Die Liste der MDAX-Gewinner führt heute Gildemeister an. Der Hersteller von Dreh- und Fräsmaschinen startete mit einem Plus von 16 Prozent in den Handel. Grund ist ein Bericht im Magazin „Focus“. Demnach sind die Bielefelder in den Fokus russischer Investoren geraten. Diese sollen sich über verdeckte Paketkäufe bereits 15 Prozent der Aktien gesichert haben.
Die Beteiligung könnte den Grundstock für eine Übernahme bilden. Gildemeister-Chef Rüdiger Kapitza spricht von „Gerüchten“. Er habe die Aktionärsstruktur zuletzt im Mai identifizieren lassen. „95 Prozent der Anteilseigner waren uns damals bekannt“, sagte Kapitza. Gegen eine feindliche Übernahme sei Gildemeister gewappnet.
Der Aktienkurs der Bielefelder war zu Jahresbeginn durch eine Razzia stark unter Druck geraten. Die Staatsanwaltschaft ermittelte gegen Kapitza wegen des Verdachts auf Untreue, Bestechlichkeit, Bestechung und Steuerhinterziehung. Zwischenzeitlich hat sich die Notierung wieder erholt und im Mai/Juni die Marke von 20 Euro deutlich überschritten.
Übernahmegerüchte um Gildemeister sind nicht ganz neu. Die Anteile des Werkzeugmaschinenbauers liegen zu 100 Prozent im Streubesitz. Bei solch einer Aktionärsstruktur ist es mitunter nur eine Frage des Preises, ob ein Unternehmen geschluckt wird. Nach Ansicht des Analysten Holger Schmidt vom Finanzhaus Equinet ist Gildemeister durchaus interessant für potenzielle Käufer. Die Bewertung sei günstig. Zudem biete das Unternehmen einen interessanten Mix als globaler Marktführerschaft und technologischer Stärke. Allerdings zählt Gildemeister zu den hochzyklischen Unternehmen. Eine Konjunkturabschwächung würde die Auftragseingänge signifikant beeinträchtigen.
Die Geschäfte mit Übernahmen und Fusionen in Deutschland haben sich in den vergangenen Wochen nach längerer Schwächephase stark belebt. Vor allem die Attacke der Schaeffler-Gruppe auf den Autozulieferer Continental sorgt für Aufsehen. Zudem kauften der Gesundheitskonzern Fresenius die US-Firma AAP Pharmaceuticals, Crédit Mutuel aus Frankreich die deutsche Citibank, und der Versorger EnBW stieg bei der Energiefirma EWE ein. Darüber hinaus stecken mit Dresdner Bank und Deutscher Postbank zwei Megadeals in der Pipeline.
Aus fundamentaler Sicht raten wir bei Gildemeister angesichts der konjunkturellen Risiken zur Vorsicht. Da aber die Übernahmegerüchte recht ernsthaft klingen, sollten Anleger jetzt keine Stücke aus der Hand geben. Schließlich müssen Erwerber in der Regel einen Preis zahlen, der über den aktuellen Börsenkurs liegt, um die Kontrolle über ein Unternehmen zu erlangen.
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