Guten Abend !
Bei Indus wird mMn immer deutlicher, dass die Bewertung der Aktie und damit auch die Entscheidung, ob man diese kauft oder lieber nicht, alleine davon abhängt, welchen Anlagehorizont man hat.
Das laufende Jahr dürfte ergebnisseitig eben wegen der defizitären Fahrzeugtechniksparte eher mau ausfallen. Wobei da ja nicht alle Unternehmen in strukturellen Schwierigkeiten stecken sondern eben "nur" die beiden Serienzulieferer. Die Serienzulieferer bekommen die höheren Lieferantenpreise wegen sehr lange laufender Verträge mit ihren Kunden eben nicht auf diese übergewälzt. Daneben gibt es Unternehmen, die zwar strukturell gesund sind, derzeit aber unter den vielfach unterbrochenen Lieferketten leiden. Diese könnten aber bei einer Verbesserung der Lage auch recht schnell wieder in die Gewinnzone zurückkehren, während das bei den beiden Serienzulieferern eben wegen der langlaufenden Verträge nicht so einfach werden wird.
Nun finde ich den sehr offensiv formulierten Hinweis, dass man sich intensiv Gedanken über die Fortführungsperspektive der Serienzulieferer macht, schon sehr positiv. Besser ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende, wobei ich für die Belegschaft der Unternehmen schon sehr hoffe, dass sich ein Übernehmer findet, der die Unternehmen weiterführt.
Dennoch wird die Fahrzeugtechnik in diesem Jahr das Ergebnis noch sehr negativ beeinflussen.
Sehr negativ dürfte sich auch die durch die mangelnden Verrechnungsmöglichkeiten wahrscheinlich wieder sehr hohe Steuerquote auswirken, die das Ergebnis je Aktie zusätzlich eindampfen wird.
Insofern rechne ich damit, dass die Zahlen alles andere als erfreulich ausfallen werden und der Newsflow dementsprechend auch keine Begeisterungsstürme auslösen wird (einzige mögliche Ausnahme wäre, wenn Indus vermeldet, dass man sich von den Serienzulieferern trennt).
Ganz anders sieht es mit den langfristigen Aussichten aus. Wie schon geschrieben, wird Indus das größte Problem im Bereich Fahrzeugtechnik nun konsequent und zeitnah angehen, so dass dieser Problembereich, mit dem leider sämtliche positiven Aspekte aus den anderen Bereichen überdeckt werden (nicht nur was die Zahlen angeht sondern auch was die Kommunikation und die Wahrnehmung der Indus am Markt betrifft - das Thema steht immer im Mittelpunkt) wohl ab 2023/2024 endlich im Griff sein sollte. Trennt man sich von den beiden Serienzulieferern, sinkt ja zudem auch die Bedeutung des Bereichs was den Umsatz angeht noch einmal signifikant).
2025 - das Zieljahr für das Programm Parkour ist ja nun nicht mehr weit und ich denke, dass man das Umsatzziel (über 2 Mrd Euro) locker erreichen wird. Zwar würden durch die beiden Serienzulieferer auch Umsätze wegfallen aber dadurch, dass man dann ja mindestens 9 neue Unternehmen erwerben muss (Ziel sind mindestens 55 Unternehmen, derzeit hat man 48 Beteiligungen, würde man sich von den beiden Serienzulieferern trennen, würden noch 46 verbleiben), dazu käme das organische Wachstum - da sollten die 2 Mrd Euro relativ kommod erreicht werden können (ich persönlich, aber das ist nur meine Meinung) würde eher von 2,2 Mrd Euro in 2025 ausgehen, falls wir dann tatsächlich 55 Beteiligungen mindestens haben.
Wenn man sich die aktuelle Ebitmarge anschaut (5,4% in H1 2022) scheint das Ziel (mindestens 10% in 2025) schon sehr sportlich. Aber wenn man berücksichtigt, dass die Marge heute schon in drei von fünf Bereichen (deutlich) über den angestrebten 10% liegt und nur das mit Abstand kleinste Segment Gesundheitstechnik noch etwas hinterherhinkt - sieht man von dem bekannten Problemfall Fahrzeugtechnik ab - sieht das Margenziel schon realistischer aus. Setzt man den Bereich Fahrzeugtechnik mal auf eine schwarze Null, würde die Marge heute schon bei 10,2 %. Damit wäre das Ziel heute schon erreicht, wenn, ja wenn man die Fahrzeugtechnik in den Griff bekommt, so dass dort wenigstens keine Verluste entstehen,
Ich persönlich gehe davon aus, dass die neuen Beteiligungen auch eine gute Marge liefern werden - dafür könnte die Marge z.B. im Bereich Bau bis 2025 auch wieder etwas sinken (die sehr gute Baukonjunktur wird ja auch nicht für immer ungetrübt anhalten).
Insofern sehe ich eine sehr gute Chance, dass die Indus ihre Ziele erreicht und in 2025 meiner Prognose nach so etwa 220 Mio Euro Ebit erreicht - fast doppelt so viel wie in diesem und im letzten Jahr.
Bei einer dann wieder normalisierten Steuerquote (aber sicher etwas höheren Zinsen als heute) dürfte dann auch das EpS ordentlich gewachsen sein.
Zusammengefasst: Kurzfristig wird Indus bei den Zahlen eher Magerkost servieren (man weiß ja auch nicht, ob und wie viel eine mögliche Trennung oder gar eine Stilllegung der Serienzulieferer kosten wird); positiv könnte sich die Meldung über eine Lösung der größten Probleme im Bereich Fahrzeugtechnik auswirken. Langfristig traue ich Indus aber zu, sich über die Erreichung der Zielzahlen aus dem Programm Parkour in wieder deutlich bessere Zeiten zu entwickeln.
Noch ergänzend zu meinen Beiträgen als kleine Spielerei:
Wie ja schon ausgeführt, leidet Indus als Ganzes unter der schlechten Performance der Fahrzeugtechnik. Das betrifft einmal das Ebit, das ja durch den hohen Negativbeitrag der Fahrzeugtechniksparte deutlich reduziert wird. Das betrifft aber auch die Steuerquote, die durch die nicht bestehenden Verrechnungsmöglichkeiten über die Maßen hoch ist.
Was da bei der Aktie gehen könnte, zeigen exemplarisch die Zahlen die Warburg Research heute im Analyseupdate veröffentlicht hat. Für 2023 geht Warburg von etwas über 2 Mrd Euro Umsatz aus. Bei einer angenommenen Marge von 7,4 % ergibt sich dadurch ein Ebit von gut 150 Mio Euro. Und daraus - und da zeigt sich wie sehr die Steuerquote das EpS beeinflusst - ermittelt Warburg bei einer Steuerquote von 35 % (im H1 2022 waren es knapp 50%) ein Konzernüberschuss von 88 Mio Euro und dies entspricht einem EpS von laut Warburg 3,26 Euro.
Schaut man sich nun die Unternehmensprognose für 2025 an - über 2 Mrd Euro Umsatz und eine Ebitmarge von über 10% - ergibt sich daraus, wenn man beim Umsatz meine eigene Prognose von 2,2 Mrd Euro treffen würde (wie gesagt geht Warburg für 2023 bereits von über 2 Mrd Euro Umsatz aus und selbst im laufenden Jahr werden die 2 Mrd fast schon erreicht; sieht man sich an, wie die Indus in den letzten Jahren im Umsatz gewachsen ist und berücksichtigt die beabsichtigten Zukäufe, halte ich ca. 300 Mio Euro Umsatzsteigerung (entsprechend ca. 15%) in drei Jahren für durchaus möglich) ein Ebit von 220 Mio Euro.
Rein rechnerisch würde das dann einem Konzernüberschuss von 143 Mio Euro entsprechen - und das wiederum würde ein EpS von 5,29 Euro ergeben.
Wie gesagt, dass sind einfach kleine Rechenspiele ohne Anspruch auf wissenschaftliche Genauigkeit. Man weiß ja z.B. nicht, wie hoch die Zinsen sein werden bzw. ob diese nicht im Vergleich zu heute deutlich steigen werden und vom Ebit nicht mehr so viel überlassen wie heute. Dies hier ist nur eine einfache Fortführung der Berechnungen von Warburg.
Aber dieses kleine Spielchen zeigt schon auf, wohin die Reise bei Indus gehen könnte, falls man seine eigene Prognose einhält. Ob es nun 5,29 Euro EpS sind oder sagen wir "nur" 4,50 Euro - entsprechendes Kurssteigerungspotential dürfte vorhanden sein und dies scheint mir das Wichtigste zu sein.
Wie immer ist das natürlich nur meine persönliche Meinung und keine Empfehlung.