Der Urlaub ist vorbei. Aber wo bleibt die Post? Auf der Post höchst selbst natürlich. Lagerantrag sei Dank.
Schlangestehen bringt menschlich näher (hier beim Tag der offenen Tür im Kanzleramt)
1.: Perelsplatz
Früher gab es unterschiedlich lange Schlangen an den Schaltern, und wir standen immer in der falschen. Die Angestellten verschwanden, um angeblich ein Schriftstück oder ein Paket zu suchen, tatsächlich fuhren sie aber heimlich in Urlaub, während die Schlangen noch länger wurden.
Heute gibt es in den modernisierten Postgebäuden nur noch eine Schlange. Und die ist sehr, sehr, sehr lang. Die seltsamsten Dinge werden einem da bewusst: Zum Beispiel, wie viele Frauen jenseits der 50 Jahre eine gehäkelte Wollmütze tragen. Oder wo sich mitgeschleifte Hunde überall lecken können, vorausgesetzt, niemand in der Schlange tritt ihnen auf Schwanz oder Pfote.
Immer wieder springen Ehemänner in die Post und sehen nach, ob ihre Gattinnen in der Schlange vorwärts gekommen sind. Das Leben!
Schon lange hier?
Nur: Warum dauert das so lange? 25 Minuten sind verstrichen, und die Schlange rührt sich nur wenige Babyschrittchen. Weil die Berliner, denen eine Bank zu vornehm ist, ihre Münzsäckchen lieber auf die Post schleppen. Und dort gibt es offensichtlich keinen automatischen Münzzähler, sondern Angestellte, die alles von Hand zählen. Gründlich und korrekt, langsam eben.
Die Schlange windet sich bereits um die Schreibwarenauslage und die Postbank, die Ersten stehen bereits im Windfang des Eingangs. Muss das nächste Mal ein Buch mitnehmen. Ein Ehemann stürzt herein. "Soll ich dich ablösen? Willst du dich setzen?"
Sie ist fast dran. Nein, den Triumph gönnt sie dem Kerl nicht.
Rentnerinnen wechseln ihre letzten D-Mark Beträge. Niemand scheint Briefmarken kaufen zu wollen. Nach 40 Minuten stehe ich am Schalter. Der Mund trocken, die Erregung an der Reihe zu sein.
In Simbabwe stehen die Menschen noch vor Wahllokalen Schlange
"Gelagerte Briefe? Nein, wir haben nur Pakete hier. Versuchen Sie es in der Schlossstraße." Zügig verlasse ich die Post, in dem ich mich an der Schlange vorbeizwänge. Sie erreicht die Straße und beinah mein Auto.
2.: Schlossstraße
Riesige Post. Mehr Schalter. Aber auch längere Schlange. Noch mehr Wollmützen, Hunde und quengelnde Kinder. Ich torkele hinein und suche einen Mann mit Posthörnchen am Revers, der sich hinter einem Benjamini Ficus an einem nicht besetzten Postbankschalter an der Ablage zu schaffen macht. "Gibt es hier gelagerte Briefe?"
Er nickt streng. Er sucht gerade etwas und ist gestresst. "Einfach anstellen."
Ich zeichne in wenigen Worten ein Bild meiner letzten Stunde. Seufzen seinerseits.
"Ausweis?" fragt er.
Ich warte 10 Minuten. Wenn schon nicht auf meine Post, dann auf meinen Ausweis. Er bringt zwei kärgliche Stapel. Es sind nicht meine.
Wenn es eine neue Playstation gibt, liegen die Fans sogar Schlange
"Hausnummer?"
Nach weiteren zehn Minuten ist er wieder da. "Es ist nichts da, bis wann geht die Lagerung?"
"Bis heute."
"Dann wird sie bestimmt morgen dabei sein."
"Ich komme gleich um acht."
"Wir öffnen erst um 9 Uhr, haben aber bis 20 Uhr geöffnet."
Wir blicken beide zu den Schlangen.
"Naja, wenn Sie um sieben Uhr abends kommen, geht die Schlange nicht mehr auf die Straße hinaus."
Vor dem Büro treffe ich den Briefträger. Ich frage ihn nach meiner Post.
"Ja, das ist ne ganze Menge."
"Toll, aber wo?"
"Post in der Bergstraße."
3.: Bergstraße
Ich parke, steige aus. Wenig beschwingt. Ich gebe es zu. Aber: Keine Schlangen auf der Straße.
Überhaupt keine Schlange.
Abgeschlossen.
...und keine Wartezeit ist zu lang für eine gute Party
Ein Schild.
Seit dem 1.3.2001 ist die Post in der Schlossstraße zuständig.
Ich rüttle wie der frühe Gerhard Schröder an der Tür zum Kanzleramt.
Ich schleiche in den Hof, erwische einen Postangestellten. Frage nach meiner Post.
"Schlossstraße."
Haha!
"Eigentlich haben wir keinen Publikumsverkehr."
Ich setze meine Lassieblick auf. Er nimmt meinen Ausweis und verschwindet. Nach zwanzig Minuten bekomme ich eine Wanne voller Post.
Meine Post.
Weltmeister sind aber immer noch die Briten (sagt man)
4.: Privat-Post und Uhlandstraße
Abends gibt mir zu Hause meine Nachbarin die Privatpost. Als Privatlagerung, sozusagen. Das geht ganz schnell.
Zwei Benachrichtigungen über ein Schriftstück. Post Uhlandstraße.
Was wäre E-Mail toll.
Ich muss jetzt los. Tschüß Arbeitstag. Tschüß Welt.
5.: Post ......
Schlangestehen bringt menschlich näher (hier beim Tag der offenen Tür im Kanzleramt)
1.: Perelsplatz
Früher gab es unterschiedlich lange Schlangen an den Schaltern, und wir standen immer in der falschen. Die Angestellten verschwanden, um angeblich ein Schriftstück oder ein Paket zu suchen, tatsächlich fuhren sie aber heimlich in Urlaub, während die Schlangen noch länger wurden.
Heute gibt es in den modernisierten Postgebäuden nur noch eine Schlange. Und die ist sehr, sehr, sehr lang. Die seltsamsten Dinge werden einem da bewusst: Zum Beispiel, wie viele Frauen jenseits der 50 Jahre eine gehäkelte Wollmütze tragen. Oder wo sich mitgeschleifte Hunde überall lecken können, vorausgesetzt, niemand in der Schlange tritt ihnen auf Schwanz oder Pfote.
Immer wieder springen Ehemänner in die Post und sehen nach, ob ihre Gattinnen in der Schlange vorwärts gekommen sind. Das Leben!
Schon lange hier?
Nur: Warum dauert das so lange? 25 Minuten sind verstrichen, und die Schlange rührt sich nur wenige Babyschrittchen. Weil die Berliner, denen eine Bank zu vornehm ist, ihre Münzsäckchen lieber auf die Post schleppen. Und dort gibt es offensichtlich keinen automatischen Münzzähler, sondern Angestellte, die alles von Hand zählen. Gründlich und korrekt, langsam eben.
Die Schlange windet sich bereits um die Schreibwarenauslage und die Postbank, die Ersten stehen bereits im Windfang des Eingangs. Muss das nächste Mal ein Buch mitnehmen. Ein Ehemann stürzt herein. "Soll ich dich ablösen? Willst du dich setzen?"
Sie ist fast dran. Nein, den Triumph gönnt sie dem Kerl nicht.
Rentnerinnen wechseln ihre letzten D-Mark Beträge. Niemand scheint Briefmarken kaufen zu wollen. Nach 40 Minuten stehe ich am Schalter. Der Mund trocken, die Erregung an der Reihe zu sein.
In Simbabwe stehen die Menschen noch vor Wahllokalen Schlange
"Gelagerte Briefe? Nein, wir haben nur Pakete hier. Versuchen Sie es in der Schlossstraße." Zügig verlasse ich die Post, in dem ich mich an der Schlange vorbeizwänge. Sie erreicht die Straße und beinah mein Auto.
2.: Schlossstraße
Riesige Post. Mehr Schalter. Aber auch längere Schlange. Noch mehr Wollmützen, Hunde und quengelnde Kinder. Ich torkele hinein und suche einen Mann mit Posthörnchen am Revers, der sich hinter einem Benjamini Ficus an einem nicht besetzten Postbankschalter an der Ablage zu schaffen macht. "Gibt es hier gelagerte Briefe?"
Er nickt streng. Er sucht gerade etwas und ist gestresst. "Einfach anstellen."
Ich zeichne in wenigen Worten ein Bild meiner letzten Stunde. Seufzen seinerseits.
"Ausweis?" fragt er.
Ich warte 10 Minuten. Wenn schon nicht auf meine Post, dann auf meinen Ausweis. Er bringt zwei kärgliche Stapel. Es sind nicht meine.
Wenn es eine neue Playstation gibt, liegen die Fans sogar Schlange
"Hausnummer?"
Nach weiteren zehn Minuten ist er wieder da. "Es ist nichts da, bis wann geht die Lagerung?"
"Bis heute."
"Dann wird sie bestimmt morgen dabei sein."
"Ich komme gleich um acht."
"Wir öffnen erst um 9 Uhr, haben aber bis 20 Uhr geöffnet."
Wir blicken beide zu den Schlangen.
"Naja, wenn Sie um sieben Uhr abends kommen, geht die Schlange nicht mehr auf die Straße hinaus."
Vor dem Büro treffe ich den Briefträger. Ich frage ihn nach meiner Post.
"Ja, das ist ne ganze Menge."
"Toll, aber wo?"
"Post in der Bergstraße."
3.: Bergstraße
Ich parke, steige aus. Wenig beschwingt. Ich gebe es zu. Aber: Keine Schlangen auf der Straße.
Überhaupt keine Schlange.
Abgeschlossen.
...und keine Wartezeit ist zu lang für eine gute Party
Ein Schild.
Seit dem 1.3.2001 ist die Post in der Schlossstraße zuständig.
Ich rüttle wie der frühe Gerhard Schröder an der Tür zum Kanzleramt.
Ich schleiche in den Hof, erwische einen Postangestellten. Frage nach meiner Post.
"Schlossstraße."
Haha!
"Eigentlich haben wir keinen Publikumsverkehr."
Ich setze meine Lassieblick auf. Er nimmt meinen Ausweis und verschwindet. Nach zwanzig Minuten bekomme ich eine Wanne voller Post.
Meine Post.
Weltmeister sind aber immer noch die Briten (sagt man)
4.: Privat-Post und Uhlandstraße
Abends gibt mir zu Hause meine Nachbarin die Privatpost. Als Privatlagerung, sozusagen. Das geht ganz schnell.
Zwei Benachrichtigungen über ein Schriftstück. Post Uhlandstraße.
Was wäre E-Mail toll.
Ich muss jetzt los. Tschüß Arbeitstag. Tschüß Welt.
5.: Post ......