Liebe Aktionäre, Interessierte und Freunde von Pyrum,
ich hoffe, es geht Ihnen allen gut und Sie hatten einen schönen und erholsamen Sommer. Der Sommer bei Pyrum war mit vielen neuen Erkenntnissen und erreichten Meilensteinen wieder sehr ereignisreich.
Wie auch bei den letzten Newslettern bleiben wir unserem Format treu und beantworten nachfolgend sowohl allgemeine als auch spezielle Fragen, die uns in der letzten Zeit zugegangen sind.
Wieso macht Pyrum gerade jetzt eine Kapitalerhöhung? Der Moment erscheint nicht wirklich ideal. Wofür wird das Geld benötigt?
Erlauben Sie bitte, dass ich diese Frage zuerst als Pascal Klein, größter Pyrum Aktionär und Mitbetroffener, beantworte: Die Kapitalerhöhung findet definitiv zu einem ungünstigen Zeitpunkt statt, der mir selbst auch nicht gefällt, aber wir brauchen sie aus mehreren Gründen genau jetzt. Alle Gründe sind nachvollziehbar und Sie werden es gleich verstehen. Fakt ist und bleibt, dass ich nicht nur Vorstand bin, sondern auch Aktionär, und ganz bestimmt keiner Kapitalerhöhung zugestimmt hätte, wenn diese nicht notwendig wäre. Die Gründe für meine Zustimmung sind die folgenden:
Wie bereits angekündigt, haben wir endlich das letzte Puzzlestück für den Pyrum Rollout-Plan erhalten, den langfristigen Abnahmevertrag für unser rCB von Continental. Wir haben es also wirklich geschafft, eine Abnahmegarantie für die Menge von zwei Werken für ganze 10 Jahre zu erhalten und der Preis je Tonne bewegt sich in einer sehr attraktiven Spanne von 1.200 bis 1.800 EUR. Das sind alles gigantische Meilensteine, mit denen wir sehr glücklich sind! Leider kommt ein solcher Vertrag nur selten ohne Gegenleistung einher. Wir mussten uns dazu verpflichten, die Werke auch wirklich kurzfristig zu bauen. Dadurch, dass Continental sich zur Abnahme verpflichtet und seine Produktion von Neureifen nach und nach auf rCB umstellt, muss auch rCB geliefert werden. Das bedeutet, Continental verpflichtet sich zur Abnahme des rCB unter der Bedingung, dass Pyrum zügig die Werke baut und schnell eine FID (Final Investment Decision) herbeiführt. Wir müssen also bis spätestens 30. Juni 2025 die FID für das nächste Pyrum-Werk in Perl-Besch erreicht haben und dazu brauchen wir jetzt eine Kapitalerhöhung, um die Eigenkapitalquote erreichen zu können, die die Banken für die Finanzierung verlangen. Wenn wir die rCB-Abnahmegarantie von Continental und den Zeitplan unseres Rollout-Plans nicht gefährden wollen, dann müssen wir jetzt handeln und schnell wachsen. Zu Ihrer Information: Eine FID bedeutet, dass ein Werk zu 100 % durchfinanziert ist und alle Genehmigungen erhalten hat. Die Genehmigungen sind bis 30. Juni 2025 kein Problem, aber die Finanzierung steht in Perl erst zu 50 %. Da das Werk nicht mit mehr als 70 % durch Fremdkapital finanziert werden kann, benötigen wir Eigenkapital, um die Kriterien der Banken zu erfüllen. Leider muss es echtes Eigenkapital sein, Eigenkapital ersetzende Maßnahmen sind nicht ausreichend. Nun läuft die Zeit gegen uns und wir müssen schnell die FID von mindestens diesem weiteren Werk herbeiführen, damit die rCB-Abnahme unwiderruflich gesichert ist.
Wir können uns mit einem viel größeren Anteil an dem Joint Venture Werk in Tschechien beteiligen. Bisher war geplant, die 3 Mio. EUR, die wir von dem BASF-Darlehen nutzen dürfen, zu investieren und eine Minderheitsbeteiligung von unter 25 % an dem Werk zu erhalten. Nach Verhandlungen mit dem tschechischen Großkonzern ist man bereit, uns mit bis zu 49 % an dem Werk zu beteiligen, sofern wir 7,6 Mio. EUR investieren. Da die Finanzierung bis Jahresende 2024 in Tschechien komplettiert sein soll und wir verbindlich zusagen müssen, ist es jetzt an der Zeit, die Differenz einzuwerben. Dies ist wirklich eine einmalige Gelegenheit, sich an einem Pyrum-Werk mit lediglich 7,6 Mio. EUR zu beteiligen und dafür fast die Hälfte der Anteile zu erhalten.
Wir arbeiten seit Jahren mit Schwalbe am Aufbau eines Recyclingsystems für Altreifen. Dieses Recyclingsystem wird jetzt nach und nach ausgebaut und wir möchten davon profitieren und somit einen massiven Zugang zu Fahrradaltreifen erhalten. Zusätzlich haben wir jetzt die einmalige Gelegenheit, am Ausbau der Logistik teilzunehmen und können diese in Zukunft als Dienstleistung abwickeln. Hierzu ist eine Investition in Container und Lkw notwendig, die nicht über das BASF-Darlehen finanziert werden kann. Schwalbe beteiligt sich im Rahmen der aktuellen Kapitalerhöhung als weiterer strategischer Investor und hält nach Abwicklung der Transaktion 4 % an Pyrum.
Wir arbeiten mit Continental in einem JDA (Gemeinschaftsentwicklungsvertrag) an der Entwicklung neuer rCB-Qualitäten. Diese neuen rCB-Grades werden potenziell Schutzrechte erhalten, an denen Pyrum beteiligt sein möchte. Das ist einer der wichtigsten Punkte für unsere Entwicklung: An der Entwicklung neuer rCB-Qualitäten beteiligt zu sein und ein Miteigentum daran zu haben. Dies ist nur möglich, wenn wir eigenes Geld in den JDA einbringen, was wir bisher auch getan haben. Die Projektfinanzierungen durch Banken und die BASF decken diese Entwicklungskosten aber nicht ab, somit müssen wir Eigenkapital einwerben, um weiterhin an dem JDA mit Eigentumsanteil mitmachen zu können. Bitte verstehen Sie mich nicht falsch, ohne neues Eigenkapital würde das JDA nicht enden, wir hätten aber kein Miteigentum mehr an neuen rCB-Qualitäten, die sich in der Entwicklung befinden.
Ich hoffe, dass Sie unsere Beweggründe nachvollziehen können und verstehen, dass wir keine Zeit mehr verlieren durften. Natürlich ist der aktuelle Aktienkurs aufgrund diverser Verkäufe im Ausland nicht perfekt, aber die Vorteile einer Kapitalerhöhung überwiegen bei weitem die Nachteile.
Was bedeutet der neue Liefervertrag mit Continental für Pyrum genau? Wie wichtig ist dieser Meilenstein und stimmt es, dass der Vertrag ca. 150 Mio. EUR wert ist?
Um diese Frage zu beantworten, muss ich ein wenig ausholen und die Hintergründe einer solchen Entwicklung erläutern. Im Endeffekt haben wir bei Pyrum nicht nur eine neue Technologie entwickelt, sondern ganz neue Produkte auf einen bisher nicht-existierenden Markt gebracht. Wenn man ein besseres Auto oder eine sehr effiziente Solaranlage entwickelt, dann begibt man sich in einen existierenden Markt und konkurriert mit Anbietern bereits existierender Produkte. Das war bei Pyrum aber nie der Fall. Als wir unsere Technik stabil in Betrieb hatten und Großmengen produzieren konnten, gab es keinen Markt für unsere Endprodukte. Es gab zwar den Willen im Markt, „grüner“ und „nachhaltiger“ zu werden, aber man brauchte weder unser Öl noch unser rCB, um die Produkte herstellen zu können. Dazu kam, dass wir uns in schon lange etablierten Segmenten bewegten, welche seit knapp 100 Jahren in unveränderter Form bestehen und nach dem Credo gearbeitet wurde: „Never change a running system“. Das war der Fall in den Jahren 2017 und 2018, als wir bereits produzieren konnten, aber noch keine Abnehmer hatten.
Der große Wendepunkt kam mit den neuen Nachhaltigkeitsregeln, der Bewegung um Fridays for Future und dem Wunsch der Bevölkerung nach nachhaltigen Produkten. Als dann BASF auf uns zu kam und unser Öl „mal testen“ wollte, wussten wir, dass wir diese Tür aufstoßen mussten. Wir lieferten BASF also alles, was wir konnten, und zwar so schnell, wie wir konnten. Das hat bei BASF für positive Verwunderung gesorgt und sie waren schnell bereit, größere Mengen unseres Öls in immer weitreichenderen Anwendungen zu testen. Und siehe da, es hat funktioniert. Ehrlich gesagt, war man bei BASF anfangs auch sehr skeptisch, ob das alles so funktioniert, die Maschinen mit unserem Öl umgehen können und die Qualität der BASF-Endprodukte gleich bleibt. Es musste aber mal wieder jemand den Mut haben, es zu versuchen. Als BASF dann die ersten Rahmenverträge mit uns unterschrieben hatte und bei uns investierte, wollte auf einmal jeder unser Öl. Mittlerweile ist Pyrolyseöl ein echter Star im Markt geworden und jeder Chemie- und Ölkonzern möchte Unmengen an Pyrolyseöl kaufen. Der Markt muss nun also schnell wachsen, da es wesentlich mehr Nachfrage als Angebot gibt. Ehrlich gesagt, gibt es auf der ganzen Welt nicht genug Reifen, um den Bedarf an Pyrolyseöl zu decken.
Leider kann man das Öl nicht mit dem Ruß vergleichen, weil der Markt ungleich komplizierter ist und von Grund auf anders funktioniert. Das heißt, unser Öl ist ein Rohstoff, der bei BASF auch als solcher behandelt wird. Einfach gesagt, unser Öl ist ähnlich wie Erdöl und geht in den normalen Ölverbund von BASF, wo unser Öl in seine Moleküle zerlegt und in den einzelnen Anlagen der BASF zu chemischen Produkten verarbeitet wird. Um es auf den Punkt zu bringen: In den Produkten der BASF erkennt am Ende niemand mehr, ob unser Öl oder Erdöl verwendet wurde. Somit hat Pyrum wenig mit der Qualitätssicherung der BASF-Endprodukte zu tun, wir müssen zwar einige Kennwerte im Öl einhalten, das ist aber mit unserer Technologie relativ einfach umsetzbar.
Das rCB ist leider eine ganz andere Geschichte, da unser rCB bei den Herstellern nicht weiterverarbeitet wird. Unser rCB geht, so wie es ist, in neue Reifen und verändert deren Eigenschaften massiv, wenn wir Qualitätsschwankungen in der Produktion hätten. Dazu kommt, dass wir erst lernen mussten, was bei Ruß wichtig ist. Was braucht ein Reifenhersteller? Wie muss der Ruß verarbeitet sein? Wie fein muss er sein? Hat das Mahlverfahren einen Einfluss auf die Qualität? Und vieles mehr. Im Endeffekt liefern wir an BASF ein Rohöl und an Continental ein High Tech Ruß, der erst einmal in Zusammenarbeit mit Continental entwickelt werden musste. Wir mussten also sehr viel lernen und auch unsere Firma auf ganz andere Füße stellen! Ein zertifizierter Automotive Lieferant, welcher sicherheitsrelevante Komponenten liefert, hat nichts mehr mit einem Start-up zu tun. Wir mussten also in den letzten zwei Jahren unsere Strukturen anpassen sowie rCB in mehreren Güteklassen und die Prüfmechanismen entwickeln, um die Qualität in der Produktion sicherzustellen. Dazu kam dann noch ein Labor, etliche Umbauten in den Produktionsanlagen, um Kontaminationen zu vermeiden, und Hunderte von Schulungen mit den Mitarbeitern. Wir haben es aber geschafft! Wir sind heute in der Lage, ein rCB aus 100 % Abfall herzustellen, der wieder 1 zu 1 in Neureifen eingesetzt werden kann.
Nun war endlich der Moment da, um Nägel mit Köpfen zu machen. Wir haben das Produkt und Continental sowie Schwalbe und manch andere Hersteller haben Bedarf angemeldet. Und nach all diesen technologischen Errungenschaften kam die ernüchternde Realität des Einkaufs von Großkonzernen in der Automobilbranche. Wir wurden darüber informiert, dass man maximal ein- bis zweijährige Lieferverträge abschließt, dass Pyrum sehr viele Versicherungen und Garantien liefern muss und dass man sich bereits einen Preis für das rCB überlegt hat, der natürlich günstiger sein muss als traditioneller Ruß, weil rCB neu ist und sich erst im Markt etablieren muss. Nach einem solchen Gespräch muss man sich erst einmal hinsetzen, tief durchatmen und dann ganz ruhig und bestimmt „Nein“ sagen. So etwas ist absolut unüblich in der Automobilbranche, üblicherweise macht der Kunde die Konditionen und der Lieferant akzeptiert sie und liefert oder eben nicht. Wir wussten aber, dass unser Material etwas Besonderes ist und haben unsere Bedingungen ganz klar formuliert: 10 Jahre Abnahmegarantie ab Inbetriebnahme eines Werkes, garantierter Basispreis für die gesamte Vertragslaufzeit und eine Garantie, auch Altreifen zu erhalten, um rCB herstellen zu können. Natürlich wurden unsere Forderungen am Anfang nicht ernst genommen und als „absolut marktunüblich“ abgestempelt. Wir blieben aber dabei, anders ging es nicht. Niemand finanziert uns Werke, wenn keine Abnahmegarantie für die Endprodukte zu einem fixen Mindestpreis vorliegt, bis sich das Werk amortisiert hat. Natürlich hat uns bei den Verhandlungen der existierende Abnahmevertrag mit BASF für das Öl geholfen, wobei jedoch regelmäßig darauf hingewiesen wurde, dass 10-Jahresverträge in der Chemieindustrie durchaus üblich sind, in der Automobilbranche aber nicht. Es war also schnell klar, dass wir eine quasi Unmöglichkeit von der Automobilindustrie verlangten, die es so noch nicht gegeben hat. Lange Rede, kurzer Sinn, nach Monaten intensivster Verhandlungen haben wir es geschafft und haben nun endlich eine 10-Jahres-Abnahmegarantie für die Mengen von zwei Pyrum Industriewerken! Dazu kommt die Option, die Mengen aus zwei weiteren Werken ab 2028 zu liefern. Und der fixe Basispreis, der 10 Jahre nicht unterschritten werden kann, konnte auch durchgesetzt werden. Das ist einer der größten Meilensteine unserer Unternehmensgeschichte, das muss uns allen bewusst sein. Sind wir mal ehrlich, wir reden hier von den Mengen von zwei Werken für 10 Jahre für einen Markdurchschnittspreis, der irgendwo im Bereich von 1.500 EUR pro Tonne liegt. Somit kommen wir auf ein Vertragsvolumen von über 150 Mio. EUR, was sogar mit einer Anzahlung auf den Vertrag bestärkt wurde. Ich kann mich hier auch nur bei Continental bedanken, dass sie diesen innovativen und neuen Weg mit uns zusammen gehen und sich so stark engagieren. Nur so können wir die Welt verbessern und Innovationen voranbringen. Und genau wie damals mit BASF: Kaum war die Tinte unter dem Rahmenabnahmevertrag trocken, kamen andere Marktteilnehmer und wollten auch rCB. Nicht ohne Grund hat Schwalbe bereits angekündigt, 70 % seiner kompletten Produktion auf Pyrum-rCB umzustellen und weitere Gespräche mit Reifenherstellern sind bereits im Gange.
Zum Schluss können wir sagen, dass wir es endlich geschafft haben! Wir haben nicht nur die Technik entwickelt, sondern auch den Markt ins Leben gerufen und einen Bedarf an unseren Produkten erzeugt, den es vor 3-4 Jahren noch nicht gab. Und ein Zurück gibt es auch nicht mehr! Die Nachhaltigkeitsziele sind gesetzt und jetzt, da es technisch erwiesen ist, dass es funktioniert, kann die Industrie nicht mehr zurück auf fossiles Öl oder fossilen Industrieruß, weil die Emissionen hier um ein Vielfaches höher sind. Ich erinnere an dieser Stelle gerne daran, dass wir immerhin 965 kg/CO2 Äquivalent pro Tonne Altreifen einsparen und uns unabhängig von Ölimporten aus dem Mittleren Osten und Ruß-Lieferungen aus Russland machen. Wir reden also schon längst nicht mehr nur von ökologischen Zielen, sondern auch von Rohstoff-Unabhängigkeit. Mit den Rahmenverträgen für Öl und rCB sind nun alle unsere Endprodukte langfristig und sicher verkauft und wir können das tun, was wir am liebsten tun: Werke bauen und den Siegeszug nach vorne treiben.
Wie ist der Stand mit TAD 2 und 3 in Dillingen? Wann laufen die Anlagen auf 100% und wann wird auch hier rCB produziert?
Wir betreiben mittlerweile beide neuen Linien abwechselnd im industriellen Testbetrieb von jeweils drei Wochen Non-Stop Produktion, gefolgt von einem automatischen Reinigungszyklus. Beide Anlagen sind auch schon gleichzeitig betrieben worden, aber nur für ein paar Tage, um zu sehen, dass alles auch zusammen stabil läuft. In den letzten Monaten konnten wir erfolgreich alle auftretenden Kinderkrankheiten beheben und sind nun an dem Punkt angekommen, dass wir mit dem ersten 100 %-Volllast-Betrieb begonnen haben. Ich freue mich, sie darüber informieren zu können, dass der erste Volllast-Test mit TAD 3 erfolgreich abgeschlossen wurde und dass wir kurzfristig den ersten Volllast-Betrieb mit TAD 2 starten. Hierzu gab es bereits eine Pressemeldung mit weiteren Einzelheiten. Es ist noch 2024 geplant, den Parallelbetrieb mit beiden Linien auf 100 % zu starten.
Was die rCB-Produktion in Dillingen angeht, kann ich verkünden, dass wir weiterhin stabiles und qualitativ hochwertiges rCB mit TAD 1 (Pyrum Linie 1) herstellen und auch bereits einige Tonnen aus TAD 2 und 3 in der „alten“ Mahl- und Pelletieranlage verarbeitet und verkauft haben. Noch im Oktober ist das finale Continental Audit geplant, damit auch Ruß aus TAD 2 und 3 offiziell in Continental Reifen eingesetzt werden darf. Dies ist immer erst dann möglich, wenn ein stabiler Serienbetrieb über mehrere Wochen nachgewiesen werden konnte. Unser neues rCB wird zunächst mit TCU (ungemahlenes rCB, roh aus dem Reaktor) aus TAD 2 und 3 in der Mahl- und Pelletieranlage 1 hergestellt. Leider ist diese Anlage zu klein, um alle Mengen aus TAD 1, 2 und 3 verarbeiten zu können, wir gehen aber davon aus, dass wir trotzdem mehr rCB produzieren können als aktuell nur mit dem TCU aus TAD 1.
Was die neue und sechsmal größere Mahl- und Pelletieranlage angeht, sieht es wie folgt aus:
Die Mahlanlage ist bereits geliefert und befindet sich bei Pyrum in Dillingen sicher verpackt in großen Kisten.
Im Oktober wurden die Fundamentarbeiten in der neuen Mahl- und Pelletieranlage durchgeführt, so dass wir spätestens im November mit dem Aufbau der Mahlanlage beginnen können. Die Teile der Pelletieranlage sollen ab November geliefert werden, so dass wir nahtlos mit dem Aufbau der Pelletieranlage weiter machen können. Ziel ist es, ebenfalls im November, die Grobmontage zu beginnen und im ersten Quartal 2025 die Montagearbeiten abzuschließen, um im zweiten Quartal mit der Inbetriebnahme zu beginnen.
Die rCB-Lagersilos sowie die gesamte Verladetechnik des fertigen rCB sind bereits installiert.
Nur damit Sie ein Gefühl für die Mahl- und Pelletieranlage 2 bekommen: Wir reden von einer Anlage, die größer ist als drei bis vier Einfamilienhäuser und in einer riesigen Halle aufgebaut wird, in der mehrere Gewerke gleichzeitig arbeiten müssen. Wir sind aber sehr zuversichtlich, dass wir im Q2/2025 die ersten rCB-Proben produzieren können.
Wie ist der Status mit dem neuen Pyrum Werk in Perl/Besch? Wann wird dort mit dem Bau angefangen?
In Perl/Besch gibt es nicht allzu viele Neuigkeiten, außer dass über den Sommer alle Planungs- und Genehmigungsunterlagen weitestgehend fertiggestellt wurden. Hier sind zusätzlich noch einige neue Erkenntnisse aus dem Betrieb von TAD 2 und 3 sowie die Erfahrungen der Mahl- und Pelletiertechnik mit eingeflossen. Das hat uns zwar zwei bis drei Monate Zeit gekostet, verhindert aber, dass wir in Zukunft einen Genehmigungsänderungsantrag einreichen müssen, der uns im Nachgang viel mehr Zeit und Geld gekostet hätte. Die Unterlagen werden aus heutiger Sicht, nach Fertigstellung letzter Gutachten, im November eingereicht. Danach dauert es üblicherweise vier bis acht Wochen, bis man die Genehmigung zum vorzeitigen Baubeginn nach §8a Bundes-Immissionsschutzgesetz (BImSchG) erhält und mit dem Bau beginnen darf. Das Gelände ist ja bereits gerodet und die neuen Bäume werden in Kooperation mit unserem Partner Siemens in der Gemeinde Perl gepflanzt. Siemens unterstützt uns bei der Neuanpflanzung sehr stark und ist ein wichtiger Partner für Pyrum und den Bau unserer Anlagen geworden.
Wie sieht es mit den Pyrum Joint Venture Werken aus? Geht es hier voran? Welche Projekte entwickeln sich am schnellsten?
Diese Frage ist interessant, aber gar nicht so einfach zu beantworten, da jede Woche ein anderes Werk ein bisschen die Nase vorne hat. Aktuell sind die am weitesten fortgeschrittenen Joint Venture Projekte:
Sokolov, Tschechien: Dieses Pyrum Werk, das auf dem Werksgelände eines Kraftwerkes entstehen soll, ist sehr weit fortgeschritten. Es liegen schon Teilgenehmigungen und Förderbescheide vor und das Detailengineering wird in den nächsten Wochen abgeschlossen. Dieses Projekt ist wahrscheinlich das erste Joint Venture, das mit dem Bau beginnen wird. Über den Sommer war eine Delegation der Genehmigungsbehörde aus Tschechien in Dillingen und hat unser Stammwerk begutachtet. Die Behörde war sehr positiv überrascht und hat uns eine schnelle Bearbeitung sowie die am besten mögliche Unterstützung zugesichert. Die genehmigende Behörde hätte wirklich nicht erwartet, dass unsere Anlage so sauber, leise, effizient und umweltfreundlich ist.
Athen, Griechenland: Dieses Werk ist ein Joint Venture eines griechischen Reifenentsorgers, eines Fonds und Pyrums. Die Genehmigungen liegen bereits vor und das Baugrundstück ist auch vorhanden. Da es sich um ein Projekt von nationaler Tragweite handelt – immerhin wird dieses Pyrum Werk annähernd 50 % des gesamten Altreifenmarktes von Griechenland entsorgen – sind politische Sondergremien eingeschaltet und es gibt potenziell sehr hohe Fördersummen. Dieser Prozess dauert zwar schon einige Monate, aber wir sind zuversichtlich, den Förderprozess noch vor Ende 2024 abzuschließen. Würden wir vor der schriftlichen Zusage der Förderung Bestellungen ausüben, wäre die Förderung leider unwiederbringlich weg und wir reden hier immerhin von einer Förderquote von bis zu 48 % der gesamten Baukosten des Werkes. Wir müssen uns also gedulden und auf die Zusage der Fördergremien warten.
Es gibt noch viele weitere Projekte, wie zum Beispiel mit SUEZ in England, mit Greentech in Schweden, mit Remondis in Bremen oder mit Unitank in Emleben. Alle diese Projekte gehen langsam aber sicher Ihren Weg, die oben genannten zwei Projekte und unser eigenes Bauprojekt in Perl/Besch sind aktuell am weitesten und machen jede Woche große Fortschritte. Ein Luxusproblem kann auch noch auf uns zukommen: Wenn jetzt alle Projekte gleichzeitig grünes Licht bekommen, dann steht uns eine sehr arbeitsreiche Zeit bevor.
Wovor haben Sie Herr Klein aktuell am meisten Angst oder Respekt?
Vor nicht allzu langer Zeit waren meine Ängste eher technischer Natur. Damit will ich sagen, dass mir eventuell auftretende technische Probleme an unseren Anlagen schlaflose Nächte bereitet haben. Diese Zeit ist zum Glück vorbei, wir haben es wirklich geschafft, eine sehr zuverlässige Technologie auf die Beine zu stellen, die auch reproduzierbar ist und sich in Serie fertigen lässt. Danach war meine Hauptangst: „Bekommen wir den rCB irgendwann so hin, dass er wirklich in Reifen eingesetzt werden kann, und bekommen wir ihn dann auch zu einem vernünftigen Preis verkauft, so dass sich unsere Werke auch rechnen?“. Diese Angst verfolgte mich sehr lange, aber in der ersten Hälfte dieses Jahres haben wir auch das final gelöst! Wir stellen stabil rCB her, welcher in Reifen eingesetzt werden kann, und die großen Abnahmeverträge mit Continental und Schwalbe zeigen, dass ein realer Bedarf an unserem rCB vorhanden ist und das zu Preisen, mit denen sich Werke finanzieren lassen. Somit ist der kürzlich abgeschlossene Liefervertrag über rCB für 10 Jahre mit Continental ein riesiger Meilenstein, der bisher anscheinend noch gar nicht so wirklich vom Kapitalmarkt erkannt wurde.
Kurioserweise sind meine Ängste oder Bedenken heute ganz andere als noch vor ein paar Monaten. Ich habe keine kritischen Bedenken bzgl. Pyrum, unserer Technik, unserer Endprodukte oder deren Vermarktung! Was mich jahrelang beschäftigt hat, ist gelöst, und heute sind es eher Alltagsproblemchen im normalen Unternehmensbetrieb sowie externe Probleme, die mich beschäftigen. Die aktuelle politische Instabilität in Deutschland macht mir hingegen wirklich Sorgen und das sagen uns auch einige unserer internationalen Investoren. Man glaubt an Pyrum, man glaubt an das Geschäftsmodell und den Markt, man glaubt auch an uns als Management, man glaubt aber nicht mehr an Deutschland und hat Angst, dass Pyrum dadurch Schaden nimmt. Auch die hohen Zinsen, die Zurückhaltung von Investoren, Fonds und Banken sowie der damit einhergehende Mangel an Finanzmitteln im Markt sind überall spürbar. Gerade heute habe ich wieder eine interessante Information erhalten, welche mich wirklich geschockt hat. Wussten Sie, dass in Q2 2024 in ganz Deutschland gemäß PricewaterhouseCoopers gerade mal 14 Mio. EUR in Kapitalerhöhungen von Small und Mid Caps (kleine und mittlere Unternehmen) geflossen sind? 14 Mio. EUR in einem Land wie Deutschland und das in einem ganzen Quartal! Wie sollen sich die Unternehmen da weiter entwickeln? Wir als Pyrum haben noch das Glück, dass wir viele strategische Partner wie beispielsweise BASF, Continental und Schwalbe haben, die uns auch finanziell unter die Arme greifen, aber ohne strategische Partner ist es aktuell fast unmöglich, sich zu entwickeln.
Um die Frage zu beenden: Pyrum selbst macht mir keine Sorgen mehr, das Kapitalmarktumfeld und die politische Entwicklung aber schon. Wir merken auch, dass manche Investoren auf Teufel komm raus Pyrum-Aktien verkaufen, weil sie dringend Geld brauchen oder ihre Investitionen umschichten! Das hat dann nichts mit Pyrum selber zu tun, aber wir müssen damit umgehen.
Wir hoffen, wir konnten Ihnen auch mit diesem Newsletter ein paar wichtige Einblicke in das aktuelle Geschehen bei Pyrum geben und können Sie nur ermutigen, uns Feedback zu senden sowie weitere Fragen für den nächsten Newsletter einzureichen.
Ihr Pascal Klein