@Kostolenin, die Herausforderung „Daher ist es für mich sehr verwunderlich, dass selbst hier hervorragend involvierte Menschen wie du dlg. tatsächlich dieser Märchenstunde glauben schenken“ nehme ich natürlich gerne an.
Erst mal vorab: ich bin eher ein Aktienmarkt- und Zahlenmensch und kein Techniker. Ich weiß nicht, wer mit welcher Qualität welche Chips produzieren kann, wieviele Leute man dazu braucht, wieviele Jahre man braucht, welche Konkurrenten es gibt, etc. Deswegen bin ich immer wieder erstaunt, wieviele Leute hier im Ariva oder im WO Forum ganz genau wissen, wie das geht, wer die besten Chips hat, wieviele Leute bei Apple daran arbeiten, etc. Da ziehe ich meinen Hut vor.
Zweitens: Du tust so als wäre ich der „Outlier“, die Abweichung von der Norm. Die Realität - ausgedrückt im Aktienkurs - sieht leider anders aus: das zu 95% positive Ariva Forum ist der „Outlier“, da draußen wurde gerade der Kurs halbiert und Analysten, Fonds, HF und institutionelle Anleger trennen sich in Scharen von der Aktie. Natürlich können die falsch liegen, hat es oft genug gegeben, ist aber auch eine riskante (lustige?) Annahme, dass gerade diese einen „Tunnelblick“ haben und nicht das Ariva-Forum?
Drittens: In so einem speziellen Fall Dialog/Apple bringt uns m.E. BWL des ersten Semesters und generische Aussagen über Outsourcing keinen Schritt weiter. Das hätte vor einem Jahr auch seine Berechtigung bzw. Richtigkeit gehabt und trotzdem hat Apple eigene PMIC Kapazitäten aufgebaut.
Viertens: Apple hat schon immer Sachen in Eigenregie entwickelt und nicht 100% outgesourced....und das wurde/wird immer mehr: www.computerworld.com/article/3226391/...-taking-control.html
Fünftens: Wieso sollte eine PMIC Entscheidung von Apple nur aufgrund der Kosten, also BWL 1. Semester, getroffen werden? Warum hält das keiner für möglich, dass es auch andere Gründe gibt? Der Chip ist meiner Kenntnis nach mit der komplizierteste des iPhones, da er mit den meisten anderen Komponenten interagieren muss. Warum sollte nicht auch eine vereinfachte Entwicklung bei Apple dafür sprechen? Weniger Leakage? Kein dutzendfaches PingPong mit Kirchheim am Teck bei jeder Entwicklung? Dazu hat Bagherli gesagt, dass das Design zukünftig ganz anders aussehen könnte, nicht mehr ein Haupt PMIC, sondern vielleicht zig kleinere PMICs für die Hauptkomponenten?
Gerade DA der PMIC wenig kostet, dürfte es Apple wenig kratzen wenn deren Eigenentwicklung 20% teurer wäre als der von Dialog – wenn man das durch die „internen Vorteile“ überkompensiert. Dass Apple das nicht beim >100 USD Speicher macht, den zig Hersteller bieten können, ist nachvollziehbar.
Apple verkauft 300 Mio Geräte und hat bisher nur Dialog als PMIC Lieferanten. Würde man nicht alleine aus Risiko-Gründen eine Zweit-Kapazität aufbauen (müssen)? Dialog macht zwischen 250-300 Mio USD Nettogewinn...für Apple nen Klacks, aber könnte das auch eine Rolle spielen? Warum baut Apple sogar schlechtere Intel Modems ein, obwohl die Qualcomms besser sind?
Sechstens: was heißt denn „Märchenstunde“? JB hat selbst bestätigt, dass Apple jetzt die Kapazitäten hat – etwas, das hier kategorisch ausgeschlossen wurde bisher.
Letzter Punkt: ich glaube nicht, dass Dialog in 2019 im Top iPhone rausfliegt. Vielleicht fliegt Dialog auch nie raus und Apple hat seine eigenen Jungs nur als „back-up“. Aber alleine das Risiko, jedes Jahr im Februar mit einem Verlust von 0-70% im nächsten Jahr berichten zu müssen, und der zusätzliche Druck auf die Margen, rechtfertigt eine Kursabschlag – auch wenn ich den jetzigen für sehr übertrieben halte.
Aber dieses „Tunnelblick, Lemminge, alle sind doof außer mich“ – Ansatz ist mir zu einfach gedacht.
Zurück
