Durch den Dax geht ein tiefer Riss
Sechs Jahre nach dem T-Day steht der Index auf Start, Schering und BMW am besten
Berlin - Der noch vor zwei Tagen unaufhaltsam erscheinende Sturz der Märkte ist erst einmal gestoppt. Die Börsianer atmen erleichtert durch; die Kursgewinne sind lindernder Balsam auf ihr zerrüttetes Nervenkostüm. Hinter ihnen liegen Wochen des Schreckens mit Kursausschlägen, wie sie bislang allenfalls aus Schwellenmärkten bekannt waren. Selbst in der Vergangenheit unerschütterliche Standardwerte gingen in den Sturzflug über. Mit der Commerzbank, der Hypo-Vereinsbank, MAN und TUI markierten gleich vier Werte der deutschen Premium-Liga in den vergangenen Tagen ein Zehn- Jahres-Tief. Thyssen-Krupp und Linde erging es kaum besser. Doch wer glaubt, dass mit deutschen Aktien in den vergangenen zehn Jahren überhaupt kein Geld zu machen war, der irrt. Es gibt sie noch, die Perlen, die ihre Aktionäre trotz der beispiellosen Baisse reicher gemacht haben.
Wer im Oktober 1992 jeweils 1000 Euro in Aktien von BMW, Schering und BASF investiert hätte, der hätte gestern über ein Depot im Wert von 12 335,40 Euro verfügen können. Der Dax legte in diesem Zeitraum um rund 96 Prozent zu. Nimmt man den Tag der Erstemission der T-Aktie, den 18. November 1996, als Startpunkt für die "Börsenmania" in Deutschland, sieht die Dax-Bilanz insgesamt zwar mager aus. Das deutsche Leitbarometer notierte gestern Vormittag praktisch genau auf dem Schlussniveau dieses denkwürdigen Tages. Aber die Index-Betrachtung versperrt den Blick auf die dahinter liegenden Einzelschicksale der deutschen Top- Werte. Während Schering und BMW ebenso wie Altana für die vergangenen sechs Jahre immer noch ein eindrucksvolles Kursplus ausweisen können, haben die Papiere von Fresenius Medical Care, Commerzbank und Hypo-Vereinsbank mehr als die Hälfte an Wert eingebüßt. Für Henning Gebhardt, Fondsmanager des DWS- Flaggschiffs Investa, ist dies ein Beleg für die Bedeutung eines aktiven Portfoliomanagements: "Nur mit gutem Stock-Picking ist eine vernünftige Performance zu erzielen."
Dabei sortieren sich die Gewinner und Verlierer der vergangenen sechs Jahre nicht einmal eindeutig nach ihrer Branchengehörigkeit. So weist die Deutsche Bank, trotz zuletzt drastischer Abschläge, noch ein Plus von gut 20 Prozent auf und lässt damit die Bilanz von Commerz- und Hypo-Vereinsbank noch schlechter aussehen. Auch im Automobilsektor ist die Spreu vom Weizen gut zu trennen. Während der Kurs von BMW, nicht zuletzt dank der harten Trennung von Rover, um über 110 Prozent gestiegen ist, hat der margenschwache Massenhersteller VW gerade noch ein Plus von zwölf Prozent zu Buche stehen. Bei Daimler-Chrysler wurde seit dem T-Day sogar Shareholder-Value vernichtet.
Eine Buy-and-Hold-Strategie wäre aber selbst dann, wenn man vor Jahren die Gewinner exakt voraus geahnt hätte, nicht der Königsweg gewesen. "Die langjährigen Performance-Daten spiegeln nicht die Schwankungen des Marktes und die zwischenzeitlichen Trendwechsel wider", so Jens Wilhelm Geschäftsführer von Union Investment. So haben sich die Performance-Wege von BASF und Bayer erst im Jahr 2000 getrennt. Während BASF mit einer klaren Unternehmensausrichtung und der Trennung vom Pharmageschäft punkten konnte, wird bei Bayer, wo der Lipobay-Schock im Chart tiefe Spuren hinterlassen hat, die Mehrsäulen-Strategie bekrittelt. Und auch mit einer heute danieder liegenden T-Aktie wären, wie jeder weiß, zwischenzeitlich schöne Gewinne einzufahren gewesen.
So ist die Tatsache, dass eine Aktie heute auf der Sonnenseite steht, für Gebhardt keine Garantie für die Zukunft: "Nur wenn die Marktpositionierung und die Produktpolitik stimmen und das Management proaktiv agiert, ist eine Outperformance zu erwarten." Angesichts immer rascherer Trendwechsel wachse damit die Bedeutung des Portfoliomanagements. Eine Einschätzung, die Wilhelm teilt: "Die Zeit reiner Buy-and-Hold-Strategien ist vorbei. In hochvolatilen Märkte und bei reduzierten Renditeerwartungen schaffen nur das richtige Timing und eine klare Anlagestrategie Performance."
Quelle: www.die-welt.de
Gruß : Jan v. Nelle
Sechs Jahre nach dem T-Day steht der Index auf Start, Schering und BMW am besten
Berlin - Der noch vor zwei Tagen unaufhaltsam erscheinende Sturz der Märkte ist erst einmal gestoppt. Die Börsianer atmen erleichtert durch; die Kursgewinne sind lindernder Balsam auf ihr zerrüttetes Nervenkostüm. Hinter ihnen liegen Wochen des Schreckens mit Kursausschlägen, wie sie bislang allenfalls aus Schwellenmärkten bekannt waren. Selbst in der Vergangenheit unerschütterliche Standardwerte gingen in den Sturzflug über. Mit der Commerzbank, der Hypo-Vereinsbank, MAN und TUI markierten gleich vier Werte der deutschen Premium-Liga in den vergangenen Tagen ein Zehn- Jahres-Tief. Thyssen-Krupp und Linde erging es kaum besser. Doch wer glaubt, dass mit deutschen Aktien in den vergangenen zehn Jahren überhaupt kein Geld zu machen war, der irrt. Es gibt sie noch, die Perlen, die ihre Aktionäre trotz der beispiellosen Baisse reicher gemacht haben.
Wer im Oktober 1992 jeweils 1000 Euro in Aktien von BMW, Schering und BASF investiert hätte, der hätte gestern über ein Depot im Wert von 12 335,40 Euro verfügen können. Der Dax legte in diesem Zeitraum um rund 96 Prozent zu. Nimmt man den Tag der Erstemission der T-Aktie, den 18. November 1996, als Startpunkt für die "Börsenmania" in Deutschland, sieht die Dax-Bilanz insgesamt zwar mager aus. Das deutsche Leitbarometer notierte gestern Vormittag praktisch genau auf dem Schlussniveau dieses denkwürdigen Tages. Aber die Index-Betrachtung versperrt den Blick auf die dahinter liegenden Einzelschicksale der deutschen Top- Werte. Während Schering und BMW ebenso wie Altana für die vergangenen sechs Jahre immer noch ein eindrucksvolles Kursplus ausweisen können, haben die Papiere von Fresenius Medical Care, Commerzbank und Hypo-Vereinsbank mehr als die Hälfte an Wert eingebüßt. Für Henning Gebhardt, Fondsmanager des DWS- Flaggschiffs Investa, ist dies ein Beleg für die Bedeutung eines aktiven Portfoliomanagements: "Nur mit gutem Stock-Picking ist eine vernünftige Performance zu erzielen."
Dabei sortieren sich die Gewinner und Verlierer der vergangenen sechs Jahre nicht einmal eindeutig nach ihrer Branchengehörigkeit. So weist die Deutsche Bank, trotz zuletzt drastischer Abschläge, noch ein Plus von gut 20 Prozent auf und lässt damit die Bilanz von Commerz- und Hypo-Vereinsbank noch schlechter aussehen. Auch im Automobilsektor ist die Spreu vom Weizen gut zu trennen. Während der Kurs von BMW, nicht zuletzt dank der harten Trennung von Rover, um über 110 Prozent gestiegen ist, hat der margenschwache Massenhersteller VW gerade noch ein Plus von zwölf Prozent zu Buche stehen. Bei Daimler-Chrysler wurde seit dem T-Day sogar Shareholder-Value vernichtet.
Eine Buy-and-Hold-Strategie wäre aber selbst dann, wenn man vor Jahren die Gewinner exakt voraus geahnt hätte, nicht der Königsweg gewesen. "Die langjährigen Performance-Daten spiegeln nicht die Schwankungen des Marktes und die zwischenzeitlichen Trendwechsel wider", so Jens Wilhelm Geschäftsführer von Union Investment. So haben sich die Performance-Wege von BASF und Bayer erst im Jahr 2000 getrennt. Während BASF mit einer klaren Unternehmensausrichtung und der Trennung vom Pharmageschäft punkten konnte, wird bei Bayer, wo der Lipobay-Schock im Chart tiefe Spuren hinterlassen hat, die Mehrsäulen-Strategie bekrittelt. Und auch mit einer heute danieder liegenden T-Aktie wären, wie jeder weiß, zwischenzeitlich schöne Gewinne einzufahren gewesen.
So ist die Tatsache, dass eine Aktie heute auf der Sonnenseite steht, für Gebhardt keine Garantie für die Zukunft: "Nur wenn die Marktpositionierung und die Produktpolitik stimmen und das Management proaktiv agiert, ist eine Outperformance zu erwarten." Angesichts immer rascherer Trendwechsel wachse damit die Bedeutung des Portfoliomanagements. Eine Einschätzung, die Wilhelm teilt: "Die Zeit reiner Buy-and-Hold-Strategien ist vorbei. In hochvolatilen Märkte und bei reduzierten Renditeerwartungen schaffen nur das richtige Timing und eine klare Anlagestrategie Performance."
Quelle: www.die-welt.de
Gruß : Jan v. Nelle