Mir ist gerade heute aufgefallen, dass offenbar viele geglaubt haben, mit einem hochriskanten Zerti der DB, das bei 3150 ausgeknockt wurde, hohe Gewinne erzielen zu können. Und dementsprechend groß scheint der Katzenjammer zu sein. Aber warum eigentlich? Denn wer Risiko läuft, kann viel gewinnen, aber wenn es schief geht, verliert er mit diesen Zertis auch den gesamten Einsatz. Das weiß er doch in dem Moment, wo er den Einsatz riskiert.
Ich denke, wir sind in der Mehrheit aus dem Alter heraus, wo wir die Schuld für alles Ungemach bei den bösen Banken und Weltverschwörern zu finden meinten und uns noch dazu dabei sehr klug vorkamen. Eines ist natürlich klar: Die Banken bestehen aus Menschen, und die wollen genauso ihren Schnitt machen wie wir alle. Ansonsten wären wir z.B. keine Börsianer. Wir sollten also alle immer ehrlich vor uns selber sein. Keiner von uns ist moralisch besser als "die Banken", was auch immer sich hinter diesem Begriff verbergen mag.
Anders gefragt: Wenn eine Bank wie die DB Optionsscheine und Zertifikate mit hohen Hebeln emittiert, warum macht sie das? Natürlich nicht , um von vornherein Verluste zu schreiben, sondern möglichst Gewinne. Aber wenn unsereiner solche Produkte kauft, weshalb machen wir das? Aus genau dem gleichen Grund. Wenn es schief geht bei dem einen oder anderen Trade, an wem liegt das? An unserem übertriebenen Risiko oder unserer Fehleinschätzung? Oder an der bösen raffgierigen Bank? Und wenn es umgekehrt läuft: Wenn wir also mit einem Zerti gewinnen, liegt es natürlich immer daran, dass wir alle angeblich ganz tolle Hechte sind. Und was ist, wenn die Bank gewinnt? Alles Betrug und kapitalistische Raffgier oder gar Weltverschwörung? Darüber sollte man mal kritisch nachdenken.
Dies mal voran gestellt. Was jetzt die konkrete Marktentwicklung heute anbetrifft, so war die Stärke der charttechnischen Marke bei rund 3150 in der Tat erstaunlich. Aber wenn man an charttechnische Widerstände glaubt und vielleicht am Ende recht hat, bedeutet das noch lange nicht, dass ein solcher Widerstand sozusagen punktgenau hält. Folglich ist es falsch, bei 3160 einen Call mit dem Knock-Out bei 3150 zu kaufen, nur weil man im Erfolgsfall sich mit einem 100-fachen Hebel brüsten kann.
Vernünftig ist folgendes: Wenn man an steigende Kurse glaubt, kauft man entweder einen klassischen Optionsschein (ohne ko) oder ein Zerti mit einigen Prozenten darunter (oder einigen darüber bei einem Put). Wer denkt, dass ihm diese Derivate zu wenig Hebel einbringen und deshalb einen Schein dicht am KO kauft, muss natürlich ein enormes Höchstrisiko gehen und darf sich hinterher nicht beschweren, wenn der Markt intraday knapp unter 3150 landete und der Schein mit Totalverlust endete.
Allen guten Erfolg und gute Erfahrung,
MfG
opa_kosto