Experten schrauben Erwartungen weiter zurück

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jungchen:

Experten schrauben Erwartungen weiter zurück

 
20.10.02 12:52
Höhere Steuern + Sparvorschläge
Forscher warnen vor Abschwung  

Die führenden deutschen Wirtschaftsforschungsinstitute haben ihre Prognosen drastisch zurückgenommen. Die Experten rechnen nur noch mit einem Wachstum von 0,4 Prozent für dieses und 1,4 Prozent im nächsten Jahr.

Grund für die korrigierten Prognosen sind die Steuererhöhungen und die zusätzlichen Einsparungen, die in den Koalitionsverhandlungen vereinbart wurden. Das Herbstgutachten soll am Dienstag vorgestellt werden. Wie vorab bekannt wurde, sieht das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung die Lage sogar noch düsterer: Es geht von einer Rate von lediglich 0,9 Prozent für 2003 aus.

Im Frühjahr hatten die Institute eine Wachstumsrate 0,9 Prozent im laufenden Jahr und von 2,4 Prozent im kommenden Jahr prognostiziert. "Die Talsohle ist durchschritten", hieß es damals. Für die Regierung gilt immer noch die offizielle Wachstumsschätzung von rund 0,75 Prozent in diesem und 2,5 Prozent im nächsten Jahr. Allerdings war in Kreisen des Finanzministeriums in den vergangenen Wochen bereits von nur noch 0,5 Prozent Zuwachs die Rede gewesen.

Die unerwartet schwache Wirtschaftsentwicklung ist nach Darstellung von Bundesfinanzminister Hans Eichel auch der Hauptgrund dafür, dass Deutschland in diesem Jahr die europäische Defizitgrenze beim Staatshaushalt von drei Prozent des Bruttoinlandproduktes überschreiten wird. Die Wirtschaftsforschungsinstitute ihrerseits haben ihre Prognosen wegen der rot-grünen Sparvorschläge und geplanter Steuererhöhungen nach unten korrigiert.

Bei den sechs führenden Instituten handelt es sich um das Rheinisch-Westfälische Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) in Essen, um das Institut für Weltwirtschaft an der Universität Kiel IfW sowie um das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin, das Hamburgische Welt-Wirtschafts-Archiv (HWWA), das ifo Institut für Wirtschaftsforschung in München und das Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH).

jungchen:

...und noch mehr Kritik!!!

 
20.10.02 15:51
Wirtschaft kritisiert Bundesregierung - Handel bangt um Weihnachten

HAMBURG (dpa-AFX) - Der rot-grünen Bundesregierung weht nach ihren steuerpolitischen Beschlüssen aus der Wirtschaft ein scharfer Wind ins Gesicht. Unternehmenschefs laufen Sturm gegen die Absichten der neuen Regierung und drohen mit Abwanderung. Der Einzelhandel bangt um sein Weihnachtsgeschäft, und auch die Konjunkturprognosen für die nächsten Monate sehen eher düster aus. Dazu verunsichert die Debatte um den Stabilitätspakt die Öffentlichkeit.

In ihrem Herbstgutachten, das am Dienstag vorgelegt wird, korrigieren die Wirtschaftsforschungsinstitute nach einem Bericht des "Spiegel" ihre Prognosen kräftig nach unten. Sie rechnen für dieses Jahr in Deutschland nur noch mit einem Wachstum von 0,4 Prozent und von 1,4 Prozent im Jahr 2003. Im Frühjahr waren sie noch von 0,9 Prozent Wachstum für dieses und von 2,4 Prozent für nächstes Jahr ausgegangen. 2001 war die gesamtwirtschaftliche Leistung um 0,6 Prozent gestiegen.

'GELD AUS DER TASCHE ZIEHEN'

Der schwer gebeutelte Einzelhandel befürchtet durch die Steuerpläne der Regierung jetzt auch Verluste im Weihnachtsgeschäft. "Die Bundesregierung will den Leuten mit ihren Sparplänen immer mehr Geld aus der Tasche ziehen", kritisierte der Sprecher des Hauptverbands des Deutschen Einzelhandels (HDE), Hubertus Pellengahr, in "Bild am Sonntag". Das Weihnachtsgeschäft sei nun in Gefahr. Bislang habe der Handel gehofft, die umsatzstarken Monate November und Dezember würden die Wende bringen. In diesem Jahr habe es einen Umsatzrückgang von drei bis fünf Prozent gegeben.

UNTERNEHMEN DROHEN MIT ABWANDERUNG

Unterdessen überlegen viele Unternehmen angesichts der wachsenden Steuerlast ihre Konzernspitze ins Ausland zu verlegen, schrieb die "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung". Siemens  erwäge, ob es nicht angebracht sei, eine Firmenholding im Ausland anzusiedeln, wo bereits 80 Prozent des Umsatzes erzielt würden. "Diese Koalitionsvereinbarung wird dazu beitragen, den Ruf Deutschlands als Holdingstandort zunichte zu machen", sagte Allianz-Vorstand  Helmut Perlet. Besonders verärgert seien die großen Unternehmen über die von der Koalition geplante Mindeststeuer, nach der Unternehmen künftig nur die Hälfte ihres Gewinns durch frühere Verluste mindern können, hieß es.

  Vor einer Lockerung des EU-Stabilitätspakts hat der bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber gewarnt. "In dem Moment, wo wir beginnen, die Schuldenpolitik der Italiener zu machen, wird der Euro das Schicksal der Lira erleiden", sagte er. EU-Kommissionspräsident Romano Prodi hatte die strikten Spielregeln des Stabilitätspakts in Frage gestellt und den Pakt als "dumm" bezeichnet. "Das ist etwas, was ein Präsident der Europäischen Kommission nicht sagen darf, wenn er sich nicht disqualifizieren will", kritisierte Stoiber. Der Pakt gilt als Garant für einen harten Euro.

BUNDESBANK-CHEF WARNT

Bundesfinanzminister Hans Eichel sagte dem "Tagesspiegel", "der Stabilitätspakt ist kein mechanistisches Kunstprodukt". Der Pakt sei aber keineswegs tot, dürfe jedoch nicht zu starr ausgelegt werden. Bundesaußenminister Joschka Fischer beklagte die fehlende "innere Flexibilität" des Paktes. Angesichts des globalen Abschwungs gehe es darum zu verhindern, "dass wir uns in eine Deflation sparen". "Wenn die Konjunktur schlecht ist, müssen wir uns höher verschulden können, wenn sie gut ist, werden wir das entsprechend ausgleichen", sagte Fischer.

Bundesbankpräsident Ernst Welteke warnte davor, den Pakt in Frage zu stellen, weil dies das Vertrauen in den Euro untergrabe. Der Euro solle so stark sein wie die Mark. Dazu brauche es stabile Preise und solide Staatsfinanzen./ra/DP/ar

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