HV-Bericht ACG AG für Chipkarten und Inform.- Systeme
Die alphabetische Nummer 1 im NEMAX 50, das ist die ACG AG. Die Aktie wurde dieser Position mit einer vergleichsweise positiven Entwicklung durchaus gerecht - erst ein gewaltiger Höhenflug, dann selbst vom absoluten Höchststand aus betrachtet ein Fall um „nur“ 80 Prozent, also erheblich weniger als die meisten Titel des Neuen Marktes. Der Chipkartenbroker hielt am 4. Mai 2001 seine ordentliche Hauptversammlung ab, an der neben etwa 250 Aktionären und Gästen auch Jürgen Meyer als Berichterstatter für GSC Research teilnahm.
Highlights am Rande der Hauptversammlung
Am Anfang richteten sich die Blicke auf das Aufsichtsratsmitglied Heinz Bischof, und manche rieben sich vielleicht verwundert die Augen, als sie diesen putzmunter auf dem Podium sitzen sahen, hatte doch die Online-Ausgabe der Telebörse früh am Morgen gemeldet, gegen Herrn Bischof liege ein Haftbefehl vor. Laut Telebörse ist der Haftbefehl vom Amtsgericht Frankfurt ausgestellt worden, weil dieser einer Ladung zur Abgabe einer eidesstattlichen Erklärung nicht nachgekommen war.
Herr Bischof ließ verbreiten, die Sache habe sich längst erledigt. Feinde, die auch im Saal säßen, hätten die Nachricht just zur Hauptversammlung der ACG lanciert. Immerhin galt Herr Bischof als designierter Aufsichtsratsvorsitzender und Nachfolger von Peter Záboji, von dem man wusste, dass er nach dieser Hauptversammlung zurücktreten wird. Vorstandschef Peter Bohn beeilte sich auch, zu erklären: „Herr Bischof hat unser vollstes Vertrauen.“
Bericht des Vorstands
Soweit zu den wenig „smarten“ Vorgängen am Rande einer Hauptversammlung, auf der die Aktionäre und Gäste mit einem „welcome to the smart world“ begrüßt wurden. Den Bericht teilten sich die Vorstände, wobei zunächst der Vorstandsvorsitzende Peter Bohn über ACG als weltweit agierenden Broker und Value-added-Reseller sprach.
Nach der Gründung der Gesellschaft 1995, dem Börsengang 1999 und der Aufnahme in den Nemax50 im Dezember 2000 als Meilensteinen sei man heute mit über 460 Mitarbeitern an mehr als 30 Standorten in 17 Ländern vertreten. Im Geschäftsbereich Smart Cards sei es gelungen, sich als Großabnehmer und strategischer Partner bei den führenden Chip-Produzenten zu positionieren; im Geschäftsbereich Semiconductoren, dem Handel mit elektronischen Bauelementen, habe man profitables Wachstum erreichen können.
Anschließend stellte Dr. Cornelius Boersch den Geschäftsbereich „Smart-Cards“ vor und erklärte, hier stehe ACG noch am Anfang einer Entwicklung. Der Markt für Smart-Cards weise dynamische Wachstumsraten von knapp 40 Prozent auf mit SIM-Karten und kontaktlosen Karten als den wachstumsstärksten Einzelsegmenten. Der Geschäftsbereich Smart-Cards erwirtschaftete einen Umsatz von 77,7 Mio. EUR, das sind 21,4 Prozent von insgesamt 362,8 Mio. EUR Umsatz im Konzern im Geschäftsjahr 2000.
Danach berichtete Herr Oliver Jansen über den Geschäftsbereich Semiconductors (Halbleiter). Kunden sind hier Blue Chip-Unternehmen aus Telekommunikation, Automobil-, PC- und Medizintechnik, namentlich Konzerne wie Hewlett-Packard, Motorola, Siemens, Nokia und Ericsson. ACG bietet in diesem Sektor Dienstleistungen wie Engpass- und Überbestandsmanagement an und erwirtschaftete dadurch in 2000 Umsätze von 285,1 Mio. Euro, entsprechend 78,6 Prozent des Konzernumsatzes.
Die Mergers & Akquisitions Aktivitäten wurden von Herrn Markus Solibieda vertreten. Hier ist ein kleines Team mit 5 Mitarbeitern tätig, das durch externe Experten ergänzt wird. Da die akquirierten Unternehmen als eigene Organisationseinheiten in die bestehende Unternehmensstruktur integriert werden, bleibt deren Management auch nach der Übernahme an der Spitze. Es werde darauf geachtet, dass die Unternehmenskulturen innerhalb der ACG-Gruppe harmonisieren, damit Integrationsprobleme minimiert werden.
Schließlich erläuterte Herr Dr. Alfred Fuhrmann den Konzernabschluss. Das von ihm vorgelegte Zahlenmaterial dokumentiert eindrucksvoll die Wachstumsdynamik des Unternehmens. 1999 betrug der Konzernumsatz 103,3 Mio. Euro, 2000 waren es 362,8 Mio. Euro. Der operative Gewinn wuchs in diesem Zeitraum um 347 Prozent, die Mitarbeiterzahl von 169 auf 462.
Bezüglich der Anlegerstruktur teilte Dr. Fuhrmann mit, dass sich im Free Float 51,4 Prozent der Aktien befinden, während das Management 38,7 Prozent hält und Familienmitglieder des Managements 9,9 Prozent. Im Diagramm wurde gezeigt, dass der Kurs der ACG-Aktie sich über dem Durchschnittskurs des Nemax 50 bewegte. Die Aktie erreichte ihren maximalen Wert im Februar 2000 mit rund 125 Euro. Der Schlusskurs vom Vortag lag bei 25,50 Euro.
Im zweiten Teil seines Auftritt auf der Hauptversammlung gab der Vorstandsvorsitzende, Herr Peter Bohn, auch Statements zur „Sonderkommission EU-Chip-Deal“ ab. Unter der Federführung der Staatsanwaltschaft Landshut hatte die Ermittlungsgruppe „EU-Chip-Deal“ wegen Umsatzsteuerverkürzungen im Handel mit CPU‘s bei mehr als 300 Firmen Durchsuchungen durchgeführt. Diese Aktion erstreckte sich auf 12 Bundesländer und europaweit auf die Niederlande, auf Belgien Luxemburg, Tschechien, Österreich, Schweiz und Frankreich.
Im Zuge der Ermittlungen wurden Anfang April 2001 auch die Geschäftsräume der ACG AG als unbeteiligter Dritter durchsucht und Mitarbeiter befragt. Die ACG AG hat den Ermittlern sämtliche Unterlagen und Informationen zugänglich gemacht, um eine vollständige Aufklärung des Sachverhalts zu ermöglichen, um aktiv Unterstützung zu leisten und um mögliche Verdachtsmomente zügig auszuräumen. ACG weist alle gegen sie und ihre Mitarbeiter erhobenen Vorwürfe zurück. Gegenüber der Ad-hoc-Mitteilung, die ACG bereits am 3.4.2001 veröffentlichen ließ, ist in dieser Zurückweisung neu, dass sie nunmehr auch für alle Mitarbeiter gilt.
Als Schlusswort seiner „Ziele und Visionen“ stellte Herr Peter Bohn als Ziel heraus: „Wir wollen in den von uns bearbeiteten Märkten mittelfristig immer weltweit führend sein!“
Allgemeine Aussprache
Es lag nur eine Wortmeldung vor, nämlich die von Herrn Gerhard Roh als Vertreter der Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK). Dieser kritisierte „Unsitten“ von Gesellschaften, die am Neuen Markt agieren, und er führte aus, „die wissen gar nicht, wie man ‚schwarz’ schreibt“, wobei er sich darauf bezog, dass die AG aufgrund eines Verlustvortrags noch einen Bilanzverlust von rund 1,09 Mio. Euro ausweist. Dann spielte er auf den Tagesordnungspunkt 7 an, der eine Kapitalerhöhung von 426.333 Euro vorsah, und sagte, „und wenn Sie kein Geld haben, machen Sie einfach eine Kapitalerhöhung!“
Ferner stellte Herr Roh in seinen Grundsatzüberlegungen den Sinn von Mergers & Akquisitions in Frage. „70 Prozent geht daneben, siehe Daimler/Chrysler!“ Konkret sah er Unstimmigkeiten in den Quartalsberichten, und er fragte nach den Kosten für die M&A-Gruppe, nach Aktienrückkäufen durch den Vorstand und nach dem Ergebnis einer Klage, die das Gründungsmitglied Scholz gegen die Gesellschaft angestrengt habe.
Dann wies Herr Roh darauf hin, dass ACG-Mitgründer Herr Theodor Prünn, dessen Wahl zum Aufsichtsrat anstand, vorher noch von seinem Amt als Vorstand zurückzutreten habe, und er fragte in diesem Zusammenhang, warum die Wahl von Herrn Dr. von Eisenhardt-Rothe zum Aufsichtsrat angesetzt wurde, obwohl dessen Zeit als amtierender Aufsichtsrat noch gar nicht abgelaufen ist. Schließlich fragte er noch nach den Vorstandsbezügen.
Ad hoc erklärte der Aufsichtsratsvorsitzende Záboji dazu, selbstverständlich trete Herr Prünn vor dem Wahlgang als Vorstand zurück, und in der Tat erübrige sich eine Neuwahl von Herrn Dr. von Eisenhardt-Rothe.
Die übrigen Fragen wurden vom Vorstand beantwortet. Herr Solibieda bezifferte die Kosten für M&A im letzten Jahr mit rund 700 TDM, darin enthalten sind 280 TDM als reine Personalkosten. Vorstandsmitglied Olaf Jacobi beantwortete die Frage nach der Klage dahingehend, dass kein Gründungsmitglied gegen die Gesellschaft geklagt habe.
Herr Dr. Fuhrmann räumte ein, dass man in den Quartalsberichten von der Gliederung abgewichen sei, die beim Jahresabschluss vorgeschrieben ist, um eine bessere Transparenz zu erreichen. Zu den Vorstandsbezügen verwies auf den Geschäftsbericht. Er beantwortet auch die Frage nach Rückkauf von Aktien durch den Vorstand und erklärte eindeutig, „der Vorstand hat keine Aktien zurückgekauft!“
Abstimmungen
Die Präsenz wurde mit 6,015 Mio. Aktien angegeben, entsprechend 45,02 Prozent des Grundkapitals von 13.359.680 Aktien. Abgestimmt wurde über insgesamt 13 Tagesordnungspunkte, neben Entlastung von Vorstand und Aufsichtsrat über die Wahl des Abschlussprüfers, Änderung der Satzung sowie Wahlen zum Aufsichtsrat, Genehmigtes Kapital, Erwerb eigener Aktien, Abänderung des Stock-Option Plans, Ermächtigung zur Ausgabe von Wandel- und Optionsschuldverschreibungen (10), sowie diverse Satzungsänderungen.
Alle Tagesordnungspunkte wurde mit über 99 Prozent Zustimmung beschlossen, ausgenommen TOP 7 (Genehmigtes Kapital), bei dem rund 170.000 Gegenstimmen zustande kamen.
Schlusswort des ACG-Gründers
Nach dem Schlusswort des Vorstandsvorsitzenden trat ACG-Gründer Dr. Cornelius Boersch, heute im Vorstand zuständig für Unternehmensentwicklung, nochmals ans Rednerpult und warf dem Vertreter der Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK), Herrn Gerhard Roh vor, die SdK habe die ACG unter Druck gesetzt. Im Vorfeld der Hauptversammlung sei die SdK an den Vorstand herangetreten mit der Bitte, man möge ihnen einen Auftrag über eine Anzeige oder über den Abdruck der Rede des Vorstandsvorsitzenden in ihrer Zeitschrift erteilen. Andernfalls werde man kritische Fragen auf der Hauptversammlung stellen.
„Bei uns kriegt kein Aktionärsverein einen Auftrag für eine Anzeige, und wir führen vor der Hauptversammlung auch keine Vorgespräche mit Aktionärsvertretern. Andere Firmen haben da ebenfalls Probleme, aber wir lassen uns nicht erpressen“, betonte Herr Dr. Boersch zum Schluss. Herr Roh hatte vorher beim Notar gegen 6 Abstimmungspunkte der Tagesordnung Widerspruch zu Protokoll gegeben.
Fazit und Schlussworte
Im Geschäftsbericht resümiert Vorstand Peter Bohn für das Jahr 2000 wie folgt: „Unser innovatives Geschäftskonzept, als extrem leistungsfähiger High-Tech-Broker und Value-added-Reseller in den Geschäftsbereichen Smart Cards und Semiconductor tätig zu sein, hat sich bewährt.“ Das klingt selbstbewusst, und der Berichterstatter von GSC Research muss im Nachhinein eingestehen, dass es ihm nicht ganz gelungen ist herausbekommen, was hinter diesem Selbstbewusstsein steckt.
Das lag allerdings nicht an der Präsentation der einzelnen Vorstandsmitglieder, diese trugen ihre Berichte über das abgelaufene Geschäftsjahr und über die Perspektiven des Unternehmens professionell vor. Der Vortrag von Dr. Alfred Fuhrmann, der erst in diesem Jahr als Finanzvorstand angeheuert war, erzeugte sogar einen gewissen Unterhaltungswert, nämlich als er sich nostalgisch erinnerte und dies der Versammlung mitteilte, er sei vor Jahren hier in Wiesbaden als Wiener Sängerknabe mit Willy Milowitsch aufgetreten.
Insgesamt bleibt ein gemischter Eindruck. Es ist zwar unzweifelhaft, dass hier eine junge dynamische Gesellschaft agiert, deren Fähigkeit zur Expansion man schon aggressiv bezeichnen könnte, wobei gleichzeitig die Frage noch offen ist, ob das Unternehmen auch in der Lage ist, nachhaltig schwarze Zahlen zu schreiben. Hierüber werden die Zahlen der nächsten Quartale sicherlich Aufschluss geben, weshalb wir das Unternehmen weiterhin genau beobachten werden.
Kontaktadresse
ACG Aktiengesellschaft für Chipkarten und Informationssysteme
Dantestraße 4 - 6
65189 Wiesbaden
Tel.: 0611/1739-0
Fax: 0611/1739-199
Email: info@acg.de
Internet: www.acg.de
Die alphabetische Nummer 1 im NEMAX 50, das ist die ACG AG. Die Aktie wurde dieser Position mit einer vergleichsweise positiven Entwicklung durchaus gerecht - erst ein gewaltiger Höhenflug, dann selbst vom absoluten Höchststand aus betrachtet ein Fall um „nur“ 80 Prozent, also erheblich weniger als die meisten Titel des Neuen Marktes. Der Chipkartenbroker hielt am 4. Mai 2001 seine ordentliche Hauptversammlung ab, an der neben etwa 250 Aktionären und Gästen auch Jürgen Meyer als Berichterstatter für GSC Research teilnahm.
Highlights am Rande der Hauptversammlung
Am Anfang richteten sich die Blicke auf das Aufsichtsratsmitglied Heinz Bischof, und manche rieben sich vielleicht verwundert die Augen, als sie diesen putzmunter auf dem Podium sitzen sahen, hatte doch die Online-Ausgabe der Telebörse früh am Morgen gemeldet, gegen Herrn Bischof liege ein Haftbefehl vor. Laut Telebörse ist der Haftbefehl vom Amtsgericht Frankfurt ausgestellt worden, weil dieser einer Ladung zur Abgabe einer eidesstattlichen Erklärung nicht nachgekommen war.
Herr Bischof ließ verbreiten, die Sache habe sich längst erledigt. Feinde, die auch im Saal säßen, hätten die Nachricht just zur Hauptversammlung der ACG lanciert. Immerhin galt Herr Bischof als designierter Aufsichtsratsvorsitzender und Nachfolger von Peter Záboji, von dem man wusste, dass er nach dieser Hauptversammlung zurücktreten wird. Vorstandschef Peter Bohn beeilte sich auch, zu erklären: „Herr Bischof hat unser vollstes Vertrauen.“
Bericht des Vorstands
Soweit zu den wenig „smarten“ Vorgängen am Rande einer Hauptversammlung, auf der die Aktionäre und Gäste mit einem „welcome to the smart world“ begrüßt wurden. Den Bericht teilten sich die Vorstände, wobei zunächst der Vorstandsvorsitzende Peter Bohn über ACG als weltweit agierenden Broker und Value-added-Reseller sprach.
Nach der Gründung der Gesellschaft 1995, dem Börsengang 1999 und der Aufnahme in den Nemax50 im Dezember 2000 als Meilensteinen sei man heute mit über 460 Mitarbeitern an mehr als 30 Standorten in 17 Ländern vertreten. Im Geschäftsbereich Smart Cards sei es gelungen, sich als Großabnehmer und strategischer Partner bei den führenden Chip-Produzenten zu positionieren; im Geschäftsbereich Semiconductoren, dem Handel mit elektronischen Bauelementen, habe man profitables Wachstum erreichen können.
Anschließend stellte Dr. Cornelius Boersch den Geschäftsbereich „Smart-Cards“ vor und erklärte, hier stehe ACG noch am Anfang einer Entwicklung. Der Markt für Smart-Cards weise dynamische Wachstumsraten von knapp 40 Prozent auf mit SIM-Karten und kontaktlosen Karten als den wachstumsstärksten Einzelsegmenten. Der Geschäftsbereich Smart-Cards erwirtschaftete einen Umsatz von 77,7 Mio. EUR, das sind 21,4 Prozent von insgesamt 362,8 Mio. EUR Umsatz im Konzern im Geschäftsjahr 2000.
Danach berichtete Herr Oliver Jansen über den Geschäftsbereich Semiconductors (Halbleiter). Kunden sind hier Blue Chip-Unternehmen aus Telekommunikation, Automobil-, PC- und Medizintechnik, namentlich Konzerne wie Hewlett-Packard, Motorola, Siemens, Nokia und Ericsson. ACG bietet in diesem Sektor Dienstleistungen wie Engpass- und Überbestandsmanagement an und erwirtschaftete dadurch in 2000 Umsätze von 285,1 Mio. Euro, entsprechend 78,6 Prozent des Konzernumsatzes.
Die Mergers & Akquisitions Aktivitäten wurden von Herrn Markus Solibieda vertreten. Hier ist ein kleines Team mit 5 Mitarbeitern tätig, das durch externe Experten ergänzt wird. Da die akquirierten Unternehmen als eigene Organisationseinheiten in die bestehende Unternehmensstruktur integriert werden, bleibt deren Management auch nach der Übernahme an der Spitze. Es werde darauf geachtet, dass die Unternehmenskulturen innerhalb der ACG-Gruppe harmonisieren, damit Integrationsprobleme minimiert werden.
Schließlich erläuterte Herr Dr. Alfred Fuhrmann den Konzernabschluss. Das von ihm vorgelegte Zahlenmaterial dokumentiert eindrucksvoll die Wachstumsdynamik des Unternehmens. 1999 betrug der Konzernumsatz 103,3 Mio. Euro, 2000 waren es 362,8 Mio. Euro. Der operative Gewinn wuchs in diesem Zeitraum um 347 Prozent, die Mitarbeiterzahl von 169 auf 462.
Bezüglich der Anlegerstruktur teilte Dr. Fuhrmann mit, dass sich im Free Float 51,4 Prozent der Aktien befinden, während das Management 38,7 Prozent hält und Familienmitglieder des Managements 9,9 Prozent. Im Diagramm wurde gezeigt, dass der Kurs der ACG-Aktie sich über dem Durchschnittskurs des Nemax 50 bewegte. Die Aktie erreichte ihren maximalen Wert im Februar 2000 mit rund 125 Euro. Der Schlusskurs vom Vortag lag bei 25,50 Euro.
Im zweiten Teil seines Auftritt auf der Hauptversammlung gab der Vorstandsvorsitzende, Herr Peter Bohn, auch Statements zur „Sonderkommission EU-Chip-Deal“ ab. Unter der Federführung der Staatsanwaltschaft Landshut hatte die Ermittlungsgruppe „EU-Chip-Deal“ wegen Umsatzsteuerverkürzungen im Handel mit CPU‘s bei mehr als 300 Firmen Durchsuchungen durchgeführt. Diese Aktion erstreckte sich auf 12 Bundesländer und europaweit auf die Niederlande, auf Belgien Luxemburg, Tschechien, Österreich, Schweiz und Frankreich.
Im Zuge der Ermittlungen wurden Anfang April 2001 auch die Geschäftsräume der ACG AG als unbeteiligter Dritter durchsucht und Mitarbeiter befragt. Die ACG AG hat den Ermittlern sämtliche Unterlagen und Informationen zugänglich gemacht, um eine vollständige Aufklärung des Sachverhalts zu ermöglichen, um aktiv Unterstützung zu leisten und um mögliche Verdachtsmomente zügig auszuräumen. ACG weist alle gegen sie und ihre Mitarbeiter erhobenen Vorwürfe zurück. Gegenüber der Ad-hoc-Mitteilung, die ACG bereits am 3.4.2001 veröffentlichen ließ, ist in dieser Zurückweisung neu, dass sie nunmehr auch für alle Mitarbeiter gilt.
Als Schlusswort seiner „Ziele und Visionen“ stellte Herr Peter Bohn als Ziel heraus: „Wir wollen in den von uns bearbeiteten Märkten mittelfristig immer weltweit führend sein!“
Allgemeine Aussprache
Es lag nur eine Wortmeldung vor, nämlich die von Herrn Gerhard Roh als Vertreter der Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK). Dieser kritisierte „Unsitten“ von Gesellschaften, die am Neuen Markt agieren, und er führte aus, „die wissen gar nicht, wie man ‚schwarz’ schreibt“, wobei er sich darauf bezog, dass die AG aufgrund eines Verlustvortrags noch einen Bilanzverlust von rund 1,09 Mio. Euro ausweist. Dann spielte er auf den Tagesordnungspunkt 7 an, der eine Kapitalerhöhung von 426.333 Euro vorsah, und sagte, „und wenn Sie kein Geld haben, machen Sie einfach eine Kapitalerhöhung!“
Ferner stellte Herr Roh in seinen Grundsatzüberlegungen den Sinn von Mergers & Akquisitions in Frage. „70 Prozent geht daneben, siehe Daimler/Chrysler!“ Konkret sah er Unstimmigkeiten in den Quartalsberichten, und er fragte nach den Kosten für die M&A-Gruppe, nach Aktienrückkäufen durch den Vorstand und nach dem Ergebnis einer Klage, die das Gründungsmitglied Scholz gegen die Gesellschaft angestrengt habe.
Dann wies Herr Roh darauf hin, dass ACG-Mitgründer Herr Theodor Prünn, dessen Wahl zum Aufsichtsrat anstand, vorher noch von seinem Amt als Vorstand zurückzutreten habe, und er fragte in diesem Zusammenhang, warum die Wahl von Herrn Dr. von Eisenhardt-Rothe zum Aufsichtsrat angesetzt wurde, obwohl dessen Zeit als amtierender Aufsichtsrat noch gar nicht abgelaufen ist. Schließlich fragte er noch nach den Vorstandsbezügen.
Ad hoc erklärte der Aufsichtsratsvorsitzende Záboji dazu, selbstverständlich trete Herr Prünn vor dem Wahlgang als Vorstand zurück, und in der Tat erübrige sich eine Neuwahl von Herrn Dr. von Eisenhardt-Rothe.
Die übrigen Fragen wurden vom Vorstand beantwortet. Herr Solibieda bezifferte die Kosten für M&A im letzten Jahr mit rund 700 TDM, darin enthalten sind 280 TDM als reine Personalkosten. Vorstandsmitglied Olaf Jacobi beantwortete die Frage nach der Klage dahingehend, dass kein Gründungsmitglied gegen die Gesellschaft geklagt habe.
Herr Dr. Fuhrmann räumte ein, dass man in den Quartalsberichten von der Gliederung abgewichen sei, die beim Jahresabschluss vorgeschrieben ist, um eine bessere Transparenz zu erreichen. Zu den Vorstandsbezügen verwies auf den Geschäftsbericht. Er beantwortet auch die Frage nach Rückkauf von Aktien durch den Vorstand und erklärte eindeutig, „der Vorstand hat keine Aktien zurückgekauft!“
Abstimmungen
Die Präsenz wurde mit 6,015 Mio. Aktien angegeben, entsprechend 45,02 Prozent des Grundkapitals von 13.359.680 Aktien. Abgestimmt wurde über insgesamt 13 Tagesordnungspunkte, neben Entlastung von Vorstand und Aufsichtsrat über die Wahl des Abschlussprüfers, Änderung der Satzung sowie Wahlen zum Aufsichtsrat, Genehmigtes Kapital, Erwerb eigener Aktien, Abänderung des Stock-Option Plans, Ermächtigung zur Ausgabe von Wandel- und Optionsschuldverschreibungen (10), sowie diverse Satzungsänderungen.
Alle Tagesordnungspunkte wurde mit über 99 Prozent Zustimmung beschlossen, ausgenommen TOP 7 (Genehmigtes Kapital), bei dem rund 170.000 Gegenstimmen zustande kamen.
Schlusswort des ACG-Gründers
Nach dem Schlusswort des Vorstandsvorsitzenden trat ACG-Gründer Dr. Cornelius Boersch, heute im Vorstand zuständig für Unternehmensentwicklung, nochmals ans Rednerpult und warf dem Vertreter der Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK), Herrn Gerhard Roh vor, die SdK habe die ACG unter Druck gesetzt. Im Vorfeld der Hauptversammlung sei die SdK an den Vorstand herangetreten mit der Bitte, man möge ihnen einen Auftrag über eine Anzeige oder über den Abdruck der Rede des Vorstandsvorsitzenden in ihrer Zeitschrift erteilen. Andernfalls werde man kritische Fragen auf der Hauptversammlung stellen.
„Bei uns kriegt kein Aktionärsverein einen Auftrag für eine Anzeige, und wir führen vor der Hauptversammlung auch keine Vorgespräche mit Aktionärsvertretern. Andere Firmen haben da ebenfalls Probleme, aber wir lassen uns nicht erpressen“, betonte Herr Dr. Boersch zum Schluss. Herr Roh hatte vorher beim Notar gegen 6 Abstimmungspunkte der Tagesordnung Widerspruch zu Protokoll gegeben.
Fazit und Schlussworte
Im Geschäftsbericht resümiert Vorstand Peter Bohn für das Jahr 2000 wie folgt: „Unser innovatives Geschäftskonzept, als extrem leistungsfähiger High-Tech-Broker und Value-added-Reseller in den Geschäftsbereichen Smart Cards und Semiconductor tätig zu sein, hat sich bewährt.“ Das klingt selbstbewusst, und der Berichterstatter von GSC Research muss im Nachhinein eingestehen, dass es ihm nicht ganz gelungen ist herausbekommen, was hinter diesem Selbstbewusstsein steckt.
Das lag allerdings nicht an der Präsentation der einzelnen Vorstandsmitglieder, diese trugen ihre Berichte über das abgelaufene Geschäftsjahr und über die Perspektiven des Unternehmens professionell vor. Der Vortrag von Dr. Alfred Fuhrmann, der erst in diesem Jahr als Finanzvorstand angeheuert war, erzeugte sogar einen gewissen Unterhaltungswert, nämlich als er sich nostalgisch erinnerte und dies der Versammlung mitteilte, er sei vor Jahren hier in Wiesbaden als Wiener Sängerknabe mit Willy Milowitsch aufgetreten.
Insgesamt bleibt ein gemischter Eindruck. Es ist zwar unzweifelhaft, dass hier eine junge dynamische Gesellschaft agiert, deren Fähigkeit zur Expansion man schon aggressiv bezeichnen könnte, wobei gleichzeitig die Frage noch offen ist, ob das Unternehmen auch in der Lage ist, nachhaltig schwarze Zahlen zu schreiben. Hierüber werden die Zahlen der nächsten Quartale sicherlich Aufschluss geben, weshalb wir das Unternehmen weiterhin genau beobachten werden.
Kontaktadresse
ACG Aktiengesellschaft für Chipkarten und Informationssysteme
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