Deutsche Telekom: Kurs kann auf 17 Euro sinken
Von Peter Kleinort, Hamburg
Nach dem Verkauf von 44 Millionen T-Aktien gerät das Papier zunehmend unter Druck. Analysten glauben, dass der Kurs noch weiter absacken könnte.
Am Vormittag sank die T-Aktie bis auf 21,82 Euro ab und markierte damit ein Rekordtief. Danach erholte sie sich etwas auf 22,31 Euro, ein Minus von 5,31 Prozent. Bereits am Dienstag war die T-Aktie mit einem Minus von 3,47 Prozent auf 23,37 Euro schwächster Wert im Dax. Die Deutsche Bank hatte im Auftrag eines nicht genannten Investors 44 Mio. Papiere zu einem Kurs von 23,60 Euro verkauft.
"Die Papiere werden von institutioneller Seite aggressiv um jeden Preis verkauft", sagte ein Händler einer Frankfurter Großbank. Offenbar handele es sich um die selben Verkäufer wie am Vortag. Die Umsätze hätten in den letzten Minuten so stark angezogen, dass Privatanleger als Verkäufer auszuschließen seien.
Zudem gebe es Gerüchte am Markt, dass die Investmentbanken Goldman Sachs und Merrill Lynch ihr Kursziel senken werden. Demnach will Goldman Sachs das Kursziel für die T-Aktie auf 17 Euro festsetzen. "Die bodenbildende Seitwärtsbewegung der T-Aktie knickt momentan nach unten ab", sagte Analyst Markus Hoerner vom Düsseldorfer Handelshaus Lang & Schwarz im Gespräch mit der Online-Ausgabe der Financial Times Deutschland. Zwar halte er die Goldman Sachs-Schätzung für etwas zu pessimistisch, "dennoch bekommt die Aktie momentan Dynamik nach unten". Aus charttechnischer Sicht seien Kurse um die 20 Euro kurzfristig denkbar. "Eine solche Kursentwicklung halte ich aber eigentlich für ungerechtfertigt", sagte Hoerner.
Rätselraten über Verkäufer
Die Analysten waren sich nicht einig, wer hinter den massiven Verkäufen steht. Nach Einschätzung von Frank Wellendorf, Telekomanalyst bei der WestLB, könnte es der finnische Telekomausrüster Sonera sein. Der Konzern habe bereits im Mai Anteile an Voicestream und Powertel verkauft, um seine Schulden zu senken. Das Unternehmen wollte die Spekulationen nicht kommentieren. Nach Aussage von Markus Hoerner muss Sonera seine T-Aktien aber noch bis mindestens Anfang September halten. "Was dann mit den 34 Millionen Aktien geschieht, ist unklar." Sonera hätte einen möglichen Verkauf schon signalisiert. "Wann der dann aber stattfindet, ist nicht abzusehen. Das kann im September sein, das kann aber auch erst in fünf Jahren sein", sagte Hoerner.
Ein anderer Analyst vermutete die spanische Telefonica oder Aktionäre der jüngst übernommenen US-Telefongesellschaft Voicestream hinter den Verkäufen. Davon geht auch Analyst Hoerner aus: "Die Voicestream-Aktionäre bereinigen derzeit ihre Portfolios. Für US-Investoren ist die T-Aktie ein Wert, der nicht ins Portfolio passt."
Die im Zusammenhang mit den Kursverlusten geäußerte Kritik an der Deutsche Bank hält Analyst Markus Hoerner für nicht gerechtfertigt. "Die Chinesischen Mauern zwischen Analyse- und Orderabteilung einer Bank sind ausdrücklich gewünscht", sagt Hoerner. "Das Zusammentreffen von Empfehlung und Verkaufsorder ist zugegebenermaßen nicht glücklich, aber eigentlich etwas ganz normales."
aus ftd