Fed sorgt bei Anlegern für Verwirrung

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Fed sorgt bei Anlegern für Verwirrung

 
20.03.02 08:55
Von Norbert Häring, Frankfurt

Der Offenmarktausschuss der US-Notenbank Federal Reserve sorgte am Dienstag mit einer unerwarteten Formulierung des Statements im Anschluss an seine Sitzung für Verwirrung an den Finanzmärkten.

Wie weithin erwartet, ließ die Fed den Leitzins bei 1,75 Prozent unverändert und stufte eine Rezession nicht mehr als Hauptgefahr für die US-Wirtschaft ein, wie auf den Sitzungen zuvor. Durch die Formulierung ihrer üblichen Risikoeinschätzung erweckte sie jedoch bei Finanzmarktteilnehmern den Eindruck, dass die Erwartung einer Zinsanhebung bereits auf der nächsten Sitzung am 7. Mai doch verfrüht sein könnte.

"Obwohl die Ausrichtung der Geldpolitik gegenwärtig akkommodierend ist, glaubt der Ausschuss, dass auf absehbare Zukunft, vor dem Hintergrund seines langfristigen Ziels der Preisstabilität und des nachhaltigen Wirtschaftswachstums und an Hand der gegenwärtig verfügbaren Informationen, die Risiken in Bezug auf beide Ziele ausgewogen sind", lautet die Risikoeinschätzung, die der Ausschuss nach jeder Sitzung vornimmt.

Damit machten die Ausschussmitglieder explizit klar, dass das Rezessionsrisiko nur deshalb nicht mehr höher bewertet wird als das Inflationsrisiko, weil das historisch sehr niedrige Leitzinsniveau die Konjunktur stützt.

Inwieweit damit eine Neigung signalisiert werden soll, die Zinsen noch eine Weile konstant zu lassen, oder nur gerechtfertigt wird, dass die Leitzinsen nicht gleich auf ein weniger expansiv wirkendes Niveau angehoben wurden, geht aus dem kurzen Statement nicht hervor.

Rentenmärkte reagierten mit Renditerückgängen

Die Rentenmärkte reagierten zunächst mit deutlichen Renditerückgängen von bis zu sechs Hundertstel Prozentpunkten bei zehnjährigen Staatsanleihen und die großen Aktienindizes büßten gegenüber dem Stand vor der Entscheidung rund ein halbes Prozent ein, bevor es zu einer Gegenbewegung kam. Die Devisenmärkte blieben ruhig.

Für die Aktienmärkte bedeutet die Aussicht auf niedrige Zinsen einerseits günstigere Bewertungen. Andererseits würde eine entsprechende Einstellung der Notenbank jedoch auch als Hinweis dafür eingeschätzt, dass sie dem Aufschwung noch nicht traut.

"Die Information, die seit der letzten Ausschusssitzung verfügbar wurde, zeigt an, dass die Wirtschaft, unterstützt durch einen ausgeprägten Umschwung bei den Lagerinvestitionen, mit einem beträchtlichen Tempo expandiert", heißt es in dem Fed-Statement. Wie nach der letzten Sitzung im Januar folgt jedoch die Einräumung, dass noch unklar ist, wie stark sich die für eine nachhaltige Erholung wichtige Nachfrage der Endverbraucher zunehmen wird.

Um die Transparenz seiner Entscheidungen zu erhöhen beschloss der Offenmarktausschuss, künftig gleich nach der Sitzung bekannt zu geben, wie die einzelnen Mitglieder in der Leitzinsentscheidung abgestimmt haben. Die Gründe der Vertreter der Minderheit sollen jeweils dargelegt werden. Die gestrige Entscheidung, die Leitzinsen konstant zu halten, erfolgte einstimmig.

© 2002 Financial Times Deutschland  
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