Handelsschranken für Gazprom-Aktien beseitigt
Russland will den Handel mit umlaufenden Aktien des Gas-Monopolisten Gazprom bis Ende des Jahres komplett freigeben und verspricht sich dadurch Milliarden-Investitionen aus dem Ausland. In den kommenden Monaten werde der Staat wie geplant einen Kontroll-Anteil von mehr als 50 % an dem Unternehmen übernehmen, sagte Gazprom-Direktoriumschef Dimitri Medwedew, der auch Stabschef im russischen Präsidialamt ist, am Freitag auf der Hauptversammlung in Moskau. Danach gebe es auch für ausländische Investoren keine Beschränkungen mehr für den Handel mit Gazprom-Aktien. Die Ankündigung überraschte Fonds-Verwalter, die nur mit einer Teil-Liberalisierung gerechnet hatten. Derzeit liegt die Beteiligungsgrenze für Ausländer bei 20 %, Experten hatten lediglich eine Lockerung auf 25 % erwartet.
Als Voraussetzung für die Aufhebung der Handelsschranken stockt der Staat bis Jahresende seine Beteiligung an dem weltgrößten Erdgas-Produzenten für mehr als sieben Mrd. Dollar auf über 50 % auf. Dabei übernimmt er ein weiteres Anteilspaket von 10,7 %. Die Vereinbarung stehe, sagte Medwedew. Die Summe solle nun bis Ende 2005 in drei Tranchen gezahlt werden. „Die Liberalisierung wird auf einen Schlag umgesetzt“, sagte Gazprom-Chef Alexej Miller.
Ohne jegliche Handelsbeschränkungen dürfte die Gewichtung von Gazprom-Titeln in den weltweit wichtigsten Markt-Indizes steigen. Diese Indizes sind für Fonds eine zentrale Richtschnur bei Anlage-Entscheidungen. Damit dürften die Investments in Gazprom-Aktien in den kommenden Jahren Händlern zufolge kräftig zunehmen. Analysten wiesen allerdings darauf hin, dass die Liberalisierung noch einige Hürden zu nehmen habe. So gebe es unter anderem noch offene Fragen, wie die Regierung den Kauf des Kontrollanteils bei Gazprom finanzieren werde. Nach den bisherigen Planungen will Russland das Geschäft durch die Platzierung einer Minderheitsbeteiligung am staatlichen Ölkonzern Rosneft an der Börse finanzieren. Auf den Kurs der Gazprom-Aktie hatte die angekündigte Liberalisierung keinen nennenswerten Einfluss. Die Titel notierten leicht im Plus.