In den USA grassiert die Armut

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In den USA grassiert die Armut

 
25.09.02 14:54
Mit nicht nachlassender Wortgewalt ruft US-Präsident George W. Bush zum außenpolitischen Krieg gegen den Terror auf. Zwischen San Francisco und New York müssen aber immer mehr Amerikaner einen anderen Kampf führen - gegen ihre Armut.
 
New York - Die US-Behörde für Statistik hat eine alarmierende Statistik vorgelegt. Der Anteil der in Armut lebenden Amerikaner ist im vergangenen Jahr rasant angestiegen - zum ersten Mal seit acht Jahren. Zur selben Zeit sank das Einkommen von Mittelklasse-Haushalten erstmals seit dem Ende der Rezession im Jahre 1991 wieder. Auch die Kluft zwischen Arm und Reich werde in den Vereinigten Staaten immer größer, heißt es weiter in dem Bericht, aus dem die "New York Times" zitiert.
Bush ist seit Januar 2001 im Amt. Im darauffolgenden März begann eine neue Wirtschaftskrise in den USA. Sie habe dazu geführt, dass das Einkommen von Millionen Amerikanern gesunken sei, stellte der Chef der Zensus-Behörde, Daniel H. Weinberg, fest.

In dem Jahresbericht über Einkommen und Armut in den USA kommen die Statistiker zu der Überzeugung, dass bereits große Teile der amerikanischen Bevölkerung die Auswirkungen der neuen Wirtschaftskrise zu spüren bekommen - unabhängig von Rasse, sozialer Schicht oder Lebensraum.

Mit Ausnahme des wirtschaftlich traditionell starken Nordostens müssen demnach die Haushalte in allen amerikanischen Staaten mit einer Abnahme der Einnahmen leben. Für die schwarze Bevölkerung sei dies der erste Einkommensrückgang seit zwei Jahrzehnten gewesen. Bei den Weißen waren die Einbußen geringer. Auch die Einkommen der US-Bürger asiatischer oder pazifischer Herkunft seien im vergangenen Jahr drastisch nach unten gegangen, heißt es in dem Bericht. Diese Bevölkerungsgruppe habe sich noch in den neunziger Jahren über einen hohen Wohlstandslevel freuen können.

Im vergangenen Jahr erhöhte sich die Zahl der als arm geltenden US-Bürger auf 32,9 Millionen - das bedeutet einen Anstieg um 1,3 Millionen, ihr Anteil an der amerikanischen Bevölkerung kletterte von 11,3 auf 11,7 Prozent. Das durchschnittliche Einkommen fiel im vergangenen Jahr auf 42.228 Dollar, was eine Abnahme um 934 Dollar (2,2 Prozent) bedeutet.

Als arm wird zum Beispiel in den USA eine vierköpfige Familie mit einem Einkommen von weniger als 18.104 Dollar eingestuft. Bei einer dreiköpfigen Familie sind es 14.128 Dollar, bei einem kinderlosen Paar 11.569 Dollar. Als arm gilt offiziell auch ein Single mit einem Einkommen von weniger als 9.039 Dollar.

Von den 32,9 Millionen als arm eingestuften Amerikanern waren im vergangenen Jahr 11,7 Millionen unter 18 Jahre alt. 3,4 Millionen war 65 Jahre oder älter. Der Anteil bei den Kindern (16,3 Prozent) und Senioren (10,1 Prozent) war zwar gegenüber dem Vorjahr unverändert. Die Quote bei den Männern und Frauen zwischen 18 und 64 Jahren stieg jedoch um einen halben Prozentpunkt auf 10,1 Prozent.

Die Demokraten werteten den Anstieg der Armut als Bestätigung für ihre Kritik an Bush. Die Wirtschaftspolitik des US-Präsidenten sei ein Misserfolg. Der demokratische Senator von Maryland, Paul S. Sarbanes, forderte die republikanische US-Regierung auf, die Wirtschaftspolitik nicht weiter zu vernachlässigen. Richard A. Gephardt, Sprecher der Demokraten im Kongress, sagte, er sei enttäuscht darüber, dass Bush zwanzig Monate nach seiner Amtsübernahme seinen Vorgänger Bill Clinton für die Misere verantwortlich mache. Denn das Weiße Haus hatte argumentiert, der jetzt erlebte Anstieg der Armut sei zum Teil auch das Resultat des wirtschaftlichen Abschwunges, der schon unter Clinton begonnen habe. Die Demokraten wollen nun erneut eine Anhebung der Ausgaben für die Wohlfahrt fordern, was viele Republikaner bislang ablehnen.

spiegel.de

mod:

Ja, HE, ich hatte gestern abend wieder einmal mit

 
25.09.02 14:58
US-Amerikanern zu tun.
Mein Gott, sind die arm.
Sie haben doch glatt beim Essen Wasser getrunken.
Und diese Arbeitslosigkeit dort,
immerhin so  5,6%.
Bei uns sind das nur ca. 9,8%
Welch ein Elend der Nation!
Wir sollten Spenden!
soulsurfer:

wie kann man so was nur wirklich

 
25.09.02 15:01
glauben ---> 5,6 & Arbeitslosigkeit in Amerika.

Märchenstunde ist erst heute Abend
bernstein:

seh ich auch so .

 
25.09.02 15:06
war letzte woche zwei tage  in boston und hab denen glatt ein essen aus-
gegeben und einen spendenaufruf verfasst.

gruß
Schwarte:

ach mod

 
25.09.02 15:08
2 bis 3 Jobs gleichzeitig und trotzdem an der Armutsgrenze leben und dann bei den zu verrichtenden Dienstleistungen immer nett lächeln. Obdachlose gibts ja auch keine, die landen alle im Gefängnis. Oh du gelobtes Land. Ach Mod !
tigerlilly:

bush etc

 
25.09.02 15:09
v. Eliot Weinberger
übersetzt von Peter Torberg


STAATSSTREICH OHNE BLUTVERGIESSEN
Ein Romanautor schreibt mir: "Ist Dir schon aufgefallen, daß alle nur mit sarkastischem Unterton ein ‘Gutes Neues Jahr’ wünschen?" In den Stellenanzeigen der New York Review of Books sucht ein Akademikerpaar "im Gefolge der Bundeswahlen" nach Arbeitsmöglichkeiten im Ausland. Eine Washingtoner Bankangestellte, die ich nur flüchtig kenne, fragt mich, welche Zigarettenmarke ich bevorzuge; sie hat beschlossen, wieder mit dem Rauchen anzufangen. Freunde, denen ich auf der Straße begegne, sind nicht verärgert, sie wirken eher wie betäubt: Monatelang auf der Insel CNN gestrandet, dämmert ihnen nun langsam, daß keine Rettung naht. Die Vereinigten Staaten von Amerika haben gerade ihren ersten Staatsstreich erlebt.

Zwar floß kein Blut dabei, und die Panzer umstellten auch nicht das Weiße Haus, doch ist "Staatsstreich" keineswegs eine Übertreibung. In diesem Land, das sich selbst als Leuchtfeuer der Demokratie begreift, wurde Unrecht zu Recht erklärt, fand eine korrupte Machtergreifung statt. Lassen Sie mich kurz rekapitulieren:

Al Gore erhielt 540.000 Stimmen mehr als George W. Bush. Präsidentschaftswahlen werden allerdings nach dem archaischen System des Wahlmännergremiums entschieden, in das jeder Bundesstaat Repräsentanten entsendet, die dem Willen der Wähler jenes Staates entsprechend abstimmen, und fast immer geschieht dies auf der Grundlage: Der Sieger kriegt alles. Das Wahlmännergremium, eine Erfindung des 18. Jahrhunderts, war ein bei Niederschrift der amerikanischen Verfassung in letzter Minute eingefügtes Zugeständnis an die Sklavenhalter im Süden. Die Repräsentanten wurden nach Bevölkerungszahlen zugeteilt; Sklaven durften natürlich nicht wählen, doch wurden sie bei der Berechnung zu Dreifünftel-Menschen erklärt; so erhöhte sich die Bevölkerungszahl der Sklavenstaaten und deren Anteil an Repräsentanten. Außerdem glaubte man damals (eine Überlegung, an die heute niemand mehr denkt), eine Elite respektabler Wahlmänner schlösse die Möglichkeit aus, daß von einer unberechenbaren Bevölkerung ein ungeeigneter Kandidat gewählt würde. Die Gründerväter brachten, so scheint es, nur eine begrenzte Begeisterung für Demokratie auf.

Wie jedermann nur zu gut weiß, ging das Rennen letzten November so knapp aus, daß der Wettstreit um das Wahlmännergremium von den Stimmen des Staates Florida abhing. Der Staat wird von George W. _Bushs Bruder regiert; die Legislative ist in einem überwältigenden Maße republikanisch; der Innenminister, der zugleich die Oberaufsicht über die Wahlen hat, war zugleich stellvertretender Vorsitzender der republikanischen Wahlkampagne in Florida.

Der Staat Florida ist seit langem berüchtigt für seine Korruption, und der technische Ablauf der Abstimmung sah von Wahlkreis zu Wahlkreis anders aus. Reiche weiße Gemeinden, die vermutlich eher für Bush stimmten, verfügten über moderne Wahlmaschinen. Schwarze Gemeinden – und Bush erhielt landesweit noch weniger schwarze Stimmen als selbst Reagan – hatten nur veraltete Maschinen, die Zehntausende von Stimmen nicht auszählten. In einem besonders bizarren Fall stellten Tausende jüdischer Pensionäre, von denen einige den Holocaust überlebt haben, fest, daß sie wegen eines schlecht gestalteten Wahlzettels aus Versehen für Pat Buchanan gestimmt hatten, Kandidat einer unbedeutenden Partei, der sich bewundernd über Adolf Hitler ausgelassen hatte.

Als die Wahlzettel von den Maschinen ausgezählt worden waren, hatte Bush mit einem Vorsprung von 547 von etwa sechs Millionen Stimmen gewonnen. Bei fast allen Wahlen führt ein derart knapper Vorsprung automatisch zu einer Nachzählung. Da die älteren Maschinen für ihre Ungenauigkeit berüchtigt sind – selbst ihr Erfinder hielt fest, daß sie einen Fehlerquotienten von drei bis fünf Prozent aufweisen –, werden diese Nachzählungen normalerweise von Hand vorgenommen.

Der republikanische Innenminister weigerte sich, eine solche Nachzählung von Hand anzuordnen, und die von Republikanern beherrschte Legislative Floridas erklärte die Wahlen für gültig. Nach mehreren Wochen des Taktierens und Lavierens erreichte die Wahlkampagne Gores endlich das Oberste Gericht Floridas, das eine erneute Stimmenauszählung anordnete. Ohne Unterlaß behaupteten Republikaner im hysterischen Surrealismus der rund um die Uhr berichtenden Nachrichtenkanäle, daß die Demokraten die Wahlen "stehlen" würden und daß Menschen die Stimmen nicht so "objektiv" auszählen könnten wie Maschinen – dabei ist die Auszählung per Hand in Bushs Heimatstaat Texas und in den meisten anderen Staaten üblich. Noch unheimlicher war allerdings die Praxis der Republikaner – im Stil der indischen Kongreßpartei oder der mexikanischen PRI zu Amtszeiten – gedungene Demonstranten herbeizukarren, die die Nachzählungen störten. Sie waren im Hilton untergebracht, und während eines extra organisierten Thanksgiving Diners sang ihnen Wayne Newton, regierender König von Las Vegas, etwas. Die Demonstrationen waren derart gewalttätig, daß das Wahlbüro in Miami-Dade County, Ort größter Hoffnungen auf weitere Stimmen für Gore, geschlossen werden mußte.

Es war allen klar, daß Gore die Nachzählung für sich entscheiden würde – um mindestens zwanzigtausend Stimmen, so die Schätzung des konservativen Miami Herald. Also wandten sich die Republikaner an das Oberste Bundesgericht. Die nach den Gesetzen des Bundesstaates Florida vorgeschriebene Frist zur Wahl der Repräsentanten zum Wahlmännergremium endete am 12. Dezember. Am 9. Dezember – als nach endlosen Anwaltsschlachten endlich ein System zur korrekten Stimmenauszählung erdacht war – unterbrach das Oberste Gericht alle weiteren Aktionen für die Dauer der Verhandlungen auf Grundlage der verstörenden Feststellung, daß eine erneute Zählung der Stimmen Bush "irreparablen Schaden" zufügen würde, da es seinen Sieg in Zweifel ziehen könnte (der irreparable Schaden für Gore war keiner Rede wert). Das Abstimmungsergebnis lautete fünf zu vier.

Die Richter und Richterinnen des Obersten Gerichts werden auf Lebenszeit berufen; sieben der neun Amtsinhaber sind von republikanischen Präsidenten berufen worden. Sandra Day O’Connor hat öffentlich kundgetan, daß sie gern in Ruhestand treten wolle, dies aber nicht tue, falls ein Demokrat zum Präsidenten gewählt würde. Die Gattin von Clarence Thomas, eines weiteren Richters, arbeitete bereits in Bushs Übergangsteam und interviewte Bewerber für die Stellen in der neuen Verwaltung. Der Sohn von Anthony Scalia (ebenfalls Richter am Obersten Gericht) war Partner in der Anwaltskanzlei, die Bush vor Gericht vertrat. Zudem hatte Gore im Verlaufe der Wahlkampagne versprochen – ohne zu ahnen, daß genau diese Personen die Wahl zu entscheiden haben würden –, daß er keine Richter wie die halsstarrig rechtsgerichteten Thomas und Scalia ins Amt berufen würde; Bush hatte geäußert, sie seien genau die Sorte Richter, die er haben wolle – schließlich hatte sein Vater sie ernannt.

Am 12. Dezember um zweiundzwanzig Uhr entschied das Gericht in einer Entscheidung mit einer Stimme Mehrheit gegen eine Neuauszählung, aus drei Gründen: 1. Es waren nur noch zwei Stunden bis zum Ablauf der Frist – dank ihres eigenen Zögerns –, also war es zu spät; 2. das Oberste Gericht Floridas hatte in Sachen einer Wahl in Florida nichts zu entscheiden; 3. die neuerliche Zählung der Stimmen war verfassungswidrig, da die verschiedenen Abstimmungsverfahren und die verschiedenen Arten, sie auszuzählen, dem 14. Zusatz zur Verfassung widersprachen, der allen Bürgern "gleichen Schutz" garantiert. Obwohl die politische Schieflage und Verlogenheit dieser Gründe offensichtlich war, war Bush nun legal und unwiderruflich Präsident der Vereinigten Staaten geworden.

Diese Entscheidung führte zu einem praktischen Dilemma. Jede Gemeinde in den Staaten wählt anders, es gibt verschiedene Wahlzettel und verschiedene Maschinen. Zu behaupten, daß diese Unterschiede verfassungswidrig seien, würde den Weg bereiten, jede zukünftige regionale und nationale Wahl im Lande in Frage zu stellen. So entschied das Gericht erstaunlicherweise, daß dieser Verfassungsbruch nur dieses eine Mal und nur auf die Wahl in Florida zutraf.

Worum es im Kern ging, formulierte Richter John Paul Stevens in seiner Minderheitsmeinung: "Auch wenn wir niemals mit absoluter Gewißheit erfahren werden, wer die diesjährigen Präsidentschaftswahlen gewonnen hat, so steht doch eindeutig fest, wer sie verloren hat. Es ist das landesweite Vertrauen in dieses Gericht als unabhängiger Hüter des Rechts." Bis zum 12. Dezember hatten die Amerikaner blindes Vertrauen in das Oberste Gericht: Ganz gleich wie korrupt oder fehlgeleitet die Exekutive oder Legislative auch war, die über allem stehende Interessenfreiheit der Justiz würde auf jeden Fall Bestand haben. Diese flagrante Politisierung des Obersten Gerichtes stellt den größten Schock des Systems seit Watergate und Nixons Amtsniederlegung dar. Welche Auswirkungen das hat, bleibt abzuwarten.

Aufstieg

Es gibt Staatsstreiche, die von mächtigen Personen geführt werden, um selbst an die Macht zu kommen, und solche, bei denen mächtige Interessengruppen eine Galionsfigur installieren. Bei der amerikanischen Variante geht es offenkundig um letzteres. Wenn man George W. Bushs bisherige Amtstätigkeit betrachtet, so ist er der am wenigsten qualifizierte Mensch, der jemals Präsident geworden ist. Den Großteil seines Lebens hat er so verbracht, wie es typisch ist für eine uns aus spätpubertären Tagen vertraute Art: der böse reiche Junge, der andauernd mit neuen Ideen für eine Party oder einen üblen Scherz ankommt. Enkel eines bekannten Senators und Botschafters; Sohn eines Kongreßabgeordneten, Botschafters, CIA-Chefs, Vizepräsidenten und Präsidenten. Die guten Kontakte seiner Familie brachten ihn nach Yale und Harvard, wo er seine Zeit unter anderem mit solchen Aktivitäten verbrachte, wie neu aufgenommene Mitglieder seiner Studentenverbindung persönlich mit einem heißen Eisen zu brandmarken. Während des Vietnamkriegs verschaffte ihm sein Vater einen Posten in einer Wochenendreservetruppe der Air Force, bei der er gar nicht erst erschien. Die Familie sicherte ihm Millionenkredite von reichen Freunden, um damit Geschäfte zu machen, die samt und sonders den Bach hinuntergingen.

Der Erfolg stellte sich erst ein, als sein Vater Präsident wurde. Eine Gruppe von texanischen Millionären beschloß, ein mittelmäßiges Baseballteam zu kaufen, und sie setzten gerissen den Sohn des Präsidenten als Generalmanager dieses Teams ein. Seine Aufgabe bestand darin, den Staat Texas dazu zu bringen, dem Team ein Stadion zu bauen, und zwar auf Kosten der Steuerzahler. Bush hatte Erfolg damit; ein luxuriöses Stadion wurde gebaut; die Leute kamen, um sich das Team anzuschauen, und nach ein paar Jahren wurde die Mannschaft für ein Vermögen weiterverkauft. Zum allerersten Mal hatte Bush selbst Geld verdient, und zwar gleich Millionen. In der Zwischenzeit hatte er seinen lebenslangen Exzessen mit Alkohol und Drogen abgeschworen und, wie man so sagt, Jesus Christus in sein Herz gelassen. Sein Auftreten in der Welt des Baseballs, seine neuentdeckte Abstinenz und Gläubigkeit überzeugten seine Drahtzieher, daß er sich um das Amt des Gouverneurs von Texas bewerben solle. 1994 wurde er in ein Amt gewählt, das ihm dank der Eigenheiten des texanischen Rechts wenig mehr als symbolische Macht verlieh, einzigartig unter allen Gouverneursposten.

Bush ist wahrscheinlich nicht so dumm, wie es unermüdlich von den Cartoonisten und Fernsehkomikern dargestellt wird – auf einer der im Augenblick populärsten Seiten im Internet, bushorchimp.com, werden Fotos von Bush neben die von Schimpansen gestellt –, doch er ist sicherlich der am wenigsten interessierte Mensch auf Erden. Was bisher über ihn bekannt geworden ist, besteht aus dem, was er nicht tut. Er liest keine Bücher, geht nicht ins Kino, schaut nicht fern und hört sich keine Musik an. Trotz seines Reichtums beschränken sich seine bisherigen Auslandsreisen auf einen Strandurlaub in Mexiko und eine kurze Dienstreise nach Saudi-Arabien. Während der fünf Wochen dauernden Auseinandersetzung um die Wahlergebnisse blieb Bush auf seiner Ranch, wo er keinen Fernseher hat. Mit anderen Worten: Bush war die einzige Person in den Vereinigten Staaten, die von den Feinheiten der nicht enden wollenden Geschichte nicht wie hypnotisiert war. Wie bei einem chinesischen Kaiser bestand Bushs Informationsquelle allein in dem, was ihm seine Bonzen zutrugen.

Er geht um zehn Uhr zu Bett und hält einen langen Mittagsschlaf; er hat stets sein Schlummerkissen bei sich. Er spielt gern Solitaire auf dem Computer, dazu ein Spiel namens Video Golf; seine Lieblingsspeise ist ein Erdnußbuttersandwich. Als Gouverneur las er niemals Akten, sondern ließ sich von Assistenten vortragen; Details langweilen ihn. Seine Schwierigkeiten mit der englischen Sprache sind legendär, und es gibt eine täglich aktualisierte Website seiner verstümmelten Sätze, deren unbeabsichtigter Humor großteils nicht übersetzbar ist. Eine Journalistin hat mal darüber spekuliert, ob er nicht vielleicht eine ernsthafte Leseschwäche habe (Bush erwiderte darauf – und dies ist kein Witz, sondern eine belegte Anekdote: "Diese Frau, die da sagt, ich hätte Dyslexie, also, die habe ich noch nie interviewt!" )

Doch fast die Hälfte aller Wähler (vierundzwanzig Prozent der möglichen Wähler, denn nur fünfzig Prozent gingen zur Wahl) haben für ihn gestimmt, was weniger Bushs Fähigkeiten als Gores Unbeholfenheit zu verdanken ist. In einem neurotischen Anfall von Starrsinn beharrte Gore darauf, sich von Clinton als Person zu trennen – auch wenn sich nun wirklich niemand vorstellen konnte, daß er seine eigenen Monicas unterm Tisch hocken hätte – und nutzte die acht ökonomisch fetten Jahre Clinton/ Gore nicht für sich. Zudem gab er sich nicht damit ab, Bush mit den weniger populären Seiten der Republikanischen Partei in Verbindung zu bringen, wie zum Beispiel die fortgesetzten Untersuchungen gegen Clinton und die Absetzungsanhörungen – ein sechs Jahre währender Zeitlupenstaatsstreich, der letztlich scheiterte. Am Ende ging es bei den Wahlen nur noch darum, wer als der Nettere ankam. Gore führte sich auf wie ein sehr nervöser Kindergartenleiter, der Ruhe bewahren will, und Bush einfach nur als der nette Kerl, der das Bier zur Party mitbringt.

Interessen

Der letzte zutrauliche Hinterwäldler als Präsident, Ronald Reagan, war in seiner Liebedienerei gegenüber dem, wie Eisenhower es nannte, "militärisch-industriellen Komplex" geradezu servil. Steuern auf Unternehmen und Wohlhabende waren verschwindend gering, Verteidigungsausgaben stiegen in astronomische Höhen, das Land verplemperte seinen Überschuß, bis es Schulden in Billionenhöhe hatte. Die Mittelschicht verarmte, und die Armen wurden immer verzweifelter. Bush jedoch ist Teil einer neuen Machtstruktur, einer, die vielleicht noch furchterregender ist: der militärisch-industrielle- christlich-fundamentalistische Komplex.

Allen, gleich ob links oder rechts, ist klar, daß der unwichtigste Mann der neuen Regierung George W. Bush heißt. Seine Unwissenheit in allen Dingen des Regierens und der Welt ist so umfassend, daß er vollkommen von den Ratschlägen derjenigen in den Spitzenpositionen abhängig sein wird. Viele von ihnen stammen aus dem Pentagon. Dick Cheney, sein Vizepräsident – allgemein als der mächtigste Vize aller Zeiten angesehen – war während des Golfkriegs Verteidigungsminister unter Bush senior. General Colin Powell, der Außenminister, ist ein charismatischer Mann mit der rührenden persönlichen Lebensgeschichte desjenigen, der sich aus der Armut erhebt – doch sollte dabei nicht vergessen werden, daß er dabei half, das Massaker von My Lai während des Vietnamkriegs zu vertuschen, daß er die Contras in Nicaragua beaufsichtigte und sowohl die Invasion Panamas als auch den Golfkrieg leitete. (Seine Berufung in das Amt stellt zudem einen Bruch mit dem ungeschriebenen Gesetz dar, daß Außenministerium und Pentagon, also Diplomatie und Militär, voneinander getrennt bleiben sollten, um sich gegenseitig zu kontrollieren.) Donald Rumsfeld, der Verteidigungsminister, ist ein alter Kalter Krieger, der dieses Amt schon in den Siebzigern unter Gerald Ford innegehabt hat und wohl aus dem künstlichen Tiefschlaf geholt worden ist. Er ist bekannt für seinen Widerstand gegen jede Art von Waffenkontrolle und für seine Begeisterung für die Kriegführung im Weltall.

Ihre Hauptanliegen werden darin bestehen, das science-fiction-hafte Star-Wars-Verteidigungssystem Ronald Reagans wiederaufleben zu lassen (gegen wen es gerichtet sein soll, ist allerdings unklar), und, was ebenso erschreckend ist, in den Irak zurückzukehren. In ihren Kreisen wird der Golfkrieg als Niederlage betrachtet, weil er nicht mit der Ermordung Saddam Husseins endete. Bush muß seinen Vater rehabilitieren, Cheney und Powell sich selbst. Am ersten Tag der Präsidentschaft Bushs fanden sich auf den Titelseiten der Zeitungen bereits wieder Geschichten von der erneuten Produktion von "Massenvernichtungsmitteln" im Irak. Die einzigen nicht mit Hintergedanken lancierten Meldungen sind die von Erdbeben und Flugzeugabstürzen; alles andere wird immer von irgend jemandem erfunden. Geht es mit der Wirtschaft wieder bergab, womit durchaus zu rechnen ist, dann wird eine Rückkehr in den Irak sicher die willkommenste Ablenkung bieten.

Clintons Wirtschaftsfreunde stammten zumeist von der Wall Street oder aus Hollywood; seine letzte Handlung als Präsident bestand darin, eine lange Liste von Schreibtischtätern zu begnadigen. Zumindest waren seine Wirtschaftsverbündeten ökologisch korrekt. Bushs kapitalistisches Universum, das sind die Öl-, Chemie- und Autokonzerne. Cheney tauschte seinen Ruf aus den Zeiten Bush seniors gegen den Aufsichtsratsvorsitz einer Ölgesellschaft ein (die verlor unter seiner Ägide ein Vermögen, deshalb zahlte sie ihm letztes Jahr 45 Millionen Dollar, um ihn endlich loszuwerden; ein ‘goldener Fallschirm’, um es einmal charmant auszudrücken). Bushs Stabschef – derjenige also, der die Terminpläne macht und den Zugang zum Präsidenten kontrolliert – war vorher Washingtons Hauptlobbyist von General Motors gegen staatliche Auto-Abgasnormen.

Clinton hatte ein Moratorium gegen die wirtschaftliche Ausbeutung von bundeseigenem Territorium ausgerufen und mehrere Millionen Acre Land zu geschützter Wildnis erklärt. Bush hat bereits verlautbaren lassen, daß er beabsichtige, dieses Land wieder für Bergbau und Ölbohrungen freizugeben, vor allem in Alaska (selbst sein loyaler Bruder kämpft gegen seine Pläne, vor den Stränden Floridas Ölbohrtürme zuzulassen). Während Bushs Amtszeit als Gouverneur von Texas, als er eine Politik der freiwilligen Einhaltung von Abgasvorschriften verfolgte, entwikkelte sich Houston zur Stadt mit der höchsten Luftverschmutzung in den Vereinigten Staaten – es bedarf keiner weiteren Erwähnung, daß die Schwerindustrie sich keinerlei Mühe gab, sich daran zu halten. Gayle Norton, die neue Innenministerin, weigerte sich als Justizministerin von Colorado, Umweltverschmutzer unter Anklage zu stellen, setzt sich vehement dafür ein, in den Nationalparks Bergbau und Ölbohrungen zu erlauben, und ist Feuer und Flamme dafür, daß die Umweltschutzauflagen nur freiwillig eingehalten werden sollen; sie glaubt nicht, daß die globale Erwärmung von Menschen gemacht ist, und sie ist bizarrerweise dagegen, Gesetze zum Verbot von Blei in Farben zu erlassen. Die neue Chefin der Umweltschutzbehörde ist die ehemalige Gouverneurin von New Jersey, dem nach Texas am stärksten verschmutzten Staat, wo sie sich ebenfalls für die Freiwilligkeit der Umweltgesetze verwendete. Die neue Arbeitsministerin ist gegen Gewerkschaften, gegen Mindestlöhne und Arbeitsplatzsicherheitsvorschriften. Der neue Energieminister, ein ehemaliger Senator, hatte erfolglos versucht, ein Gesetz zur Auflösung des Energieministeriums einzubringen.

Überzeugungen

Dies alles ist schon schlimm genug, doch erinnert das an die Reagan-Bush-Ära, als, um nur ein Beispiel zu nennen, die Person, die verantwortlich war für den Schutz bedrohter Tierarten, ein Großwildjäger war, dessen Büro mit den Schädeln der exotischen Tiere geschmückt war, die er geschossen hatte. Neu in der Bush-Ära ist die Macht der christlichen Rechten.

Während des Wahlkampfs trat Bush unter dem Slogan Compassionate Conservatism an, etwa "Mitfühlender Konservatismus". Im allgemeinen verstand man darunter, daß er sich als Fiskalkonservativer mit sozialem Herz darstellen wollte. Nicht ein einziges Mal gingen die großen Medien auf die Bedeutung dieses Begriffs ein. Er wurde von einem gewissen Marvin Olasky geprägt, einem ehemals jüdischen Kommunisten, der sich zu einem born-again Christian, einem wiedererweckten Christen entwickelte, Herausgeber eines fundamentalistischen Wochenmagazins ist und Autor von Compassionate Conservatism, The Tragedy of American Passion und solchen Machwerken wie Prodigal Press: The Anti-Christian Bias of the Media und Telling the Truth: How to Revitalize Christian Journalism. Olasky ist Bushs, nun, sagen wir mal "Vordenker", und seine Vision vom mitfühlenden Konservatismus stellt ein sehr spezifisches Programm dar: Regierungsgelder, die dazu bestimmt sind, den Armen, Kranken, Analphabeten oder Drogensüchtigen zu helfen, sollten an private christliche Wohltätigkeitsorganisationen weitergereicht werden. Allerdings qualifizieren sich nicht alle – darunter auch einige der bekanntesten – für diese Gelder. Die einzigen Organisationen, die diese Steuergelder erhalten sollen, sind jene, bei denen den Hilfesuchenden Kirchgang und Bibelstudium vorgeschrieben sind. Bush versuchte, in Texas ein solches Programm durchzusetzen, wurde dort aber letztlich von den Gerichten ausgebremst. In der ersten Woche seiner Präsidentschaft hat er bereits ähnliche Pläne angekündigt. Als Mann, der öffentlich kundgetan hat, daß jene, die nicht an Jesus glauben, zur Hölle fahren werden, ist es für ihn nur natürlich, zu übersehen, daß die Trennung von Kirche und Staat zu den Fundamenten der amerikanischen Regierung gehört.

Während des Wahlkampfes versuchte er seine fundamentalistischen Verbindungen im Hintergrund zu halten und sprach von sich als "Einigender, nicht Trennender". Allerdings hielt er voller Freude eine Rede in einem Evangelikal-College der Bob Jones University, wo Studenten rausgeschmissen werden, wenn sie mit einer Person anderer Rasse ausgehen, und dessen Gründer den Katholizismus als "Religion des Antichristen und als satanisches System" bezeichnete.

Kaum war Bush Präsident geworden, legte er alle Kreidefresserei schleunigst ab. Seine Amtseinführung war in ihrer besonderen Erwähnung von Jesus Christus statt eines ökumenischen Gottes in gewisser Weise einzigartig. Zum Justizminister, dem wichtigsten innenpolitischen Posten im Kabinett – demjenigen, der alle Bundesrichter und Staatsanwälte ernennt und dafür verantwortlich ist, Bürgerrechte, Umweltschutz- und Antitrustgesetze durchzusetzen – bestellte er den ehemaligen Gouverneur und Senator John Ashcroft, der regelmäßig in Zungen redet (ebenso wie Richter Clarence Thomas, das einzige schwarze Mitglied einer ansonsten rein weißen Pfingstgemeinde) und eine tragende Säule der Bob Jones University ist. Bei seiner Wahl zum Senator vor sechs Jahren goß sich Ashcroft Speiseöl über den Kopf, um sich so im Stile der biblischen Könige selbst zu salben. Vergangenen November wurde er bei der Wiederwahl demütigenderweise von einem Toten geschlagen – sein Gegner war wenige Wochen zuvor bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen.

Ashcroft, der als das rechteste Mitglied des Senats bekannt war – rechter noch als der berüchtigte Jesse Helms –, hat sich gegen jede Form der Empfängnisverhütung ausgesprochen, gegen die Aufhebung der Rassenschranken in den Schulen, gegen öffentliche Förderung der Künste, gegen Umweltschutzvorschriften, gegen Atomtestsperrverträge, gegen den rechtlichen Schutz von Frauen oder Homosexuellen, gegen Regierungshilfe für Minderheiten und gegen Gesetze gegen Alkohol am Steuer. Er glaubt, daß der Mord an einem Arzt, der Abtreibungen durchführt, eine zu rechtfertigende Tötung ist.

Ashcroft ist nicht nur gegen jede Form von Waffenkontrolle, er ist auch mit einer Organisation namens Gunowners of America verbunden, die glaubt, daß alle Lehrer Waffen tragen sollten, um mit widerspenstigen Schülern fertig zu werden. Solche Ansichten sind im Bush-Team durchaus nicht extrem, und dies in einem Land, in dem die Haupttodesursache bei Kindern Schußverletzungen sind, die meisten durch Unfälle. Als Kongreßabgeordneter stimmte Vizepräsident Cheney gegen ein Gesetz, das Plastikwaffen untersagt, die jeden Flughafenmetalldetektor passieren – ein Gesetz, das selbst von der National Rifle Association befürwortet wurde. Vor ein paar Jahren erklärte Tom DeLay, ein ehemaliger Kammerjäger in Texas, der nun der einflußreichste Mann im Kongreß ist, nach dem Schulmassaker an der Columbine High School in Colorado: "Was erwarten Sie, wenn diese Kinder in die Schule gehen und dort erzählt bekommen, daß sie von einer Horde Affen abstammen?"

Das bizarrste ist vielleicht, daß sowohl Ashcroft als auch Innenminister Norton wie besessen davon sind, die Niederlage des Südens im Amerikanischen Bürgerkrieg zu rächen. Ashcroft hat u.a. mit einem Neokonföderierten-Magazin namens Southern Partisan zu tun, das den Glaubenssatz vertritt, die Rassen hätten zu Zeiten der Sklaverei am besten miteinander gelebt und "Neger, Asiaten, Orientalen, Hispanos, Latinos und Osteuropäer [verstünden] von Natur aus nichts von Demokratie." Das Magazin produziert unter anderem ein T-Shirt mit einem Bild von Abraham Lincoln und den Worten Sic Semper Tyrannis, ein Ausspruch, den John Wilkes Booth tat, als er Lincoln erschoß. Ein solches T-Shirt trug Timothy McVeigh an dem Tag, als er das Regierungsgebäude von Oklahoma City in die Luft jagte.

Ashcroft ist derjenige, der für die Einhaltung der Gesetze in den Vereinigten Staaten zuständig ist. Ein Oberstes Bundesgericht, das seit dem 19. Jahrhundert nicht mehr so offen politisch war, wird verantwortlich für die letztgültige Auslegung dieser Gesetze sein. Der Präsident ist nur eine lächelnde Stoffpuppe, der umgeben ist von erfahrenen und intelligenten Militärs, Industriellen und christlichen Fundamentalisten, die zusammen mit einer republikanischen Mehrheit im Kongreß und ohne Gericht, das sie aufhalten könnte, im Prinzip tun und lassen können, was sie wollen. Die Vereinigten Staaten sind leider kein von Bergen umschlossenes Land im Himalaja oder in den Anden. Ein Erdbeben hier erschüttert die ganze Welt.  
altmeister:

happy

 
25.09.02 15:09
vieleicht kannst du die wirtschaftswoche vom 24.02.00 ja richtig aus dem jahre 2000 besorgen.
da steht drinne unter der überschrift 1. richtiger job warum wir diesem systhem nach eifern sollten perfekt wirklich zumindes das in WISCONSIN praktizierte!
warum ich mich an diesen artikel erinnere mit datum?
habe eine mappe wo ich die artikel ausschneide die mich besonders interessieren um zu sehen ob die zeit das bestätigt.
dieser hat sich  bestätigt mitlerweile wird das Wisconsin systhem us weit praktiziert!

mfg altmeister
bernstein:

altmeister,nichts für ungut, aber dein

 
25.09.02 15:14
deutsch ist eine katastrophe.
gruß
mod:

Natürlich gibt es in den USA seit eh und je

 
25.09.02 15:16
Armut, auch white trash, da die sozialen Sicherungssysteme
wie bei uns fehlen, aber jetzt auf der Welle Eures
hirnverbrannten Anti-Amerikanismusses einen Aufhänger
daraus zu machen, spricht für einige Personen.
Es ist schlicht Dummheit und Borniertheit.  
Thomastrada.:

...manchmal muss es halt schnell gehen! ;-) o.T.

 
25.09.02 15:16
Happy End:

mod, was hat das Aufzeigen von Missständen

 
25.09.02 15:18
mit Anti-Amerikanismus zu tun?

@altmeister: vielleicht kannst Du den Artkel ja mal einscannen und mir zumailen ;-)
mod:

HE, hier gibt es Missstände en masse.

 
25.09.02 15:20
Fang an!
Aber das passt nicht in Deine Denke!
Man sollte erst vor seiner eigenen Haustür fegen!
altmeister:

happy

 
25.09.02 15:22
habe keinen scanner.
Schwarte:

mod

 
25.09.02 15:23
es geht ja um die folgen der amerikanischen politik und nicht um Pro- oder Antiamerikanismus. Es ist ja traurig genug, trotz mehrerer Jobs an der Armutsgrenze leben zu müssen und dafür auch noch die füsse des chefs küssen zu dürfen.  
Quigley:

Selig sind die geistig armen o.T.

 
25.09.02 15:24
Thomastrada.:

@Altmeister

 
25.09.02 15:24
schick's doch mir zu, ich scann's dann ein und schicke es HE! ;-)

Gruß,
T.
mod:

Schwarte, sicherlich

 
25.09.02 15:31
kennst Du die 280-Mio-Nation so gut und
hast solange dort gelebt, dass Du Dir
von diesem auch flächenmässig kleinem Land eine so
fundierte Meinung bilden kannst.
Ich habe grosse Hochachtung vor Deiner differenzierten
Sachkenntnis und Deinen nicht vorhandenen Vorurteilen.
Bestimmt bist Du ein lebenserfahrener, weitgereister,
etablierter älterer Herr, dem ich natürlich die
angemessene Ehrfurcht erweise.

Hochachtungsvoll
m.

Peet:

guter artikel, happy

 
25.09.02 15:32
aber es ist sehr schade, dass sofort unterstellungen kommen nur weil ein bericht ins board gestellt wird




In den USA grassiert die Armut 797496

bye peet
Happy End:

So ist es peet! Thanx! o.T.

 
25.09.02 15:33
Hiob:

Lest ihr eigentlich meine Threads nicht mehr?

 
25.09.02 15:45
Unter dem Titel "Amerikanische Verhältnisse - nein danke" war sowohl der Armutsartikel als auch die Chemiewaffensache drin.
Schwarte:

mod

 
25.09.02 15:50
ich kenne die armut hier bei uns, kenne beruflich und privat unzählige leute die kein dach überm kopf haben war selber schon weit unten.
andererseits bemerkt das selber bei uns niemand. geschweige denn leute die andauernd prahlen sie gingen mit amerikanischen geschäftsleuten essen und noch dazu witze über armut reissen.
mich beieindruckt die verächtliche art mit der du wie ein stier jede kritik an amerikas politik, und sie ist einmal die bedeutendste in seiner auswirkung, schlecht zu machen versuchst.
altmeister:

die armen,armen!

 
25.09.02 15:51
der feste sozialhilfe satz liegt in den usa bei 673$ und das 5 jahre lang höchstens 2 jahre am stück .
wie ich finde kein grund zum jammern.
schade wirklich schade das ich den oben erwähnten beitrag nicht reinstellen kann ist nen 5 seiten artikel.
und danach würde sicher keiner mehr die armen, armen in den usa bedauern sondern dieses sich auch für D wünschen.

mfg altmeister
Happy End:

@Hiob

 
25.09.02 15:56
Die Börse braucht nun mal keine Hiobs-Botschaften mehr ;-)))))
Hiob:

Brauchen nicht, aber bekommen, HappyEnd o.T.

 
25.09.02 15:57
Happy End:

*g*

 
25.09.02 15:58
MaxCohen:

Für Altmeister

 
25.09.02 16:27
Aus der FTD vom 31.1.2002
www.ftd.de/wisconsin

Sozialhilfe-Reform: Kochs American Dream


Von Yvonne Esterhazy, New York, und Ralf Südhoff, Berlin Am Freitag will Hessen eine radikale Sozialhilfe-Reform nach US-Vorbild durch den Bundesrat bringen. Dabei wachsen selbst im Vorzeigestaat Wisconsin die Zweifel am einst gefeierten Modell, das seit Ende des Wirtschaftsbooms versagt.
Lasst mich mal machen!" Roland Kochs Stimme zerteilt den Saal. "Wir können mindestens die Hälfte der Sozialhilfeempfänger in Beschäftigung bringen!", verspricht er. "Wegen der überragenden bundespolitischen Bedeutung", wie es aus der Einladung schreit, hat sich der hessische Ministerpräsident vergangenen Donnerstag auf die Berliner Bühne begeben - und zelebriert dort seinen Auftritt vor der Bundespressekonferenz.

Erst hält er sich für die Fotografen eine bunte Grafik vor den Bauch, die beweist: 60 Prozent der Sozialhilfeempfänger könnten arbeiten! Dann lehnt er sich wieder weit über das lange Rednerpult gen erste Reihe, zieht die Schultern vor Anspannung hoch bis knapp unter die Ohren und verkündet breit grinsend: "Alle werden zu Gewinnern - wenn man uns nur lässt!"

Man, das sind die Kollegen vom Bundesrat, von denen der CDU-Politiker morgen eine Importgenehmigung haben will. Koch möchte Amerikas Sozialhilfe-Modell nach Deutschland holen. Vor allem für das Programm des US-Bundesstaates Wisconsin, das er bei einem Besuch im vergangenen Sommer begutachtet hat, schwärmt der Hesse: Im Norden der USA lebt kaum noch jemand von der Sozialhilfe, stattdessen wird malocht. Wisconsin Works heißt das Programm - "W2". Die Wiesbadener Staatskanzlei hat sich für ihre Kopie einen ähnlich eingängigen Namen ausgedacht: "Optimal fördern und fordern - engagierter Service in Vermittlungsagenturen."

Mit seiner Initiative, für die Koch vom Bundesrat eine "Experimentierklausel" braucht, will der Hesse allen zeigen, "dass Amerikas Modell auch in Deutschland machbar ist". Eine Beweisführung, die sich erübrigt haben könnte. Denn in den USA mehren sich längst die Zweifel an Kochs American Dream.

"Ich bin am Leben!"

Tricia entblößt ihre Zähne: "Lächelt mal, ihr müsst euch in einen optimistischen Gemütszustand versetzen", fordert sie ihre Zuhörerinnen auf. Und weiter geht’s: "Aufstehen, strecken, und dann sagen alle: Ich bin am Leben, ich bin gesegnet, ich bin hier!"

13 junge Frauen erheben sich zögernd von ihren Stühlen. Was wie eine Bibelstunde klingt, ist eine Schulung für Sozialhilfeempfänger. Im Rahmen seines "Job-Readiness Programms" sollen sie für den Washingtoner Arbeitsmarkt fit gemacht werden. Tricia übt mit ihren Schützlingen Tricks fürs Einstellungsgespräch ("Sag nie was Schlechtes über deinen früheren Chef"), gibt Tipps fürs Make-up ("dezent, bitte") und verrät den zweifelnd dreinblickenden Frauen, dass sie sich bei einer Kleiderbörse Secondhand-Klamotten für den Start ins Berufsleben ausleihen können. "Ich empfehle grau oder dunkelblau." Zum Schluss erteilt sie noch den schwesterlichen Rat: "Und, Ladies: Sexy Stimmen auf dem Anrufbeantworter, mit frivoler Rapmusik unterlegt, schrecken Arbeitgeber eher ab".

Tricia ist eine selbstbewusste Karrierefrau. Von Shawntaine und Penny, von Kimberley und den übrigen Teilnehmerinnen kann man das nicht gerade sagen. Sie sind alle junge, alleinerziehende Mütter. Sie sind alle schwarz. Sie haben bisher kaum Erfahrungen mit der Berufswelt. Und die Chancen stehen schlecht, dass sich daran etwas ändert.

Als Ex-Präsident Bill Clinton das amerikanische Wohlfahrtssystem 1996 unter Druck der Republikaner radikal umkrempelte und den Rechtsanspruch bedürftiger Familien auf staatliche Unterstützung abschaffte, boomte die US-Wirtschaft. Arbeitskräfte wurden händeringend gesucht, die Internetbranche erlebte einen nie da gewesenen Boom, der Aufschwung schien kein Ende zu nehmen. Im Herbst 2000 herrschte in den USA fast Vollbeschäftigung.

Das neue Wohlfahrtskonzept "Welfare-to-Work", das bedürftige Amerikaner qua Arbeitspflicht ins Erwerbsleben zurückführen soll, feierte zugleich spektakuläre Erfolge: 1994 bezogen 14,3 Millionen Amerikaner Sozialhilfe, heute sind es fast 60 Prozent weniger. Im Musterländle Wisconsin, das Anfang der 90er Jahre vorpreschte, legte der damalige Gouverneur und jetzige Bundesgesundheitsminister Tommy Thompson ein vierstufiges Programm aus Schulungen und subventionierten Jobs auf - und verringerte die Zahl der Hilfsempfänger gar um 80 Prozent. Wisconsin wurde zum Wallfahrtsort, "W2" zum Exportschlager. Bis zur Rezession.

Die damaligen Verlierer verlieren wieder

Inzwischen liegt die Arbeitslosigkeit bei fast sechs Prozent. Restaurants und Hotels entlassen in Scharen Hilfskräfte; allein im letzten Quartal 2001 gingen 175.000 Dienstleistungsjobs verloren. Zeitarbeitsfirmen setzten noch mal 700.000 Mitarbeiter auf die Straße, und es trifft vor allem den Niedriglohnsektor und damit den Hafen, in den sich die Sozialhilfeempfänger retten sollten.

Der ist offenbar weit weniger gefeit vor Konjunkturstürmen als gedacht. "33 der 50 US-Bundesstaaten haben zwischen März und September 2001 eine Zunahme der Sozialhilfeempfänger konstatiert", sagt Harold Leibovitz vom Urban Institute. "Und die Rezession und die Folgen des 11. September haben die Lage noch verschlimmert", sagt Mark Greenberg vom "Center for Law and Social Services" in Washington. Selbst im Wunderland Wisconsin ist die Zahl der Hilfsempfänger bereits um sieben Prozent gestiegen. Für immer mehr Experten entpuppt sich W2 als Schönwetter-Modell.

Jeder vierte zunächst vermittelte Hilfsempfänger kehrte binnen 18 Monaten wieder in die Arme des Staates zurück. "Die Arbeitgeber greifen jetzt wieder auf ausgebildete Kräfte zurück", berichtet auch Wadelle Anderson vom Welfare-to-Work-Programm in Washington. Zwei von drei verdienen etwas dazu, können aber hinten und vorn nicht von ihrem Job leben, wie das Washingtoner Cato-Institut herausfand. Die zuständige Staatssekretärin von Wisconsin, Jennifer Reinert, räumte jüngst ein: "Dass die Hilfsempfänger auf eigenen Beinen stehen, konnten wir nicht erreichen."

"Geflohen aus Wisconsin"

Die Staatssekretärin im Bundesarbeitsministerium, Ulrike Mascher (SPD), stellt die Erfolgsmeldungen noch grundsätzlicher in Frage: "Die große Frage ist, wie viele Hilfsempfänger nur vor den sehr strengen Gesetzen in Wisconsin in die Nachbarstaaten geflohen sind." Hinzu kommt: Wer in Wisconsin nicht an den Arbeitsprogrammen teilnehmen kann oder will, verwirkt seine Ansprüche und fällt aus der Statistik heraus. So hat die Welfare-Reform vielfach nicht die Sozialhilfeempfänger von der Armut, sondern die Statistik von den Sozialhilfeempfängern befreit. "Die Armut steigt seit den 80er Jahren trotz zunehmender Arbeit stetig an, bis auf ein Viertel aller Erwerbstätigen", kritisiert Waltraud Schelkle, Ökonomin an der London School of Economics. Das sind mehr als in jedem anderen Industriestaat.

Jeder dritte ehemalige Sozialhilfeempfänger kann sich kein tägliches Essen leisten, 37 Prozent geraten immer wieder mit der Miete in Rückstand. Und bestimmte Gruppen tauchen ohnehin nie in der Statistik auf. Außer alleinerziehenden Müttern hat kaum jemand Chancen in Amerika auf Stütze jenseits von speziellen Hilfen wie Essensmarken oder Arzneizuschüssen.

"Was, ein alleinstehender kinderloser Mann kann in Deutschland Sozialhilfe bekommen?" Ungläubig wirft Sozialarbeiter Eric Chambers den Kopf zurück. "Ich ziehe nach Deutschland um", ruft er aus und klopft sich auf die Schenkel.

Auswandern würde wohl auch Vivian Smith gern. Sozialarbeiter Chambers besucht seine Klientin in einem Washingtoner Freizeitzentrum, wo sie die Kinderbetreuung übernommen hat. Nach acht Jahren Sozialhilfe hat die fünffache Mutter den staatlich subventionierten Job bekommen, und die 44-Jährige freut sich, "dass wir zum Arbeiten motiviert werden". Eine Stelle auf dem freien Markt ist aber nicht in Sicht - und selbst wenn, könnte sie von der kaum leben. "Können Sie nicht gleich zwei Jobs für mich finden?", fragt sie Chambers.

Ein frommer Wunsch. Trotzdem spielen Chambers und Kollegen eine wichtige Rolle: Der Sozialarbeiter redet seinen Schäfchen gut zu, wenn sie sich mit ihren neuen Chefs streiten oder plötzlich alles hinwerfen wollen. "Vielen müssen wir erst mal beibringen, wie man Konflikte löst", erklärt er die umfassende Betreuung. Und in der besteht für viele inzwischen das wahre Modell Wisconsin.

"Erfolge dank Beratung"

"Die tatsächlichen Erfolge haben vor allem mit intensiver Beratung zu tun", sagt Staatssekretärin Mascher vom Bundesarbeitsministerium. In Wisconsin kommen auf einen Sozialarbeiter 50 Hilfsempfänger. "In Hessen sind es dagegen 150 bis 200", kritisiert Martin Slenczka von der hessischen Liga der Freien Wohlfahrtspflege. Da gleichzeitig der allergrößte Teil der 2,7 Millionen Sozialhilfeempfänger gar nicht erwerbstätig sein kann (siehe Text), fällt ihm zum gern zitierten Motto "Fördern und fordern" nur eins ein: "Das Defizit liegt im Bereich der Hilfen und nicht der Sanktionen."

Und Hilfe hat ihren Preis. 22 Mrd. Euro gehen bundesweit jährlich für Sozialhilfe drauf. Da lasse sich eine Menge sparen, glaubt Roland Koch. Er hätte in Wisconsin besser zuhören sollen.

Dort sind die Hilfszahlungen zwar um 80 Prozent gefallen. Wegen der gesteigerten Ausgaben für Betreuung und Fortbildung ist das Sozialbudget insgesamt aber gestiegen: um satte 20 Prozent.

Investitionen, die sich für Tricias Schülerinnen wie Penny, Shawntaine und Kimberley bald auszahlen müssen. Als die Welfare-Reform 1997 in Kraft trat, schaffte Bill Clinton die Sozialhilfe nach altem Muster ab und befristete die neue auf fünf Jahre - pro Leben.

Tricias Tipps und Tricks müssen also schnell wirken, die Uhr tickt für viele der 13 Frauen. Rezession hin, Jobflaute her: Haben sie bis Herbst keine Arbeit, haben sie gar nichts mehr. Dann sind fünf Jahre um.

Für Roland Koch dagegen könnte es im Herbst erst richtig losgehen. Schon jetzt passt sein dunkelblauer Anzug fabelhaft zum blauen Design im Saal, die goldene Brille spiegelt das goldene Logo "Bundespressekonferenz" an der Wand. Ob er wirklich an den Erfolg seiner Pläne glaube, wird er gefragt, oder ob es hier mehr um seine Bewerbungsrede als künftiger Bundesminister gehe?

"Ach", sagt Roland Koch, lehnt sich noch ein wenig weiter vor, grinst wieder und wechselt plötzlich den Duktus: "Isch äußere misch hier doch nur als Hässe."
© 2002 Financial Times Deutschland
altmeister:

interresant max cohen danke! o.T.

 
25.09.02 16:32
AlanG.:

Warum sind die Verfechter

 
25.09.02 16:51
des Amerikanismus´ noch nicht dort? Geht doch rüber ...

@bernstein: Boston ist ungefähr so wie Kronberg (Nobelvorort von Frankfurt/M)

Amerika hat eine höhere Analphabetenquote als Kuba

Kriminalität in den USA 500 x höher als bspw. auf Kuba

Tötungsdelikte in New York übersteigen die Opfer im Palästina/ Israel Konflikt

Gute Freunde von mir wohnen in Florida. Sie berichteten vor kuzem, dass schlechte Schüler (in Florida) der Schule verwiesen werden, wenn sie unter dem Leistungs-Durchschnitt bleiben. Grund: Nur Schulen mit guten Schülern bekommen dort noch eine Unterstützung/ Fördrung.

gr



MaxCohen:

@ AlanG

 
25.09.02 20:35
Zu Deinem letzten Punkt siehe auch die heutige Simpsons-Folge.

Grüße Max
Happy End:

Krieg und Sicherheit als Wahlkampfthemen

 
26.09.02 09:46
Dabei kränkelt nicht nur die Wirtschaft und wachsen die Staatsschulden, auch die Armut nimmt in den USA zu

Im Wahlkampf um den Kongress versuchen US-Regierung und Republikaner möglichst den (teuren) Kampf gegen den Terrorismus, einen möglichen Krieg gegen den Irak und die Sicherheit im eigenen Land im Vordergrund zu halten. Das soll die eigene Macht stärken und, ziemlich durchsichtig, von anderen Themen wie beispielsweise der Wirtschaftspolitik und der kränkelnden Ökonomie ablenken, auch wenn die Folgen der Kriegsdiskussion sich bereits in steigenden Rohölpreisen und sinkenden Aktienkursen niedergeschlagen haben. Jetzt kommt auch noch die Meldung hinzu, dass die Armut in den USA wieder zunimmt, während das Einkommen der Haushalte landesweit abnimmt.

Nach neueren  Umfragen scheinen die US-Bürger zwar den Kurs der US-Regierung gegen den Irak zu unterstützen, nicht notwendigerweise aber auch die Absicht von Präsident Bush und seinen Falken, möglicherweise einen Krieg auch alleine ohne Zustimmung der UN zu führen. Die Opposition, vom alles beherrschenden Kriegsthema an die Wand gedrückt, könnte aber genau darin erfolgreich sein, die Zustimmung zu einem militärischen Eingreifen von einem Beschluss der UN nach oder während der Waffeninspektionen abhängig zu machen.

Allerdings werden um den Irak bereits weiter amerikanische Truppen zusammen gezogen und verlangt die Bush-Regierung möglichst umgehend einen Beschluss des US-Kongresses, der dem Präsidenten möglichst weitegehende Freiheit lassen würde, wie er das Vorgehen der UN und des Irak, die Ergebnisse von Waffeninspektionen und die Gefährlichkeit interpretiert, um einen Krieg zu starten. In dem Resolutionsentwurf der Regierung werden weder genaue Bedingungen für einen Kriegsbeginn angegeben, noch wurden militärische Aktionen auf den Irak beschränkt.

Möglicherweise aber hat, wie Le Monde  suggeriert, der Irak-Krieg unter der Hand bereits begonnen. Mitte September  berichtete US-Verteidigungsminister Rumsfeld, dass die britischen und amerikanischen Flugzeuge, die die Flugverbotszonen im Süden und im Norden des Irak kontrollieren, angeblich wegen zunehmender "Provokationen" schon seit einiger Zeit auch allgemein die mobilen und stationären Luftverteidigungsanlagen des Irak bombardieren. Die Ausschaltung von Luftabwehr- und Kommunikationssystemen ist natürlich auch eine Vorbereitung für einen Angriff, der zunächst wie in den Kriegen aus der Luft erfolgen soll.

Wie die Washington Post akribisch  notiert, nehmen die Erwähnungen der Wirtschaftspolitik in den Reden von Bush stetig ab. Unlängst auf die Wirtschaftsprobleme, steigenden Ausgaben und zunehmende Verschuldung angesprochen,  äußerte sich Bush nur in der altbekannten Weise, dass er optimistisch sei und überdies eine marode Konjunktur von der Clinton-Regierung übernommen habe: "Well, I'm optimistic because, one, I'm optimistic about America in general. I mean, the American people are resilient, they're strong, we've got the best workers in the world, inflation is down, interest rates are low. So when you combine the productivity of the American people with low interest rates and low inflation, those are the ingredients for growth."

Der neueste www.census.gov/Press-Release/www/2002/cb02-124.html target="_new" rel="nofollow">Bericht des Statistischen Büros dürfte allerdings für die Bush-Regierung auch nicht hilfreich sein, denn die Ergebnisse könnten die durch die Anschläge und den Krieg gegen den Terrorismus entstandene nationale Einheit etwas mehr ins Wanken bringen. Danach stieg der Anteil der Amerikaner, die in Armut leben, im letzten Jahr das erste Mal seit neun Jahren wieder um 0,4 Prozent auf 11,7 Prozent an, während das Einkommen der Mittelklasse-Haushalte erstmals seit der letzten Rezession im Jahr 1991 um 2,2 Prozent zurückgegangen ist. Zudem wachse die Kluft zwischen den Reichen und den Armen weiter.

Als arm gilt ein US-Bürger, wenn er als alleinstehender unter 9.000 Dollar im Jahr verdient. Eine vierköpfige Familie ist arm, wenn sie mit 18.000 Dollar auskommen muss. Zwar waren früher mehr Menschen arm, doch nach der Abnahme der Armutszahlen in den 90er Jahren scheint sich ein neuer Trend durchzusetzen, nämlich dass Armut mehr und mehr auch die weiße, nicht-lateinamerikanische Bevölkerung trifft. Unter den Weißen nahm der Anteil der Armen um 7,4 Prozent auf über 15 Millionen zu, während bei den Schwarzen der Anteil bei 22,7 % oder bei den Latinos bei 21,4 % konstant blieb. Insgesamt gelten jetzt 32,9 Millionen Menschen und 6,8 Millionen der Haushalte als arm. Die stärkste Zunahme der Armut erfolgt in den städtischen Gebieten, vor allem in den Vororten, und im Süden der USA.

Die geringeren Einkommen betreffen, abgesehen vom Nordosten der USA, das ganze Land und alle Bevölkerungsschichten. Während jedoch das Einkommen der reichsten 5 Prozent der Haushalte im letzten Jahr geringfügig anstieg, fiel es im Durchschnitt ab. Das reichste Fünftel der Gesellschaft erhielt die Hälfte des Gesamteinkommens (1985: 45 Prozent), das ärmste Fünftel hingegen gerade einmal 3,5 Prozent (1985: 4 Prozent, 2000: 3,6 Prozent).  
Karlchen_I:

Arbeitslosenquoten.....

 
26.09.02 10:26
Die werden von Land zu Land unterschiedlich berechnet und definiert. Die OECD standardisiert die für internationale Vergleiche. Danach hätten wir eine Aloquote von nur knapp 8% und lägen unter dem Durchschnit in der Eurozone.

www.oecd.org/pdf/M00031000/M00031979.pdf
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