Der Angriff El Kaidas auf Bombay hat bisher den US-Future-Handel völlig unbeeindruckt gelassen. Man könnte dies als Stärke des Marktes interpretieren. Was passiert aber morgen an den asiatischen Börsen ist nun die entscheidene Frage. Und natürlich ob sich Europa und die USA davon abkoppeln können. Der Angriff ist jedenfalls gut geplant. Trifft er doch vor allem die USA in einer Phase, in der die Politik nicht handlungsfähig ist. Hätte ein ähnlich gearteter Angriff in Europa, Japan oder den USA stattgefunden, die Börsen wären zusammen gebrochen. So bleibt es spannend, wie es morgen nach thanksgiving weitergeht.
Hier eine Zusammenfassung der Ereignisse aus Spiegel-online
Terroristen stellen Obama auf die Probe
Von Gregor Peter Schmitz, Washington
Die Anschlagsserie in Indien trifft die USA in einer empfindlichen Phase: Präsident Bush kann nicht mehr führen, sein Nachfolger darf noch nicht. Barack Obama muss jetzt auch außenpolitisch früher als vorgesehen in die Verantwortung.
Eigentlich sah alles schon nach Feiertagsstimmung aus. Der amtierende Präsident George W. Bush stand auf dem Rasen des Weißen Hauses und begnadigte mit großer Geste einen Truthahn, wie jedes Jahr am Tag vor "Thanksgiving", der amerikanischen Variante des Erntedankfestes. "Pumpkin", Kürbis, hieß der glückliche Vogel diesmal. Bushs designierter Nachfolger Barack Obama, begleitet von Ehefrau Michelle, hatte in Chicago ein entspanntes Gespräch mit TV-Legende Barbara Walters geführt. Sie plauderten darüber, dass seine jungen Töchter im Weißen Haus ihre Betten selber machen sollen.
Doch dann flimmerten die Terrorbilder aus Mumbai über Bildschirme - und umgehend war es vorbei mit der Vorfeiertagsruhe im Weißen Haus und in Chicago, dem Sitz von Obamas Übergangsteam.
Alter und neuer Präsident überboten sich mit raschen Stellungnahmen: "Die US-Regierung beobachtet die Situation ständig und steht bereit, der indischen Regierung zu helfen", hieß es vom Bush-Team. Terrorexperten aus dem Außen- und Verteidigungsministerium analysierten bereits intensiv die Lage. Obama ließ verlauten: "Diese koordinierten Attacken auf unschuldige Zivilisten unterstreichen die ernste und dringende Terrorgefahr. Die USA müssen ihre Partnerschaft mit Indien und Staaten rund um die Welt stärken, um Terroristennetzwerke zu zerstören."
Noch am Abend telefonierte der designierte Präsident mit US-Außenministerin Condoleezza Rice, die ihm ständige Information zusicherte. Die Hintergründe der Anschlagsserie, bei der mehr als hundert Menschen getötet und rund 250 verletzt wurden, sind aber auch der Bush-Regierung noch weitgehend unklar. Zwar hat sich eine bislang unbekannte Gruppierung namens "Deccan Mudschahedin" in E-Mails an Medienorganisationen zu den Taten bekannt. Doch in Indien kommen einige Organisationen als Drahtzieher in Frage, zudem Gruppen aus dem benachbarten Pakistan.
Fest steht aber: Sollte sich bewahrheiten, dass gezielt Amerikaner und Engländer attackiert wurden und die Anschläge zumindest im Geist von al-Qaidas Ideologie stehen, ist die schwierige Übergangsphase in Washington nun noch komplizierter geworden. "Wenn sich die Terrorgefahr nach Pakistan und Afghanistan auch auf den wichtigen US-Verbündeten Indien ausdehnt, ist das ein Riesenproblem für die USA", sagte Ex-Präsidentenberater David Gergen auf CNN.
Die Krise könnte der erste große außenpolitische Test für Obama sein. Die Welt wird dessen Stellungnahmen genau sezieren. Der designierte Präsident drängt schon seit Tagen ins Rampenlicht, bislang aber wegen der täglich schlimmer werdenden Finanzkrise. Immer mehr Amerikanern kommt angesichts dieser Herausforderung die Wartefrist bis zum 20. Januar zu lange vor. Drei Tage nacheinander trat Obama vor die Presse, stellte Wirtschaftsexperten vor und skizzierte Konjunkturpläne zum Ausweg aus der Krise. "Hilfe ist unterwegs", lautete seine Botschaft.
Nun dürfte Obama auch außenpolitisch früher als erwartet in die Verantwortung gezwungen werden - zumal die Anschläge sich als direkte Warnung an seine Person herausstellen könnten. Im Wahlkampf hatte Vize Joe Biden für Aufsehen gesorgt, als er ankündigte, Obama werde in den ersten sechs Monaten durch eine internationale Krise so richtig auf die Probe gestellt werden.
Al-Qaida könnte daran in der Tat ein spezielles Interesse haben. Obamas Mittelname "Hussein", seine Popularität auch im arabischen Raum stellen eine echte Gefahr für die Terrororganisation dar - anders als Bush lässt sich Obama nur schwer als US-Teufel zeichnen. Wohl daher verspottete die Nummer zwei der Qaida, Aiman al-Sawahiri, Obama kürzlich als "House Negro". Nun könnten Terroristen Obama zu harschen Reaktionen zwingen wollen, um ihn als genauso kriegerisch wie Bush erscheinen zu lassen.
Doch unvorbereitet dürfte dessen Team diese Herausforderung nicht treffen. Die Möglichkeit einer Terrorattacke in der Übergangsphase ist von US-Sicherheitskreisen immer wieder durchgespielt worden. Heimatschutzminister Michael Chertoff warnt seit langem vor den Gefahren des Machttransfers in Kriegszeiten - und erinnert daran, dass auch Ex-Präsidenten wie Bill Clinton oder George W. Bush früh auf Terroranschläge reagieren mussten.
Daher erhält Obama bereits seit der Wahl das gleiche Geheimdienst-Briefing wie der Präsident. Das FBI hat auch ungewöhnlich früh mit der Sicherheitsüberprüfung potentieller Mitarbeiter im Weißen Haus begonnen - anders als noch in der ersten Bush-Amtszeit. Damals hatten viele seiner engsten Sicherheitsberatern die Überprüfung zum Zeitpunkt der Anschläge vom 11. September noch nicht abgeschlossen.
Der Demokrat hat selbst bei der Auswahl seines Kabinetts ähnliche Vorsicht gezeigt. Er bat Verteidigungsminister Robert Gates - Republikaner und enger Vertrauter der Bush-Familie -, zumindest noch ein Jahr im Amt zu bleiben. Darüber murrte die Parteilinke der Demokraten. Doch Obama schien wichtiger, in Zeiten von zwei US-Kriegen in Irak und Afghanistan und der fortbestehenden Terrorgefahr den Bruch in der globalen Sicherheitspolitik nicht zu abrupt werden zu lassen. Die jüngsten Anschläge dürften ihn darin nur bestätigen.
Denn Obama, trotz aller Vorschusslorbeeren noch immer ein außenpolitischer Novize, wird Rat erfahrener Kräfte brauchen. "Eine Menge Dinge halten mich nachts wach", sagte Obama im Interview mit Barbara Walters: Finanzchaos, der Niedergang der US-Autoindustrie, die Energiekrise. Spätestens nach den Anschlägen von Mumbai weiß er: Auch Krisen im Ausland können einem Präsidenten den Schlaf rauben.
Hier eine Zusammenfassung der Ereignisse aus Spiegel-online
Terroristen stellen Obama auf die Probe
Von Gregor Peter Schmitz, Washington
Die Anschlagsserie in Indien trifft die USA in einer empfindlichen Phase: Präsident Bush kann nicht mehr führen, sein Nachfolger darf noch nicht. Barack Obama muss jetzt auch außenpolitisch früher als vorgesehen in die Verantwortung.
Eigentlich sah alles schon nach Feiertagsstimmung aus. Der amtierende Präsident George W. Bush stand auf dem Rasen des Weißen Hauses und begnadigte mit großer Geste einen Truthahn, wie jedes Jahr am Tag vor "Thanksgiving", der amerikanischen Variante des Erntedankfestes. "Pumpkin", Kürbis, hieß der glückliche Vogel diesmal. Bushs designierter Nachfolger Barack Obama, begleitet von Ehefrau Michelle, hatte in Chicago ein entspanntes Gespräch mit TV-Legende Barbara Walters geführt. Sie plauderten darüber, dass seine jungen Töchter im Weißen Haus ihre Betten selber machen sollen.
Doch dann flimmerten die Terrorbilder aus Mumbai über Bildschirme - und umgehend war es vorbei mit der Vorfeiertagsruhe im Weißen Haus und in Chicago, dem Sitz von Obamas Übergangsteam.
Alter und neuer Präsident überboten sich mit raschen Stellungnahmen: "Die US-Regierung beobachtet die Situation ständig und steht bereit, der indischen Regierung zu helfen", hieß es vom Bush-Team. Terrorexperten aus dem Außen- und Verteidigungsministerium analysierten bereits intensiv die Lage. Obama ließ verlauten: "Diese koordinierten Attacken auf unschuldige Zivilisten unterstreichen die ernste und dringende Terrorgefahr. Die USA müssen ihre Partnerschaft mit Indien und Staaten rund um die Welt stärken, um Terroristennetzwerke zu zerstören."
Noch am Abend telefonierte der designierte Präsident mit US-Außenministerin Condoleezza Rice, die ihm ständige Information zusicherte. Die Hintergründe der Anschlagsserie, bei der mehr als hundert Menschen getötet und rund 250 verletzt wurden, sind aber auch der Bush-Regierung noch weitgehend unklar. Zwar hat sich eine bislang unbekannte Gruppierung namens "Deccan Mudschahedin" in E-Mails an Medienorganisationen zu den Taten bekannt. Doch in Indien kommen einige Organisationen als Drahtzieher in Frage, zudem Gruppen aus dem benachbarten Pakistan.
Fest steht aber: Sollte sich bewahrheiten, dass gezielt Amerikaner und Engländer attackiert wurden und die Anschläge zumindest im Geist von al-Qaidas Ideologie stehen, ist die schwierige Übergangsphase in Washington nun noch komplizierter geworden. "Wenn sich die Terrorgefahr nach Pakistan und Afghanistan auch auf den wichtigen US-Verbündeten Indien ausdehnt, ist das ein Riesenproblem für die USA", sagte Ex-Präsidentenberater David Gergen auf CNN.
Die Krise könnte der erste große außenpolitische Test für Obama sein. Die Welt wird dessen Stellungnahmen genau sezieren. Der designierte Präsident drängt schon seit Tagen ins Rampenlicht, bislang aber wegen der täglich schlimmer werdenden Finanzkrise. Immer mehr Amerikanern kommt angesichts dieser Herausforderung die Wartefrist bis zum 20. Januar zu lange vor. Drei Tage nacheinander trat Obama vor die Presse, stellte Wirtschaftsexperten vor und skizzierte Konjunkturpläne zum Ausweg aus der Krise. "Hilfe ist unterwegs", lautete seine Botschaft.
Nun dürfte Obama auch außenpolitisch früher als erwartet in die Verantwortung gezwungen werden - zumal die Anschläge sich als direkte Warnung an seine Person herausstellen könnten. Im Wahlkampf hatte Vize Joe Biden für Aufsehen gesorgt, als er ankündigte, Obama werde in den ersten sechs Monaten durch eine internationale Krise so richtig auf die Probe gestellt werden.
Al-Qaida könnte daran in der Tat ein spezielles Interesse haben. Obamas Mittelname "Hussein", seine Popularität auch im arabischen Raum stellen eine echte Gefahr für die Terrororganisation dar - anders als Bush lässt sich Obama nur schwer als US-Teufel zeichnen. Wohl daher verspottete die Nummer zwei der Qaida, Aiman al-Sawahiri, Obama kürzlich als "House Negro". Nun könnten Terroristen Obama zu harschen Reaktionen zwingen wollen, um ihn als genauso kriegerisch wie Bush erscheinen zu lassen.
Doch unvorbereitet dürfte dessen Team diese Herausforderung nicht treffen. Die Möglichkeit einer Terrorattacke in der Übergangsphase ist von US-Sicherheitskreisen immer wieder durchgespielt worden. Heimatschutzminister Michael Chertoff warnt seit langem vor den Gefahren des Machttransfers in Kriegszeiten - und erinnert daran, dass auch Ex-Präsidenten wie Bill Clinton oder George W. Bush früh auf Terroranschläge reagieren mussten.
Daher erhält Obama bereits seit der Wahl das gleiche Geheimdienst-Briefing wie der Präsident. Das FBI hat auch ungewöhnlich früh mit der Sicherheitsüberprüfung potentieller Mitarbeiter im Weißen Haus begonnen - anders als noch in der ersten Bush-Amtszeit. Damals hatten viele seiner engsten Sicherheitsberatern die Überprüfung zum Zeitpunkt der Anschläge vom 11. September noch nicht abgeschlossen.
Der Demokrat hat selbst bei der Auswahl seines Kabinetts ähnliche Vorsicht gezeigt. Er bat Verteidigungsminister Robert Gates - Republikaner und enger Vertrauter der Bush-Familie -, zumindest noch ein Jahr im Amt zu bleiben. Darüber murrte die Parteilinke der Demokraten. Doch Obama schien wichtiger, in Zeiten von zwei US-Kriegen in Irak und Afghanistan und der fortbestehenden Terrorgefahr den Bruch in der globalen Sicherheitspolitik nicht zu abrupt werden zu lassen. Die jüngsten Anschläge dürften ihn darin nur bestätigen.
Denn Obama, trotz aller Vorschusslorbeeren noch immer ein außenpolitischer Novize, wird Rat erfahrener Kräfte brauchen. "Eine Menge Dinge halten mich nachts wach", sagte Obama im Interview mit Barbara Walters: Finanzchaos, der Niedergang der US-Autoindustrie, die Energiekrise. Spätestens nach den Anschlägen von Mumbai weiß er: Auch Krisen im Ausland können einem Präsidenten den Schlaf rauben.