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Finanzkonsortium will Kirch bei EM.TV ausbooten
Von Thomas Clark, Hamburg
Medienmogul Leo Kirch droht beim Buhlen um EM-TV eine empfindliche Niederlage. Ein potentes Konsortium plant schon die Übernahme.
Nach Informationen der Financial Times Deutschland formiert sich derzeit ein Konsortium internationaler Finanzinvestoren, das ein Gegenangebot vorlegen will. Einen Verbündeten dürften die Investoren dabei bereits haben: Formel-1-Chef Bernie Ecclestone.
Ecclestone kommt im Verhandlungspoker um EM.TV eine Schlüsselrolle zu. Denn er hält eine Option, die EM.TV-Chef Thomas Haffa - ihm gehört die Formel 1 zur Hälfte - dazu zwingen könnte, im Mai für 1 Mrd. \$ weitere 25 Prozent an seiner Formel-1-Holding SLEC zu übernehmen.
Leo Kirch
Wegen dieser potenziellen Finanzlast musste Haffa nach Partnern suchen und Leo Kirch ins Boot holen. Die beiden gaben Anfang Dezember bekannt, dass die Kirch-Gruppe für eine Sacheinlage 16,7 Prozent an EM.TV und für 550 Mio. \$ 49 Prozent an Haffas Formel-1-Hälfte erwerben wird. Im März des Vorjahres hatte Thomas Haffa für 1,7 Mrd. \$, also für eine im Verhältnis deutlich höhere Summe, Ecclestone die Hälfte an der Formel 1 abkauft.
Haffa nur Zuschauer
Derzeit verhandeln Vertreter des Konsortiums, das laut Aussage eines Beteiligten "aus internationalen Unternehmern" besteht, intensiv mit Ecclestone. Ihrer Ansicht nach ist EM.TV deutlich mehr wert, als der Börsenkurs derzeit widerspiegelt. Zweck der Gespräche: Ecclestone soll auf seine Verkaufsoption verzichten und dafür mit einer gehörigen Geldsumme abgefunden werden.
Am Mittwoch trafen sich in Genf Vertreter des Konsortiums mit Ecclestones Bambino-Stiftung, dem juristischen Eigentümer der Formel 1. Dabei sei man sich "in weiten Schritten näher gekommen", so ein Beteiligter. Zur gleichen Zeit kam es in London zu einem Besuch von Kirch-Vize Dieter Hahn bei Ecclestone, um diesen von einer Achse Kirch-Formel-1 zu überzeugen. Das Buhlen um den Briten verdeutlicht, wie wichtig er im Verhandlungspoker um EM.TV wird.
Nach Aussagen von Branchenkennern ist Ecclestone über die Aussicht, Kirch künftig als Gesellschafter zu haben, nicht begeistert. Das hat geschäftliche Gründe: Deutschland ist für den Formel-1-Chef der wichtigste Markt. Die Fernsehübertragungsrechte, die sich Kirchs Bezahlsender Premiere World derzeit mit RTL teilen, bringen hier die höchsten Erlöse. Falls Kirch bei der SLEC einsteigen kann, würde ein Großkunde plötzlich Gesellschafter - was Ecclestone beim Verhandlungspoker um höhere TV-Preise stören könnte. So könnte es das Konsortium leicht haben, Ecclestone auf seine Seite zu bringen.
Zum Zuschauen beim Buhlen um Ecclestone ist Thomas Haffa gezwungen. Zwar werden sich die beiden dieses Wochenende beim Kitzbühler Hahnenkamm-Rennen in Österreich treffen, wo sie vergangenes Jahr ihr Formel-1-Geschäft anbahnten. Doch diesmal darf Haffa nicht agieren. Denn er hat sich gegenüber Kirch verpflichtet, mit ihm bis Ende Januar exklusiv zu verhandeln. Da die Gespräche aber immer zerfahrener werden und Kirch sich weiterhin nicht bereit erklärt, Zahlungsgarantien für die 550 Mio. \$ abzugeben, ist eine Einigung bis dahin so gut wie auszuschließen.
Kirch war bei Redaktionsschluss für eine Stellungnahme nicht erreichbar. Bei EM.TV räumte ein Sprecher lediglich ein, dass seit Anfang Dezember "einige interessante (Alternativ-)angebote" eingegangen sind. Dem EM.TV-Aufsichtsrat hat das Finanzkonsortium sein Gegenangebot bereits avisiert.
Finanzkonsortium will Kirch bei EM.TV ausbooten
Von Thomas Clark, Hamburg
Medienmogul Leo Kirch droht beim Buhlen um EM-TV eine empfindliche Niederlage. Ein potentes Konsortium plant schon die Übernahme.
Nach Informationen der Financial Times Deutschland formiert sich derzeit ein Konsortium internationaler Finanzinvestoren, das ein Gegenangebot vorlegen will. Einen Verbündeten dürften die Investoren dabei bereits haben: Formel-1-Chef Bernie Ecclestone.
Ecclestone kommt im Verhandlungspoker um EM.TV eine Schlüsselrolle zu. Denn er hält eine Option, die EM.TV-Chef Thomas Haffa - ihm gehört die Formel 1 zur Hälfte - dazu zwingen könnte, im Mai für 1 Mrd. \$ weitere 25 Prozent an seiner Formel-1-Holding SLEC zu übernehmen.
Leo Kirch
Wegen dieser potenziellen Finanzlast musste Haffa nach Partnern suchen und Leo Kirch ins Boot holen. Die beiden gaben Anfang Dezember bekannt, dass die Kirch-Gruppe für eine Sacheinlage 16,7 Prozent an EM.TV und für 550 Mio. \$ 49 Prozent an Haffas Formel-1-Hälfte erwerben wird. Im März des Vorjahres hatte Thomas Haffa für 1,7 Mrd. \$, also für eine im Verhältnis deutlich höhere Summe, Ecclestone die Hälfte an der Formel 1 abkauft.
Haffa nur Zuschauer
Derzeit verhandeln Vertreter des Konsortiums, das laut Aussage eines Beteiligten "aus internationalen Unternehmern" besteht, intensiv mit Ecclestone. Ihrer Ansicht nach ist EM.TV deutlich mehr wert, als der Börsenkurs derzeit widerspiegelt. Zweck der Gespräche: Ecclestone soll auf seine Verkaufsoption verzichten und dafür mit einer gehörigen Geldsumme abgefunden werden.
Am Mittwoch trafen sich in Genf Vertreter des Konsortiums mit Ecclestones Bambino-Stiftung, dem juristischen Eigentümer der Formel 1. Dabei sei man sich "in weiten Schritten näher gekommen", so ein Beteiligter. Zur gleichen Zeit kam es in London zu einem Besuch von Kirch-Vize Dieter Hahn bei Ecclestone, um diesen von einer Achse Kirch-Formel-1 zu überzeugen. Das Buhlen um den Briten verdeutlicht, wie wichtig er im Verhandlungspoker um EM.TV wird.
Nach Aussagen von Branchenkennern ist Ecclestone über die Aussicht, Kirch künftig als Gesellschafter zu haben, nicht begeistert. Das hat geschäftliche Gründe: Deutschland ist für den Formel-1-Chef der wichtigste Markt. Die Fernsehübertragungsrechte, die sich Kirchs Bezahlsender Premiere World derzeit mit RTL teilen, bringen hier die höchsten Erlöse. Falls Kirch bei der SLEC einsteigen kann, würde ein Großkunde plötzlich Gesellschafter - was Ecclestone beim Verhandlungspoker um höhere TV-Preise stören könnte. So könnte es das Konsortium leicht haben, Ecclestone auf seine Seite zu bringen.
Zum Zuschauen beim Buhlen um Ecclestone ist Thomas Haffa gezwungen. Zwar werden sich die beiden dieses Wochenende beim Kitzbühler Hahnenkamm-Rennen in Österreich treffen, wo sie vergangenes Jahr ihr Formel-1-Geschäft anbahnten. Doch diesmal darf Haffa nicht agieren. Denn er hat sich gegenüber Kirch verpflichtet, mit ihm bis Ende Januar exklusiv zu verhandeln. Da die Gespräche aber immer zerfahrener werden und Kirch sich weiterhin nicht bereit erklärt, Zahlungsgarantien für die 550 Mio. \$ abzugeben, ist eine Einigung bis dahin so gut wie auszuschließen.
Kirch war bei Redaktionsschluss für eine Stellungnahme nicht erreichbar. Bei EM.TV räumte ein Sprecher lediglich ein, dass seit Anfang Dezember "einige interessante (Alternativ-)angebote" eingegangen sind. Dem EM.TV-Aufsichtsrat hat das Finanzkonsortium sein Gegenangebot bereits avisiert.