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11.11.02 09:12
ftd.de, Mo, 11.11.2002, 2:00  
Geldanlage: Bohren nach Rendite
Von Florian Schröder

Ein Zertifikat bietet deutschen Anlegern erstmals die Möglichkeit, sich an kleinen und mittleren Bohrfirmen zu beteiligen. Deren Kurse sind enger mit dem Ölpreis verknüpft als die von Exxon, Shell und Co.

 

BW-Bank Oil Drilling Zertifikat


In dem Hollywood Kassenknüller "Armageddon" rettet der Ölbohrexperte Harry S. Stamper alias Bruce Willis mit seinen raubeinigen Männern die Erde, indem sie ein Loch in einen Asteroiden bohren und ihn in die Luft jagen. Obwohl die Realität auf den Bohrinseln und Bohrtürmen meist anders aussieht, könnten die harten Burschen auf den Ölplattformen nun auch deutschen Anlegern Rettung für ihre Aktiendepots bringen.

Wer sich bisher an diesem aufregenden Geschäft beteiligen wollte, musste schon tief bohren, um sich einen Überblick über die diversen Unternehmen zu verschaffen. Investmentfonds oder Zertifikate gab es für hiesige Investoren bislang nicht. Die Baden-Württembergische Bank hat nun ein "Oil-Drilling-Zertifikat" aufgelegt, in dem ausschließlich Unternehmen enthalten sind, die sich direkt mit der Förderung von Öl beschäftigen. "Im Gegensatz zu den Ölmultis sind bei den Drillern die Kurs-Chancen wesentlich stärker mit dem Ölpreis korreliert", sagt Christoph Eibl, Rohstoffhändler bei der Baden-Württembergischen Bank. So stöhnen BP, Exxon Mobil und Shell derzeit über niedrige Margen und mussten ihre Gewinnaussichten für die nächsten Quartale zum Teil erheblich reduzieren, obwohl der Ölpreis in den vergangenen 12 Monaten um 30 Prozent auf mittlerweile rund 25 $ pro Barrel gestiegen ist. Grund: Nur die Geschäftsbereiche Exploration und Förderung florieren, während das Raffineriegeschäft an zu hohen Kosten krankt.



Begrenztes Geschäftsfeld


 

Bohrfirmen im Basket


Derlei Probleme haben die kleinen "Oil-Driller" nicht. Sie erhalten von den großen Mineralölgesellschaften Bohr- und Förderaufträge und haben damit ein klar abgegrenztes Geschäftsfeld. Die im Zertifikat enthaltenen Unternehmen bohren vornehmlich in den USA und Südamerika und unterhalten Fördertürme in der Nordsee. Insbesondere wenn der Ölhahn im Nahen Osten abgedreht wird, können sie ihre Kapazitäten ausweiten und auf Grund der hohen Gewinnmargen überdurchschnittlich profitieren. Lawrence Eagles, Öl-Analyst bei GNI Research in London, sagt: "Wenn es zu einem dramatischen Konflikt im Nahen Osten kommt und die Araber den Ölexport erheblich verringern, kann der Ölpreis leicht bis auf 100 $ pro Barrel ansteigen."


Dieses "worst-case scenario" gilt unter den meisten Analysten freilich nicht gerade als das wahrscheinlichste. "Primär dürfte dem Weltmarkt lediglich das Irakische Öl abhanden kommen", schränkt Eagles ein. Irak fördert und exportiert jedoch auf Grund der internationalen Sanktionen weit unter einer Million Barrel am Tag - das ist wenig, verglichen mit Saudi Arabien oder Russland mit rund acht Millionen Barrel pro Tag.


Entscheidender für den Ölpreis ist nach Meinung vieler Analysten die Politik der OPEC sowie die internationale Konjunktur. Und diese beiden Indikatoren verheißen nichts Gutes. "Die Disziplin in der OPEC ist zurzeit nicht groß und dürfte in den nächsten Monaten auch nicht zunehmen", mutmaßt Eagle. Konjunkturforscher verschieben zudem die Aussicht auf einen nachhaltigen Wirtschafsaufschwung bei den Großverbrauchern USA und Europa von einem Quartal aufs nächste. Daher rechnen viele Öl-Auguren mit einem Absinken des Ölpreises auf 20 $ im nächsten Jahr.


Nicht zu unterschätzen sind auch die unternehmerischen Risiken der Driller. So wurden jüngst Bohrtürme von Nabors und Rowan im Golf von Mexico von Hurrikan "Lili" regelrecht flachgelegt.



Bindung an den Ölpreis


 

BW-Bank Basket vs. Kassa-Ölpreis...


Auf Grund der Risiken ist es nicht ratsam, sich die eine oder andere einzelne Aktie herauszupicken. "Das Zertifikat enthält eine Mischung aus mittleren und kleineren Firmen mit einem Börsenwert zwischen 5 Mrd. $ und einigen Millionen Dollar" sagt Eibl, der bei der Zusammenstellung des Baskets auch auf die Expertisen von spezialisierten US-Brokern zurückgriff. "Dennoch haben wir bewusst auf Equipment- und Servicedienstleister verzichtet und uns auf die Pure-Player im Markt konzentriert. Ziel war es, eine möglichst hohe Korrelation zum Ölpreis zu erreichen." Die lag in den vergangenen zwei Jahren bei den im Zertifikat vertretenen Unternehmen bei rund 70 Prozent. Bliebe der Ölpreis auf dem jetzigen Niveau, besteht für die meisten Driller noch Aufholpotenzial. Diese wurden im Sog des S&P 500 seit Mitte des Jahres mit in die Tiefe gerissen. "Im Vergleich zum derzeitigen Ölpreis befinden sich die Driller auf einem so niedrigen Bewertungsniveau wie seit 42 Monaten nicht mehr", sagt Robert Ford vom Brokerhaus Sanders Morris Harris.




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