IPC Archtec revidiert Pläne nach Ausstieg der Kreditversicherer
München (vwd) - Nach der Reduzierung der Kreditlinien für Lieferanten
muss die IPC Archtec AG, Niederaichbach, ihre Planungen für das
Geschäftsjahr 2002 überarbeiten. Die neuen Prognosen sollen am Freitag
vorgelegt werden, teilte der am Neuen Markt geführte Vermarkter von
Notebooks, Monitoren und Zubehör am Montag ad hoc mit. Kreditversicherer
hatten der Mitteilung zufolge für alle Lieferanten des Unternehmens die
Versicherungslinien teilweise oder gänzlich reduziert. In den nächsten Tagen
werde mit Hausbanken und Kreditversicherern über eine "von allen Seiten
getragene Lösung" verhandelt, hieß es weiter.
Die Reduzierung der Versicherungslinien führt Finanzvorstand Reinhard
Oppowa auf den Rückzug einer der vier Hauptbanken des Unternehmens in der
Vorwoche zurück. "Das ist offenbar ein Dominoeffekt", sagte Oppowa am Montag
vwd. Der Rückzug einer der vier Banken sei "unerwartet und ohne erkennbare
Vorankündigung" erfolgt, hatte IPC vorige Woche erklärt. Dadurch seien die
bestehenden Kreditlinien in einem "mittleren zweistelligen Millionenbetrag"
reduziert worden.
Ob der Rückzug der Bank bzw der Kreditversicherer auf Unstimmigkeiten bei
der IT-Com GmbH der BEMI-Gruppe zurückzuführen ist, ließ Oppowa offen. "Das
wäre reine Spekulation", sagte er. Die BEMI-Gruppe, an der IPC mit 75
Prozent beteiligt ist, hatte im Geschäftsjahr 2001 mit einem
außerplanmäßigen Betriebsverlust von 6,7 Mio EUR das Gesamtergebnis der IPC
belastet. Nach Vorliegen einer Sonderprüfung bei der IT-Com GmbH hatte der
IPC-Vorstand Betrug bei dem Beteiligungsunternehmen nicht ausgeschlossen und
mögliche Regressansprüche angekündigt. Durch den Verlust von Rechnungen für
ausgelieferte Drucker sei der IPC ein Schaden in Höhe von neun bis zehn Mio
EUR entstanden. Möglicherweise seien Manipulationen an PC-Systemen
vorgenommen worden, hatte der IPC-Vorstand mitgeteilt.
Im ersten Quartal des laufenden Geschäftsjahres hatte die BEMI-Gruppe
bekanntlich einen Anteil von 38,5 Prozent (40 Mio EUR) des Gesamtumsatzes
von IPC von 104,02 Mio EUR erwirtschaftet. Nach den bisherigen Planungen
wollte IPC in den Geschäftsjahren 2002 und 2003 den Umsatz um jeweils 30
Prozent steigern. Im abgelaufenen Jahr hatte das Unternehmen 444,16 Mio EUR
erlöst. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) sollte ursprünglich im
laufenden Jahr auf 28,7 Mio EUR und ein Jahr darauf auf 37,3 Mio EUR
angehoben werden, nachdem IPC 2001 einen EBIT-Rückgang um 70 Prozent auf 4,4
Mio EUR erzielt hatte. +++ Rolf Neumann
vwd/29.4.2002/rne/mr