Pleiten und Betrügereien am Neuen Markt - verdient hätten daran vor allem gierige Gründer, verlogene Banker und korrupte Medienmenschen, sagt Günter Ogger. AOL sprach mit dem Wirtschaftskritiker und Bestsellerautor - über Ogger und warum für ihn alles ein großer Börsenschwindel ist.
AOL: Herr Ogger, wenn Sie zulangen, dann richtig. Ob "Nieten in Nadelstreifen", "Absahnen und abhauen" oder "Der Börsenschwindel" - Ihre Buchtitel haben es in sich. Warum provozieren Sie eigentlich so gern?
Ogger: Weil in den Wirtschaftsteilen der Gazetten wie in den Buchregalen genug bezahlte PR-Opern aufgeführt werden.
AOL: Was ärgert Sie denn?
Ogger: Dass offensichtliche Missstände so lange unbeachtet bleiben, bis man die dafür Verantwortlichen mit der Nase darauf stößt.
AOL: In Ihrem aktuellen Buch rechnen Sie mit den Mächtigen am Aktienmarkt ab. Wer sind denn die Börsenschwindler?
Ogger: Alle, die sich am Verkauf von Aktien oder Investmentfonds gesund gestoßen haben: gierige Gründer, verlogene Banker, korrupte Medienmenschen.
AOL: Also ist der Kleinanleger das Rindvieh, das geschlachtet wird?
Ogger: Zum Glück blieben wohl auch ein paar neunmalkluge Profis auf ihren Schrottpapieren sitzen.
AOL: Und die Kleinanleger haben kaum eine Chance?
Ogger: Richtig. Die meisten der acht Millionen Anleger, die sich seit dem Börsengang der Telekom von "Bankberatern" oder "Finanzoptimierern" zum Aktienkauf verführen ließen, sind den Machenschaften der Geldprofis doch beinahe wehrlos ausgeliefert.
AOL: Dennoch - übertreiben Sie mit Ihrem Urteil, es gebe einen riesigen Börsenschwindel, nicht ein wenig?
Ogger: Also bitte: Ist es kein Schwindel, wenn Thomas Haffa, Gründer der mit Filmrechten handelnden Firma EM.TV & Merchandising, seinen Aktionären im Spätherbst des Jahres 2000 noch einen Gewinn von 500 Millionen Mark verheißt - und sein Finanzchef nur ein paar Wochen später zugibt, dass es wohl nur 50 Millionen werden, während Haffa in der Zwischenzeit eigene Aktien zu noch guten Kursen abstößt und dafür 40 Millionen kassiert, während die ihm vertrauenden Kleinaktionäre 95 Prozent ihres Kurswertes verlieren?
AOL: Jetzt haben Sie sich aber ein Negativbeispiel herausgesucht. Aktienanlage hat doch nicht nur etwas mit Abzocke zu tun. Anleger konnten doch in der Vergangenheit gut verdienen.
Ogger: Sicher, mit Speck fängt man Mäuse. Wer beim Börsengang vom EM.TV 10.000 Mark investierte, hatte im Januar 2000 ein paar Millionen auf dem Konto. Er behielt sie allerdings nur, wenn er rechtzeitig verkauft hat. Wer den Schalmeienklängen aus den Researchabteilungen der Banken zu spät folgte, verlor den größten Teil seines Einsatzes. Das alles hat nichts mehr mit einer Kapitalanlage zu tun, sondern gehört in die Abteilung Glücksspiel.
AOL: Herr Ogger, seien Sie ehrlich: Sind Sie selbst schon mal mit Aktien auf die Nase gefallen?
Ogger: Natürlich habe ich auch schon verloren, doch nie soviel, dass es richtig weh tat. Ich erinnere mich, dass ich mal ein paar Aktien der US-Fluglinie PANAM, die schon stark gefallen waren, gekauft habe in der Hoffnung, der Turnaround würde gelingen. Dann ging die PANAM pleite - und meine Papierchen waren wertlos.
AOL: Und wie legen Sie Ihr Geld jetzt an?
Ogger: Mein oberstes Ziel bei der Kapitalanlage ist der Kapitalerhalt. Als mir die Kurse zu hoch erschienen, habe ich verkauft.
AOL: Wer sollte Ihrer Meinung nach an der Börse investieren?
Ogger: Es gibt ein altes Sprichwort: Nur wer Hitze vertragen kann, soll in die Küche gehen. Nur Leute, die soviel Geld besitzen, dass sie den Verlust ihres Einsatzes verschmerzen können, ohne sich deshalb einschränken zu müssen, können sich guten Gewissens an die Börse wagen.
AOL: Aber ein bisschen Spekulation muss doch erlaubt sein, um ein Vermögen aufzubauen.
Ogger: Ein Vermögen aufbauen - das klingt gut. Aber bauen Sie mal eine Mauer aus Roulettekugeln. Die kommt hin und wieder ins Rutschen. Aktien sind schmückendes Beiwerk, keine tragende Säule des Geldvermögens.
AOL: Herr Ogger, wir danken Ihnen für dieses Gespräch.
(Das Interview führte Mark Krümpel)
AOL: Herr Ogger, wenn Sie zulangen, dann richtig. Ob "Nieten in Nadelstreifen", "Absahnen und abhauen" oder "Der Börsenschwindel" - Ihre Buchtitel haben es in sich. Warum provozieren Sie eigentlich so gern?
Ogger: Weil in den Wirtschaftsteilen der Gazetten wie in den Buchregalen genug bezahlte PR-Opern aufgeführt werden.
AOL: Was ärgert Sie denn?
Ogger: Dass offensichtliche Missstände so lange unbeachtet bleiben, bis man die dafür Verantwortlichen mit der Nase darauf stößt.
AOL: In Ihrem aktuellen Buch rechnen Sie mit den Mächtigen am Aktienmarkt ab. Wer sind denn die Börsenschwindler?
Ogger: Alle, die sich am Verkauf von Aktien oder Investmentfonds gesund gestoßen haben: gierige Gründer, verlogene Banker, korrupte Medienmenschen.
AOL: Also ist der Kleinanleger das Rindvieh, das geschlachtet wird?
Ogger: Zum Glück blieben wohl auch ein paar neunmalkluge Profis auf ihren Schrottpapieren sitzen.
AOL: Und die Kleinanleger haben kaum eine Chance?
Ogger: Richtig. Die meisten der acht Millionen Anleger, die sich seit dem Börsengang der Telekom von "Bankberatern" oder "Finanzoptimierern" zum Aktienkauf verführen ließen, sind den Machenschaften der Geldprofis doch beinahe wehrlos ausgeliefert.
AOL: Dennoch - übertreiben Sie mit Ihrem Urteil, es gebe einen riesigen Börsenschwindel, nicht ein wenig?
Ogger: Also bitte: Ist es kein Schwindel, wenn Thomas Haffa, Gründer der mit Filmrechten handelnden Firma EM.TV & Merchandising, seinen Aktionären im Spätherbst des Jahres 2000 noch einen Gewinn von 500 Millionen Mark verheißt - und sein Finanzchef nur ein paar Wochen später zugibt, dass es wohl nur 50 Millionen werden, während Haffa in der Zwischenzeit eigene Aktien zu noch guten Kursen abstößt und dafür 40 Millionen kassiert, während die ihm vertrauenden Kleinaktionäre 95 Prozent ihres Kurswertes verlieren?
AOL: Jetzt haben Sie sich aber ein Negativbeispiel herausgesucht. Aktienanlage hat doch nicht nur etwas mit Abzocke zu tun. Anleger konnten doch in der Vergangenheit gut verdienen.
Ogger: Sicher, mit Speck fängt man Mäuse. Wer beim Börsengang vom EM.TV 10.000 Mark investierte, hatte im Januar 2000 ein paar Millionen auf dem Konto. Er behielt sie allerdings nur, wenn er rechtzeitig verkauft hat. Wer den Schalmeienklängen aus den Researchabteilungen der Banken zu spät folgte, verlor den größten Teil seines Einsatzes. Das alles hat nichts mehr mit einer Kapitalanlage zu tun, sondern gehört in die Abteilung Glücksspiel.
AOL: Herr Ogger, seien Sie ehrlich: Sind Sie selbst schon mal mit Aktien auf die Nase gefallen?
Ogger: Natürlich habe ich auch schon verloren, doch nie soviel, dass es richtig weh tat. Ich erinnere mich, dass ich mal ein paar Aktien der US-Fluglinie PANAM, die schon stark gefallen waren, gekauft habe in der Hoffnung, der Turnaround würde gelingen. Dann ging die PANAM pleite - und meine Papierchen waren wertlos.
AOL: Und wie legen Sie Ihr Geld jetzt an?
Ogger: Mein oberstes Ziel bei der Kapitalanlage ist der Kapitalerhalt. Als mir die Kurse zu hoch erschienen, habe ich verkauft.
AOL: Wer sollte Ihrer Meinung nach an der Börse investieren?
Ogger: Es gibt ein altes Sprichwort: Nur wer Hitze vertragen kann, soll in die Küche gehen. Nur Leute, die soviel Geld besitzen, dass sie den Verlust ihres Einsatzes verschmerzen können, ohne sich deshalb einschränken zu müssen, können sich guten Gewissens an die Börse wagen.
AOL: Aber ein bisschen Spekulation muss doch erlaubt sein, um ein Vermögen aufzubauen.
Ogger: Ein Vermögen aufbauen - das klingt gut. Aber bauen Sie mal eine Mauer aus Roulettekugeln. Die kommt hin und wieder ins Rutschen. Aktien sind schmückendes Beiwerk, keine tragende Säule des Geldvermögens.
AOL: Herr Ogger, wir danken Ihnen für dieses Gespräch.
(Das Interview führte Mark Krümpel)