Hat die Terrorwarnung die Märkte belastet?
von Jochen Steffens
Ich hatte gestern noch geschrieben: "[ ...] Und aus diesem Grund bin ich beunruhigt. Irgend etwas hängt in der Luft, nur was? Nein, es war nicht die Vogelgrippe – hier lag ich daneben, aber offensichtlich hat etwas die Märkte belastet, etwas, das NICHT offiziell bekannt war.
Gestern wurde dann bekannt, dass den Geheimdiensten konkrete Warnungen bezüglich einen Anschlages auf das New Yorker U-Bahn Netz vorlagen. Diese Nachricht muss man im Zusammenhang mit den massiven Terroreinsätzen mit Razzien und Festnahmen in Frankreich, Großbritannien und Italien sehen. Es kann sein, dass aufgrund dieser Festnahmen oder schon im Vorfeld eine Information zu diesen Anschlägen bekannt wurden und dem amerikanischen Geheimdienst weitergeleitet wurde. Dieser bestätigte, dass diese sehr konkrete Warnung aus "Übersee" kam.
Eine Terrorwarnung, die schon "einige Tage" bekannt war!
Wieder einmal geht der wirklich interessante Teil dieser Nachricht an den meisten vorbei, der New Yorker Bürgermeister sagte: Die Warnung des FBI liege schon "einige Tage" zurück, sei aber "aus betrieblichen Gründen" erst jetzt mitgeteilt worden.
Nun kann man zwei und zwei zusammenzählen. Wenn bestimmte Kreise in New York Bescheid wussten ... schließlich ist die Wallstreet nicht weit. Es kann also sein, dass hier etwas durchgesickert ist, und zwar in Richtung der finanzstärkeren Investoren. Das kann zu diesen massiven Verkäufen geführt haben, die mir so unverständlich erschienen sind. Wenn bestimmte Investoren verkaufen, werden das wiederum andere mitkriegen und sich denken können, dass etwas nicht stimmt und dann ebenfalls verkaufen. So sind diese massiven Verkäufe in den USA zu erklären. Das ging schließlich so weit, dass wir hier in Europa auch mitgekriegt haben, dass etwas nicht stimmt.
Das Thema Inflation wurde, wie erwartet, überbewertet
Das beweist Folgendes: Sie können den Märkten mit etwas Aufmerksamkeit anmerken, dass etwas nicht stimmt. Viel interessanter ist jedoch, dass damit der allseits herangezogene Grund, "die Inflation", nicht der einzige, vielleicht nicht einmal der ausschlaggebende Grund gewesen ist.
Das ist das, was ich die ganze Zeit predige, mal ganz abgesehen davon, dass dieses Thema eh jedem bekannt war und somit eigentlich im Markt schon eingepreist gewesen ist.
Leider wird diese "Anschlagsthese" eine Vermutungen bleiben, aber eine Vermutungen, die mir heute früh einiges erklärt hat und einen großen Teil meiner Beunruhigung nahm.
Reversal in den USA bestätigt Vermutung
Ein weiterer Grund, der mich vermuten lässt, dass genau diese Nachricht der Grund für die Kursverluste war, ist folgender: Als die Nachricht endlich raus war, sie sozusagen die Geburtswehen hinter sich hatte, setzten die amerikanischen Märkte nach den ersten Kursverlusten im späten Handel zu einem beachtlichen Reversal an. Dieses Reversal hat den Dow ganze 100 Punkte nach oben gedrückt und fast noch ins Plus gebracht!
Wie Sie wissen: Sell the rumors, buy the facts – Verkaufe die Gerüchte- kaufe die Fakten. Eine Nachricht, die allgemein bekannt ist, ist im Markt eingepreist und damit uninteressant.
Wie geht's aber nun weiter?
Wenn ein möglicher Terrorakt der Auslöser war, kann es gut sein, dass nun vor dem verlängerten Wochenende (am Montag ist in den USA Feiertag) wenig Mut aufgebracht wird, zu kaufen. Schließlich könnte trotz aller Vorsichtsmaßnahmen ein solcher Anschlag doch noch die New Yorker U-Bahn treffen. Andererseits wissen die meisten Investoren, dass es extrem schwer ist, einen Anschlag durchzuführen, wenn jeder einen Anschlag erwartet. Ein Grund für Zocker, einzusteigen?
Etwas unsicher auf den Beinen, der Schock sitzt tief
Wie gesagt, der Dax hat noch Potential nach unten. Das kann, muss er aber nicht abarbeiten. Da steht auch noch das Gap im Dax bei 5040-5065 Punkten offen. Da es das zweite Gap seit dem Hoch ist, wird es wahrscheinlich geschlossen.
Bei den Amis sieht es etwas anders aus: Diese erheblichen Kursverluste in den letzten Tagen sind sicherlich nicht spurlos am Markt vorbeigegangen. Den US-Markt dürfte es leicht angeknockt haben. Natürlich ist nach den Kursverlusten jederzeit eine heftige Gegenbewegung möglich. Und erst die Art und die Heftigkeit dieses Reversals wird uns wirklich zeigen, wie geschwächt der amerikanische Markt ist.
Sollten die Märkte einfach durchziehen und die Amis die letzten Hochs überwinden, wird es klar bullisher – wesentlich bullisher.
Eine weitere Möglichkeit, die man im Hinterkopf halten sollte: Der Dow kann noch einmal unter die 10.000er Marke fallen, allein schon, um eine riesige Bärenfalle zu basteln. Der Weg des größten Schmerzes, Sie wissen schon. Das würde auch hier in Deutschland die Bullen verstummen lassen.
Kurz: Es sieht im Moment kurzfristig wieder etwas besser aus. Zumindest ist mit einer stärkeren Gegenbewegung nach oben zu rechnen. Weiterhin, trotz aller oben genannten Ursachen und Gründe, die den Einbruch der letzten Tage erklären können, muss man die Schwäche in den USA sorgsam weiter beobachten! Aufatmen ist angesagt, die Party wird aber noch verschoben.