurück. In einer E-Mail an die Mitarbeiter und Freunde beschuldigte er Kleinaktionäre, Großinvestoren und die Banken, die Insolvenz hauptsächlich verursacht zu haben. Kabel gehörte mit seinem Unternehmen zu den Stars am Neuen Markt. Das Unternehmen wuchs rasant. Auslandstöchter wurden zugekauft, weitere Büros in Deutschland eröffnet. Im Februar 2000 lag der historische Höchstkurs bei 85 Euro. Branchenexperten halten das schnelle Wachstum neben dem Abflauen der Begeisterung für Internet-Unternehmen für den Grund des Scheiterns. Gestern notierte das Papier bei 0,11 Euro.
Im September wurde bekannt, dass die Werbeagentur-Gruppe BBDO einige der attraktivsten Abteilungen des Internetdienstleister kaufen will. Besonders interessant seinen die Standort in Köln und Hamburg, sagte ein BBDO-Sprecher. In Hamburg wurde bislang der Großkunde BMW betreut. In Köln wurde für die Großkunden Sat 1, das ZDF und Warner Brothers gearbeitet. BBDO erhofft sich dadurch eine Stärkung des Multimedia-Geschäfts.
© 2001 Financial Times Deutschland
Durchsuchungsaktion bei Kabel New Media
Von Arndt Ohler, Hamburg
Die Polizei hat Büros und Privaträume des insolventen Hamburger Internetdienstleister Kabel New Media durchsucht. Insidergeschäfte ist nur eines der Vergehen, wegen derer gegen Kabel ermittelt wird.
Ein Polizei-Sprecher bestätigte am Montag, dass bei der "sehr umfangreichen Aktion" am Mittwoch und Donnerstag vergangener Woche Unterlagen sowie Computer beschlagnahmt wurden. Sie werden nun von der Staatsanwaltschaft auswertet.
Auslöser für die Durchsuchungen waren Verdächtigungen gegen die beiden ehemaligen Vorstände Peter Kabel und Fritz Mathys. Gegen die beiden wird nach Aussagen des Polizei-Sprechers wegen drei verschiedener Vergehen ermittelt: Insidergeschäfte, Bankrott durch Verringerung des Vermögens und falsche Ad-Hoc-Meldungen zur Kursmanipulation. Schon Mitte Juli hatte das Bundesaufsichtsamt für den Wertpapierhandel eine Voruntersuchung wegen auffälliger Kursbewegungen eingeleitet.
Neuer Tiefpunkt
Die Durchsuchungen markieren einen neuerlichen Tiefpunkt des 1993 gegründeten Unternehmens. Bereits im Juli hatte Kabel New Media wegen akuter Geldnot einen Insolvenzantrag gestellt. Anfang September war das Insolvenzverfahren über das Vermögen der Aktiengesellschaft sowie Töchter in Hamburg, Berlin, München und Friedrichshafen eröffnet worden.
Gründer und Chef Peter Kabel trat daraufhin zurück. In einer E-Mail an die Mitarbeiter und Freunde beschuldigte er Kleinaktionäre, Großinvestoren und die Banken, die Insolvenz hauptsächlich verursacht zu haben. Kabel gehörte mit seinem Unternehmen zu den Stars am Neuen Markt. Das Unternehmen wuchs rasant. Auslandstöchter wurden zugekauft, weitere Büros in Deutschland eröffnet. Im Februar 2000 lag der historische Höchstkurs bei 85 Euro. Branchenexperten halten das schnelle Wachstum neben dem Abflauen der Begeisterung für Internet-Unternehmen für den Grund des Scheiterns. Gestern notierte das Papier bei 0,11 Euro.
Im September wurde bekannt, dass die Werbeagentur-Gruppe BBDO einige der attraktivsten Abteilungen des Internetdienstleister kaufen will. Besonders interessant seinen die Standort in Köln und Hamburg, sagte ein BBDO-Sprecher. In Hamburg wurde bislang der Großkunde BMW betreut. In Köln wurde für die Großkunden Sat 1, das ZDF und Warner Brothers gearbeitet. BBDO erhofft sich dadurch eine Stärkung des Multimedia-Geschäfts.
© 2001 Financial Times Deutschland