Gastkommentar
„Euphorie bleibt in Asien weiterhin aus“
Von Arnab Banarji
15. Feb. 2001 Die Euphorie an den asiatischen Aktienmärkten bleibt weiterhin aus. Auch nach der zweiten Zinssenkung von 50 Basispunkten der US-Notenbank Fed blieben größere Aktienkäufe aus, da viele Marktteilnehmer diesen Zinsschritt bereits erwartet haben. Am meisten konnte noch Hongkong von der Zinssenkung profitieren, da in Hongkong die Zinsentwicklung direkt an die Entwicklung der US-Zinsen gekoppelt ist.
Deshalb hat die Zentralbank in Hongkong die Leitzinsen umgehend um 50 Basispunkte gesenkt. Besonders Immobilienwerte konnten von dieser Entwicklung profitieren. Auch Technologiewerte wie Pacific Century Cyberworks erholten sich von ihren Tiefstständen, was insbesondere auf die geplante finanzielle Unterstützung durch die Firmengründer zurückzuführen ist.
Nettozuflüsse in Asien rückläufig - mit Ausnahme Chinas
Belastend wirkt sich derzeit eine Studie des Institute of International Finance (IIF) aus. Das Institut geht davon aus, dass die Nettozuflüsse nach China, Indien, Südkorea, Indonesien, Malaysia, Thailand und die Philippinen von fast 15 Milliarden Dollar im Jahr 2000 auf 11,6 Milliarden Dollar in diesem Jahr zurückgehen werden. Im Jahr 1999 betrugen die Zuflüsse noch fast 20 Milliarden Dollar.
Nur China soll von diesem rückläufigen Trend außen vor bleiben. Chinesische Staatsbetriebe haben im letzten Jahr mehr als 7 Milliarden Dollar von ausländischen Investoren erhalten und das IIF geht davon aus, dass auch in diesem Jahr mit der gleichen Summe gerechnet werden kann und somit die meisten Zuflüsse wieder nach China fließen dürften.
Erste Spuren nachlassender US-Konjunktur in Lateinamerika
Die seit Wochen andauernde Hausse in Lateinamerika ist primär der US-Zinspolitik zu verdanken. Besonders die Kurssteigerungen in Argentinien erfreuten die Anleger. Der argentinische Merval Index stieg seit Jahresanfang trotz Gewinnmitnahmen um über 25 Prozent. Aber auch die anderen großen Aktienmärkte Mexiko und Brasilien konnten Kursgewinne verzeichnen.
In Mexiko kamen neben den positiven Effekten der US-Zinssenkung noch die guten Fundamentaldaten sowie die positiven Quartalsberichte der mexikanischen Unternehmen dazu. Besonders die guten Unternehmensergebnisse kompensieren derzeit die nicht unbegründete Angst der Anleger vor einer Rezession in den USA. Die ersten Spuren der nachlassenden US-Konjunktur spürt derzeit die Autoindustrie in Mexiko. DaimlerChrysler schließt in Mexiko drei Produktionsstätten und will 2.600 Arbeiter entlassen. Auch General Motors will 1.600 Beschäftigen kündigen. Die Autoindustrie ist eine tragende Säule des Exports von Mexiko, da fast 20 Prozent der mexikanischen Exporte auf den Automobilbereich entfallen.
Russland mit starkem Wirtschaftswachstum
Besonders die Aktienmärkte in Lateinamerika erscheinen uns auf dem jetzigen Niveau äußert vielversprechend, und wir erwarten kurzfristig und auf Sicht von zwölf Monaten zweistellige Zuwachsraten. Auch Russland sollte sich im Falle einer weichen Landung der US-Konjunktur überdurchschnittlich gut entwickeln. Hier überzeugt vor allem das weiterhin robuste Wirtschaftswachstum. Auch im vierten Quartal des vorigen Jahres konnte die russische Wirtschaft nach vorläufigen Berechnungen gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 7,9 Prozent zulegen, was unter anderem auch auf die zunehmende Binnennachfrage zurückzuführen ist.
Da wir von einem 'Soft landing' der US-Konjunktur mit den damit verbundenen positiven Auswirkungen speziell für Russland ausgehen, behalten wir unsere Übergewichtung in Russland bei. In Polen scheint sich die negative Wirtschaftsentwicklung umzukehren, nachdem schon im Herbst letzten Jahres erste Anzeichen einer konjunkturellen Trendwende erkennbar waren. Deshalb haben wir die polnischen Aktien hoch gewichtet, da wir von besseren fundamentalen Wirtschaftsdaten und einer stärkeren Inlandsnachfrage nach Aktien in den nächsten Monaten ausgehen, was zu steigenden Aktienkursen führen sollte.
Auch die Aktien Kroatiens dürften als wenig bekannte Titel von einer positiven Weltkonjunktur profitieren. Die ungarischen Aktien erscheinen uns auf dem derzeitigen Niveau wenig attraktiv, weshalb wir diesen Markt untergewichten.
Arnab Banerji ist Direktor und Chief Investment Officer bei Foreign & Colonial in London
gruß
proxi
„Euphorie bleibt in Asien weiterhin aus“
Von Arnab Banarji
15. Feb. 2001 Die Euphorie an den asiatischen Aktienmärkten bleibt weiterhin aus. Auch nach der zweiten Zinssenkung von 50 Basispunkten der US-Notenbank Fed blieben größere Aktienkäufe aus, da viele Marktteilnehmer diesen Zinsschritt bereits erwartet haben. Am meisten konnte noch Hongkong von der Zinssenkung profitieren, da in Hongkong die Zinsentwicklung direkt an die Entwicklung der US-Zinsen gekoppelt ist.
Deshalb hat die Zentralbank in Hongkong die Leitzinsen umgehend um 50 Basispunkte gesenkt. Besonders Immobilienwerte konnten von dieser Entwicklung profitieren. Auch Technologiewerte wie Pacific Century Cyberworks erholten sich von ihren Tiefstständen, was insbesondere auf die geplante finanzielle Unterstützung durch die Firmengründer zurückzuführen ist.
Nettozuflüsse in Asien rückläufig - mit Ausnahme Chinas
Belastend wirkt sich derzeit eine Studie des Institute of International Finance (IIF) aus. Das Institut geht davon aus, dass die Nettozuflüsse nach China, Indien, Südkorea, Indonesien, Malaysia, Thailand und die Philippinen von fast 15 Milliarden Dollar im Jahr 2000 auf 11,6 Milliarden Dollar in diesem Jahr zurückgehen werden. Im Jahr 1999 betrugen die Zuflüsse noch fast 20 Milliarden Dollar.
Nur China soll von diesem rückläufigen Trend außen vor bleiben. Chinesische Staatsbetriebe haben im letzten Jahr mehr als 7 Milliarden Dollar von ausländischen Investoren erhalten und das IIF geht davon aus, dass auch in diesem Jahr mit der gleichen Summe gerechnet werden kann und somit die meisten Zuflüsse wieder nach China fließen dürften.
Erste Spuren nachlassender US-Konjunktur in Lateinamerika
Die seit Wochen andauernde Hausse in Lateinamerika ist primär der US-Zinspolitik zu verdanken. Besonders die Kurssteigerungen in Argentinien erfreuten die Anleger. Der argentinische Merval Index stieg seit Jahresanfang trotz Gewinnmitnahmen um über 25 Prozent. Aber auch die anderen großen Aktienmärkte Mexiko und Brasilien konnten Kursgewinne verzeichnen.
In Mexiko kamen neben den positiven Effekten der US-Zinssenkung noch die guten Fundamentaldaten sowie die positiven Quartalsberichte der mexikanischen Unternehmen dazu. Besonders die guten Unternehmensergebnisse kompensieren derzeit die nicht unbegründete Angst der Anleger vor einer Rezession in den USA. Die ersten Spuren der nachlassenden US-Konjunktur spürt derzeit die Autoindustrie in Mexiko. DaimlerChrysler schließt in Mexiko drei Produktionsstätten und will 2.600 Arbeiter entlassen. Auch General Motors will 1.600 Beschäftigen kündigen. Die Autoindustrie ist eine tragende Säule des Exports von Mexiko, da fast 20 Prozent der mexikanischen Exporte auf den Automobilbereich entfallen.
Russland mit starkem Wirtschaftswachstum
Besonders die Aktienmärkte in Lateinamerika erscheinen uns auf dem jetzigen Niveau äußert vielversprechend, und wir erwarten kurzfristig und auf Sicht von zwölf Monaten zweistellige Zuwachsraten. Auch Russland sollte sich im Falle einer weichen Landung der US-Konjunktur überdurchschnittlich gut entwickeln. Hier überzeugt vor allem das weiterhin robuste Wirtschaftswachstum. Auch im vierten Quartal des vorigen Jahres konnte die russische Wirtschaft nach vorläufigen Berechnungen gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 7,9 Prozent zulegen, was unter anderem auch auf die zunehmende Binnennachfrage zurückzuführen ist.
Da wir von einem 'Soft landing' der US-Konjunktur mit den damit verbundenen positiven Auswirkungen speziell für Russland ausgehen, behalten wir unsere Übergewichtung in Russland bei. In Polen scheint sich die negative Wirtschaftsentwicklung umzukehren, nachdem schon im Herbst letzten Jahres erste Anzeichen einer konjunkturellen Trendwende erkennbar waren. Deshalb haben wir die polnischen Aktien hoch gewichtet, da wir von besseren fundamentalen Wirtschaftsdaten und einer stärkeren Inlandsnachfrage nach Aktien in den nächsten Monaten ausgehen, was zu steigenden Aktienkursen führen sollte.
Auch die Aktien Kroatiens dürften als wenig bekannte Titel von einer positiven Weltkonjunktur profitieren. Die ungarischen Aktien erscheinen uns auf dem derzeitigen Niveau wenig attraktiv, weshalb wir diesen Markt untergewichten.
Arnab Banerji ist Direktor und Chief Investment Officer bei Foreign & Colonial in London
gruß
proxi