Börsenausblick: Aktienmärkte stehen vor Bewährungsprobe
Die Aktienmärkte stehen diese Woche vor einer Belastungsprobe. Die US-Berichtssaison erreicht allmählich ihren Höhepunkt und die Anleger müssen beweisen, dass sie ihren derzeit hohen Optimismus auch nach eventuell anstehenden Enttäuschungen beibehalten.
Am Anleihemarkt prognostizieren die Strategen hingegen leichte Kursgewinne -nicht zuletzt aufgrund der fehlenden Markt bewegenden Konjunkturdaten. Der Dollar dürfte weiter schwache notieren, vor allem gegen die asiatischen Währungen.
Vergangene Woche verlor der Dax 1,95 Prozent auf 4212 Punkte, der Stoxx 50 gab 1,3 Prozent auf 2782 Punkte ab. An der Wall Street büßte der Dow Jones Industrial 0,4 Prozent auf 10.558 Punkte ein, der Nasdaq Composite rutschte leicht um 0,03 Prozent auf 2087 Punkte nach unten.
Bislang gestaltete sich die Kursentwicklung an den Aktienmärkten in den USA und Europa seit Jahresbeginn eher holprig - die meisten großen Indizes liegen unter ihrem Schlussniveau von 2004. Dennoch verweisen die Strategen von Helaba Trust darauf, dass die Kurse seit Oktober deutlich angestiegen sind, zum Großteil durch spekulative Käufe getrieben. Dies deute auf eine hochgesteckte Erwartungshaltung der Anleger hin. Da die bislang veröffentlichten US-Ergebnisberichte eher durchwachsen ausgefallen seien, "scheinen Enttäuschungen programmiert", schreiben die Strategen. Sie rechnen damit, dass "der Druck auf die Notierungen anhalten dürfte und psychologisch wichtige Marken nach unten getestet werden".
Dax muss sich an Höhenluft gewöhnen
Auch die Landesbank Rheinland-Pfalz verweist auf die kräftigen Kurssteigerungen seit Oktober. Jetzt müsse sich der Dax "zunächst in der erreichten Höhenluft akklimatisieren", sagte Stratege Stefan Steib. "Wir erwarten zunächst eine Seitwärtsbewegung im Bereich von 4200 Punkten." Vor dem Hintergrund der attraktiven Bewertung empfehle sich jedoch, schwächere Tage zum Ausbau von Positionen zu nutzen. Auch die DZ Bank empfiehlt auf Basis ihres "verhalten optimistischen Szenarios", in Schwächeperioden Positionen aufzustocken.
An der Wall Street geht die laufende Ertragssaison erst mit einem Tag Verspätung in die nächste Runde. Nach dem Martin Luther King-Feiertag zu Wochenbeginn legen ab Dienstag unter anderem IBM, Yahoo, GM, Ford, General Electric und viele US-Banken ihre Zahlen für das Abschlussquartal 2004 vor. Die Analysten sind im Vorfeld überwiegend optimistisch. Allerdings mehren sich nach dem müden Beginn des neuen Jahres an der Wall Street die Zweifel, ob die nächste Zahlen-Welle viel für den Aktienhandel tun kann.
"Es hat einen Stimmungswechsel gegeben," sagte Stephen Sachs von Rydex Investments: "Seit Oktober war im Markt der Weg des geringsten Widerstands der nach oben, und das hat sich jetzt geändert."
Hohe Erwartungen an IBM und GE
Tatsächlich sollten speziell IBM und GE in den nächsten Tagen ähnlich starke Ergebnisse vorlegen wie zuletzt Intel und Apple . Von GE erwartet der Handel einen Quartalsgewinn von 50 Cent je Aktie und damit eine Verbesserung um 5 Cent gegenüber dem Vorjahr, IBM trauen die Analysten eine noch deutlichere Steigerung zu.
Zu den Unternehmensdaten kommen wichtige konjunkturelle Veröffentlichungen in Gestalt der US-Frühindikatoren und des Verbrauchervertrauens im Januar, das aber keine Überraschungen bergen sollte. Auch die Konjunkturdaten haben zuletzt nicht vertrauensbildend an der Wall Street gewirkt, dazu war der Ölpreis in den vergangenen Tagen auf ein Sechswochen-Hoch gestiegen. Mit der bevorstehenden Wahl in Irak könnte ein geopolitisches Schlüssel-Element in dieser und der kommenden Woche die Anleger zusätzlich zur Zurückhaltung motivieren.
Gut unterstützte Kurse
Am Anleihemarkt in den USA und der Euro-Zone erwarten Strategen aufgrund der relativen Armut an Datenveröffentlichungen weiterhin gut unterstützte Kurse. Kornelius Purps von der Hypovereinsbank erwartet, "dass der Bund Future die Marke von 120 Punkten knacken und damit ein neues Rekordhoch markieren wird". Für die zehnjährigen Bundesanleihen bedeutet dieser Wert eine Rendite von 3,52 Prozent. "Spätestens das Renditetief von 3,43 Prozent von Juni 2003 dürfte dann jedoch das Äußerste sein, wohin uns die derzeitige Marktbewegung treiben wird" so Purps.
Für den Euro erwarten die Strategen nicht, dass er in den kommenden Tagen auf ein neues Rekordhoch klettern wird. Vielmehr könnten die Aussagen von EZB-Präsident Jean-Claude Trichet und EZB-Chefvolkswirt Ottmar Issing, der Euro habe unter der Dollar-Schwäche bereits genug gelitten, für eine Beruhigung sorgen. Die asiatischen Währungen, insbesondere der Yen, dürften dagegen gegenüber dem Greenback vergleichsweise stärker aufwerten.
Quelle: Financial Times Deutschland
Gruss Nostra2