Die Partner wundern sich über Deutschland

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Dixie:

Die Partner wundern sich über Deutschland

 
25.09.01 08:07
Finanzpolitik der Berliner Regierung löst Irritationen in der EU aus


Die Partner wundern sich über Deutschland


Von RUTH BERSCHENS


Was ist bloß mit den Deutschen los? Die Frage stellen sich die Regierungen der EU-Partnerstaaten in diesen Tagen zum wiederholten Male, denn die Kette der Hiobsbotschaften aus der größten Volkswirtschaft Europas reißt nicht ab.
An die traurige Tatsache, dass die einst unangefochtene ökonomische Führungsmacht des Kontinents beim Wirtschaftswachstum auf den letzten Platz zurückgefallen ist, haben sich unsere Nachbarn ja leider schon gewöhnt. Der konjunkturelle Aufschwung hatte Ende der 90er-Jahre hier zu Lande später eingesetzt als in anderen EU-Staaten, der Abschwung kam dieses Jahr früher als anderswo, und jetzt trifft die weltweite Konjunkturschwäche unsere Wirtschaft auch noch heftiger als andere.

Mittlerweile befürchtet die EU-Kommission ebenso wie manches Wirtschaftsforschungsinstitut, dass die deutsche Wachstumsrate dieses Jahr unter die Ein-Prozent-Schwelle abrutscht. So tief ist keine andere europäische Volkswirtschaft gesunken.

In dieser unerfreulichen Lage sorgt die deutsche Finanzpolitik zusätzlich für Verwirrung. Die Nacht-und-Nebel-Steuererhöhung des Bundesfinanzministers überraschte nicht nur die deutsche Opposition, sondern auch die EU-Partner. Hans Eichel hatte seine europäischen Amtskollegen natürlich nicht vorab über diesen Schritt informiert – ungeachtet aller Bekenntnisse zu mehr wirtschaftspolitischer Zusammenarbeit in Europa.

Eichels Griff in die Taschen der Steuerzahler passt nun wirklich nicht zum allgemeinen finanzpolitischen Trend in der EU. Während andere EU-Staaten die Abgaben senken, um die schwache Konjunktur anzukurbeln, macht der deutsche Fiskus plötzlich wieder Kasse. Dies sorgt bei den EU-Partnern – gelinde gesagt – für Erstaunen. Das brachte Eichels französischer Kollege Laurent Fabius beim EU-Finanzministertreffen am Samstag mit aller gebotenen Höflichkeit zum Ausdruck. Die deutsche Steuererhöhung kommentierte Fabius mit einer demonstrativen Aufzählung der Steuersenkungen in seinem eigenen Land und deren hilfreicher Wachstumseffekte.

Der Gouverneur der Banque de France assistierte: Die Politik müsse alles tun, so Jean-Claude Trichet, um die Inflationsrate so weit wie möglich nach unten zu drücken. Nur wenn die Preise stabil blieben, räsonierte Trichet, würden die Menschen mehr konsumieren und der Konjunktur wieder auf die Sprünge helfen. Der Adressat dieser Bemerkungen blieb zwar ungenannt, sollte sich aber dennoch angesprochen fühlen. Die Verbrauchsteuererhöhungen in Deutschland sind jedenfalls nicht geeignet, das Inflationstempo in der EU zu verlangsamen.

Die EU-Kommission bemüht sich derweil, Eichels Überraschungscoup noch eine positive Seite abzugewinnen. Immerhin helfen die höheren Steuereinnahmen dem Bundesfinanzminister dabei, die staatliche Neuverschuldung dieses und nächstes Jahr einigermaßen unter Kontrolle zu halten.

Darüber dürfte EU-Wirtschaftskommissar Pedro Solbes durchaus erleichtert sein. Die gespannte Haushaltslage in Deutschland bereitet dem Kommissar nämlich zunehmend Kopfzerbrechen. Der für die Budgetkontrolle in Euro-Land zuständige Kommissar darf ein konjunkturbedingt höheres Haushaltsdefizit in Deutschland zwar tolerieren, aber nur in engen Grenzen. Bund, Länder, Gemeinden und Sozialversicherungen werden dieses Jahr eine gesamtstaatliche Defizitquote von mindestens zwei Prozent, eventuell sogar mehr ausweisen. Dies geschieht ausgerechnet in dem Land, das immer gesunde Staatsfinanzen in der EU verlangt hat. Darüber wundern sich die EU-Partner – zu Recht.


HANDELSBLATT, Dienstag, 25. September 2001

vega2000:

Leider ist es so !

 
25.09.01 10:36
Als wir nach dem letzten Krieg vor dem nichts standen, haben alle die Ärmel hochgekrämpelt & das aufgebaut, was wir heute Wohlstand nennen.
Zur Zeit befinden wir uns aber in einer Phase des Stillstands, da keiner den Mut aufbringt die nötigen Reformen auf den Weg zu bringen (Steuerreform, Gesundheitsreform, etc.)  
blindfish:

tja, um nochmal aufs Thema zurückzukommen...

 
25.09.01 10:52
vega2000:

@blindfish Gröööööl o.T.

 
25.09.01 10:57
Neee Max!:

Nächstes Jahr wird gewählt, meine Lieben!

 
25.09.01 11:02
Wenn es schon mit den Arbeitslosen, der Renten-, Gesundheits- und Steuerreform nicht geklappt hat, dann wollen wir uns doch wenigstens mit einer weiteren Steuererhöhung gesundsparen.

"Rauchen für den Frieden" hat genauso wie "Autofahren für die Rente" einen sehr faden Beigeschmack und riecht nach Flickschusterei.


Nur meine Meinung.
Dixie:

Und weil das mit dieser

 
25.09.01 11:11
Nacht und Nebel-Steuererhöhung so schön geklappt hat, wollen wir doch mal sehen, für was wir in Zunkunft noch so eben schnell mal Steuern erhöhen können...  :-((
ecki:

Genau: Her mit der CDU und den Spendierhosen!

 
25.09.01 11:15
Schulden sind doch egal.
Neee Max!:

@ecki: Gilt parteiübergreifend! o.T.

 
25.09.01 11:17
Alpet:

Leider ist des doch in der Zwischenzeit

 
25.09.01 11:21
völlig egal, wer an der Macht ist. Es wird nur noch nach parteipolitischen Interessen regiert.

armes Deutschland
boomer:

Alle anderen EU-Länder haben schon lange den

 
25.09.01 11:31
Strukturwandel und notwendigen Sozialstaatsabbau in Angriff genommen.
Dadurch wurden dort die Rahmenbedingungen der Wirtschaft verbessert und die Wachstumskräfte mobilisiert.
Bei uns wird nicht die treibende Kraft der Wirtschaft, nämlich die vielen klein-und mittelständischen Unternehmen, sondern die multinationalen Unternehmen durch die Körperschaftssteuer-Reform entlastet. Das bringt, aufgrund der bekannten Prozesse, jedoch kaum Impulse für die heimische Wirtschaft.
Dixie:

Weil das Geld bei uns diejenigen kriegen,

 
25.09.01 13:43
die am lautesten schreien. Und ist eben nicht die Mehrheit, sondern die Interessengrüppchen.
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