Dax dürfte im Minus eröffnen
18. Feb. 2002 Dax etwas leichter erwartet
Das konjunkturelle Bild weiter diffus, die "Enronitis" immer wieder aufflackernd, wenn sich Erholungstendenzen zeigen - auch in dieser Woche werden die Börsianer wahrscheinlich weiter Geduld brauchen. Aus Amerika wird es heute keine Impulse geben: Wegen des "President's Day" sind dort die Börsen geschlossen.
Gute Vorgabe für den Bund-Future
Die Enttäuschung des Michigan-Sentimentindex am Freitag bereitet dem Bund-Future die Aussicht auf eine freundliche Woche. Auch die Inflationsdaten dürften auf wieder nachlassenden Preisdruck hindeuten. Am Freitag gewann der Bund-Future 34 Basispunkte auf 107,93 Prozent.
Euro in Asien gut behauptet
Gut behauptet zeigt sich der Euro am Montagmorgen im asiatischen Handel. Gegen 6.55 Uhr MEZ notiert er mit 0,8732 Dollar nach 0,8726 Dollar am Freitagabend in New York. Gegenüber dem Yen geht der US-Dollar mit 132,68 Yen um nach 132,76 Yen im späten New Yorker Geschäft am Freitag.
Dem Euro sei es angesichts der positiven Erwartungen für die US-Konjunktur nicht gelungen, die technisch wichtige Marke bei 0,8730/60 Dollar nachhaltig zu überwinden, erläutert Alexandra Bechtel von der Commerzbank. Solange weitere positive US-Daten diesen Optimismus schürten, dürfte der Euro unterbewertet bleiben. Die Handelsspanne der kommenden Tage schätzt sie auf 0,8570 bis 0,8750 Dollar.
Aktien Tokio schließen uneinheitlich
Der Nikkei-225-Index stieg um 0,5 Prozent auf 10.093,25 Punkte. Der Topix gab 0,1 Prozent auf 981,68 Zähler ab. Der Markt hatte die meiste Zeit auf die gemeinsame Pressekonferenz des US-Präsidenten und des japanischen Ministerpräsidenten gewartet, heißt es. “Die meisten Beobachter gehen aber davon aus, dass es von der Pressekonferenz keine neuen Impulse geben wird“, sagte ein Akteur.
Ruhiger Handel nach US-Börsenschluss
Die übliche Freitagsruhe an der US-Nachbörse. Die meisten großen Werte zeigten sich kaum verändert. Oracle gewannen 0,65 Prozent auf 15,59 Dollar, während Intel um 0,74 Prozent auf 32,05 Dollar nachgaben. Der Nasdaq-100 After Hours Indicator verharrte fast unverändert bei 1.437 Punkten.
US-Verbrauchervertrauen verstärkt Druck auf US-Aktien
Ein überraschender Rückgang des Index des US-Verbrauchervertrauens der Universität Michigan im Februar hat am Freitag vor dem durch den Feiertag am Montag (President's Day) verlängerten Wochenende den Druck auf die US-Aktienmärkte verstärkt. Händlern zufolge untergruben weiterhin Sorgen um Bilanzierungspraktiken von US-Firmen und wachsende Schulden im US-Telekomsektor das Vertrauen der Investoren. Der Dow Jones verlor 0,99 Prozent auf 9.903,04 Punkte. Der Nasdaq Composite gab um 2,07 Prozent auf 1.805,19 Punkte nach. Der breit gefasste S&P-500-Index gab 1,1 Prozent auf 1.104,19 Punkte ab.
Der Index des US-Verbrauchervertrauens der Universität Michigan fiel Anfang Februar entgegen der Analystenerwartungen auf 90,9 nach 93,0 Punkten im Januar. Analysten hatten im Durchschnitt mit einem leichten Anstieg des Index auf 93,4 Zähler gerechnet. „Nach zuletzt sehr guten Daten für die US-Wirtschaft ist dies ein Rückschlag", sagte ein Händler. Auch die zuvor vorgelegten Daten der US-Erzeugerpreise und der Industrieproduktion hätten nicht dazu beigetragen, die Stimmung zu verbessern, hieß es im Handel.
Die US-Industrie produzierte im Januar wie erwartet im sechsten Monat in Folge weniger. Die Gesamterzeugung fiel im Monatsvergleich um 0,1 Prozent nach einem revidierten Minus von 0,3 Prozent im Dezember. Zugleich fiel die Kapazitätsauslastung wie von Experten prognostiziert auf 74,2 Prozent von 74,4 Prozent im Dezember auf den niedrigsten Auslastungsgrad seit April 1983. Die US-Erzeugerpreise stiegen im Januar zum Vormonat um 0,1 Prozent nach einem revidierten Minus von 0,6 Prozent im Dezember.
Berichte über die Prüfungen der Bücher bei Take-Two Interactive Software und ein Bericht der „New York Times“ zum Verkauf einer IBM-Tochter regten Händlern zufolge die Befürchtungen von Neuem an, dass nach dem Energiehändler Enron weitere Fälle „innovativer“ Buchführung folgen könnten. IBM sackten um 4,63 Prozent auf 102,98 Dollar ab, Take-Two um 2,05 Prozent auf 18,18 Dollar. Nach der Abstufung der Bonitätsbewertung des US-Telekomanbieters Qwest durch Ratingagenturen am Vorabend erholte sich das Papier nach anfänglich deutlichen Verlusten um 0,93 Prozent auf 7,56 Dollar. Die Aktien von Dell sackten nach anfänglichen leichten Gewinnen um 4,4 Prozent auf 25,63 Dollar ab. Der Konzern hatte am Vorabend (MEZ) bei Veröffentlichung der Quartalszahlen einen vorsichtigen Geschäftsausblick gegeben.
US-Anleihen schließen nach Konjunkturdaten fester
Fester haben die US-Treasurys am Freitag im verkürzten späten New Yorker Handel notiert. Zehnjährige Papiere mit einem Zinskupon von 4,875 Prozent gewannen 22/32 auf 100-4/32, die Rendite fiel von 4,947 auf 4,855 Prozent. Der Longbond mit einem Zinsschein von 5,375 Prozent kletterte ebenfalls um 20/32 auf 100-3/32 und rentierte mit 5,366 Prozent, nach 5,416 Prozent.
Unter anderem der schlechter als erwartet ausgefallene Index zur Verbraucherstimmung der Uni Michigan habe zu den Aufschlägen beigetragen, hieß es im Handel. “Die Zahlen waren enttäuschend und sie haben den Aufwärtstrend gebrochen“, sagte ein Teilnehmer. Die in Folge der schlechten Konjunkturdaten und Bilanzskandale fallenden Aktienkurse hätten die Gewinne am Anleihemarkt dann noch einmal verstärkt. Am Montag findet wegen des Feiertages “President's Day“ kein Handel statt.
Quellen: FAZ.NET, vwd, dpa, AP, AFP, Bloomberg, Reuters
Medienschau
18. Feb. 2002
Unternehmensnachrichten
D.Logistics verfehlt Ergebnisprognose für 2001 deutlich
Der Logistikdienstleister D.Logistics hat seine Ergebnisprognose für 2001 deutlich verfehlt. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) habe nach vorläufigen Zahlen bei null bis vier Millionen Euro gelegen, teilte das im Nemax 50 gelistete Unternehmen mit. Im Frühjahr 2001 hatte D.Logistics noch ein Ebit von 46,9 Millionen Euro prognostiziert. Normale Firmenwertabschreibungen von rund zwölf Millionen Euro sowie außerordentliche Firmenwertabschreibungen von rund sieben Millionen Euro hätten das Ebit mit insgesamt etwa 19 Millionen Euro belastet. Zudem sei die Geschäftsentwicklung in den Segmenten IT-/E-Commerce sowie Airport Services deutlich unter Plan verlaufen. (Reuters)
Noch keine Entwarnung für den Kirch
Für den hoch verschuldeten Kirch-Konzern gibt es zum Wochenbeginn noch keine Entwarnung. Bisher konnten noch nicht alle Gläubiger-Banken auf eine Linie eingeschworen werden. Die Deutsche Bank sperre sich, an einem Konsortium teilzunehmen. Verhandlungen unter den Banken sollen am Wochenende ergebnislos ausgegangen sein. Alle Banken außer der Deutschen Bank habe Kirch für kurzfristiges Stillhalten gewinnen können. Sie sollen sich darauf geeinigt haben, die Kreditlinien vorerst nicht zu schließen. (FTD, S. 1)
Analytik Jena erhöht Umsatzziel nach russischem Auftrag
Der Laborausrüster will im laufenden Geschäftsjahr (bis 30.9.) einen Umsatz von 60 Millionen Euro erzielen, nachdem der Großauftrag von der russischen Akademie der Wissenschaften etwa sieben Millionen Euro zum Jahresumsatz beitragen soll. Das Ebit soll 1,7 Millionen Euro erreichen. Der Gesamtwert des Auftrags wird mit über 28 Millionen Euro beziffert. (Bloomberg)
Mobilcom lehnt Verkauf an France Telecom ab
France Telecom will offenbar eher als vertraglich vorgesehen nach der Mehrheit an Mobilcom greifen und sich noch in diesem Jahr das 43-prozentige Aktienpaket des Vorstandsvorsitzenden Gerhard Schmid sichern, so das "Handelsblatt". Schmid lehne allerdings einen Verkauf seiner Beteiligung ab. Er soll auf die Einhaltung der vertraglichen Verpflichtungen durch France Telecom pochen, die über ihre Mobilfunk-Tochter Orange mit 28,5 Prozent an Mobilcom beteiligt ist, werden Mobilcom-Kreise zitiert. Danach habe Orange erst von November 2003 an die Option, die Anteile Schmids zu erwerben. (Handelsblatt, S. 11)
Enron-Aktionäre streben Sammelklage gegen J.P. Morgan Chase an
Im Prozess gegen J.P. Morgan Chase streben die Enron-Anlegern wegen irreführender Angaben bezüglich des insolventen US-Energiekonzerns eine Sammelklage an. Laut Presseberichten hat rund die Hälfte der Aktionäre, die zwischen dem 28. November und dem 28. Januar Enron-Papiere über die Bank erwarben, Klage erhoben. Nachdem der Energiekonzern Anfang Dezember Gläubigerschutz beantragt hatte, legte die Bank eine Enron-Beteiligung von 900 Millionen Dollar offen. Am 19. Dezember erhöhte J.P. Morgan Chase den Beteiligungsbetrag auf 965 Millionen Dollar. (vwd)
Wirtschaftsnachrichten
Deutschland gegen neue EU-Übernahmerichtlinie
Offensichtlich ist die Bundesregierung nicht einverstanden mit der neuen EU-Richtlinie zu Unternehmensübernahmen, die EU-Binnenmarktkommissar Frits Bolkestein momentan vorbereitet. Wie das “Handelsblatt“ aus EU-Kommissionskreisen erfuhr, will sich Deutschland im Europäischen Ministerrat gegen Pläne des Kommissars wehren, nationale Barrieren gegen feindliche Unternehmensübernahmen einzureißen. (Handelsblatt, S. 1)