Premiere: Durststrecke erwartet - Investitionen ins Programm
#990000" />Der defizitäre Bezahlsender Premiere kommt nicht aus der Krise. Nach erneuten Verlusten im vergangenen Jahr stellt sich der Sender nun auf eine längere Durststrecke ein.
Auch 2009 und 2010 sei noch mit einem Minus zu rechnen, sagte Vorstandschef Mark Williams am Montag in München. Im vergangenen Jahr hatte sich der Verlust des Unternehmens unter anderem wegen Sicherheitslecks bei der Verschlüsselung und hoher Programmkosten auf knapp 270 Millionen Euro verfünffacht. Spätestens ab Herbst rechnet Premiere zwar wieder mit mehr Kunden durch die Bundesliga, dennoch dürfte das Unternehmen nur langsam aus der Krise kommen. Schwarze Zahlen erwartet Williams erst im Jahr 2011. An der Börse wurden seine Ankündigungen mit Skepsis aufgenommen. Kurz vor Handelsschluss stand die Premiere-Aktie mehr als 13 Prozent im Minus bei 2,39 Euro.
Weitere Kapitalerhöhung vor Genehmigung - Murdoch greift nach Macht
Zunächst braucht Premiere weiter Geld. Bereits im Januar hatte der Sender die erste von zwei geplanten Kapitalerhöhungen über die Bühne gebracht. Sie brachte einen Erlös von 38,4 Millionen Euro. Eine weitere Kapitalerhöhung, die nochmals 412 Millionen Euro in die Kassen des Unternehmens spülen soll, ist noch im ersten Halbjahr geplant. Sie soll auf einer außerordentlichen Hauptversammlung am 26. Februar abgesegnet werden.
Dafür steht Großaktionär Rupert Murdoch gerade, der über seine News Corp. mittlerweile 29 Prozent der Premiere-Aktien kontrolliert. Sollte Murdoch bei der geplanten zweiten Kapitalerhöhung einen Großteil der neuen Aktien übernehmen, würde er zum Mehrheitseigentümer bei Premiere aufsteigen. Das übliche Pflichtangebot an die restlichen Aktionäre wäre damit aber trotzdem nicht fällig. Von dieser Auflage hat die Finanzaufsicht BaFin Murdoch Ende Januar befreit (SAT+KABEL berichtete).
Spielesender Giga als prominentes Opfer - Discovery-Kanäle wackeln
Auch "Big Brother"-Moderatorin Miriam Pielhau war zwischen 1998 und 2001 für den Spielsender Giga, damals noch im NBC-Besitz, tätig (Quelle: Giga)
Neben den neuen Geldquellen will Williams, der im vergangenen Herbst auf Drängen von Murdoch Michael Börnicke abgelöst hatte, offenbar auch sparen. Erst in der vergangenen Woche hatte Premiere angekündigt, seinen verlustreichen Computerspiele-Sender Giga TV wegen der Krise am Werbemarkt einstellen zu wollen (SAT+KABEL berichtete). Nun droht einem Pressebericht zufolge der Verlust zweier weiterer Kanäle. Zur Disposition stünden die Dokumentationsprogramme Discovery und Animal Planet, schreibt das Nachrichtenmagazin "Focus" (SAT+KABEL berichtete). Premiere verhandelt derzeit über die weitere Ausstrahlung. Knackpunkt ist allerdings die Frage, wieviel die Münchner für das Programm, das auf ihre Plattform aufgeschaltet ist, bezahlen. Vorsorglich hat der Sender die Programmzeitschriften bereits über das mögliche Aus der Zusammenarbeit informiert. Auf den Stand der Entwicklung wollte Williams am Montag nicht näher eingehen.
Ohnehin laufen der Plattform die Kunden davon. Zum Ende des vierten Quartals zählte Premiere nur noch 2,399 Millionen direkte Abonnenten (31. Dezember 2007: 2,534 Millionen), im Vergleich zum dritten Quartal mit 2,411 Millionen ging die Anzahl der zahlungswilligen Kunden noch einmal um 12.000 Kunden zurück - die Anzahl der HDTV-Haushalte wurde nicht getrennt ausgewiesen. Dem Gewinn von rund 21.000 monatlich zahlenden Abonnenten stand der Abgang von rund 33.000 "Flex"-Kunden gegenüber. Das Prepaid-Angebot wurde eingestellt und abgewickelt (SAT+KABEL berichtete).
Immerhin: Premiere konnte während des vierten Quartals insgesamt 153.000 neue Abonnenten gewinnen, 25 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. 6.000 davon waren "Flex"-Kunden. Der Umsatz pro Kunde (ARPU) betrug nur 23,86 Euro€ und lag unter dem Wert des dritten Quartals. Der ARPU ist eine wichtige Kennziffer bei Pay-TV-Sendern weltweit. Premiere nutzen darüber hinaus rund 691.000 sogenannte Wholesale-Kunden (4. Quartal 2007: rund 790.000), damit sind indirekte Abonnenten bei Partnern wie Kabelsendern gemeint.
Gerüchte um Umfirmierung der Plattform - "Sky Premiere"Premiere-Kommentatoren
Premiere-Reporter (Quelle: Premiere)
Im Dezember war der Abo-Sender haarscharf an der Pleite vorbeigeschrammt und hatte sich einen Tag vor Weihnachten mit Banken und Murdoch auf die neue Finanzierung geeinigt. Williams arbeitet derzeit fiederhaft an einem neuen Auftritt und Preismodell. Spekulationen, wonach auch eine Umbenennung des Senders in "Sky Premiere" zur Diskussion steht, wollte Williams ebenfalls nicht kommentieren.
Nötig sind nun vor allem neue Kunden, nachdem Williams nach seinem Amtsantritt im Herbst rund eine Million Karteileichen aus den Büchern geworfen hatte. Um schwarze Zahlen zu schreiben, bräuchte Premiere 3 bis 3,4 Millionen Kunden, An der aktuellen Abonnentenzahl wird sich nach Williams Einschätzung in den kommenden Monaten auch nichts ändern. Erst nach dem Start der neuen Bundesligasaison im Herbst dürften wieder einige Kunden hinzukommen.
Ohnehin bietet die Bilanzlage derzeit wenig Grund für Optimismus. Wie der Konzern am Montagmorgen mitteilte, wurde unter dem Strich ein Minus von 269,4 Millionen Euro erzielt, nach 51,6 Millionen im Vorjahreszeitraum. Der Umsatz stieg nur leicht von 937,2 auf 941,1 Millionen Euro, inklusive des bereits veräußerten Online-Shops "Home of Hardware" lag er bei 1,017 Milliarden Euro.
Die Aufwendungen stiegen auf 998,1 Millionen€ (2007: 853,6 Millionen€), schuld daran waren höhere Programmkosten für die Bundesliga und höhere Ausgaben für die Programmverbreitung. Das Ergebnis vor Steuern, Finanzergebnis und Abschreibungen (EBIDTA) lag bei minus 57,0 Millionen. Im Jahr 2007 verzeichnete Premiere noch ein Plus von 83,6 Millionen. Die Schulden des Abosenders beliefen sich zum Ende des vierten Quartals auf 318,1 Millionen Euro.
Konjunkturflaute laut Williams kein Stolperstein - eher im Gegenteil
Die Bundesligarechte bis 2012/13 hatte sich Premiere Ende November gesichert und plant eine Nutzung auch im Rahmen von kostenpflichtigen Internet-Ausstrahlungen. Außerdem will Williams auch den Vertrieb um- und ausbauen sowie die Programmpakete und die Preisstruktur vereinfachen. Auch über eine Erweiterung des Basispakets um weitere Kanäle wird nachgedacht. Verhandlungen mit interessierten Betreiber laufen laut Williams bereits. Die Wirtschaftskrise sieht der neue Vorstand dagegen eher als Chance: "In der Krise bleiben die Leute mehr zu Hause und sehen fern."
quelle : satundkabel
Im Herbst will Premiere wieder durchstarten und mit einer veränderten Paketstruktur und neuen Programmen die Abonnentenzahl nach oben schrauben.
Die größten Investitionen sind laut Premiere-CEO Mark Williams für neue TV-Kanäle angedacht. Dabei soll sowohl das SDTV- als auch das HDTV-Bouquet vergrößert werden. "Wir sind bereits mit einigen Programmanbietern in Gesprächen", erklärt Williams.
Darüber hinaus plant der Australier ein breites Basisangebot quasi als Einstieg in die Pay-TV-Welt von Premiere. Außerdem sollen die Zweijahresverträge der Vergangenheit angehören. Williams hält Abonnements mit einer Laufzeit von einem Jahr für kundenfreundlicher.